Das Wunderland der Alpträume Teil 3

654 46 20
                                    


Hey, da bin ich wieder :)  Ich hoffe ihr feiert heute einen schönen Nikolaustag voller Schokolade <3 Und natürlich den zweiten Advent ^^

Aber ich möchte euch ja nicht allzu lange davon abhalten zu lesen, also hier ist das neue Kapitel ^^

━━━━━━ ◦ ❖ ◦ ━━━━━━



Der vertraute, warme Funken Magie ihrer Drachenflamme war das erste, was sie spürte, als sie wieder zurück zu ihrem Bewusstsein fand, und es erfüllte sie eine solche Erleichterung darüber, dass sie ihre Kräfte wiedergefunden hatte. Das zweite, was sie noch spürte, war eine ihr mittlerweile wohlbekannte Präsenz...

Langsam öffnete sie ihre Augen und blinzelte durch den Tränenschleier hindurch. Über sich erblickte sie kahle, schneebedeckte Bäume zum Nachthimmel aufragen. Helles, weißes Licht, das sie an Scheinwerferlicht erinnerte, beleuchtete sie von der einen Seite und warf tiefschwarze Schatten auf der anderen. Sie selbst lag ebenfalls auf weichem, pulverartigem Schnee, doch seltsamerweise nahm sie die Kälte nur ganz vage war. Ihre Magie sorgte dafür, dass es sie nicht fröstelte.

Noch etwas benommen richtete sie sich auf, stützte sich auf ihren Ellbogen ab und hielt inne.

Zu ihrer Linken stand Valtor mit dem Rücken zu ihr gedreht an einem Baumstamm lehnend da. Vor ihm öffnete sich der Himmel in seiner gesamten Pracht. Hunderte von Milliarden Sternen begrüßten sie mit ihrem Funkeln und ein Galaxie-Arm erstreckte sich über die gesamte Dunkelheit hindurch, teilte sie in zwei.

Unwillkürlich entfuhr ihr ein Keuchen bei diesem wunderschönen Anblick. So etwas hatte sie noch nie gesehen!

So schnell wie möglich rappelte sie sich auf, um das gesamte Bild in sich aufnehmen zu können. In ihrer Eile wäre sie fast wieder zurückgefallen, denn sie hatte noch nicht alles Gefühl in ihren Beinen wieder. Trotzdem schaffte sie es, ihr Gleichgewicht wiederzufinden und gesellte sich daraufhin leicht humpelnd zu dem Schwarzmagier.

Abermals blieb ihr der Atem weg. Am Rande dieses Felsenvorsprungs begegnete ihr nichts außer der unermesslichen, sternenbesprenkelten Weite. Nein, das hier war nicht einfach nur irgendein Nachthimmel. Das hier war nichts Geringeres als der unendliche Kosmos, der sich in alle Richtungen erstreckte.

„Sind wir... immer noch in »der Welt der Alpträume«?", hauchte sie.

Aus den Augenwinkeln sah sie Valtor nicken. „»Kozmirar«, die Welt jenseits von Raum und Zeit", bestätigte er.

Es war schwer sich von diesem Anblick loszureißen. Dennoch warf Bloom einen kurzen Blick auf den kahlen Wald hinter sich. Er ähnelte so gar nicht dem, durch den sie gelaufen waren, bevor sie sich gegenseitig in dem Nebel-Nicht-Nebel verloren hatten.

„Was ist eigentlich passiert? Wie sind wir hierhergekommen?", fragte Bloom wieder an Valtor gewandt.

„Ein Mysterium dieser Welt, Bloom." Sein Blick war so stark nach innen gerichtet, sie konnte kaum eine Emotion in ihm erkennen. „Ich kann mich gerade nicht entscheiden, ob ich dich zurechtweisen soll oder nicht."

Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. „Mich zurechtweisen? Wofür?"

„Dafür, dass du so unüberlegt in ein dir unbekanntes Territorium vorgedrungen bist. Und anstatt auf mich zu warten, bist du einfach verschwunden."

„Entschuldige, aber du bist derjenige, der plötzlich verschwunden ist!", verteidigte sie sich. „Und ich war vorsichtig! Ich habe gewartet. Ich bin zurückgegangen. Ich habe versucht dich wiederzufinden, aber meine Magie war auf einmal weg. Alles war weg! Und danach... danach hat nichts mehr Sinn ergeben!"

Endlich sah er sie an. Schweigend musterte er sie eingehend, versuchte etwas von ihrem Gesicht abzulesen. Was wollte er finden? Angst? Wut? Davon hatte sie genug.

Mit einem Mal stieß er sich vom Baumstamm ab. „Komm", sagte er schlicht, ehe er sich umwandte und dann in Richtung des merkwürdigen Scheinwerferlichtes ging, das ihre Umgebung erleuchtete.

Sie schnaubte. Typisch. Wann immer er das Thema beenden wollte, ging er einfach und erwartete von ihr, ihm zu folgen.

Und natürlich folgte sie ihm. Wohin sollte sie denn sonst gehen?

Noch einmal blickte sie zu den Sternen und ihre Verärgerung über Valtor war wie weggewaschen. Wie klar sie doch zu sehen waren! Wie hell sie leuchteten! Und wie unglaublich viele es doch waren! Wie viele Planeten sie wohl umkreisten? Wie viele verschiedene Welten es wohl dort draußen gab? Theoretisch wusste sie, wie groß die Magische Dimension war. Ihr Ausmaß wurde ihr aber jetzt erst so richtig bewusst.

Der Wald vor ihnen lichtete sich, und gab den Blick auf eine breite, kreisförmige Fläche frei. An deren Rand ragten Überreste elegant geschwungener Arkaden auf, die von ordentlich geschliffenen Pfeilern getragen wurden. Ein paar Treppenstufen führten zum inneren Kreis, in dem in regelmäßigen Abständen voneinander abgebröckelte Marmorfiguren standen mit in die Höhe ausgestreckten Händen. In der Mitte schließlich quellte ein Brunnen in verspielten Formen auf, ehe diese zu einer Art Plattform verschmolzen, auf der eine weitere Marmorfigur eine große, gewellte Schale auf ihrem Kopf trug.

Auch hier hatte der Schnee Einzug gefunden.

Mit knirschenden Schritten betraten sie die Fläche. Während Blooms Blick über die schönen, jedoch längst vergessenen Ruinen glitt, rührte sich etwas in ihrem Inneren. Sie hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl. Als wäre sie schon einmal hier gewesen...

Ihre Drachenflamme stupste ihr Bewusstsein an und mit einem Mal erinnerte sie sich.

„Oh!" Sie blieb mit offenem Mund stehen und sah sich alles noch einmal genauer an. Nein, sie irrte sich wirklich nicht! „Das ist doch der Innenhof von Dominos Schloss!"

Valtor war ebenfalls stehen geblieben und ließ seinen Blick stumm über die Architektur schweifen.

„Das erste Mal, als ich hier war, habe ich diesen Ort rein durch Zufall entdeckt. Damals hat sich der Boden unter mir aufgetan und ich bin in eine Höhle gefallen. Zumindest dachte ich zunächst, dass es eine Höhle war."

„Ich sehe du hast eine Erfolgsgeschichte, was Schluchten runterfallen angeht."

Sie sandte ihm einen verärgerten Blick zu. „Es war ein Erdbeben gewesen damals. Und außerdem hatte ich meine Kräfte nicht, also konnte ich mich auch nicht im Sturz verwandeln. Aber ich hatte Glück gehabt, denn die Wände gingen nicht so steil hinunter. Ich hatte mir nicht einmal etwas gebrochen."

„Glück gehabt in der Tat."

Sie nickte. „Jedenfalls habe ich schnell gemerkt, dass ich durch keine Höhlen sondern durch Gänge und Räume lief. Da wusste ich, dass ich mich in Dominos Schloss befand. Es war so surreal. Das erste Mal seit Jahren stand ich in meinem Zuhause, aber... es wollte mir nicht wirklich in den Kopf, dass ich dort mal gelebt haben soll. Alles war so verwüstet. Es war kalt und dunkel und... fremd."

Bloom verstummte. Moment mal, warum erzählte sie ihm das alles eigentlich? Ausgerechnet ihm! Er war doch mit Schuld daran, dass Domino überhaupt so zerstört wurde!

„Du bist nicht auf Domino aufgewachsen. Natürlich war dir alles fremd", stellte Valtor trocken fest. „Wenn wir dann hier fertig wären, würde ich vorschlagen, wir gehen weiter."

Finster starrte sie ihm Löcher in den Rücken, als sie ihren ursprünglichen Weg fortsetzten. Nicht ein einziger Funken Reue! Dabei wusste er ganz genau, warum sie nicht auf Domino aufwachsen konnte! Aber was erwartete sie eigentlich von einem Schwerverbrecher wie ihm? Natürlich kümmerte ihn das alles hier herzlich wenig. Nur sie war diejenige, die dazu gezwungen war, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und er hatte einen Sitz in der ersten Reihe, um die Show zu genießen.

Abermals wanderte ihr Blick zum Himmel, und sie behielt ihre Augen nach oben gerichtet, damit ihr die aufsteigenden Tränen nicht herunterrannen. Einige der Sterne flackerten, baten sie stumm darum, stark zu bleiben.

Sie atmete tief ein, dann blickte sie wieder nach vorne. Die Ruinen von Dominos Schlossinnenhof hatten sie mittlerweile hinter sich gelassen und schritten nun auf eine Ansammlung von Häusern zu. Ein Dorf, das am Fuße eines Berges ruhte und vom Wald umgeben war. Das Scheinwerferlicht - oder war das eher das Licht eines Sternes? - beleuchtete den Berg nur bis zu Hälfte, aber genug, um die Ruinen einer alten Burg zum Vorschein zu bringen. Der Rest des Berges ragte dunkel zu den Sternen auf.

Der Schnee an den Seiten des Weges war so hoch, dass er ihnen bis zu den Knien reichte. Es gab also nur einen sichtbaren Pfad. Wer den wohl freigemacht hatte? Es waren keine sichtbaren Fußspuren zu sehen außer ihren eigenen und die von Valtor. Auch konnte sie keine Schleifspuren entdecken. Der Schnee lag einfach nur platt vor ihnen.

Ihre Überlegungen fanden ein jähes Ende als sie das Dorf betraten - oder das, was von dem Dorf noch übrig war.

Die ersten Häuser an denen sie vorbeigingen wiesen bereits Schäden auf: Die Fensterscheiben waren teils zerschlagen oder fehlten komplett, verkohlte Reste der Fensterrahmen hingen herab und die rußverschmierten Wände standen im starken Kontrast zu dem gefrorenen Schnee um sie herum. Je weiter sie gingen, desto schlimmer wurde die Zerstörung. Einige der Dächer waren eingestürzt oder teilweise abgerissen, manche der Häuser hielten sich gerade noch so mithilfe ihrer verbliebenen Wänden aufrecht. Bruchstücke verschiedener Gebäude lagen über den Weg verstreut und machten es schwierig durch sie hindurch zu navigieren. Das weiße Licht, dem sie schon die ganze Zeit hinterherliefen, ließ alles noch geisterhafter wirken.

Doch nichts hätte Bloom auf den Anblick vorbereiten können, der sich ihr bot, als sie nach rechts abbogen und somit die kaputten Überreste der Häuser hinter sich ließen.

Es war nichts mehr vom Rest des Dorfes übrig. Nur die Unmengen an Trümmern und die offensichtlichen Spuren von Fundamenten deuteten darauf hin, dass es hier einst überhaupt etwas gegeben hatte. Alles lag wortwörtlich in Schutt und Asche. Es war totenstill.

„Gott, was ist hier bloß passiert?", flüsterte Bloom erstickt.

Unter ihrem Fuß knackte etwas. Glassplitter. Wäre sie nicht in ihrer Feenform verwandelt, hätte sie sich schon längst ihre Haut zerschnitten.

Etwas am Rande ihres Sichtfeldes erregte ihre Aufmerksamkeit. Unter dem ganzen Chaos gab es einen Farbfleck, der sich deutlich aus der tristen Umgebung hervorhob. Bei näherem Hinsehen erkannte sie einen altmodischen Sommerhut, der mit einem edlen, purpurroten Band beschmückt war, das auf der Rückseite zu einer Schleife zusammengebunden war. Der Hut war zwar verbeult und an einer Kante eingerissen, doch verglichen mit den anderen Gegenständen um ihn herum, war er noch in einem überraschenderweise guten Zustand.

„Bloom." Valtors Stimme schnitt durch die Stille. „Lass das liegen und komm weiter."

Wütend funkelte sie ihn an und richtete sich wieder auf. „Interessiert dich hier gar nichts? Lässt dich das alles hier wirklich kalt?"

„Auf Kozmirar hat mich nichts zu interessieren, außer meinem Ziel. Dasselbe gilt für dich auch. Ich dachte, du hättest deine Lektion bereits gelernt."

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Du bist herzlos."

„Und du hältst uns nur unnötigerweise auf." Mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab und ging weiter den Weg entlang, der sie geradewegs in den nächsten Wald führte.

Dieser-!

Ach, was regte sie sich eigentlich auf? Er hatte ihr schon oft genug gezeigt, wie bedeutungslos ihm das Leid anderer war. Warum war sie überhaupt noch überrascht von seinem Verhalten?

Es hatte keinen Sinn ihre Energie darauf zu verschwenden, sich über ihn zu ärgern.

Außerdem mussten sie weiter. Die Fee wusste, dass sie hier nicht verweilen konnten.

Noch einmal blickte sie zu dem Sommerhut. Was auch immer hier geschehen war, sie hoffte so sehr, dass die Leute, die hier mal gelebt hatten, es noch rechtzeitig geschafft hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Sie hoffte es wirklich innig.

Denn so eine Zerstörung konnte unmöglich jemand überlebt haben.

Als sie Valtor wieder eingeholt hatte, lief sie stumm ein Stück weit hinter ihm her. Sie fragte sich, wie lange sie wohl noch brauchen würden, um endlich den Gegenstand zu finden, für den er überhaupt hierher gekommen war. Waren sie schon nahe? Oder mussten sie noch lange suchen? Diese Welt hier war so unberechenbar, sie wusste nie, was als nächstes auf sie zukommen würde. Zuerst war die Umgebung so wundersam schön gewesen, doch dann hatte alles ganz schnell eine düstere Wendung genommen.

Wer wusste, wie bald sich die Landschaft wieder verändern würde.

Die Antwort war: Sehr bald. Besser gesagt, jetzt.

Denn mit einem Mal bemerkte sie, wie die Baumstämme um sie herum teilweise vergoldete Stellen aufwiesen. Aus Neugierde hatte sie ihre Hand ausgestreckt nur um sich zu vergewissern, dass sie sich das nicht nur einbildete - und tatsächlich! Es war Metall! Und es war so kalt, dass es ihr in den Fingern stach! Je weiter sie gingen, desto größer wurden die vergoldeten Stellen, bis sie sogar den gesamten Baum umschlossen. Im Schnee erblickte sie kleine golden glänzende Münzen. Bald darauf gesellten sich zu diesen die verschiedensten Arten von Schmuck: Perlen, Ketten, Ohrringe, Armbänder... Sie sah reich beschmückte Schatullen und edel verzierte Truhen. Irgendwann lief sie sogar an einer ganzen Ritterrüstung vorbei.

Der Wald lichtete sich abermals und als sie diesmal heraustraten befanden sie sich in-

„Dominos Schatzkammer!", entfuhr es Bloom unwillkürlich.

Valtor blickte sie mit leicht hochgezogener Augenbraue an. „Du warst in der königlichen Schatzkammer?"

Sie nickte. „Daphne hat mich damals hierher geführt. Aber die Schatzkammer sah noch viel beeindruckender aus, als das was du hier siehst."

Und das stimmte. Denn hier waren die Wände nämlich abgebröckelt und das Dach fehlte komplett. Auch das Licht ließ alles blasser wirken, als es in Wirklichkeit war.

Und den Schnee hatte es in der Schatzkammer gar nicht gegeben.

„Ich war damals ziemlich beeindruckt gewesen. Bin es auch heute noch. Ich habe noch nie so viele kostbare Dinge auf einmal gesehen. Und alles war an den Wänden entlang bis hoch zur Decke gestapelt!" Wie um ihr Worte zu unterstreichen, gestikulierte sie nach weit, weit oben, zu den amüsiert funkelnden Sternen hinauf. „Und dann meinte Stella auch noch, dass Domino tatsächlich reicher wäre als Solaria!"

Valtor gab einen nachdenklichen Laut von sich. Er trat einen Schritt nach vorne und sah sich ihre Umgebung genauer an. „Dass Domino eindeutig reicher war, als Solaria, liegt auf der Hand. Domino war einer der reichsten - wenn nicht der reichste - Planet in der gesamten Magischen Dimension."

Blooms Augen wurden groß. „Wirklich?"

Er nickte. „Der Große Drache, Erschaffer der Magischen Dimension, hat Domino als seinen Ruheplatz auserkoren. Dementsprechend fehlte es hier praktisch an nichts. Die anderen Planeten haben sich fast schon darum geschlagen um mit Domino zu handeln oder gar in eine Allianz zu treten. Kein anderer hielt so viel Macht und Einfluss." Kurz hielt er inne, sein Blick hatte etwas Abwesendes an sich. „Umso größer war der Verlust als dieses Königreich fiel. Die Magische Dimension hat sich davon nie erholen können. Niemand konnte das Loch schließen, das Domino zurückgelassen hat."

Etwas an der Art wie er über ihren Heimatplaneten sprach, versetzte ihr einen Stich ins Herz. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals.

„Und das alles wegen dir und den Urhexen", flüstere sie.

Über sich erblickte sie eine einzelne Sternschnuppe, die wie eine Träne den Himmel hinunterfiel.

Valtor schwieg, zeigte keine Reaktion. Als hätte er sie gar nicht gehört.

Sie wandte sich von ihm ab und blickte an das andere Ende des zerbröckelten Raumes, dort wo die Treppen hinauf zu einem schön, verzierten Pult führten. Ein Pult, der leer stand.

„Dort lag meine Krone", fing sie wieder an zu erzählen und abermals fragte sie sich, warum sie das eigentlich mit ihm teilte. Warum hatte sie auf einmal das starke Bedürfnis ihm von dem zu erzählen, was ihr nahe am Herzen lag? „Daphne hat mich dorthin begleitet und dann... dann hat sie mir gezeigt, was hier geschehen ist. Wie sie sich geopfert hat. Wie unsere Eltern spurlos verschwunden sind. Und wie Domino letzten Endes zerstört wurde. Ich erfuhr endlich alles."

„Wann warst du hier?", fragte er.

„In meinem ersten Jahr", antwortete sie. „Ein paar Wochen zuvor habe ich erst erfahren, wer ich wirklich bin. Und als ich dann den Rest erfuhr... ich war so überwältigt. Ich wusste überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte. Es war zu viel auf einmal gewesen..."

Abrupt brach sie ab und biss sich auf die Zunge. Wenn sie jetzt nicht aufhörte, würde sie ihm noch alles aus ihrer Seele herausschütten. Sie hatte ihm auch so schon zu viel erzählt. Vielleicht lag es an ihrer Umgebung. Diese Welt machte etwas mit ihr, manipulierte sie, drang in ihr Innerstes ein und holte alle ihre dunklen Geheimnisse gegen ihren Willen hervor.

Valtors Stimme brachte sie wieder aus ihren Gedanken. „Ich glaube hier ist es."

Bloom blinzelte und stellte fest, dass der Schwarzmagier mittlerweile tiefer in die Schatzkammer vorgedrungen war. Er stand neben einem prunkvoll verziertem Bilderrahmen, der merkwürdig leer an der Wand hing. Seine Hand hielt er genau über der Mitte der inneren Fläche, dort wo sich normalerweise ein Gemälde befinden sollte.

Neugierig ging sie zu ihm herüber. „Aber da ist doch gar nichts!"

„Deine Hand, Bloom. Heb sie hoch und du wirst es spüren."

Zögernd folgte sie seiner Anweisung. Ganz langsam streckte sie ihre Finger zu der Stelle aus, wo Valtor immer noch seine Hand hielt. Einen Moment lang fühlte sie gar nichts und sie öffnete bereits ihren Mund, um ihn darüber zu informieren, da streiften seine Finger die ihren. Sie keuchte.

Ein elektrischer Schlag durchfuhr ihre Hand und strahlendes Licht durchflutete den Raum. Inmitten dieses Lichtes schwebte ein tränenförmiger, kristallklarer Diamant.

„Das ist was wir gesucht haben?", hauchte sie.

„Ganz genau." Valtor umschloss den Diamanten mit seiner Hand und zog diese wieder zurück. Als er sie dann wieder öffnete, war der Diamant wieder verschwunden. Und das Licht somit auch.

Stattdessen erschuf Valtor ein spiralförmiges Portal. „Komm. Wir sollten jetzt wieder zurück."

Kaum hatte er zu Ende gesprochen, fing der Boden unter ihnen an zu beben.

Das ließ sich Bloom nicht zweimal sagen. Schnell passierte sie durch den Strudel hindurch, weg von der nächsten Gefahr, weg von dieser seltsamen Welt und weg von dem gespenstischen Abbild ihrer dunklen Vergangenheit.


━━━━━━ ◦ ❖ ◦ ━━━━━━


So, gefallen nicht  gefallen? Lasst es mich wissen ;)

Und übrigens vielen Dank für die ganzen Favos und eure Kommentare, sie bringen mich wirklich weiter! Dankeschön! Ich seid die besten ^^


Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt