Lynphea Teil 1

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„Was?!", riefen die Hexen aus.

„Und wer ist das, nur so nebenbei?", fragte der selbsternannte Bruder von Valtor.

„Das sind Icy, Stormy und Darcy. Die Nachfahrinnen der drei Urhexen", erklärte der Magier emotionslos.

„Ach tatsächlich? Nachfahrinnen unserer ehrwürdigen Gebieterinnen? Ich fühle mich geehrt eure Bekanntschaft zu machen!", erwiderte dieser und deutete eine Verbeugung in ihre Richtung an.

Valtor stieß sich von der Wand ab und stellte sich neben den Silberhaarigen. An die Trix gewandt, fuhr er fort: „Das ist Alastair, mein... älterer Bruder."

„Wir wussten gar nicht, dass du einen hast!", platzte es aus Stormy heraus.

Der Fremde zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wie, du hast ihnen gar nichts von mir erzählt? Das ist aber gar nicht nett von dir, meine Existenz zu verschweigen!"

„Sag mir lieber wie du es geschafft hast, deiner Strafe zu entkommen", sagte Valtor, ohne auf die Aussage einzugehen.

Doch Alastair lächelte nur. Er wandte sich etwas von seinem jüngeren Bruder ab. „Ich habe so meine Wege", gab er nur vage an und ließ das Thema somit fallen. „Also sucht ihr einen Planeten... hm. Ich habe übrigens alles, was sich da oben zwischen euch Hexen und diesen Feen abgespielt hat, beobachtet. Ihr scheint euch sehr gut zu kennen. Wer waren diese Mädchen, mit denen ihr gekämpft habt?"

Icy trat hervor. „Das waren die Winx. Und sie haben ein unglaubliches Talent, ihre Nase da reinzustecken, wo sie nicht hingehört." Letzteres sprach die Hexe mit zusammengebissenen Zähnen aus.

„Sie sind immer so guuuut und so neeeett", sprach Stormy übertrieben fröhlich aus, dann schüttelte sie sich. „Ich hasse die."

„Interessant. Und du kennst sie auch?" Er wandte sich wieder an seinen Bruder.

„Ja", antwortete dieser schlicht.

„Und sie kommen dir ebenfalls in die Quere?"

„Versuchen immer meine Pläne zu vereiteln, ja."

Alastair klatschte in die Hände. „Dann könnt ihr doch glatt meine Hilfe gebrauchen!" Sein Lächeln wurde breiter, und er ließ Valtor nicht aus den Augen. „Ich habe nämlich so meine Methoden mit lästigen...Eindringlingen umzugehen."

Valtor verzog keine Miene und gab auch sonst keine Reaktion. Nur das leichte Zucken seiner Finger, hätte seine Abneigung gegenüber dieser Idee verraten können, hätte denn jemand darauf geachtet.

„Nur zu", sagte er stattdessen scheinbar unbeeindruckt, „wenn du mithalten kannst, dann bitte."

Alastairs Lächeln gefror.

„Hast du vielleicht einen Vorschlag, was den nächsten Planeten betrifft, wenn du uns schon helfen willst?", fragte Darcy.

Alastair blinzelte und drehte sich dann zur Hexe. „Wenn ich mich nicht irre, ist in dieser Gruppe eine Fee der Natur, richtig? Dementsprechend sollte sie aus Lynphea kommen. Nun denn, ich würde vorschlagen, wir schwächen sie indem wir das angreifen, was ihnen am liebsten ist. Und es gibt keinen besseren Ort dafür, als ihren Heimatplaneten!"

In den Augen der Trix blitzte boshafte Vorfreude bei dem Gedanken auf. Dieser Alastair war gar nicht mal so dumm! „Und was hast du im Sinne?"

„Ich habe da so eine Idee für einen geheimen Angriff... aber nur, wenn mein Bruderherz nichts dagegen hat?" Er blickte zu Valtor.

Der zuckte nur mit den Schultern. „Erzähl, und wir werden sehen."

Alastairs Mundwinkel hoben sich zu einem erneuten Lächeln, doch seine Augen blieben kalt.

○●○


„Melanie, ich bitte dich, lass mich vorbei."

Bloom war, nachdem der Unterricht endlich beendet war, ganz normal den Gang entlang gelaufen, als sich ihr plötzlich die Estrellas in den Weg gestellt hatten. Ihre Freundinnen waren immer noch im Klassensaal und räumten ihre Sachen ein. Sie war also erstmal allein.

„Wieso denn? Können wir nicht einfach reden? Ist das jetzt verboten?", fragte Raven, Melanies beste Freundin, die pink gefärbtes, schulterlanges Haar und grüne Augen hatte.

„Was könnte denn so wichtig sein, dass du schnell gehen musst?", spottete Rita, ein schwarzhaariges Mädchen mit braunen Augen. Ihre Locken reichten ihr bis knapp über die Schultern.

„Hausaufgaben. Ich bin mir sicher, ihr habt nicht weniger zu tun, also lasst mich gehen." Bloom versuchte zwischen den Mädchen hindurch zu schlüpfen, doch sie versperrten ihr weiterhin den Weg.

„Was soll das?", erklang Musas Stimme. Bloom wandte sich um und sah erleichtert zu, wie sich ihre Freundinnen hinter sie stellten.

„Was ist euer Problem? Warum könnt ihr uns eigentlich nicht leiden? Wir haben euch doch nichts getan!", rief Flora.

Melanie schnaubte verächtlich, strich sich ihr blondes Haar nach hinten und richtete sich mit einer empörten Miene auf. „Mein Problem ist, dass euch alle wie verliebte Idioten hinterher stolpern, und eure Namen hoch in den Himmel preisen, als wäret ihr eine Gruppe Heiliger. Was soll so besonders an euch sein? Ihr seid nicht einmal die einzigen, die ihren Enchantix bekommen haben!"

„Tja, das hat man nun mal davon, wenn man die Magischen Dimensionen rettet, anstatt sich feige im Hintergrund zu halten und andere kämpfen zu lassen", erwiderte Layla und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich frage mich immer noch, wie ihr bei so einer Einstellung überhaupt euren Enchantix erlangen konntet."

Raven brauste ihre Backen auf. „Das-! Man kann sich nicht immer kopflos in Gefahr stürzen! U-und... wir haben es halt verdient, diese Kräfte zu bekommen!"

Stella kicherte. „Aber natürlich, das hätte ich an deiner Stelle auch gesagt."

„Ja, wofür werden wir denn sonst hier unterrichtet?", fragte Tecna und schob eine Augenbraue in die Höhe. „Irgendwann müssen wir doch unser Zuhause und unsere Familien vor allerlei Gefahren beschützen. Das Erlangen von eurem Enchantix müsste euch das eigentlich klargemacht haben."

Die Estrellas senkten den Blick. Nur Melanie hielt nicht den Mund.

„Na und? Bloom hat nicht einmal einen Planeten zum Beschützen. Und ich glaube wohl kaum, dass es auf der Erde etwas halbwegs so Gefährliches gibt, wie hier. Ihre Kräfte hat sie sowieso nur durch Mogeln erlangt."

Bloom fühlte sich, als hätte man ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt.

Mogeln?

Die Münder der Winx klappten auf und selbst die Mädchen der Estrellas Clique schauten Melanie bei diesen Worten schockiert an.

„Das ging jetzt aber zu weit", rief Liane und warf der Anführerin einen wütenden Blick zu. Sie war bereit, noch etwas hinzuzufügen, wurde jedoch unterbrochen.

„Klappe", flüsterte Nadia. Nervös strich sie sich eine orangene Strähne ihres kurzen Haares aus dem Gesicht. Sie war zwar ebenfalls Lianes Meinung, wollte jedoch ihre wahren Gedanken nicht preisgeben. Allen voran da sie wusste, was passierte, wenn Melanie einen ihrer Wutausbrüche hatte.

„Wieso? Stimmt doch!", schnappte Melanie und beobachtete mit Genugtuung Blooms Reaktion.

„Das reicht, du Schlange!", schrie Stella erzürnt. Ihre Haut war von roten Flecken der Wut übersäht und sie sah aus, als würde sie jeden Moment der Anführerin der Estrellas an die Gurgel springen. „Du hast kein recht so über Bloom zu sprechen! Immerhin war sie es, die etliche Feinde besiegte! Ohne sie hätten wir es nie geschafft! Allen voran nicht gegen Valtor! Und du, Melanie, wärst schon beim ersten Kampf gegen ihn untergegangen!"

Melanie funkelte die Blondine zornig an. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch es kam kein Wort heraus. Sie hatte keinen guten Konter. Und das machte sich noch wütender.

Valtor...

Der Gedanke an ihn holte Bloom wieder aus ihrer Starre.

Valtor, der zusammen mit den Trix einen neuen Versuch gestartet hatte, die Magischen Dimensionen zu erobern.

Valtor, dem sie versprochen hatte, alle seine Pläne endgültig zu durchkreuzen.

Vor ihrem inneren Auge spielte sich der Moment ab, als die Wut in seinen Augen auf ihr Versprechen hin aufgeflackert war und sie lächelte unwillkürlich.

Melanie trat einen Schritt zurück.

„Du irrst dich, Melanie", sprach Bloom mit seltsam ruhiger Stimme. „Denke, was du willst, aber ich habe mein Leben freiwillig in Gefahr gebracht um meinen Enchantix zu bekommen. Pyros zeigt keine Gnade gegenüber denen, die ihren Kopf in den Sand stecken und darauf warten, dass alles für sie geregelt wird. Und noch was..." Diesmal hob sie ihren Kopf und fixierte Melanie mit ihrem Blick. „... wer sagt, dass ich keinen Planeten zum Beschützen habe? Die Magische Dimension ist mein Zuhause. Und soweit ich weiß, gibt es da mehrere Planeten."

Sie leitete eine kleine Pause ein. Im Gang war es so still, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle Augen waren auf sie gerichtet.

Bloom lächelte. „Wer sagt, dass ich nichts zum Beschützen finden werde?"

Und mit diesen Worten rauschte sie an Melanie vorbei. Der Rest der Estrellas machte ihre verblüfft Platz und ließ sie durch. Niemand machte Anstalten, sie aufzuhalten.

Nicht einmal Melanie.

Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt