Ankündigung

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Letzten Endes hatte Bloom es nicht geschafft, Daphne über das merkwürdige Dorf auszufragen, das sie auf Kozmirar gesehen hatte.

Aber na ja, es war eh nicht dringend gewesen.

Was wirklich dringend gewesen war, war etwas, was gegen ihren Sonnenbrand helfen würde. Schleunigst. Sonst würde sie den Montag nicht überleben.

Zum Glück hatte da Stella sofort aushelfen können und ihr ihre spezielle Creme dafür ausgeliehen. Die hatte wirklich Wunder gewirkt. Heute Morgen hatte sie absolut keine Nachwirkungen von ihrem gestrigen, ungewollten Sonnenbad.

So konnte sie sich wenigstens auf den Unterricht konzentrieren. Oder zumindest es versuchen. Wenn aber mal ihre Aufmerksamkeit woanders hin wanderte, dann lag es wenigstens nicht an irgendwelchen Schmerzen.

Und nun war Mittagspause.

Der Saal war bereits voll mit Alfeaschülerinnen. Gelächter und aufgeregtes Gerede erklang von allen Seiten. Der neueste Klatsch und Tratsch wurde ausgetauscht, während von irgendwoher Beschwerden über die Lehrer verlauten gelassen wurden: Zu viele Hausaufgaben, Tests bis zum Umfallen, kaum Freizeit und so weiter. Der übliche Ablauf bei einem normalen Mittagessen. Es war alles so wie immer und hatte etwas Vertrauliches in sich. Wenigstens etwas würde sich nie ändern.

Bloom schlenderte zusammen mit ihren Freundinnen durch den Saal und hielt Ausschau nach freien Plätzen. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich dabei auf eine Gruppe von Mädchen, die geradewegs in ihre Richtung liefen. Eine Gruppe von sieben Mädchen. Die Estrellas Clique. Zwei von ihnen liefen vor, während die anderen ihnen gemächlichen Schrittes folgten.

„Wo wart ihr?", fragte Harper.

„Wir haben euch Samstag gesucht, aber ihr wart einfach weg!", beschwerte sich Liane.

Bloom lachte. „Ach, wir mussten nur etwas erledigen. Wisst ihr-"

„Du meinst wohl eher, die Direktorin hat euch einen Auftrag gegeben."

Alle Blicke wandten sich an Melanie, die mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen dastand.

„Ja, genau", lächelte Flora.

Die Blondine schnaubte als Antwort nur.

„Wieso denn? Hast du ein Problem damit?", fragte Layla mit zusammengekniffenen Augen.

Doch anstatt darauf einzugehen, fragte sie: „Was für ein Auftrag war das?"

Stella imitierte ihre Haltung. „Ein wichtiger, der nur uns Winx was anging."

Melanie funkelte sie wütend an.

„Gibt es hier ein Problem?"

Der strenge Ton dieser nur allzu bekannten Stimme ließ die Feen zusammenfahren. Schuldbewusst sahen sie zur Oberhausdame, die anscheinend aus dem Nichts neben ihnen erschienen war.

„Nein, Miss Griselda", murmelten sie einstimmig.

„Nun, wenn das so ist, was steht ihr dann hier so rum? Setzt euch an eure Tische. Sofort!"

Ohne Widerrede beeilten sich die Mädchen von der miesepetrigen Miss Griselda wegzukommen und taten, wie geheißen. Die Winx setzten sich auf die eine Seite während die Estrellas gegenüber von ihnen Platz nahmen. Schweigend begannen sie zu essen und hätten Harper und Liane nicht die Initiative ergriffen und die sechs Mädchen vor sich über ihre Abwesenheit ausgefragt, hätte am Tisch wohl die restliche Zeit eisiges Schweigen geherrscht. Selbst Nadia und Narissa gaben sich einen Ruck und beteiligten sich gelegentlich am Gespräch mit den Winx. Die verbliebenen drei Persönlichkeiten fingen, ohne die anderen zu beachten, ihr eigenes Gespräch unter sich an. Die Winx beantworteten so gut wie möglich die ihnen gestellten Fragen ohne dabei viel zu wichtige und, ohne Zweifel, geheime Informationen weiterzugeben.

Gerade als Bloom den anderen von den Polarlichtern erzählt hatte, ließ Griselda alle Gespräche verstummen indem sie energisch in die Hände klatschte und rief: „Ruhe bitte! Die Direktorin hat euch etwas zu verkünden!"

Neben ihr tauchte besagte Direktorin auf. „Danke, Griselda." Sie wandte sich an die Schülerinnen. „Wie ihr wisst, steht schon übernächste Woche Sonntag ein besonderes Fest an, das überall als eines der wichtigsten überhaupt in der gesamten Magischen Dimension gilt. Ich wurde schon mehrmals darauf angesprochen, dass das Wochenende allein nicht dafür ausreicht, die nötigen Vorbereitungen in der Familie oder auch im Königreich zu treffen. Mir ist bewusst, dass es für die Adeligen unter euch ein großer und zeittreibender Aufwand ist, das ganze durchzuplanen, denn wie es die Tradition besagt, sollten alle, ohne Ausnahme, ihren Teil zu dem Fest beitragen."

Sie leitete eine kurze Pause ein. In der Halle war es auf einmal so still, man hätte glatt eine Stecknadel runterfallen hören können. Alle erwarteten angespannt die hoffentlich so lang ersehnte Ankündigung.

Bloom lehnte sich ein bisschen zu Stella vor. „Das Fest muss aber ziemlich wichtig sein. Was ist es denn für eins?"

„Natürlich ist es das", flüsterte Stella. „Ich erkläre dir gleich warum."

„Ich habe mich entschieden", fuhr Miss Faragonda fort, während die gesamte Schülerschaft sich, ohne es zu merken, etwas weiter vorlehnte, „euch nächste Woche komplett freizugeben. Ihr dürft zu euch nach Hause zurückkehren und helfen, wo ihr könnt. Es darf an dem Tag nämlich nichts schieflaufen", fügte sie noch mit einem Augenzwinkern hinzu. Immer noch blieb es unheimlich still im ganzen Saal. Niemand rührte sich. „Ihr dürft ruhig weiteressen. Das war alles, was ich verkünden wollte." Dann ging sie wieder zurück an ihren Platz.

Die Feen saßen zunächst mit vor Erstaunen aufgerissenen Mündern da und dann platze die Bombe. Alle fingen auf einmal an zu reden, Gekreische und Gelächter war von überall zu hören. Die Aufregung war greifbar.

Auch an Blooms Tisch fingen die Mädchen an munter miteinander zu diskutieren.

„Die ganze Woche!"

„Keine Hausaufgaben!"

„Keine Überraschungstests!"

„Wurde auch langsam Zeit, dass sie uns früher freigeben." Letzteres kam von Melanie.

„Da muss ich dir ausnahmsweise mal Recht geben", meinte Stella mit vor der Brust verschränkten Armen. „Ich, als Prinzessin von Solaria, habe zu diesem Fest verdammt viel zu erledigen. Da kann ich mir keinen Patzer erlauben. Ich muss bei den ganzen Planungen mithelfen, die Dekorationen auswählen, und dann muss ich noch eine ganze Rede vorbereiten, ich muss mir noch das perfekte Kleid aussuchen, die passenden Schuhe und Accessoires, und dann muss ich mir noch eine Frisur aussuchen, das Make-Up, Nagellack... Stellt euch vor, wir hätten nächste Woche doch Schule gehabt! Ich hätte das nie und nimmer unter einen Hut bekommen!"

„Vielleicht hättest du einige dieser Dinge schon Monate zuvor erledigen können", stellte Tecna fest.

„Mode kann sich in ein paar Monaten ändern und vielleicht hätte mir die Rede nicht mehr gepasst..."

„Dann hättest du sie auch überarbeiten können."

„... außerdem hatten wir in letzter Zeit so viel zu tun, plus Schule, plus Hausaufgaben, plus Arbeiten... Also ich war in letzter Zeit zu ausgelaugt, um mir noch über das Fest den Kopf zu zerbrechen!"

Musa konnte über den Redeschwall ihrer Freundin nur die Augen verdrehen. „Man, Stella, sei doch nicht immer so eine Drama-Queen!"

Melanies Faust sauste auf den Tisch nieder. „Sie ist keine Drama-Queen, sie ist eine Realistin! Aber natürlich versteht man das harte Leben einer Prinzessin nicht, solange man nicht selbst eine ist."

Sowohl Winx als aus Estrellas blickten verdattert zu ihr. So oft, wie sie mit Stella stritt, kam es sehr unerwartet, dass sie diese verteidigen würde.

Die Anführerin der Estrellas ließ ihren Blick über die überraschten Gesichtsausdrücke schweifen und schnaubte. „Was? Habt ihr nichts Besseres zu tun, als mich anzustarren?"

Schnell beeilten sich die Mädchen, ihre vorherigen Gespräche wieder aufzunehmen.

Bloom schielte zu Stella herüber. „Erklärst du mir bitte jetzt, was das für ein Fest ist?"

„Du kennst das »Fest der Magie« nicht?!", rief Raven ungläubig.

Das kassierte ihnen ein paar neugierige Blicke von anderen Feen um sie herum ein.

Blooms Gesicht hatte nun dieselbe Farbe, wie ihr Haar angenommen. „Ähm, nein?" Sie ließ sich etwas tiefer in ihren Sitz sinken, denn die erstaunten Blicke der anderen behagten ihr nicht. In gewisser Weise war es wirklich peinlich, dass sie immer noch so wenig über die Magische Dimension Bescheid wusste.

„Hey, kein Grund dich zu schämen", lächelte ihr Liane zu.

„Du bist doch auf der Erde aufgewachsen, oder?", fragte Nadia.

Die rothaarige Fee nickte.

„Na also. Dann ist es ja nicht so erstaunlich, dass du vorher noch nichts mitbekommen hast. Ich nehme an, das Fest existiert nicht auf der Erde?"

Kopfschütteln war die Antwort.

„Wie, es existiert nicht? Das wird doch überall gefeiert! Es ist unmöglich das nicht zu kennen!", wandte Raven abermals laut ein.

Die Mädchen starrten sie mit einem Ist-das-dein-Ernst-Blick an.

„Denk doch mal nach", begann Rita langsam, so als würde sie mit einem Kleinkind sprechen. „Auf der Erde existiert keine Magie. Warum sollte dort also das »Fest der Magie« gefeiert werden?"

Endlich schien Raven die Erleuchtung zu durchfluten, was kurz darauf durch ein kurzes: „Oh", bestätigt wurde.

Tecna räusperte sich. „Gut, zurück zum eigentlichen Thema... Stella willst du?"

Die Angesprochene nickte. „Wie du bereits mitbekommen hast, wird dieses Fest fast überall, außer auf der Erde, gefeiert. Es ist aber anders als die Feste, die du bisher kennengelernt hast, denn es wird nur alle drei Jahre gefeiert."

„Drei Jahre, da eine besonders weit verbreitete Legende besagt, dass es nach der Erschaffung der Magischen Dimension drei Dominojahre gedauert hätte, bis das erste Lebewesen wirklich Magie anwenden konnte", erzählte Flora.

„Und außerdem braucht es ziemlich viel Aufwand dieses Fest vorzubereiten", fügte Stella hinzu. „Alles muss perfekt sein! Bei uns auf Solaria beginnen die Planungen bereits einen Tag nach dem Fest für das nächste. Natürlich müssen die ganzen Akrobaten, Magier, Motorbike-Fahrer, Tänzer", sie bemerkte die ungeduldigen Blicke der anderen, „ähm sagen wir mal die ganzen Leute, die auftreten, müssen ihr Bestes zeigen. Das braucht natürlich seine Zeit! Und das Buffet ist, glaube ich, neben dem auf meinem Prinzessinnenball und denen auf ein paar anderen wichtigen Festen, eines der Größten! Alle Häuser werden geschmückt, ebenso der Palast. Die Hecken werden vorher geschnitten und nicht eine trockene Blume soll im Garten sein! Es gibt natürlich auch einen großen Ball und dann gegen Mitternacht gibt es wunderschöne Feuerwerke-!"

„Kurz gesagt, wird die Magie gefeiert", unterbrach Layla die Fee der Sonne und des Mondes beinahe schon panisch.

„Die Magie?", wiederholte Bloom.

„Ja. Ich meine, gäbe es die Magie nicht, dann wären wir gar nichts ohne sie. Sie ist unser alltäglicher Begleiter, Helfer, Verteidiger und Kämpfer", erklärte Rita. „Laut dem, was ich weiß, hat sich eine uralte Kultur von Magiern, die schon längst ausgestorben ist, dazu entschieden, ein Fest zu Ehren der Magie zu feiern. Die Tradition wurde zu der Zeit dann von anderen aufgegriffen und von Generation zu Generation hat man dieses Fest immer weiter fortgeführt."

„Wow... kaum zu glauben, dass ich das noch kein einziges Mal erlebt habe..."

Stella legte ihr die Hand auf die Schulter. „Dann mach dich auf was gefasst! Dieses Fest wird definitiv unvergesslich!"

Bloom hatte keine Zeit etwas zu erwidern, denn sogleich wurde ihr ein Umschlag unter die Nase gehalten. Sie schaute verwirrt auf.

„Ein Brief für Sie, Miss Bloom", sagte Griselda mit einer undurchdringlichen Miene und überreichte ihr den Umschlang. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zurück zu den anderen Lehrern.

Die rothaarige Fee starrte anfangs nur auf die säuberliche Schrift, die klar besagte, an wen der Inhalt dieser Botschaft adressiert war, dann drehte sie ihn um und betrachtete noch verdutzter das blaue Siegel mit dem elegant verzierten Buchstaben „H". Dem Siegel zu urteilen stammte der Brief aus einem Königshaus. Bloß welchem? Etwa einem ihrer Freundinnen?

Sie sah fragend zu den anderen auf.

„Na los, mach schon auf", drängte sie Stella.

Sie schluckte, dann, ganz vorsichtig, brach sie das Siegel auf, holte das Stück Pergament heraus und überflog den Inhalt, der mit ebenso säuberlicher Schrift geschrieben war, wie das „An Prinzessin Bloom von Domino" auf dem Umschlag. Sie stockte und las sich den Brief noch einmal durch, nur diesmal genauer. Langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

„Jetzt erzähl schon, Bloom, wer schreibt dir?", verlangte nun auch Musa zu wissen.

Wieder schaute Bloom auf, nur diesmal mit leuchtenden Augen. „Leute", begann sie und konnte kaum ihre Aufregung unterdrücken, „ich habe soeben eine Einladung auf einen Ball erhalten."


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So, und wer hat eine Ahnung, wohin unsere geliebte Bloom geht? ^^

Beziehungsweise, wie fandet ihr das Kapitel? Lasst es mich ruhig wissen, denn mich macht jedes eurer Votes und jedes eurer Kommentare glücklich!

Ich möchte mich für euer ganzen Abstimmungen und Kommentare vom letzten Kapitel bedanken! Obwohl ich heute ziemlich wenig Zeit habe, dachte ich mir, ich lade für euch mal eine Kapitel hoch ^^


Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt