Kapitel 56

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Nach einer weiteren Stunde betrat endlich eine Frau das Büro. Sie stellte sich als Ms. Roods vor, sie war etwa so alt wie May und schien eigentlich gar nicht so schlimm zu sein. Ms. Roods forderte mich auf mit ihr zu gehen, zu mir nach Hause. Wir verließen Mr. Baker's Büro. Im Sekretariat standen Peter und May, Peter wollte auf mich zu komen, doch da rief Mr. Baker ihn und May schon in sein Büro. Zuhause angekommen stellte Ms. Roods ihre Reisetasche ab und ich führte sie ins Gästezimmer.

„Sie sollen jetzt also auf mich aufpassen, mh?!"

„So in etwa, aber nimm das nicht zu ernst, bestimmt bin ich schneller wieder weg, als du denkst. Das klärt sich bestimmt schnell auf, du kommst mir nicht so vor, als würdest du dich selbst verletzen und der Junge um den es geht, dieser Peter, das war doch bestimmt der im Sekretariat vorhin, oder?"

„Ja war er."

„Er sieht nicht gerade gewalttätig aus."

„Liegt daran, dass er es nicht ist!"

„Wer war die Frau, die bei ihm war? War das seine Mutter? Ist ihr Name zufällig May?"

„Ja, ihr Name ist May. Woher wissen sie das? Aber sie ist seine Tante, seine Eltern sind tot. Mehr weiß ich nicht, Peter redet nicht darüber."

„So, so, May Parker also. Wow, hätte nie gedacht, dass ich sie nochmal wiedersehe. Wir waren mal ziemlich gute Freundinnen, aber wir haben den Kontakt verloren. Ich werde mich mal mit ihr treffen, jetzt hab ich mal einen Grund."

„Ziemlich großer Zufall, denken sie nicht?"

„Ja, aber ein willkommener! Du kannst mich übrigens duzen, ich bin Ruby. Du wirst merken, ich bin gar nicht so übel."

„Wir werden sehen."

Sie schien wirklich ganz in Ordnung. Es war ein komisches Gefühl nicht mehr alleine in der Wohnung zu sein. Außer May war schon ewig kein Erwachsener länger als einen Tag hier gewesen. Ruby richtete sich im Gästezimmer ein, während ich mich in meinem Bett verkroch. Meine Laune war im Keller. Da waren zu viele Gefühle auf einmal in mir. Ich war wütend, traurig, besorgt und verunsichert. In meine Bettdecke eingerollt lag ich da. Es klopfte an meiner Zimmertür.

„Wäre es ok, wenn ich mich mit May hier treffe? Ich darf dich nur in der Schule alleine lassen, also kann ich nicht weg."

„Klar.", antwortete ich ohne sie anzusehen. „Außerdem hilft es mir ja vielleicht auch, wenn ihr so schnell wie möglich redet."

Keine Ahnung wie lange ich noch so im Bett lad, aber anscheinend lange, denn ich bemerkte, wie es draußen bereits dämmerte. Ich stand auf und verließ das Zimmer. Im Wohnzimmer gesellte ich mich zu Ruby.

„Ich habe May erreicht, sie wird in einer halben Stunde herkommen, wir werden reden, über uns und dich und Peter und was wir am besten tun. Danach werden wir zusammen essen, ach ja und ich habe sie gebeten Peter mitzubringen."

„Wirklich? Ich dachte ich darf ihn weder sehen, noch mit ihm sprechen?"

„Ja, das wird wahrscheinlich auch erstmal das letzte Mal sein, dass ihr miteinander reden könnt. Aber erzählt es keinem, es sollte besser keiner wissen, dass wir schon am ersten Tag die Anweisungen missachten. Ich glaube nicht, dass deine Verletzungen von ihm oder dir selbst kommen, also kann ich auch zulassen, dass ihr euch wenigstens vernünftig voneinander verabschieden und nochmal reden könnt. Außerdem finden wir vielleicht alle gemeinsam eine Lösung."

„Oke, danke! Du bist wirklich gar nicht mal so übel, ich denke ich könnte dich mögen!"

Ich hörte die Wohnungstür auf und zu gehen und wenige Sekunden später betrat Peter mein Zimmer. Er zog mich an sich.

„Wie geht's dir?"

„Ganz ehrlich...ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wie's mir geht, jedenfalls nicht gut."

Peter gab mir einen Kuss auf die Stirn und wollte dann wissen, was am Vormittag alles bei Mr. Baker passiert war.

„Was ist passiert? May und mir wurde nur gesagt, dass ich dich nicht sehen und nicht mit dir sprechen darf, aber trotzdem sind wir jetzt hier."

Es dauerte einige Minuten alles zu erzählen, aber ich wollte nichts auslassen. Als ich mit dem Berichten fertig war, wartete ich auf Peter's Reaktion. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Ihm standen die Tränen in den Augen. Ihn so zu sehen war selten, er weinte eigentlich fast nie.

„Ich würde dir doch nie wehtun!"

„Ich weiß."

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Wange. Er versuchte sein Gesicht weg zu drehen, er weinte nicht gern vor anderen.

„Hey...vor mir musst du dich nicht verstecken! Lass mich auch mal für dich da sein!"

Endlich ließ Peter es zu. Wir legten uns auf mein Bett, einander zugewendet lagen wir auf der Seite. Peter legte seine Hand unter meinem Shirt auf meinen Rücken und ich drückte mein Gesicht an seinen Hals. Seine Brust bewegte sich in kleinen ruckartigen Bewegungen auf und ab, er versuchte das Weinen zu unterdrücken.

„Peter- es ist okay!"

Im nächsten Moment spürte ich schon seine Tränen auf mein Gesicht tropfen, eng kuschelte ich mich an ihn. Nach kurzer Zeit hatte er sich wieder beruhigt, er strich mir noch ein paar Mal über den Rücken und löste dann unsere Position. Er setzte sich auf und rutschte zum Kopfende hoch, um sich anzulehnen, dann klopfte er sich auf die Oberschenkel, um mir zu signalisieren, ich solle zu ihm kommen. Also legte ich meinen Kopf auf seinen Schoß. Mit seiner rechten nahm er meine linke Hand und hielt sie ganz fest, mit der anderen spielte er in meinem Haar herum.

„Die können doch nicht ernsthaft denken, ich würde dich verletzen oder du würdest das selbst tun.", sagte er ungläubig.

„Genau das denken die, aber ich glaub wirklich Ruby, also Ms. Roods, kann das hinbiegen. Sie glaubt uns. Vielleicht werd ich ihr sogar erzählen, dass Flash hinter diesen Anschuldigungen steckt. Das wird sich alles klären, hoffe ich. Aber..."
Ich richtete mich auf bevor ich weiter sprach.
„Aber ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr! Ich will einfach nur noch meine Ruhe haben. Eine Woche, eine Woche würde mir reichen. Eine Woche ohne Flash, ohne irgendwelche Kämpfe, ohne alles!"

„Auch ohne mich?"

„Nein, von dir brauch ich doch keine Pause."

Wenn Peter bei mir war, fühlte ich mich immer wohl. Natürlich war ich auch glücklich, wenn ich mit meinen anderen Freunden zusammen war. Ich hatte immer viel Spaß mit MJ, Ned und Riley, aber niemand machte mich so glücklich wie Peter. Es machte mich traurig, dass ich so schlecht darin war über meine Gefühle zu sprechen. Nur zu gerne hätte ich ihm das alles gesagt, aber ich konnte nicht. Vielleicht irgendwann.

„Ich kann auch nicht mehr, ich bräuchte auch mal ne Pause.", gab er zu.

Keine Ahnung was ich noch hätte sagen sollen, also rutschte ich neben ihn und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

„Sobald wir uns wieder sehen dürfen, fahren wir ein paar Tage weg. Nur wir zwei!"

„Okay, hört sich gut an!"

Peter sah mich an, wie immer wenn er mich eine Weile so beobachtete, musste ich anfangen zu lächeln. Langsam rollte ich herum, sodass ich auf seinem Schoß saß. Immer noch lächelnd, begann ich ihn zu küssen, wobei ich meine Hände auf sein Gesicht legte. Nun spürte ich auch seine Hände, wie sie auf meinen Hüften lagen.

„Kommt ihr? Wir essen jetzt!"

-Peter-

Ms. Roods rief aus der Küche. Lyra wollte schon aufstehen, doch ich hielt sie fest. Auf diese Weise hatte sie mich noch nie geküsst und ich wollte nicht, dass sie aufhörte.

„Warte noch kurz! Hör nicht auf!"

Zart fuhr ich mit meinen Fingern über ihre Taille und zog sie näher an mich. Für einen Moment machten wir einfach so weiter wie davor, doch als Ms. Roods zum wiederholten Mal nach uns rief, standen wir auf und ließen sie und May nicht länger warten.

Peter Parker -  I'm with you, no matter whatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt