Bloom rang mit ihren Händen und sie rief sich andauernd ins Gedächtnis, weiter zu atmen. Für einen Augenblick fragte sie sich, ob sie Floras Worte vielleicht missverstanden hatte. Sie hoffte es sogar. Ihr Mund war auf einmal trocken, kein Wort brachte sie über die Lippen.
„Bloom", begann Flora wieder, diesmal schimmerte leichte Sorge in ihren Augen. „Bloom, du bist ja ganz blass! Ich weiß, mein Geständnis kommt unerwartet, aber ich wollte dich keineswegs schockieren! Ich wollte nur, dass du die Wahrheit weißt. Dass du dich nicht mehr vor mir verstecken musst."
„Wo-Wovon sprichst du?", stotterte Bloom.
Nein. Nein, nein, nein, das konnte gerade nicht passieren! Wie konnte Flora es erfahren haben? Wie konnte sie ihr Geheimnis kennen? Sie hatte sich doch solche Mühe gegeben, es verborgen zu halten!
Die Fee der Natur schüttelte nur traurig den Kopf. „Du brauchst gar nicht so zu tun, Bloom. Du weißt ganz genau wovon ich spreche. Ich sehe es in deinen Augen."
Sie könnte es immer noch abstreiten. Könnte immer noch so tun, als hätte sie absolut keine Ahnung, von was Flora sprach und sich Zeit verschaffen, um zu überlegen, was sie als Nächstes machen sollte.
Viele Optionen gab es nicht, sie würde um das Gespräch nicht drumherum kommen. Und so wie Flora sprach war es offensichtlich, dass sie absolut keine Zweifel an ihrem Wissen hatte.
Aber vielleicht war es nicht wirklich das, was Bloom befürchtete? Vielleicht meinte Flora etwas ganz anderes?
Sie schluckte. „Wie?", brachte sie schließlich hervor.
„Auf Melody. Sobald ich gesehen habe, wie dich Valtor mitten im Kampf durch das Portal gestoßen hat und dir danach gefolgt war, bin ich euch hinterhergeeilt." Ihr Blick hielt den ihren fest. „Zu sagen, dass ich überrascht war, nachdem ich Zeugin geworden bin von dem, was auf der anderen Seite passiert ist, wäre eine Untertreibung."
In Bloom zog sich alles zusammen. Somit starb ihre Hoffnung, dass Flora nichts vom Pakt zwischen ihr und Valtor wusste. Sie hatte miterlebt, wie Bloom ihr Versprechen Valtor gegenüber wieder aufgenommen hatte. Aber was noch? Wie viel hatte sie noch gesehen?
Genau das fragte sie.
Flora zuckte mit den Schultern. „Ich habe nur gehört wie du versprochen hast ihm dabei zu helfen, gegen seinen eigenen Bruder vorzugehen. Und ich habe die magischen Ringe um eure Handgelenke gesehen. Solche Bindungsmagie... ich habe von sowas nur in Romanen gelesen."
Blooms Augen weiteten sich. „Wurde so etwas wirklich nie irgendwo im Unterricht erwähnt? Oder in Geschichtsbüchern? Valtor meinte... er meinte, dass es vor sehr langer Zeit gar nicht mal so unüblich war, solche Bindungspakte einzugehen. Allen voran wenn man sicherstellen wollte, dass der jeweils andere sein Versprechen hielt."
„Und welches Versprechen hat er dir gegeben? Was hat er gesagt, dass es dich dazu verleitet hat, so etwas Gefährlichem zuzustimmen?"
Im Nachhinein war es wirklich schwer die ganzen Faktoren zu erklären, die sie dazu bewegt hatten, dem Schwarzmagier die Hand zu reichen. Wären es nur seine Versprechen gewesen, säße sie gar nicht in diesem Schlamassel drin. Sie hätte sicherlich nicht zugestimmt. Aber dann war da noch diese verwirrende Prophezeiung...
Sie versuchte so gut wie möglich einen groben Überblick über die gesamte Situation zu verschaffen, doch noch während sie sich selbst beim Erzählen zuhörte merkte sie, wie verrückt das Ganze eigentlich klang. Bloom hatte keinerlei Grund gehabt, sich so umstimmen zu lassen.
„Ich bereue es", sagte sie mit bitterem Ton. „Ich habe es eigentlich fast schon sofort bereut. Und ich Dummkopf komme jetzt nicht mehr aus diesem Pakt raus."
Flora blieb sonderlich still. Sie hatte ihren Blick irgendwo in die Ferne gerichtet und blickte nachdenklich drein.
Je länger sie schwieg, desto unbehaglicher fühlte sich Bloom. Schließlich hielt sie es nicht länger aus. „Flora?"
Die Fee der Natur blinzelte, dann wandte sie sich wieder ihr zu. „Weißt du, warum ich niemandem etwas erzählt habe? Warum ich sichergestellt habe, dass Stella nichts mitbekam, als sie mir hinterher kam?"
Stumm schüttelte Bloom den Kopf.
„Zuerst habe ich das nur instinktiv gemacht. Und glaub mir, ich war schon unzählige Male davor gewesen, die anderen mit einzuweihen, um dich dann darauf anzusprechen. Doch mich hat immer etwas davon abgehalten. Ich weiß, dass du deine Gründe hattest, dieses Versprechen zu geben - und es müssten starke Gründe gewesen sein, denn wieso sonst würdest du ausgerechnet Valtor helfen? Ich hatte auch die Hoffnung, dass du es vielleicht sogar von selbst uns allen erzählen würdest."
Blooms Herz zog sich schuldbewusst zusammen. „Flora-"
Doch ihre Freundin winkte ab. „Ich wusste auch, dass du dich wahrscheinlich viel zu sehr schämst dafür. Also habe ich gewartet. Auf was genau, wusste ich nicht. Zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt, wo ich nach Lynphea zurückkam und davon erfuhr, dass die Forscher endlich ein Gegenmittel für das Pflanzengift gefunden haben. Eines, das so unglaublich effektiv ist, dass es alle Pflanzen im Nu geheilt hat. Es gibt mittlerweile Hoffnung, dass wir die drohende Nahrungsknappheit doch überwinden können. Es ist wie ein Wunder. Deswegen feiern heute alle so überschwänglich" Sie blickte sie bedeutungsvoll an. „Aber ich glaube wir beide wissen, wer dieses Gegenmittel wirklich hergestellt hat."
Sprachlos starrte Bloom ihre Freundin an und versuchte das zu verarbeiten, was sie gerade gehört hatte. Ihre Gedanken rasten. „W-Wann bist du nochmal zurück nach Lynphea gereist?", fragte sie leise.
„Vor drei Tagen."
Nach Domino. Natürlich war das nach ihrer Reise auf Domino gewesen.
„Alles zu seiner Zeit."
Jetzt wo sie darüber nachdachte... es war nicht nur Lynphea, oder? Sie hatte gesehen, wie sorglos die Leute auf Zenith gewesen waren und wie einwandfrei die ganze Technik funktioniert hatte! Hatte Tecna nicht sogar erwähnt, dass sie endlich die Energievorräte in den Griff bekommen hatten? Und die Alpträume von Alfea waren ja auch endlich vorbei!
Wie hatte Bloom diesen Zusammenhang nicht sehen können?
Und Valtor! Von wegen er war „rein zufällig" da gewesen!
„Oh dieser... dieser Lügner!", stieß Bloom ungläubig hervor und mit einem Mal hatte sie das Bedürfnis zu lachen.
War er doch tatsächlich in seinem edlen Gehrock angekommen und hatte ihr was von „rein zufällig" erzählen wollen!
Unterdessen blickte Flora sie etwas besorgt von der Seite an. „Bloom...?"
Ach, sie wusste ja überhaupt nicht was los war! Gott, wie sollte sie das ihrer Freundin bloß erklären?
