In der Bibliothek war es ruhig, als sich Bloom ihren Weg durch die hohen Bücherregale bahnte. Nur gelegentliches Rascheln von Blättern und das Kratzen einer Feder über das Papier unterbrach die friedliche Stille. Der Geruch von alten Büchern umgab sie und legte sich wie sanfte Watte über ihre Gedanken, beruhigte ihren stetigen Fluss. Es war wirklich der perfekte Ort, um ungestört seine Hausaufgaben zu machen.
Hausaufgaben waren jedoch nicht der Grund, warum die Fee hier war. Vor sich sah sie, wie sich die Bücherregale um eine runde Fläche herum öffneten in dessen Mitte ein goldener, schmetterlingsförmiger Pult stand. Den steuerte sie zielstrebig an.
Eigentlich hätte sie schon viel früher hierherkommen sollen, vor allem nachdem sie Valtors magischem Bindungspakt zugestimmt hatte. Aber es war immer etwas dazwischengekommen und wenn sie mal Zeit hatte, war sie zu müde gewesen um irgendetwas zu tun. Sie schaffte es mittlerweile kaum ihre eigenen Hausaufgaben richtig zu machen.
Doch nach allem, was passiert war, konnte sie nicht mehr warten. Es wurde Zeit, dass sie ihre eigenen Recherchen anstellte, statt nur Valtors Worten zu trauen.
Gerade streiften ihre Finger die kühle Metallfläche, als sie innehielt. Was wenn es wie im Internet funktionierte und der Recherche-Pult speicherte auf irgendeine Weise ihre Suche? Sicherlich konnte man mithilfe von Magie herausfinden, was Schüler suchten. Vor allem, wenn es etwas Verdächtiges war.
Sie sollte vielleicht nicht geradeheraus sagen, was sie eigentlich wollte.
Doch was konnte sie statt „Magischer Bindungspakt basierend auf uralte Magie" nehmen? Wie sonst konnte man seine eigene Magie mit der eines anderen verbinden?
Ah. Natürlich.
„Konvergenzzauber", sprach sie klar und deutlich, damit die Bibliothek ihre Anfrage verstand. Kurz darauf flogen ihr mehrere Bücher entgegen und blieben mit den relevanten Stellen offen auf dem Pult vor ihr liegen. Schnell überflog sie die Texte. Wie erwartet stand dort nichts, was auf Valtor und sie zutraf und so blätterte sie zu den Inhaltsverzeichnissen der Bücher. Oder zu deren Anhängen.
Zuerst nahm sie sich die Lexikons vor, mit der Hoffnung so schneller an die eigentlichen Informationen zu kommen, die sie brauchte. Der Pakt schien nicht zu den Konvergenzzaubern zu gehören, also müsste sie nach einer anderen Art Zauber suchen. Valtor meinte, es bedurfte einer Quelle uralter Magie und einer magischen Verbindung, damit sie überhaupt diesen Deal eingehen konnten. Und so wie er die Bedingungen aufgestellt hatte, ähnelte es eher einem Kontrakt.
Kontraktmagie? Konnte man das so nennen? Gab es das Wort überhaupt?
Sie blätterte schnell nach.
Doch bevor sie sich ihre Fragen beantworten konnte, packte sie auf einmal jemand an den Schultern und zog sie in eine Seitenumarmung. „Hab ich dich gefunden, du Bücherwurm!"
„Stella!", japste Bloom überrascht und gab sich wirklich die Mühe, dass ihre Stimme nicht zu laut war.
Ihre Freundin kicherte und legte ihr das Kinn auf die Schulter. Für einen Moment war sie still, während sie einen Blick auf die aufgeschlagenen Bücher warf. „Bäh, hast du denn nicht genug von Schule? Ich dachte, du hättest dich schon längst fertig angezogen!"
Irritiert blickte Bloom sie von der Seite an. „Ich bin doch angezogen?"
Stella gab ihr einen spielerischen Klapps auf den Arm. „Nicht dein reguläres Outfit! Etwas Besonderes für unser Treffen mit den Jungs!"
Verständnislos starrte die rothaarige Fee ihre Freundin an. Die starrte zurück. Dann weiteten sich ihre Augen und sie ließ sie wieder los. „Sag bloß... hast du das etwa vergessen?"
Bloom schluckte. „Wann genau treffen wir uns nochmal?"
„In einer Stunde?"
„Oh..."
Wie hatte sie das einfach so vergessen können? Sie war sich so sicher gewesen, dass sie diesen Montagnachmittag frei hatte und war darauf eingestellt gewesen, stundenlang in der Bibliothek zu verbringen, wenn nötig. Und nun kam schon wieder etwas dazwischen.
Nicht, dass sie etwas gegen die Spezialisten hatte, nein. Ganz im Gegenteil.
Vielleicht würde es ihr guttun, wenn sie sich von den ganzen Ereignissen in letzter Zeit ablenken lassen würde.
Stella hatte die ganze Zeit über stumm die Reaktionen auf ihrem Gesicht beobachtet. Mit einem Mal trat sie zu ihr vor und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Hey... ich weiß, es könnte für dich nicht leicht sein und du musst nicht hingehen, wenn du nicht möchtest. Ich würde das vollkommen verstehen."
Bloom blinzelte und legt ihren Kopf schief. „Warum sollte ich nicht hingehen wollen?"
„Nun ja", druckste die blonde Fee leicht herum. „Brandon hat mir erzählt, was zwischen Sky und dir vorgefallen ist. Und eigentlich hätte ich dir erzählen sollen, dass Sky nach Eraklyon zurückgerufen wurde... tut mir leid, ich bin nicht wirklich dazu gekommen..."
Bloom machte eine wegwerfende Handbewegung, während ihre Gedanken rasten. Sky war auf Eraklyon? Und er hatte ihr gar nichts davon erzählt?
Stella schien ihre Gedanken gelesen. „Hat er dir wirklich gar nicht Bescheid gegeben?", fragte sie ernst.
Bloom schüttelte den Kopf. Natürlich ärgerte es sie, dass er ohne ein Wort gegangen war und seitdem Funkstille zwischen ihnen geherrscht hatte. Sie hatte ab und zu automatisch auf ihr Handy geschaut - meist vor dem Schlafengehen - und es war keine einzige Nachricht von ihm gekommen. Aber was sie wirklich bestürzte, war die Tatsache, dass sie sich darüber kaum Gedanken gemacht hatte.
Wie auch?
Gleich am nächsten Tag, nach ihrem Streit mit Sky, hatte Valtor sie aufgesucht und nun saß sie in dem Schlamassel, das ihren magischen Bindungspakt darstellte.
Es war einfach viel zu viel passiert.
„Na warte, wenn ich Sky gegenüberstehe, dann wird er den Zorn von Solarias Kronprinzessin aber so richtig kennenlernen!", holte sie Stellas empörte Stimme wieder zurück.
„Pscht, nicht so laut!", mahnte sie Bloom leise, konnte sich ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. „Wenn er auf Eraklyon ist, dann kann es sein, dass er heute gar nicht erst kommt. Wer weiß. Aber ich werde mich davon nicht abhalten lassen. Gib mir noch ein bisschen Zeit und ich mache mich gleich fertig."
Sie wollte sich wieder ihren Büchern zuwenden, da zupfte Stella an ihrem Ärmel. Als sie wieder zu ihr sah, blickten ihr kugelrunde, flehende Augen entgegen. „Bloom, da ist noch was: Ich brauche deine Hilfe. Ich bin in einer Krise..."
Wie konnte man so einem Hundeblick widerstehen? Bloom fühlte mit Brandon wirklich mit.
Die rothaarige Fee seufzte. „Ich werde dir bei deiner Outfitwahl helfen, keine Sorge."
Sogleich wurde sie in eine feste Umarmung geschlossen. „Du bist die Beste!"
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Blooms dunkles Geheimnis
Fanfiction(Diese Geschichte spielt nach der dritten Staffel und vor dem ersten Film) Bloom und ihre Freundinnen können nach ihrem Sieg endlich aufatmen und alles kehrt wieder zur Normalität ein. Jetzt da Valtor und die Trix von der Bildfläche verschwunden sin...