Bloom saß immer noch ohne sich zu rühren auf dem Boden. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie versuchte das zu verarbeiten, was gerade geschehen war.
Valtor und die Trix waren also tatsächlich wieder zurückgekehrt.
Ihren Freundinnen und ihr wurden die Enchantix-Kräfte entzogen und Bloom war bewusst, dass allein sie daran Schuld hatte.
Valtors Plan war immer noch derselbe, auch wenn er diesmal vorhatte, anders vorzugehen.
Und sie wiederum musste zusammen mit ihren Freundinnen wieder die Rolle der Heldinnen annehmen und die Magischen Dimensionen vor dieser neuen Gefahr beschützen.
Hatte Daphne diese Entscheidung gemeint? Aber was gab es da noch für eine Wahl? Die Rollen waren ziemlich klar verteilt und jeder hatte seinen Part zu spielen.
Bloom blinzelte angestrengt, entschied sich jedoch dafür, später über diese Geschehnisse weiter nachzudenken. Jetzt galt es den anderen zu helfen.
Mit diesem Gedanken stand sie auf und lief schnell zu Musa hin. Dann kniete sie sich neben ihr nieder. „Musa. Musa, bitte wach auf", flehte sie leise, während sie das Mädchen sanft an der Schulter schüttelte.
Musa zeigte jedoch keine Regung.
Bloom zwang sich dazu, nicht der in ihr aufsteigenden Panik nachzugeben. Sie musste ihre Freundinnen wieder aufwecken. Sie mussten noch zu den Spezialisten, sie warnen. Und zur Schule. Gott, sie mussten Miss Faragonda Bescheid geben!
Wieder versuchte Bloom ihre Freundin wachzurütteln, doch vergebens. Dann schloss sie ihre Augen, legte ihre Hand an Musas Stirn und ließ etwas von ihrer Kraft in den Körper der ohnmächtigen Fee fließen. Sie beobachtete wie Musa tief einatmete und ihre Augenlider kurz darauf aufflatterten. Sie blinzelte eine Zeit lang leicht benommen zum Himmel, ehe ihr Blick auf den Rotschopf fiel.
„Bloom? Wo... wo sind die Trix? Wo ist... Valtor?", krächzte sie.
Doch Bloom legte nur den Zeigefinger an ihre eigene Lippen. „Sh. Ist schon gut. Sie sind weg. Ich werde euch später alles erzählen."
Damit stand sie auf und ging zu den anderen Winx. Sie machte genau dasselbe, wie bei Musa auch, obwohl es sie erschöpfte, jedes Mal etwas von ihrer Kraft abzugeben. Aber ihre Freundinnen hatten sie nötiger als sie. Am Ende konnte sie ihre Verwandlung nicht mehr aufrechterhalten und sie nahm wieder ihre menschliche Gestalt an.
Alle nacheinander erwachten ihre Freundinnen und setzten sich auf. Einige noch ganz desorientiert, die anderen wiederum sofort bei klarem Verstand. Und sie alle stellten sich dieselbe Frage: Was war passiert?
Die Mädchen hatten sich alle zusammen auf die Picknickdecke gesetzt. Schweigen hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet und selbst die Natur schien der nachdenklichen Stille verfallen zu sein.
Der Spaß und die Freude von vorhin waren nun endgültig vergangen.
„Woher kamen nun die Insekten? Und wie konnten sie uns nur unsere Kräfte rauben?", beschloss Flora als erste das Schweigen zu brechen.
Aus den Augenwinkeln sah Bloom wie ihr die anderen verstohlene Blicke zuwarfen, doch sie rührte sich nicht. Sie zog nur ihre Beine an sich heran und umschlang diese mit ihren Armen.
Layla fing vorsichtig an zu erzählen: „Es waren die Trix. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber sie sind wieder da."
„Was?!", rief Flora. „Aber das ist ja schrecklich! Seid ihr euch denn wirklich sicher?"
„Zweifellos. Sie standen uns leibhaftig gegenüber", antwortete Tecna.
„Ja, wir haben sie mit eigenen Augen gesehen", flüsterte Musa.
Bloom reagierte immer noch nicht, starrte weiter vor sich hin. Ein spöttisches Lächeln flackerte vor ihrem inneren Auge auf und ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
„Und warum ist Bloom so... abwesend?", fragte Layla mit gesenkter Stimme.
Tecna wollte gerade die noch schlimmere Nachricht erzählen und damit Blooms Verhalten erklären, als diese selbst murmelte: „Es kommt noch schlimmer."
Alle drehten sich zu ihr um.
„Wie meinst du das?", fragten Flora und Layla wie aus einem Munde.
Bloom hob den Blick. „Valtor... er ist auch wieder da. Ich... ich habe keine Ahnung, wie das möglich ist. Aber es sieht ganz so aus, als hätten wir ihn in Wirklichkeit nie besiegt."
Flora klappte die Kinnlade runter und Layla zog scharf die Luft ein.
Stella setzte sich neben Bloom. Diese verdeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, nur damit niemand sehen konnte, wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten. Tränen der Enttäuschung. Tränen der Verbitterung. „Und alles ist meine Schuld", murmelte sie in ihre Handflächen hinein. Zu ihrem Verdruss brach ihre Stimme beim letzten Wort ab.
Stella umarmte sie. „Hey, glaub mir, das bist du nicht. Wer konnte denn wissen, dass er wirklich überlebt hat?"
„Du verstehst nicht!" Bloom nahm ihre Hände vom Gesicht und blickte ihre Freundinnen gequält an. „Ich habe euch gestern Nacht angelogen! Daphne ist mir erschienen, aber ich konnte mich sehr wohl daran erinnern, was sie zu mir gesagt hat! Sie hat mich nämlich gewarnt, dass uns wieder eine große Gefahr bevorsteht!"
Die fünf Freundinnen wechselten überraschte Blicke. Nur Stella konnte mal wieder kein Blatt vor den Mund halten: „ Aber warum hast du uns denn angelogen? Du kannst uns doch jederzeit vertrauen! Es gibt keinen Grund uns die Wahrheit vorzuenthalten! Vor allem nicht bei so einer wichtigen Warnung!"
„Ich weiß!", rief Bloom aus und verdeckte ihr Gesicht wieder mit ihren Händen. Diesmal konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und ein paar Schluchzer brachen aus ihrem Mund hervor.
Alle schauten Stella vorwurfsvoll an.
„Was? Was starrt ihr mich alle so böse an?"
„Nichts, Stella", giftete Musa und setzte sich nun ihrerseits zu Bloom. Sie legte ihr beruhigend eine Hand auf den Rücken. Zu Stella gewandt sagte sie: „Deine Kommentare sind gerade schlecht zu gebrauchen. Bloom hatte einen bestimmten Grund, es uns nicht zu sagen. Du brauchst es ihr nicht noch unter die Nase zu reiben."
Stella richtete ihren Blick empört zur Seite.
„Streitet euch bitte nicht", schniefte Bloom.
Sofort verstummten die zwei. Bloom senkte ihre Hände und schniefte noch einmal. Sie musste sich versuchen, wieder in den Griff zu kriegen. „Ehrlich gesagt wollte ich mehr über ihre Warnung in Erfahrung bringen, bevor ich euch was davon erzählte. Außerdem wart ihr so glücklich und ich dachte, ihr hättet eine Pause verdient..." Sie brach ab. Im Nachhinein schien das die bescheuertste Idee zu sein, die ihr jemals in den Sinn gekommen war.
Da setzte sich Flora vor sie und legte ihre Hand auf Blooms Knie. „Das macht doch nichts. Wir verstehen das, Bloom, und wir sind dir auch dankbar dafür, dass du dir Sorgen um uns gemacht hast..."
„... aber jetzt sollten wir stark sein und vor allem zusammenhalten, egal was passiert!", fuhr Layla fort.
„Genau! Denn wir sind der Winx Club!", rief Stella und streckte den Arm aus. „Wir sind immer füreinander da!"
Die Winx legten nacheinander ihre Hände aufeinander. Als letztes legte Bloom ihre Hand darauf. Kleine Schimmer von Hoffnung und Zuversicht keimten in ihr auf, als sie genau dasselbe Zeichen von Freundschaft und Zugehörigkeit zusammenlegten, wie schon so viele Male davor. Sie lächelte bei dem Gedanken und wischte sich mit der anderen Hand die Tränen weg. „Danke, Leute. Ihr seid echt die besten!"
„Nichts zu danken, Bloom! Das ist doch selbstverständlich, dass wir für dich da sind", sagte Flora lächelnd.
In diesem Moment durchbrachen die Jungs das Gestrüpp und schlenderten gemütlich über die Lichtung, zu den Mädchen herüber. „Na? Ich hoffe euch war es ohne uns nicht so langweilig!", rief Brandon heiter.
„Genau! Oder haben wir euch doch gefehlt?", stimmte Riven mit ein.
Nabu war als erster bei den Mädchen und bemerkte ihre ernsten Gesichter. Er sah auch, dass Bloom geweint hatte. „Was ist geschehen?", fragte er sofort, die leichte Sorge war aus seiner Stimme zu vernehmen.
Die Jungs stellten die Körbe ab und setzten sich nun dazu. Die Heiterkeit von gerade eben war aus ihren Gesichtern gewichen. Einer nach den anderen sah fragend zu seiner jeweiligen Freundin, doch keine der Feen traute sich als Erste das Wort zu ergreifen.
Schließlich beugte sich Timmi zu Tecna rüber: „Hat Bloom etwa geweint? Was hat sich hier in unserer Abwesenheit zugetragen?"
Tecna blickte leicht unsicher zu ihren Freundinnen, bevor sie sich wieder dem Spezialisten zuwandte.
„Die Trix und Valtor sind wieder zurückgekehrt", gab sie so ruhig von sich wie möglich.
Eine Zeit lang blieb es still. Jedes der Mädchen schien die Luft angehalten zu haben und analysierte jede noch so kleine Regung auf den Gesichtern der Jungs. Diese wiederum starrten ihnen nur stumm entgegen.
Bloom runzelte die Stirn bei dieser unerwarteten Reaktion und sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Warum waren sie nicht schockiert?
„Das... ist doch absurd!", platzte es auf einmal aus Riven heraus. „Valtor ist besiegt und die Trix an einem ausbruchssicheren Ort verfrachtet!"
„Aber was wenn sie recht haben?", gab Helia zu Bedenken.
„Habt ihr ihn denn alle gesehen? Valtor?", fragte Nabu.
Flora und Layla schüttelten den Kopf.
„Und die Trix?"
„Nur Flora nicht", antwortete Musa.
Sky hob die Augenbrauen. „Wie das?"
Dann erzählte Tecna schnell was passiert war. Es war den Spezialisten anzusehen, dass ihr Unglauben mit jedem Wort wuchs, doch sie blieben weiterhin unnatürlich ruhig. Bloom beobachtete ihre Reaktionen aufmerksam. Bildete sie sich das nur ein, oder sahen sie gerade so aus, als würden sie keinem Wort Glauben schenken? Aber das war doch absurd! Warum würden sie das nicht tun?
Blooms Kopf fing an zu pochen.
Als Tecna fertig war fügte sie noch hinzu: „Bloom hatte es geschafft am längsten durchzuhalten und hat uns auch anschließend etwas Kraft gespendet."
„Da wir gerade davon sprechen: Wie konntest du noch so viel Kraft übrig haben?", fragte Layla.
Bloom zuckte nur mit den Schultern. Stattdessen blickte sie zu Sky auf. „Was sagst du denn dazu?"
Der Angesprochene setzte sich aufrechter hin und räusperte sich. „Nun ja..."
Doch bevor er weitersprechen konnte, wurde ihm das Wort von Riven abgeschnitten. „Also ich kann euch leider nicht glauben. So leid es mir tut, aber die Trix sind sicher eingesperrt, können auf keinen Fall entkommen und wir haben selbst gesehen, dass Bloom Valtor besiegt hat."
...bitte was?
„Ich kann dem auch nur zustimmen", sagte Brandon.
Was?
Der Schock stand den Mädchen ins Gesicht geschrieben.
Stella klappte der Mund auf, empört darüber, dass ihr Freund solch unverschämten Vorwürfen auch nur zustimmen würde. „Und wie erklärst du dir bitteschön unsere geraubten Enchantix-Kräfte?", giftete sie, ihre Augen zu Schlitzen verengt. Brandon zuckte bei ihrer Stimme zusammen und zog sogar leicht den Kopf ein. Dann jedoch zuckte er mit den Schultern.
„Es könnte ja sein, dass euch da jemand einen schlimmen Streich gespielt hat. Eure Kräfte sind wahrscheinlich noch bei euch, nur...", fing Sky an.
Blooms Herz sank und das Pochen in ihrem Kopf wurde stärker. Dass Sky ihr nicht glauben würde... Vor allem Sky!
„...nur habt ihr Illusionen gehabt. Das geht vorüber!", erklärte Timmi munter.
„Timmi, nicht du auch noch!", rief Tecna. Eine Beschwichtigung war lächerlicher als die andere, doch niemand von den Winx hatte erwartet, dass ausgerechnet Timmi mit der schlimmsten von allen herausrücken würde.
Das ergab doch alles keinen Sinn!
„Was soll es denn sonst sein? Warum haben wir sie dann nicht gesehen? Oder ihre Magie gespürt? Nabu kann das, aber er hat nichts gespürt, oder?", argumentierte Brandon mit einem fragenden Blick zum Angesprochenen.
Nabu schüttelte den Kopf. Layla konnte ihm nur einen wütenden Blick zuwerfen.
Und genau das brachte das Fass zum Überlaufen.
Bloom konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie sprang auf.
„Seid ihr komplett verrückt?! Versteht ihr denn nicht, was wir euch hier erzählen?! Valtor und die Trix sind wieder da und wer weiß, was sie als nächstes planen! Wenn wir sie nicht aufhalten, dann ist alles verloren! Aber ihr....! Ihr...!" Sie schnappte nach Luft, konnte ihren Satz vor Wut kaum beenden. Fassungslos ballte sie ihre Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen.
„Bloom, beruhige dich wieder. Wie Timmi schon sagte...", sprach Sky langsam und hob seine Arme in einer beruhigenden Geste, doch er bewirkte genau das Gegenteil.
„Ich kann es einfach nicht fassen, dass du uns nicht glaubst! Dass du mir nicht glaubst!" Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte in den Wald. Sie wollte sich keine Ausreden mehr anhören und vor allem hatte sie keine Lust, die Jungs versuchen vom Gegenteil zu überzeugen. Es war ganz offensichtlich, dass es nichts bringen würde.
Bloom wusste ganz genau, was sie gesehen hatte und was geschehen war. Weder war es irgendein mieser Streich, noch hatte sie Illusionen! Sie. War. Nicht. Verrückt!
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Blooms dunkles Geheimnis
Fanfiction(Diese Geschichte spielt nach der dritten Staffel und vor dem ersten Film) Bloom und ihre Freundinnen können nach ihrem Sieg endlich aufatmen und alles kehrt wieder zur Normalität ein. Jetzt da Valtor und die Trix von der Bildfläche verschwunden sin...