Doch bevor sie zur besagten Erklärung ansetzen konnte, hielt sie inne. Eine vertraute Präsenz machte sich ihr bemerkbar und aus den Augenwinkeln erweckte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit. Nicht unweit von sich erblickte sie einen Mann, der gemütlich den Weg entlang auf sie zu schritt.
Ihr Blick fiel auf seinen dunkelblauen Gehrock und ihre Lippen zuckten unwillkürlich nach oben. Sie beeilte sich wieder ernst dreinzuschauen, als sie ihren Kopf wieder zu Flora drehte.
Erst da wurde ihr bewusst, was gleich unmittelbar passieren würde, und alle Heiterkeit, die sie fühlte, schwand von selbst.
Abermals blickte sie zwischen dem immer näher kommenden Schwarzmagier und ihrer Freundin.
Flora bemerkte ihre Unruhe. Sie folgte ihrem Blick. „Wer ist das? Kennst du ihn?"
Sie presste ihre Lippen zusammen und brachte nur ein leises „ja" zustande. Mehr konnte sie nicht sagen, denn mittlerweile hatte Valtor sie erreicht.
„Hallo", begrüßte er sie mit einem freundlichen Ton - etwas, was Bloom so gar nicht von ihm gewohnt war. „Verzeiht die Störung, aber ich wollte mich nach der Zeit erkundigen. Ich fürchte, ich bin spät dran."
Die rothaarige Fee war wie zur Salzsäule erstarrt und beobachtete sehr aufmerksam, wie Flora ihm zögerlich antwortete. Währenddessen blickte sie Bloom noch einmal von der Seite an und dann schien der Groschen bei ihr zu fallen.
„Ich bedanke mich für die Auskunft. Ich sollte mich jetzt wirklich beeilen-"
„Nicht so schnell, Valtor."
Sofort unterbrach er sich. „Verzeihung?"
Doch die Fee der Natur ließ sich von seiner Reaktion nicht beirren. Ihre Miene verriet nichts außer Entschlossenheit, als sie einen Schritt auf ihn zutrat.
„Ich nehme an, du bist hier, um Bloom abzuholen. Sollte ihr also irgendetwas in deiner Gegenwart zustoßen, dann sei gewarnt: Sie hat genug Freunde und Verbündete, die es dich teuer büßen lassen werden."
Noch bevor er etwas erwidern konnte, wandte sie sich zu Bloom um. „Und du", sie kam auf sie zu und umarmte sie, „sei bitte vorsichtig. Wir reden später weiter." Dann ließ sie sie wieder los, sandte Valtor noch einen warnenden Blick zu und ging daraufhin los, in den Wald hinein. Schon bald verschwand sie hinter der nächsten Biegung.
Auch als sie schon nicht mehr zu sehen war, standen sowohl Fee als auch Schwarzagier unbeweglich da und blickten in die Richtung, wo sie sie noch zuletzt gesehen hatten.
„Ich muss zugeben, diese Wendung habe ich nicht kommen sehen", ergriff schließlich Valtor wieder das Wort.
„Sie hat uns auf Melody gesehen", erklärte sie kurz.
Er nickte. „Verständlich. Wir waren nicht sonderlich diskret. Aber wie dem auch sei", er wandte sich wieder ihr zu und streckte ihr seine Hand entgegen, „wollen wir dann mal weiter? Wenn ich mich recht entsinne, warten noch zwei Bälle auf dich."
Sie beäugte seine nach oben gerichtete Handfläche leicht unsicher. Ihr graute bereits vor ihrer nächsten Reise. Um den Prozess zu verkürzen, griff sie hastig nach seiner Hand und kniff ihre Augen fest zusammen. Es nützte nichts. Sie spürte immer noch, wie ihr Körper durch den Raum gerissen wurde und ihre Lunge wurde gefühlt so zusammengepresst, dass sie kaum einen Atemzug machen konnte. Egal wie oft sie heute auf diese Art und Weise von Planet zu Planet kommen würde, sie würde sich an das Gefühl, das unmittelbar nach ihrer Ankunft folgte, nicht gewöhnen können.
Dieses Mal war keine Ausnahme.
„Mir wäre es um einiges lieber, wenn du meine Hand nicht zerdrücken würdest. Eventuell könnte sie heute Abend von Gebrauch sein." Pause. „Falls du es nicht gemerkt hast, wir sind da."
Sofort ließ sie ihn los und öffnete ihre Augen. An sich konnte sie nicht viel um sich herum erkennen, da es bereits dunkel war. Von irgendwoher waren mehrere Stimmen zu vernehmen, doch keine der Leute schienen in ihre Richtung zu gehen. Sie war zunächst verwirrt, da sie um sich herum nichts als sauber geschnittene Rosenbüsche und Bäume erkennen konnte, doch als sie sich umdrehte, erstarrte sie beim Anblick des riesigen Gebäudes, das sich in den Nachthimmel emporhob. Die verschiedenen goldenen Verzierungen waren zwar nicht so gut zu erkennen, doch das machte den Palast dadurch nicht weniger schön. Ganz im Gegenteil: Er sah umso atemberaubender bei Nacht aus, als alle Fenster erleuchtet waren.
Ihr Herz begann höher zu schlagen.
Sie waren auf Eraklyon. Und genau dort im Palast fand heute Abend ein Ball statt, zu dem sie eingeladen war. Ein Ball. Ein Ball voller edel gekleideter Adeliger.
„Mist, ich...", doch als sie an sich herunter blickte, stutzte sie.
Ihre Klamotten von vorhin wurden von einem bodenlangen, trägerlosen Kleid ersetzt. Anstatt dem üblichen Blau, war es zart rosé. Am Ausschnitt sowie um ihre Taille herum waren weiße Rüschenblumen angebracht. Der zarte Stoff strich um ihre Beine und darüber waren Rüschen aus Tüll angebracht, die stufenweise von ihrer Taille aus zum Boden hinabglitten. Dazu trug sie weiße bis zu den Ellbogen reichende Handschuhe. Ihre Haare waren nach hinten zusammengebunden und fielen ihr dann frei den Rücken herunter. Und sie fühlte, dass sie die passenden Schuhe zu diesem Kleid trug.
Immerhin hatte sie heute das gesamte Outfit mit Stella herausgesucht, um es auf beiden Bällen zu tragen.
Langsam drehte sie sich um und erblickte, wie Valtor seinen burgunderroten Mantel zurecht zog, der sowohl an Ärmeln, als auch am fallendem Revers elegante, silberne Muster aufwies. Drei feine, ebenso silberne Ketten hielten seinen Mantel an den Verschlüssen zusammen. Ansonsten sah alles andere fast gleich aus, mit der Ausnahme seiner schwarzen Weste, die ziselierte Knöpfe in zwei ordentlichen Reihen und die am Kragen dieselben silbernen Muster, wie auf seinem Mantel auch, besaß.
„Ich hoffe, dir macht es nichts aus, dass ich unsere Garderobe gemäß des Dress-Codes für heute Abend angepasst habe", merkte er an und zupfte noch ein letztes Mal an seinen Ärmeln, ehe er zu ihr aufsah.
„Aber wie...wie hast du...", stotterte sie.
Er beobachtete sie amüsiert dabei, während sie versuchte eine gescheite Frage zu formulieren. „Magie. Ganz simpel."
Diese Antwort genügte ihr nicht, aber bevor sie etwas erwidern konnte, trat er neben sie und bot ihr den Arm. „Wollen wir?"
Innerlich war sie überrascht über diese Geste, ließ sich jedoch nichts anmerken, als sie wortlos seinen gebotenen Arm nahm und sich dann von ihm zum Palast führen ließ. Sie verließen schon bald den Garten und kamen auf einen breiten Weg, der geradewegs zum gigantischen Gebäude vor ihnen führte. Dem folgten sie entlang, so wie die vielen anderen Leute um sie herum.
Niemand blickte zweimal in ihre Richtung, was wohl bedeutete, dass Valtors Verbergungszauber immer noch hielt.
„Gott, ist das schräg", murmelte sie.
„Was genau soll »schräg« sein?"
Ihre Wortwahl hörte sich noch merkwürdiger aus seinem Munde an.
„Ich weiß nicht! Es ist nur-" Sie sah zu ihm hoch und verstummte.
Er blickte sie abwartend an. „Ja?"
Ihr Griff auf seinem Arm verstärkte sich, denn mit einem Mal wurde ihr klar, was ihr genau zu schaffen machte.
Valtor selbst. Oder besser gesagt, diese gesamte Situation, in der sie sich gerade befand. Hätte ihr jemand noch vor drei Monaten gesagt, dass sie an Valtors Seite - an seinem Arm! - auf Eraklyons Ball gehen würde, während sie beide dem Anlass entsprechend gekleidet waren, dann hätte sie demjenigen ins Gesicht gelacht. Oder ihm mit dem Feuer gedroht. Vielleicht sogar beides. Zu dem Zeitpunkt war so eine Vorstellung einfach nur undenkbar gewesen, besonders weil ihnen der finale Kampf kurz bevor gestanden hatte. Und allein dieser Gedanke machte ihr klar, wie erschreckend viel sich über einen so kurzen Zeitraum verändert hatte. Die Ereignisse hatten sich so gehäuft, dass sie kaum Zeit gehabt hatte, sich wirklich hinzusetzen und das alles auf sich einwirken zu lassen.
Selbst jetzt wurde sie bereits in das nächste Geschehen mitgerissen, bevor sie sich entscheiden konnte, was sie eigentlich über das Ganze dachte. Was sie fühlte.
Wie sie reagieren sollte jetzt da sie wusste, warum Valtor sie heute überhaupt begleitete.
Als sie den Palast betraten, zeigte sie geistesabwesend ihre Einladung vor, ehe sie dann dem Strom der Gäste folgte. Noch am Rande nahm sie wahr, wie prachtvoll alles gestaltet war. Sie hörte die Gespräche und das Gelächter der Leute um sich herum, verstand jedoch kein Wort. Selbst als sie den Saal betraten schenkte sie den prunkvollen Verzierungen kaum Beachtung. Ihr Blick blieb an nichts hängen und glitt stattdessen nur ziellos über den enormen, überfüllten Saal.
Valtors Stimme brachte sie wieder aus ihrem tranceähnlichen Zustand hervor.
„Ab hier, fürchte ich, trennen sich unsere Wege."
„Was?" Sie drehte sich schlagartig zu ihm um und verengte ihre Augen zu Schlitzen. „Was hast du schon wieder vor?"
„Mach dir mal keine Sorgen. Deine Aufgabe besteht nur darin, diese Tür da drüben", er neigte seinen Kopf in die entsprechende Richtung und sie sah kurz hin, bevor ihr Blick wieder zu ihm huschte, „im Auge zu behalten. Warne mich, falls sich Wachen dorthin begeben. Sonst nichts. Das sollte doch einfach genug für dich sein, oder?"
Er wollte gerade seinen Arm von ihrem lösen, aber sie verstärkte den Griff und hielt ihn somit an Ort und Stelle. So leicht würde sie nicht locker lassen. Nicht bevor sie ihre Antwort bekam. „Würdest du mir bitte verraten, was du vorhast?", zischte sie.
Er legte seine Hand auf die ihre und versuchte ihren Griff behutsam zu lockern. Währenddessen beugte er sich zu ihr herunter und murmelte: „Ich werde nur etwas nachsehen gehen. Solange kannst du ja nach deinem Gastgeber suchen." Und dann befreite er sich von ihrem Griff und war kurzerhand in der Menge verschwunden.
Sie stand mit offenem Mund da und starrte ihm ungläubig hinterher. Wieder diese verdammt ausweichenden Antworten! Er hatte sie doch tatsächlich ohne eine gescheite Erklärung einfach so alleine stehen lassen!
Frustriert stieß sie ihren Atem aus und ließ abermals ihren Blick schweifen. Der Saal füllte sich weiterhin mit Gästen und so langsam wurde es immer schwieriger den Überblick zu behalten. Es war viel zu voll und viel zu laut, und sie hatte überhaupt keine gute Sicht auf den Thron - dort wo ihr Gastgeber höchstwahrscheinlich war.
Mühselig bahnte sie sich einen Weg durch die Menschenmenge und versuchte dabei, mit niemandem zusammenzustoßen.
Auf einmal ertönten Fanfaren und verkündeten die Ankunft der königlichen Familie. Sofort verstummten die Gespräche und alle wandten sich um. Einige reckten das Kinn oder stellten sich sogar auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf die Adeligen zu erhaschen. Nachdem die Fanfaren verklungen waren und der Saal kurz dem Schweigen verfallen war, erklang König Erendors Stimme. Sie wurde über den gesamten Saal getragen, begrüßte die anwesenden Gäste und hielt eine stolze Rede über die Bedeutung des heutigen, großen Festes.
Bloom unterdessen gab ihr Vorhaben nicht auf, sondern setzte diskret ihren Weg zum Thron fort. Einige der Leute blieben stur zusammengedrängt stehen, sodass sie sich doch entschuldigend zwischen ihnen hindurch quetschen musste. Die missbilligenden Blicke und das eifrige Geflüster, das ihr folgte, ignorierte sie geflissentlich. Je näher sie ihrem Ziel kam desto klarer wurde die Stimme des Königs. Dem Anschein nach neigte sich seine Rede dem Ende zu. Gerade als sie es schaffte, bis zum Rande der Menschenmenge zu kommen, wurde der Ball für eröffnet erklärt und es folgte Applaus.
In diesem Moment entdeckte sie Sky und ihre Blicke trafen aufeinander. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und seine Augen leuchteten bei ihrem Anblick auf. Automatisch erwiderte sie sein Lächeln, hob ihre Hand leicht an und winkte ihm diskret zu.
Sky beugte sich zu seiner Mutter herüber und flüsterte ihr etwas zu. Ihr Blick huschte kurz zu Bloom, dann antwortete sie ihm genauso leise. Kurz wirkte der Prinz angespannt und er nickte steif. Doch als er wieder zu Bloom sah, war vom vorherigen Ausdruck nichts mehr zu erkennen.
Kurz darauf ging er die Treppen hinunter und steuerte sie geradewegs an. Sie bemerkte nur ganz nebenbei wie die Leute um sie herum dezent von ihr wegtraten.
„Hey", begrüßte Sky sie lächelnd, als er direkt vor ihr stehen blieb.
„Hi", erwiderte sie und unterdrückte ein Grinsen, als sie die Gäste nicht ganz unauffällig untereinander tuscheln hörte. Sicherlich waren sie empört über den Mangel an Etiquette zwischen den beiden. Auch wenn sie ein Paar waren, so gab es dennoch gewisse Erwartungen an ihr Auftreten als Adelige.
Er beugte sich leicht zu ihr vor und bot ihr die Hand. „Würdet Ihr mir die Ehre für diesen Tanz erweisen?"
Sie unterdrückte das Bedürfnis zu kichern und legte stattdessen ihre Hand in die seine. „Aber mit Vergnügen."
Ohne den Blick voneinander zu lösen betraten sie die Tanzfläche. Die Musik setzte ein und sie begannen den Tanz. Noch während sie sich von ihm durch den Saal führen ließ, überkam sie eine Art Déjà-vu und sie erinnerte sich zurück an Eraklyons Milleniumfeier. Wie aufgeregt sie damals gewesen war. Wie perfekt doch anfangs alles gelaufen war - bis zu dem Moment, wo alles den Bach runter gegangen war.
„Ich bin wirklich glücklich, dass du gekommen bist. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich vor Langeweile gestorben", unterbrach Sky ihre Gedanken.
Sie lächelte. „Und ich bin glücklich hier mit dir zu sein. Aber wieso vor Langeweile sterben? Ich wette, ihr hattet atemberaubende Wettkämpfe und Auftritte zu bieten. Schade nur, dass ich sie verpasst habe."
Er schüttelte den Kopf. „Glaub mir, du hast gar nichts verpasst. Es ist sowieso jedes dritte Jahr dasselbe."
Sie zog einen Schmollmund. „Für dich vielleicht, aber für mich ist es das erste Mal, dass ich dieses Fest miterlebe! Und ich muss nach heute drei Jahre warten, um dieses Fest wieder auf den verschiedensten Planeten bewundern zu können! Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich heute alles gesehen habe, und das ist scheinbar nur die Spitze des Eisberges gewesen!"
„Hm, deinem Enthusiasmus nach zu urteilen warst du sehr begeistert von dem, was du heute gesehen hast", lachte er.
„Sky, es war fantastisch! Dieses Fest ist wirklich einzigartig! Ich habe noch nie in meinem Leben so viele verschiedenen Dekorationen und Auftritte gesehen! Wirklich jeder Planet hatte sich auf seine Spezialität beschränkt und diese Besonderheit haben die Bewohner so stolz präsentiert! Nehmen wir als Beispiel Andros. Layla hat mir so vieles gezeigt...!"
Und so fing sie an zu erzählen. Mittlerweile blendete sie alle Ballgäste um sich herum aus. Sie war mit Sky in ihrer eigenen kleinen Welt, und die anderen konnten nicht weiter entfernt sein. Sie schwelgte in wundersamen Erinnerungen, während sie sich von Eraklyons Kronprinzen über die Tanzfläche drehen ließ.
Und die Tür, die sie eigentlich im Auge behalten sollte? Die hatte sie schon längst vergessen.
So redeten beide miteinander bis der erste Tanz endete. Applaus ertönte und daraufhin kamen weitere Tanzpaare dazu. Das Orchester stimmte ein neues Lied an, und sie begannen erneut zu tanzen.
Bloom schenkte Sky ein strahlendes Lächeln, das er ohne zu zögern erwiderte. Sie war in diesem Moment glücklich. Wirklich glücklich. Mit einem Mal konnte sie sich in der Musik und ihren Erzählungen verlieren, während sie in funkelnde, tiefseeblaue Augen blickte, die ihre Freude teilten. Das hatte sie wirklich gebraucht. Ablenkung. Entspannung. Und in Skys Armen fühlte sie sich, als könnten ihr ihre Ängste und Sorgen nichts anhaben.
Nie hätte sie erwartet, dass zu besagten Ängsten und Sorgen noch ein weiteres Problem dazukommen würde.
„Prinz Sky, ich glaube den nächsten Tanz hast du mir versprochen."
Blooms Lächeln gefror und Sky zuckte leicht zusammen.━━━━━━ ◦ ❖ ◦ ━━━━━━
Helou meine Lieben!
Jap, ich liebe Cliffhanger. Und ich glaube, manche hassen mich dafür, dass ich sie liebe... aber keine Sorge! Ich werde euch nicht lange hängen lasse!
Ihr könnt ja Vermutungen aufstellen, wer das sein könnte ^^ (Für diejenigen, die diese Geschichte nicht bereits komplett durchhaben... ;D)
Dankeschön für eure Votes und eure lieben Kommentare! Es freut mich immer von euch zu lesen! Ich versuche auch immer zu antworten. Falls da aber ein Kommentar scheinbar random dasteht, von wegen "danke", dann habe ich da versucht jemandem zu antworten... nur übers Handy klappt es irgendwie nicht immer xD Sorry deswegen! :D Ich versuche mich zu bessern ^^
DU LIEST GERADE
Blooms dunkles Geheimnis
Fanfiction(Diese Geschichte spielt nach der dritten Staffel und vor dem ersten Film) Bloom und ihre Freundinnen können nach ihrem Sieg endlich aufatmen und alles kehrt wieder zur Normalität ein. Jetzt da Valtor und die Trix von der Bildfläche verschwunden sin...