Zenith Teil 2

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Es war dunkel und die Großstadt erstrahlte in ihrer ganzen Pracht, als wären Milliarden von Sternen auf die Erde herabgesunken. Vieles blinkte mit bunten Lichtern: Werbungen auf riesigen Bildschirmen versuchten das Interesse der Leute zu gewinnen und sie zum Kaufen aufzufordern, Attraktionen im anderen Winkel der Stadt versuchten die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken mit Riesenrad und Achterbahn. Die vergnügten Schreie der Leute waren bis hierhin zu hören.

Riesige Gebäude und Wolkenkratzer ragten in den Formen einer wahren Zukunftsstadt, wie sich die Leute auf der Erde nur erträumen könnten, in den Himmel hinauf. Durch die Glasfenster konnte man verschiedene Szenerien beobachten. Man konnte sehen, wie Leute ihren eigenen Dingen nachgingen, ihr eigenes Leben lebten. In einigen Restaurants konnte man beobachten, wie die Leute von menschenähnlichen Robotern bedient wurden. In einem anderen Restaurant war nicht einmal die Bedienung nötig: Durch eine Luke gelangte das Essen bereits automatisch auf den Tisch und man musste nicht einmal lange warten. Es war nichts Ungewöhnliches, es gehörte zur Normalität.

Fußgängerwege wurden in einer schwindelerregenden Höhe gebaut. Sie schlangen sich um die riesigen Gebäude herum und erstreckten sich über größere Abstände, nur unterbrochen durch einige quadratförmige Flächen, auf denen normalerweise kleine Parks angelegt waren. Eigentlich konnte man gar nicht den Erdboden von dieser Höhe sehen, die Gebilde schienen einfach aus der Tiefe herauszuschießen.

Straßen für Autos waren Schnee von gestern. In der heutigen Zeit benutzte man statt Bussen Raumschiffe und die Autos konnten fliegen. Air-Trains ersetzten Schienenzüge, und sie fuhren viel schneller als es vorher möglich gewesen war. Natürlich gab es unter diesen fliegenden Transportmitteln auch Verkehrsregeln, ansonsten hätte es Chaos gegeben. Nur ab und an, wenn man in den Himmel sah, konnte man vielleicht ein vorbeisausendes Auto mit einer Sternschnuppe verwechseln. Einige konnten den Adrenalinkick einfach nicht lassen.

Kaum zu glauben, aber man brauchte nur spezielle Magie, die Magie der Technologie, die viele von den Leuten besaßen, um ganz einfach Strom und Energie zu erzeugen. Man könnte beinahe schon einen Überfluss davon produzieren, aber die Regelung achtete streng darauf, dass es nicht zu viel wurde, außer natürlich bei Ausnahmefällen.

So wurde auch das Ganze hier ermöglicht: das ganze Licht, der Strom für die Transprotiermöglichkeiten, die gesamte Stadt...

Das alles betrachtete Xavier vom Dach eines der hohen Gebäude.

So sah Elonda bei Nacht aus, die fünftgrößte Großstadt auf Zenith. Er hatte das schon so viele Male gesehen, so viele Male ihre Pracht bewundert und dennoch konnte er sich einfach nicht sattsehen.

Auf einmal ertönte ein Knacken aus seinem Ohrstecker. „Xavier, bist du auf deinem Posten?", ertönte die Stimme seines Vorgesetzten.

„Ähm, nun ja..."

Er hörte ein Seufzen. „Xavier, ich weiß, dass du die Aussicht dort liebst. Sie ist wundervoll, ja, aber wir haben nun mal unsere Verpflichtungen. Und deine ist nebenbei sehr wichtig. Vor allem wegen den Geschehnissen in letzter Zeit-"

„Ich weiß, ich weiß", unterbrach ihn Xavier, da er stundenlang über besagte Geschehnisse sprechen konnte, wenn er in Fahrt geriet. „Meine Schicht fängt sowieso erst in zehn Minuten an."

„Lieber ein paar Minuten zu früh als zu spät."

Xavier verdrehte die Augen. Einer seiner Lieblingssätze schon wieder.

„Du solltest jetzt zum Kontrollraum gehen und ihn mit Nathan bewachen."

„Gut."

Noch ein letzter Blick über die Stadt, dann drehte sich Xavier weg. Er ging zur Mitte des Daches und blieb kerzengerade auf der Stelle stehen. Kurz darauf formte sich ein kleines Quadrat um ihn herum, das in einem intensiven Neongrün aufleuchtete, und schon spürte er den Zug, als die Plattform ihn nach unten beförderte. Das viereckige Loch über ihm schloss sich. Weiße Lichter sausten an ihm vorbei, während er hinunterfuhr. Es dauerte nicht lange, da wurde die Plattform immer langsamer bis sie endgültig zum Stehen kam. Vor dem jungen Mann formte sich eine Tür, durch die er sogleich passierte und diese kurz darauf wieder hinter ihm verschwand.

Er befand sich in einem menschenleeren und nur spärlich beleuchteten Flur. Von nicht allzu weit weg hörte er Stimmengewirr, Leute, die sich über dieses und jenes unterhielten. Diesen Gang trennte eine dicke Wand von einem der überfülltesten Fluren dieses Gebäudes, wo alles hell erleuchtet war und sich die Menschenmassen durchdrängelten.

Er lächelte leicht in sich hinein bei dem Gedanken, dass die Leute ja überhaupt keine Ahnung hatten, was sich hier in ihrer Nähe befand.

Xavier ging den scheinbar leeren Flur entlang. Natürlich trug der Schein, er wusste nämlich, dass in den Schatten versteckt Kameras waren und wahrscheinlich jeden seiner Schritte stumm mitverfolgten.

Am Ende des Ganges befand sich eine große Tür aus Beton. Auf den ersten Blick wirkte sie ganz schlicht und leicht zu öffnen doch in Wirklichkeit schützen sie komplizierte Codes und die größten Sicherheitsvorkehrungen wurden vorgenommen. Denn dahinter befand sich der Kontrollraum, der einen Drittel der Stadt mit Strom versorgte. Die anderen zwei Kontrolleinheiten befanden sich an den jeweils anderen Enden von Elonda, weit von hier entfernt.

Aber das kümmerte ihn gerade wenig. Seine Aufgabe war es immerhin nur diese eine Tür zu bewachen.

Er nahm seinen Posten ein und wartete auf die andere Wache. Die Zeit verstrich, aber es kam immer noch niemand. Es war den Wachen verboten sich zu bewegen, bis man sie ablöste. Natürlich gab es da Ausnahmen, aber für die musste man zuerst Bescheid geben.

Langsam wurde Xavier ungeduldig und trat von einem Fuß auf den anderen. Er blickte auf die Digitalarmbanduhr.

Das war doch wohl nicht wahr! Nathan war schon eine Viertelstunde zu spät!

Genau in diesem Moment hörte er merkwürdige Geräusche aus dem Raum hinter der Betontür.

Konnte es sein...? Ein Einbrecher?

Schon wieder ertönte dieses Rumpeln. Ohne weiter darüber nachzudenken drehte er sich zur Tür um, entsicherte alles, gab die Codes ein und ließ sich anschließend von Kopf bis Fuß scannen.

Wie konnte ein Einbrecher überhaupt dort hineingelangen? So viele Sicherheitsvorkehrungen wurden doch getroffen...!

Kurz darauf öffnete sich die Tür zischend und er trat ein. Im Raum schien nichts Verdächtiges. Dort war der Tisch voller Schalter, Knöpfen und Tasten, über ihm die Bildschirme einiger Überwachungskameras. An den anderen Wänden standen riesige zylinderförmige Geräte die ein Summen von sich gaben. Rechts neben ihm an der Wand hing ebenfalls ein Bildschirm der das ganze Stromnetz der Stadt in grün anzeigte.
Es schien alles in Ordnung zu sein.

An den Decken sah man die Kabel entlang verlaufen und in der Mitte des Raums befand sich ein quaderförmiger, schwarzer Behälter, der Boden mit Decke verband.

Als er gerade einen Schritt machte, stieß er gegen etwas. Oder besser gesagt jemanden. Er blickte nach unten und entdeckte einen bewusstlosen Nathan. Bevor er aber irgendetwas machen konnte, spürte er einen harten Schlag auf den Hinterkopf und alles wurde schwarz.

Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt