Mit schweren Augenlidern ließ ich mich auf den dunkelblauen Sitz am Fenster des Zuges fallen, stellte meine braune Tasche vor mir auf den Boden und schloss müde meine Augen, versuchte mich still zu entspannen. Ein langer, nicht zu enden wollender Arbeitstag lag hinter mir und nun, auf den letzten paar Metern nach Hause, fühlte ich mich schlapper denn je. Der Himmel war gezeichnet von dunklen Wolken und ich erinnerte mich an den Wetterbericht am Morgen, welcher für den Abend starkes Gewitter vorhergesagt hatte. So etwas wie Glück hatte ich im Moment nicht auf meiner Seite, denn schon draußen beim Warten hatte ich einige Tropfen auf meinen nackten Armen aufkommen spüren. Im Moment war die ganze Welt gegen mich, schon seit sicher einer Woche und obwohl ich keinen Grund dazu hatte, war ich unmotiviert und ständig müde. Auch meinen Kollegen fiel auf, wie ich in Gedanken ein unbezwingbares Monster bekämpfte und obwohl ich ihnen stets versicherte, mir ging es gut und ich brauchte niemandes Hilfe, litt ich unter der Einsamkeit meines Lebens.
In diesem Zug befanden sich außer mir noch neun andere Personen, von denen zwei ein altes Ehepaar waren, vier waren ein paar junge Mädchen, welche nahezu jeden Tag in die Innenstadt fuhren und ihren Nachmittag dort verbrachten, und zwei junge Männer, die wie ich ebenfalls von der Arbeit nach Hause fuhren. Schon seit Jahren fuhr ich mit diesen Menschen Abend zurück zu meiner Endhaltestelle, mir fiel sofort auf, wenn einer von ihnen fehlte und auch außerhalb dieses Zuges grüßte ich sie, traf ich eine dieser Personen auf der Straße, umgekehrt war es genauso und ich liebte dieses unsichtbare Band der Bekanntschaft sehr, schließlich hatte ich so zumindest hier immer jemanden, mit dem ich reden konnte. Zuhause saß ich meist allein in meinem Bett, sah mir Serien und Filme an, oder arbeitete einfach weiter, zumindest wenn ich noch etwas tun konnte, doch das wollte ich eigentlich nicht. Noch vor kurzem, vor etwa zwei Monaten, führte ich noch eine mehr als nur schöne Beziehung mit einer Frau, ihr Name war Madina. Ich hatte immer gedacht, es wäre alles gut zwischen uns und sie wäre glücklich, doch so war es nicht. Erst Monate später, nach dem ersten Mal, fand ich heraus, dass sie mich mit einem anderen Mann betrogen hatte und trennte mich daraufhin von ihr.
Kurz bevor sich die Türen schlossen, stieg ein mir nicht gänzlich unbekannter Mann ein und ließ sich seufzend einen Sitz weiter mir gegenüber nieder. Grüne, dunkle Augen waren das erste, was ich an ihm als imponierend empfand. Sie strahlten genauso wenig, wie die meinen und wirkten fast schon matt, ebenso müde und doch erschienen sie mir als schön. Auf seiner Nase saß eine schwarze Brille, durch die seine Augen leicht vergrößert wirkten und so wie auch ich, war er glattrasiert. Ein leichter rot Schimmer lag auf seinen Wangen, daher war nur zu vermuten, dass er sich beeilt hatte, um diesen Zug zu erwischen und auch an seiner Atmung merkte ich das, da sie leicht beschleunigt war. Anders als ich, trug er einen schwarzen Hoodie und eine ebenso schwarze Jeans, obwohl wir eigentlich Sommer hatten und diese Klamottenwahl eher in die darauffolgende Jahreszeit einzuordnen war, standen ihm die Klamotten sehr gut. Nur ein paar Zentimeter war der sicher Jüngere größer als ich, vielleicht fünf, doch so etwas störte einen nicht, wenn die Person einem wirklich wichtig war. Ich kannte den langhaarigen, Brünetten nicht und doch verspürte ich eine gewisse Verbundenheit zu ihm, nicht zuletzt deshalb, weil er sich neben mich gesetzt hatte, obwohl noch viele andere Plätze frei waren und er auch einfach seine Ruhe hätte haben können.
Der Zug setzte sich in Bewegung, weshalb ich einmal kurz nach vorne schwenkte, da ich nicht in Fahrtrichtung saß, so wie es der hübsche Brünette tat, welcher müde in seinem Rucksack kramte und einen Block herausholte, mitsamt einem Bleistift und Radiergummi. Mein Blick haftete interessiert auf ihm, wie er einmal müde gähnte, dabei niedlich seine Augen zusammenkniff, wie eine kleine Katze, und dann das erste Mal seinen Blick hob, und ihn genau auf mich lenkte. Still musterte er mich und sah mir dabei zu, wie ich schüchtern meinen Kopf senkte und wie mir peinlich berührt Schamesröte in die Wangen stieg. Sicher musste es für den Grünäugigen so wirken, als hätte ich ihn seit seinem Eintreten in diesen Zug genau im Blick gehabt und beobachtet, und nun hielt er mich für einen Perversen oder sogar für etwas viel Schlimmeres. In diesem Moment wünschte ich mir, ich könnte in seinen Kopf hineinschauen und sagen können, was ihm durch eben diesen ging, und wie er mich wahrnahm, doch das ging nicht. Niemals würde ich das Erfahren, es würde ein ungelüftetes Geheimnis bleiben, welches der Jüngere mit in sein Grab nehmen würde. Nur, wenn ich ihn darauf ansprechen würde, bekäme ich meine gewünschte Antwort und müsste nicht mehr mit der Ungewissheit leben, nicht zu wissen was der Brünette von mir hielt, doch ihn ansprechen wollte ich auch nicht. Nicht, weil ich zu schüchtern für so etwas war, denn das war ich nicht, sondern weil es mich noch viel komischer machen würde in seinen Augen.
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Kürbismaske Oneshots! Und eine Priese Zomdado :3
FanfictionHier werden immer mal wieder neue Oneshots über mein Lieblingsshipping Kürbistumor erscheinen :3 -Besonders zu empfehlen: •It wasn't my Fault! #Kürbistumor •Im Regen sieht man meine Tränen nicht! Kürbistumor -Chronologisch nach dem upload Datum geo...