Schlagartig war Bloom hellwach und versuchte den Angreifer von sich zu stoßen.
Erfolglos. Er rührte sich keinen Millimeter.
Bedaure das böse Erwachen, Bloom, aber ich fürchte unsere zweite Mission ruft.
Sie erstarrte als sie seine Stimme in ihrem Kopf hörte. Das spärliche Mondlicht beleuchtete nicht viel vom Zimmer, aber genug, dass sie seine Silhouette nun deutlich erkennen konnte. Seine Augen blitzten ihr belustigt entgegen.
Als er sich vergewissert hatte, dass sie sich wieder beruhigt hatte, nahm er ihr seine Hand vom Mund und richtete sich wieder auf.
Ich würde vorschlagen, wir brechen gleich auf.
Und kurz darauf erschuf er ein Portal.
Bloom sprang entgeistert aus ihrem Bett auf. „Bist du-!?" Sie schlug sich die Hand auf den Mund, als ihr klar wurde, wie laut sie gerade war.
Valtor verlor keine Zeit. Er packte sie an ihrem Arm und zog sie mit sich durch das Portal hindurch.
Auf der anderen Seite war es so hell, dass Bloom ihre Augen geblendet zusammenkneifen musste. Doch das hielt sie nicht auf. Sofort befreite sie sich aus Valtors Griff heraus und wirbelte zu ihm herum.
„Bist du eigentlich wahnsinnig?! Was wenn das jemand mitbekommen hat? Oder was wenn Miss Faragonda das spüren konnte?", fauchte sie und gestikulierte wild in die Richtung, wo das Portal noch vor kurzem gewesen war.
Valtor blieb jedoch unbeeindruckt. „Das hat niemand mitbekommen, ich habe schon dafür gesorgt."
So einfach gab sie aber nicht auf. „Warum überhaupt ein Portal erschaffen? Du hast dich doch auch einfach in mein Zimmer teleportiert!"
„Weil man diese Welt hier nur durch ein Portal erreichen kann."
Erst jetzt wurde sich Bloom ihrer Umgebung bewusst. Und was sie sah, stockte ihr den Atem.
Sie befanden sich mitten auf einem breiten Weg, der von hohen Felsenwänden umrahmt war. Um sie herum türmten sich die dickstämmigen Bäume so hoch auf, dass sie ihren Kopf in den Nacken legen musste um deren prächtige Baumkronen aus leuchtend gelbgrünen Blättern bewundern zu können. Deren Äste streckten ihre Finger so weit aus, dass sie sich mit denen der anderen Bäume überlappten und in den Schatten der Blätter erkannte sie kleine, flimmernde Lichtpünktchen, die sie an Glühwürmchen erinnerten.
Von irgendwoher, nicht weit von hier entfernt, vernahm sie das Rauschen eines mächtigen Wasserfalls und eine angenehm kühle Brise trug den Geruch von Sommerregen zu ihr.
Mit einem Mal war ihre Wut komplett verpufft.
„Wo sind wir hier?", hauchte sie bewegt.
Valtor gab einen nachdenklichen Laut von sich. „Diese Welt hat viele Namen. Der gängigste von allen ist jedoch »Kozmirar«, was so viel bedeutet wie »die Welt der Alpträume«."
Überrascht blickte sie zu ihm. „»Die Welt der Alpträume«? Aber warum das?"
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem geheimnisvollen Lächeln. „Eine kleine Warnung an die Reisenden, sich nicht vom Schein trügen zu lassen." Er wandte seinen Blick zur Seite und betrachtete den Weg. „Nicht, dass es hier überhaupt welche gibt. Nur sehr wenige wissen, dass diese Welt jenseits von Raum und Zeit existiert."
Sie folgte seinem Blick und abermals stutzte sie. Erst jetzt bemerkte sie die übergroßen Spielfiguren und Würfel, die scheinbar willkürlich den Weg säumten. Glasmurmeln mit leuchtenden Blüten und Pilzen in ihrem Inneren zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich, und sie konnte nicht umhin als ihre Schönheit zu bewundern. Der Weg selbst bestand teilweise aus schachbrettartigen Bruchstücken von Fliesen.
„Eine Welt jenseits von Raum und Zeit?", wiederholte sie seine Worte.
„Ganz genau." Valtor ging los in Richtung des Sonnenlichtes, das sie am Ende des Weges sehen konnte. „Diese Welt ändert nämlich ständig ihren Standort und die Zeit hier hat einen ganz anderen Fluss, als du es gewohnt bist."
Bloom folgte ihm stumm. Egal wo sie hinsah, immer wieder fand sie etwas Neues. Einmal hatte sie sogar ein Marmeladenglas auf einem kleinen Felsenvorsprung an der Wand entdeckt, das eine kleine Mini-Gewitterwolke mit ziemlich echt aussehenden Blitzen in sich trug. Ein anderes Mal hatte sie eine Kommode bemerkt, die von den Wurzeln der Bäume umschlungen war und kopfüber stand. Und wieder ein anderes Mal war sie an einem ganzen Bücherregal vorbeigegangen, das scheinbar mit der Felsenwand verschmolzen war.
Und sie hatte gedacht, dass es in den Magischen Dimensionen nicht merkwürdiger ging.
Doch so verwunderlich und wundersam ihre Umgebung auch war, der Name dieser Welt beunruhigte sie. Und noch mehr beunruhigte es sie nicht zu wissen, warum Valtor sie hierher gebracht hatte.
„Was hast du hier eigentlich vor?", fragte sie. Und da sie sich ihren Kommentar nicht verkneifen konnte, fügte sie hinzu: „Wieder etwas stehlen?"
Er schnaubte. „Man kann es wohl kaum als stehlen bezeichnen, wenn dieser Gegenstand niemandem gehört."
Aha, also wieder ein sagenumwobener Gegenstand.
Gerade wollte sie etwas erwidern, hielt jedoch inne. Denn genau in diesem Moment durchbrachen sie die Waldgrenze und fanden sich am Rande einer Klippe wieder. Nur anstatt von Wasser begrüßte sie ein Meer aus Wolken unter ihnen, das sich bis zum Horizont erstreckte. Um sich herum erblickte sie weitere schwebende Inseln in den verschiedensten Formen und Massen. Die einen befanden sich hoch oben über ihnen, von anderen jedoch konnte man nur die Spitzen von den Gebirgsketten knapp über den Wolken hervorragen sehen. Und zwischen ihnen schwebten ganz unordentlich verteilt weiße und schwarze Dominosteine, die so groß waren, dass Bloom sich doch glatt auf einen solchen Stein hinlegen könnte ohne herunterzufallen.
Ihr blieb der Mund offen stehen.
Wie atemberaubend schön das doch aussah!
„Beeindruckend, was?"
Sie zuckte zusammen und war automatisch aus ihrer Trance erwacht. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Valtor neben ihr stand. „Ja..."
„So schön dieser Anblick auch ist, wir müssen weiter. Es ist besser, wenn wir nicht zu lange an einem Ort verweilen." Und dann ging er ohne langsamer zu werden geradewegs auf den Rand der Klippe zu.
„M-moment was hast du-?" Bevor sie jedoch den Satz zu Ende führen konnte, hatte er bereits das Land verlassen...
...und blieb stattdessen in der Luft stehen. Als wäre dort fester Boden.
Er drehte sich zu ihr um. „Kommst du?"
Unsicher näherte sie sich zu der Stelle, wo er stand, und beäugte misstrauisch den Boden. Unter seinen Füßen konnte sie wirklich nichts außer leerer Luft sehen. War der Abgrund unter ihnen etwa nur eine Illusion?
Vorsichtshalber streckte sie ihren Fuß nach vorne und-
Oh Gott, ich bin immer noch in meinem Pyjama!
Hitze schoss ihr in die Wangen und vor lauter Panik trat sie ins Leere. Sie wäre fast hinuntergestürzt hätte sie Valtor nicht am Arm gepackt.
„Ach, verzeih. Ich hätte erwähnen sollen, dass die unsichtbare Treppe zu schmal für zwei Personen ist."
Indigniert starrte sie ihn an. „... Eine unsichtbare Treppe?"
„Natürlich. Sie führt uns gleich nach da vorne." Und wie um seine Worte zu unterstreichen zeigte er auf die am nächsten gelegene Insel vor ihnen. Diese wirkte, im Vergleich zu der auf der sie sich gerade befanden, weitaus weniger einladend. Die Bäume dort waren nicht so riesig und standen so eng beieinander, dass man nur schwarze Schatten hinter ihnen sehen konnte. Das herbstliche Laub war teilweise vertrocknet und die Äste hatten eine merkwürdige grau-rötliche Färbung. Von der Klippe floss etwas, was aussah wie ein verschmutzter, schlammiger Wasserfall. Und noch etwas stimmte an dem Wasser nicht, aber Bloom konnte nicht ganz genau sagen, was.
Als sie wieder zu Valtor blickte, sah sie gerade noch, wie er ohne auf sie zu warten die unsichtbaren Treppenstufen hinunter zu der Insel ging.
Nie konnte er warten!
Sie schnaubte wütend und unternahm einen erneuten Versuch die Treppe zu ertasten. Dieses Mal traf sie doch tatsächlich auf festen Widerstand und mit einem triumphierten Lächeln machte sie einen Schritt nach vorne. Ihr Freude hielt jedoch nicht lange, als sie kurz darauf an einer Kante abrutschte und fast nach vorne fiel. Als sie wieder das Gleichgewicht gefunden hatte, musste sie erstmal stehen bleiben. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Die Distanz erschien ihr auf einmal doch viel länger, als anfangs angenommen.
Und Valtor lief natürlich ohne sich nach ihr umzudrehen einfach weiter. Wenn sie so weitermachte, würde er sie noch abhängen, und wie sollte sie dann zurück nach Magix kommen?
Vielleicht sollte sie nächstes Mal um Stellas Ring betteln. Oder noch besser: Sich selbst ein Artefakt besorgen, dass ihr die Teleportation ermöglichte. Oder nein, sie sollte gleich herausfinden, wie sie selbst magisch ein Portal öffnen konnte. Wenn Valtor das konnte, müsste sie das doch theoretisch auch können, oder? Immerhin besaßen sie beide die Drachenflamme.
Ein paar Treppenstufen schaffte Bloom noch, dann jedoch fiel ihr Blick auf den Abgrund unter sich. Der Wind wurde mit einem Mal etwas stärker und sie hatte die Sorge, dass sie beim nächsten Abrutschen wirklich von der Treppe fallen würde.
Außerdem hatte sie nicht einmal die Hälfte der Entfernung überbrückt. Es war es nicht wert, sich noch weiter so zu quälen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, verwandelte sie sich in ihre Feenform und flog los um Valtor einzuholen, der die Insel fast schon erreicht hatte. Für einen Moment überlegte sie spöttisch neben ihm her zu fliegen und so zu tun, als würde sie die unsichtbare Treppe hinunterlaufen, unterdrückte jedoch diesen kindischen Impuls. Sie wusste nicht einmal, woher er gekommen war.
Je näher sie Valtor, und somit auch der benachbarten, schwebenden Insel, kam, umso mehr veränderte sich das Licht um sie herum. Die warmen Sonnenstrahlen, wobei sie gar nicht sehen konnte, wo genau sich die Sonne befand, wurden dunkler und trüber. Ein merkwürdiger Schleier legte sich über den Himmel und wandelte das strahlende Blau nach und nach in ein kränklich leuchtendes Grün um.
Kurz bevor sie endlich ihr Ziel erreichte, wurde ihr auf einmal klar, warum ihr das Wasser so seltsam erschienen war. Das war gar kein Wasserfall. Es war Sand.
Und auch der Boden, auf dem sie landete, bestand nur aus Sand.
Wie konnten solche Bäume hier überhaupt wachsen? Und dann auch noch so dicht beieinander?
Sie ließ ihren Blick über den Wald schweifen, konnte jedoch nirgendwo einen Weg hinein erkennen. Valtor blieb genau in dem Moment neben ihr stehen, und sah sich ebenfalls um.
„Und wohin sollen wir gehen?", fragte sie.
„Wir werden den Lichtern folgen", sagte er schlicht. Kurz darauf ging er nach vorne, schob das dornige Gestrüpp beiseite und begab sich in die Dunkelheit dahinter.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleich zu tun. Erst als sie auch von den Schatten der Bäume empfangen wurde, entdeckte sie auf dem Boden kleine, zarte Kristallbehälter, die von innen heraus zu leuchten schienen. In regelmäßigen Abständen voneinander bildeten sie einen schmalen Pfad durch den dicht bewachsenen Wald. Manche von ihnen hingen sogar an den Ästen und beleuchteten die Umgebung in ihrer unmittelbaren Nähe.
Je tiefer sie in den Wald hinein gingen, desto dunkler und kälter wurde es. Man könnte meinen, es wäre bereits Nacht. Die Bäume veränderten auch ihr Aussehen. Die Stämme wirkten ausgetrockneter mit Ausnahme des roten... Etwas, das mehr und mehr an tausende und abertausende von feinen Blutfasern, die über und durch das Holz hindurch wuchsen, erinnerte. Ein merkwürdig verkohlter Geruch stieg ihr in die Nase und der Sand schien mit jedem Schritt immer weiter nachzugeben.
Sie hatte das Gefühl, als könnte sie jederzeit versinken, wenn sie nicht aufpasste.
Was ihr auch einen Schauer über den Rücken jagte, war die drückende Stille um sie herum. Mit Ausnahme von Valtors Bewegungen durch das Dickicht, hörte sie keine weiteren Lebenszeichen von irgendwelchen Tieren. Sogar der Wind stand komplett still.
Nichtsdestotrotz wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie hier doch nicht so einsam waren, wie es auf den ersten Blick erschien. Etwas... war in diesem Wald. Etwas, was sie vielleicht sogar in diesem Moment beobachtete.
Gerade hatte Bloom diesen Gedanken zu Ende gedacht, vernahm sie ein Rascheln direkt über ihr. Sie blieb abrupt stehen und hob langsam ihren Blick nach oben. Leere Augenhöhlen starrten ihr entgegen und der weit aufgerissene Mund der Porzellanpuppe schnellte zu ihr hervor, direkt auf ihr eigenes Gesicht zu.
Mit einem spitzen Schrei sprang sie nach hinten, außer Reichweite der messerscharfen Zähne, die sie für den Bruchteil einer Sekunde im schwachen Licht aufblitzen sehen konnte.
Die Puppe fiel mit dem Gesicht nach unten und kam mit einem dumpfen Laut auf dem Boden auf. Sekunden verstrichen, doch sie blieb reglos liegen.
Bloom, nicht stehen bleiben. Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir nicht an einem Ort verweilen sollten, hörte sie da auf einmal Valtors Stimme in ihrem Kopf.
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, denn nicht unweit von sich bemerkte sie weitere bleiche Gesichter aus Porzellan, die zwischen den Ästen hervorlugten. Hastig sprang sie über die immer noch unbeweglich daliegende Puppe und holte Valtor auf. Oder zumindest versuchte es, denn er hatte scheinbar einen Zahn zugelegt. Und diesmal konnte sie es ihm nicht einmal verübeln. Sie wollte auch so schnell wie möglich von hier weg.
Wie weit müssen wir noch gehen?, fragte sie, während sie sich von noch einer gefährlich nahen Porzellanpuppe wegduckte. Hinter sich vernahm sie einen weiteren dumpfen Aufprall und beschleunigte daraufhin ihre Schritte.
„Valtor? Wie weit noch?", wiederholte sie ihre Frage mit Nachdruck.
Als Antwort jedoch zischte er etwas auf einer ihr unbekannten Sprache. Fluchte er etwa?!
Mir nach. Sofort.
Abrupt änderte er die Richtung und bog scharf nach links ab. Sie beeilte sich ihm hinterherzukommen. Für einen kurzen Moment blickte sie zurück zu ihrem ursprünglichen Weg und sah in der tiefen Schwärze zwischen den Bäumen zwei körperlose Lichtpunkte. Lichtpunkte, die asynchron blinzelten. Dann öffneten sich noch weitere solcher Lichtpunkte um die beiden herum und mit einem Rascheln setzten sie sich in Bewegung.
Geradewegs auf sie zu.
Valtor, da ist etwas! Es folgt uns!
Ich weiß. Genau das wollte ich vermeiden.
Ohne Vorwarnung wirbelte er herum und schoss mehrere Feuerstrahle in Richtung dieser Lichter... nein, Augen! Das waren Augen! Und ein Gesicht, das nur entfernt menschliche Züge aufwies. Dort endete aber jegliche Ähnlichkeit mit Menschen. Der Hals des Dinges war unnatürlich lang und mit jedem Mal, wo es diesen zur Seite bog, um den Angriffen auszuweichen, ertönte ein ekelerregendes Knacken. Der Rest der Körpers ähnelte dem einer riesigen Vogelspinne und war auch noch genauso flink.
Oh Gott, oh Gott, oh mein Gott, wiederholte Bloom wie in einem Mantra.
Schnell schickte sie ihre eigenen Attacken dem Monster entgegen, wobei diese auf einmal nur ganz schwach aus ihren Händen kamen und ihr Ziel kaum trafen. Die vielen Augen des Monsters richteten sich alle auf sie, und mit einem weiteren Knacken des Halses schnellte sein „Gesicht" zu ihr hervor. Sie sah gerade noch, wie es sich in der Mitte teile und eine Unmenge an scharfen Zähnen entblößte, bevor ein eisblauer Feuerstrahl es mitten in der Mundhöhle traf. Valtor trat hervor und schickte diesmal durchgehend Feuer in das geöffnete Maul des Viehs. Die Flammen schienen aus dessen Körper heraus zu brennen. Sie verzehrten es bei lebendigem Leibe. Das Monster stolperte zurück und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
Bloom sammelte ihre gesamte Magie und fügte ihr eigenes Feuer hinzu. Diesmal traf es zielsicher ihren Gegner und gemeinsam mit dem Schwarzmagier zerstörten sie das Monster endgültig.
Leider hatten sie das ausgetrocknete Laub um sich herum komplett vergessen. Und natürlich hatte es Feuer gefangen.
„Zurück! Schnell!", befahl Valtor, ehe er sich vom Boden abstieß und wieder ihren ursprünglichen Weg fortsetzte.
Sie folgte ihm mit schnellen Flügelschlägen, und gab ihr Bestes, sich nicht in den Dornenranken zu verfangen. „Was wenn dort noch weitere Monster sind?", rief sie ihm zu.
„Wir werden schon mit ihnen fertig! Aber wir müssen uns ihnen gar nicht stellen... da!"
Er steuerte direkt eine Höhle an. Hinter ihnen wurde das Rauschen der sich schnell ausbreitenden Flammen immer lauter und sie beeilten sich in ihrer Zuflucht zu verbergen. Oder eher ihrer Falle. Denn als sie dort in der Dunkelheit standen wurde Bloom klar, dass sie hier möglicherweise festsaßen. Vor allem da ihnen dort draußen der Waldbrand den Weg versperrte.
Wobei... vielleicht konnten sie das Feuer unter ihre Kontrolle bringen?
Sie wandte sich an Valtor und wollte ihre Idee gerade mit ihm teilen, sah aber gerade noch, wie er einen kleinen Feuerball erschuf, sich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung der Höhlenöffnung lief. Erst da bemerkte sie einen großen, dunklen Tunnel, der sich in der Form eines Schlüsselloches tiefer durch die Felsenwände wand.
Möglicherweise war der Gegenstand, den er suchte, dort?
Was sie daran erinnerte...
„Du hast mir immer noch nicht erzählt, was genau wir hier suchen", erinnerte sie Valtor, als sie wieder direkt hinter ihm her lief.
Er warf ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu. „Etwas, was Alastair in die Quere kommen würde."
Sie verdrehte die Augen. „Und etwas spezifischer?"
Doch er kam nicht dazu zu antworten.
Irgendwo in der Ferne vernahmen sie ein Zischen und kurz darauf hörte es sich so an als würde etwas über den harten Steinboden geschleift werden. Dann endete das Geräusch abrupt.
Bloom drehte sich mit geweiteten Augen um, konnte jedoch nichts in der Dunkelheit erkennen.
Besser wir reden nicht so laut. Und außerdem: Was habe ich dir über das Stehenbleiben gesagt?, mahnte sie Valtor gedanklich.
Die Fee erhöhte ihre Schrittgeschwindigkeit und kam dem Schwarzmagier vor sich so nahe, dass sie beinahe in ihn hineinlief. Aber das kümmerte sie wenig. Vielmehr behielt sie ihr Umgebung ganz genau im Auge, damit ihnen auch ja keine weiteren Überraschungen entgegen kamen!
Zum Glück schien der Tunnel nicht zu lange zu gehen. Valtor konnte schon bald seinen Feuerball erlöschen lassen, da vor ihnen bereits Licht zu sehen war. Aber es war nicht so warm, wie Sonnenlicht. Und überhaupt, je näher sie dem Ausgang kamen, desto milchiger wirkte es.
Die Temperatur schien auch um mehrere Grade zu fallen.
Ohne es zu wollen, verwandelte sich Bloom zurück in ihre menschliche Gestalt und bekam die Kälte prompt gut zu spüren. Sie versuchte wieder ihre Feengestalt anzunehmen, blieb jedoch erfolglos.
Beunruhigt blickte sie zu ihrem Begleiter hoch, um seine Reaktion zu sehen.
Valtor hatte seine Lippen zu einer schmalen Linie verzogen und seine Augen wanderten wachsam von Seite zu Seite. Auch ihm schienen ihre Umstände nicht zu gefallen.
Valtor?
Kurz vor dem Ausgang blieb er stehen. „Das ist kein normaler Nebel", sprach er leise zu ihr.
Bloom schob sich leicht nach vorne und streckte zögernd ihre Hand der weißen, gasförmigen Substanz entgegen. Für einen Moment hatte sie die Befürchtung, dass das eine Art magisch-giftiges Gas war und dass sie sich gleich vor Schmerzen krümmen würde, doch es passierte nichts. Sie spürte auch keine bedrohliche Magie davon auskommen. Wobei ihre eigene Magie gerade aus unerfindlichen Gründen kaum erreichbar war.
„Und was ist es dann?", fragte sie ebenso leise.
Er zog seinen Handschuh aus und hob ebenfalls seine Hand um den vermeintlichen Nebel zu ertasten. Daraufhin runzelte er die Stirn.
Genau in dem Moment erklang wieder dieses seltsame Schleifgeräusch von vorhin... diesmal viel näher als davor! Und es schien nicht aufhören zu wollen!
Bloom sah zu Valtor auf und lächelte leicht. „Ich schätze, wir sollten nicht zu lange an einem Ort verweilen, richtig?"
Ohne seine Antwort abzuwarten drehte sie sich mit klopfendem Herzen nach vorne und trat in den weißen Dunst hinein.━━━━━━ ◦ ❖ ◦ ━━━━━━
Apropos, die Umgebung die ich anfangs beschrieben habe, mit den ganzen Bäumen halt...
Ich habe mich da von einem Computerspiel (auch für andere Spielekonsolen erhältlich) inspirieren lassen.
Es heißt „ Alice: Madness Returns."
Ein bisschen ... naja... eine dunklere Version von Alice halt. :)
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Blooms dunkles Geheimnis
Fanfiction(Diese Geschichte spielt nach der dritten Staffel und vor dem ersten Film) Bloom und ihre Freundinnen können nach ihrem Sieg endlich aufatmen und alles kehrt wieder zur Normalität ein. Jetzt da Valtor und die Trix von der Bildfläche verschwunden sin...