Frohe Weihnachten! #Kürbismaske (1/7)

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Eine weiße Weihnacht, das war alles was ich wollte. Schon seit mehr als zehn Jahren hatte es nicht mehr richtig geschneit und jedes Jahr aufs Neue hoffte ich etwas Schnee sehen zu dürfen, drinnen mit einem heißen Kakao zu sitzen und meinem Freund, der mit mir den Grinch guckte, ein entspanntes Weihnachtsfest zu verbringen, doch jeden Winter wieder wurde ich enttäuscht. Das Schicksal wollte wohl einfach nicht, dass ich jemanden fand, der mich liebte und der mit mir ein paar Weihnachtskekse backte, abends klassische Weihnachtsfilme guckte und sich mit mir zusammen hässliche Weihnachtspullis anzog, doch daran hatte ich mich bereits gewöhnt. In der Großstadt, in welcher ich bis zum Frühjahr noch gelebt hatte, war alles so voll und kalt, irgendwie ganz herzlos und da mich dort sowieso nichts hielt, alle Männer, die ich dort getroffen hatte, hatten sich schon nach kurzer Zeit wieder von mir getrennt, da sie mit meiner recht aufgedrehten Persönlichkeit nicht klarkamen, und deshalb war ich ohne zu zögern hier her gezogen, in ein kleines Dorf, vor einer Kleinstadt. Hier lebten vor allem viele ältere Menschen, welche ihr ganzes Leben hier verbracht hatten, doch auch einige kleine Familien waren hier zu finden und mit diesen verstand ich mich immer am besten. Das einzig traurige hier war, dass fast niemand außer ich sein Haus schmückte, zu keinem der Feiertage im Jahr.

„Darf ich dieses Mal klingeln?", vernahm ich die Stimme eines vielleicht sechsjährigen Jungen, dessen Kopf von einer roten Weihnachtsmütze bedeckt wurde und ich begann zu schmunzeln, als ich sah, wie süß seine Augen dabei glitzerten. Ich hatte eigentlich gedacht, als ich hier hergezogen war, dass zumindest ein paar Menschen meine Weihnachtsstimmung teilen würden und in der Hoffnung ein wenig Liebe zu verbreiten, hatte ich ein paar Flyer verteilt und ein paar Familien zusammengesammelt, um gemeinsam den Menschen Zuhause Weihnachtslieder vorzusingen. Als meine Mutter einmal mit mir in Amerika war zu Heiligabend, wir hatten meine älteste Schwester und ihren Mann besucht, da hatte ich einen so ähnlichen Umzug gesehen und wollte am liebsten mitlaufen, doch damals konnte ich weder Englisch, noch kannte ich mich aus und da ich dachte, dass sowas ganz lustig werden könnte hier in Deutschland, hatte ich versucht genau so etwas zu organisieren. Wie ein kleines Kind hatte ich mich gefreut, als tatsächlich einige Eltern bei mir angerufen hatten und sich nach weiteren Informationen erkundigt hatten. Am Ende waren wir mehr als vier Familien, welche mit mir durch die Straßen des Dorfes zogen und Weihnachtslieder sangen. Es war so schön zu sehen wie viel Spaß die Kinder daran hatten ihren Nachbarn etwas vorzusingen, beim laufen zum nächsten Haus selbstgebackene Kekse zu essen, für welche ich schon früh am Morgen aufgestanden war um sie bis zum späten Nachmittag fertigzubekommen, und was auch nicht fehlen durfte, einen warmen Kakao mit Marshmallows zu trinken. Auch für die Eltern hatte ich etwas dabei, selbstgemachten Weihnachtspunch nach dem Rezept meiner Mutter und wie ihre Kinder, bedankten sie sich bei mir und folgten mir fröhlich durch die Straßen.

„Klar!", erlaubte ich grinsend, während ich mich zu der kleinen Gruppe stellte und darauf wartete, dass jemand die Tür öffnete. Mit Mühe stellte sich der kleine blonde Junge auf seine Zehenspitzen, um die Klingel zu erreichen und flüchtete schnell zu seiner Mutter, als er hörte, wie die Klingel ein lautes Geräusch verursachte, was uns alle zum kichern brachte. Wir waren schon fast am Ende unserer kleinen Tour angekommen, das hier war eines der letzten Häuser und es gehörte einer kleinen Familie, welche ich schon kennenlernen durfte. Ein junges Paar lebte in dem Haus, mit einem dreizehnjährigen Sohn und einer siebenjährigen Tochter, welche jedoch nicht an diesem Umzug teilnehmen wollten. Die Frau war mir von vornherein unsympathisch gewesen, da sie immer sehr genervt wirkte und nicht wirklich auf ihre Kinder aufpasste, sondern immer, wenn ich sie gemeinsam draußen spazieren sah mit jemandem telefonierte, statt sich mit den kleinen zu unterhalten. Ich verstand nicht, wie man als Mutter so unmotiviert sein konnte und sich kein bisschen um seine eigenen Kinder scheren konnte wie sie, das würde ich niemals so machen, wäre ich sie. Die beiden Kinder waren eigentlich wirklich süß und auch noch so unterschiedlich vom Charakter her, dass es schon fast nicht zu glauben war, dass sie beide die Kinder ihrer Eltern waren. Während das Mädchen ein wahrer Wirbelwind war, welches gerne draußen spielte und Abendteuer erlebte, war der Junge gerne drinnen und las Bücher oder spielte Videospiele. Er ähnelte seinem Vater stark, welcher ebenfalls sehr ruhig war und sich doch rührend um seine kleinen kümmerte, für sie da war und mit ihnen über ihre Probleme sprach, wann auch immer sie welche hatten. Im Sommer hatte ich nicht gerade wenig beobachten können, wie er mit seiner Tochter im Garten Fußball spielte und wie er später drinnen mit seinem Sohn etwas gezockt hatte, während er für beide Essen gekocht hatte. Würde er nicht ein Familienvater sein, hätte ich mich sicher schon längst an ihn rangemacht, denn auch sein Aussehen an sich war ein Traum, doch konnte ich nicht einfach eine glückliche Familie zerstören, auch wenn ich fand, dass die Kinder noch jemand anderen verdient hatten, der sich um sie kümmerte, um ihren Vater zu entlasten.

Kürbismaske Oneshots! Und eine Priese Zomdado :3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt