Halte dich bereit

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Als sie sich in einem schwarzen Leerraum wiederfand, wusste sie sofort, dass sie nicht alleine war. Valtors Präsenz spürte sie nur überdeutlich und obwohl sie ihn noch nicht sehen konnte wusste sie, dass er ganz in der Nähe war.

„Gibt es einen Grund, warum du meine Träume heimsuchst, Valtor?", fragte sie in die Dunkelheit hinein.

Ein kühler Lufthauch zog an ihr vorbei. „Hm, wer weiß. Vielleicht kann dir dein Unterbewusstsein diese Frage beantworten, Bloom. Was meinst du: Warum träumst du von mir?"

Sie entfachte eine kleine Flamme direkt über ihrer geöffneten Handfläche und blickte Valtor mit gehobener Augenbraue von der Seite an. „Weil du mithilfe der Verbindung selbst hierhergekommen bist. Ist es wegen der dritten Mission? Oder möchtest du mir Informationen über etwas anderes mitteilen? Vielleicht etwas, was Alastair und die Trix betrifft? Übrigens wart ihr in letzter Zeit ziemlich still gewesen."

Er lachte leise. „Immer mit der Ruhe. Du klingst beinahe schon, als hättest du uns vermisst."

Empört stemmte sie ihre freie Hand in die Hüfte und verlagerte ihr Gewicht von ihm weg. „Das ist nicht-! Hör auf, vom Thema abzulenken! Ist es nun die dritte Mission oder etwas anderes?"

„Um ehrlich zu sein, beides", gab Valtor schließlich zu. „Wie du bereits richtig bemerkt hast, haben sich weder Alastair noch die Trix blicken lassen. Alastair ist ein bisschen... empfindlich in letzter Zeit und weiß damit nicht umzugehen."

Bloom blickte ihn argwöhnisch an. „Was hat er gemacht? Und was hat das mit unserer Mission zu tun?"

„So einiges. Er ist in letzter Zeit oft verschwunden, während ich die Launen der Trix ertragen durfte. Das hat aber nun ein Ende. Womit ich zum eigentlichen Grund meines Besuches komme." Mit einem Mal wandte er sich endgültig zu ihr um und alle Heiterkeit war von seinem Gesicht verschwunden. „Wir werden Oscuro für eine Weile verlassen. Die dritte Mission wird warten müssen."

Blooms Hand, die sie noch immer in die Hüfte gestemmt hatte, glitt herunter und hing schlaff an ihrer Seite. „Ihr sucht euch ein anderes Versteck? Oder geht ihr nur temporär weg?"

Valtor hob eine Schulter hoch. „Das lässt sich sehen, je nachdem, was Alastair vorhat. Aber ich glaube nicht, dass wir allzu lange wegbleiben werden. Er meinte nur, dass die Reise etwas dauern würde."

„Ihr geht auf eine Reise? Aber wohin?", fragte sie verwirrt.

„Das möchte ich herausfinden. Und der einzige Weg, dies zu tun, ist mitzugehen. Deswegen bin ich hierhergekommen, um dich vorzuwarnen. Versuche mich nicht zu kontaktieren, egal was kommt. Ich werde mich bei meiner Rückkehr noch früh genug wieder bemerkbar machen."

Bloom zog ihre Augenbrauen zusammen. Aus irgendeinem Grund war ihr auf einmal schwindelig und sie fühlte sich überhaupt nicht wohl. „Warum soll ich dich nicht kontaktieren?"

„Damit du mich nicht ablenkst."

Wieder erfasste sie dieses Gefühl der leichten Übelkeit. Als ob-

„Du lügst", stellte sie fest. Es war keine Frage und sie hatte keine Ahnung, woher sie wusste, dass sie recht hatte. Sie wusste es einfach. Sie spürte es. „Du weißt etwas, willst es mir aber nicht sagen."

„Ich habe einen Verdacht", korrigierte er sie schneidend. „Nichts Konkretes. Noch nicht. Aber bald."

„Und was genau hält dich davon ab, mir von deinem Verdacht zu erzählen?"

Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. „Weil ich nur ungerne Sachen überstürze. Wirklich, Bloom, ich weiß was ich mache. Das einzige, was ich von dir verlange, ist einfach nur abzuwarten. Aber halte dich bereit."

Kaum zu fassen. Erst Miss Faragonda und nun Valtor.

Bereithalten. Bereithalten wofür genau?

Diese Frage hatte sie scheinbar laut gestellt, denn er antwortete sogleich. „Dass ich dich kontaktiere, sobald ich wieder zurück bin. Dann können wir auch gleich mit der dritten Mission fortfahren, so wie angekündigt."

Ihr gefiel das Ganze überhaupt nicht.

„Bloom, ich habe dir bereits meine Zusicherungen gemacht. Was willst du noch? Willst du etwa mit mir mitkommen?", fragte er spöttisch.

Er mochte zwar scherzen, aber für einen Moment überlegte sie tatsächlich, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, auf irgendeine Weise dabei zu sein. Vielleicht ein verzauberter Gegenstand? Aber natürlich setzte das voraus, dass Valtor überhaupt einwilligte und irgendetwas sagte ihr, dass das sehr wahrscheinlich nicht passieren würde...

Mit einem Mal streckte er seine Hand aus und schnippte ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie zuckte unerwartet von ihm zurück.

„Denk nicht einmal dran", warnte er sie, doch seine Augen blitzten dabei belustigt auf. „Ich sehe schon, wie deine Gedanken an uns vorbei rasen."

Erst da bemerkte sie entsetzt, wie die Dunkelheit um sie herum auf einmal mit Bildern ihrer Überlegungen erhellt wurde, die sich rapide in ihrer Reihenfolge abwechselten. Da ihre Konzentration aber gebrochen war, verblassten sie ständig, bis die Fee und der Schwarzmagier wieder nur noch von der leeren Schwärze umgeben waren.

Bloom seufzte. „Schön. Von mir aus. Aber nur, wenn du mir wirklich sofort Bescheid gibst."

„Selbstverständlich." Dann trat er nach hinten und deutete eine leichte Verbeugung an. „Ich fürchte, ich muss jetzt gehen. Versuche mich nicht allzu sehr zu vermissen, Bloom."

Ihr klappte der Mund auf. „Ich werde nicht-!"

Bloom schlug ihre Augen auf und fand sich in ihrem Bett wieder. Es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder beruhigt hatte und wieder klar über das Besprochene nachdenken konnte. Wieder einmal typisch von Valtor, ihr nicht alles zu erzählen und stattdessen nur vage Andeutungen zu machen.

Aber es reichte aus, um ihr klarzumachen, dass etwas Großes auf sie zu kam. Miss Faragondas eindringliche Worte und Valtors Vorwarnung verstärkten nur das Gefühl einer üblen Vorahnung.

Was sie am meisten störte war natürlich, wie wenig sie eigentlich über Alastair selbst wusste, obwohl sie nun schon seit Wochen mit Valtor... kooperierte. Sie konnte den Magier immer noch schlecht einschätzen und hatte somit keinen Anhaltspunkt, was seine mysteriöse Reise anbetraf. Was er überhaupt vorhatte.

Sie drehte sich in ihrem Bett auf die Seite und blickte auf die tief und fest schlafende Flora. Das Mondlicht erhellte ihr Gesicht und hielt Wache über ihre Träume.

Was auch immer kommen mochte, ihre Freundinnen würden definitiv mit dabei sein, das wusste Bloom. Noch dazu wussten Flora und Prinzessin Cyan von ihrem dunklen Geheimnis und standen dennoch auf ihrer Seite - wofür sie ihnen endlos dankbar war.

Sie würde nicht allein sein.

Und die Prophezeiung, die finster über dem Horizont aufragte?

Mit der würde sie auch noch klarkommen. Um nichts in der Welt würde sie die Magische Dimension untergehen lassen. Nicht mit ihr!

Das schwor sie sich.

Und mit diesem Gedanken schloss sie ihre Augen und ließ sich vom Schlaf in ihren nächsten Traum hineingleiten. Einer, der versprach ziemlich... interessant zu werden.


To be continued...


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So das war es! Der erste Teil der Geschichte ist endlich fertig, aber keine Sorge ein zweiter Teil wird noch kommen.
Zwar nicht dieses Jahr, da ich die Kapitel noch vorschreiben will, aber der wird definitiv nächstes Jahr erscheinen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mitgelesen, gevotet und kommentiert haben. Ein großes, dickes, fettes DANKESCHÖN an alle!
Ihr habt mich so richtig motiviert und glücklich gemacht und deswegen danke an alle! ♥

Liebe Grüße
~Summer

Die Fortsetzung: https://www.wattpad.com/story/81750040-gebrochenes-vertrauen

Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt