„Es tut mir leid, Mädchen, dass ich euch deswegen beunruhige, aber ich fürchte ich kann gerade niemanden anderes darum bitten."
Layla nickte. „Wir verstehen schon, Miss Faragonda. Wie sieht denn das Buch aus, das sie suchen?"
Die Direktorin tippte zweimal auf das kleine Gerät neben sich und sogleich erschien ein Hologramm. „Das ist, was ich brauche. Tecna, wenn du willst kann ich es dir schicken, damit ihr es einfacher finden könnt..."
„Schon dabei", antwortete diese und holte ihr eigenes Gerät heraus.
„Aber warum Domino?", fragte Musa.
„Domino besitzt mitunter die ältesten Bibliotheken in der gesamten Magischen Dimension. Nur dort kann dieses Buch sein - das einzige seiner Art!"
„Und worüber geht es in dem Buch?"
„Uralte Magie."
Etwas in Bloom rührte sich bei diesen Worten und sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache...○●○
„Okay, alle auf ihren Plätzen? Es geht los!", gab Timmi Bescheid.
Er machte noch die letzten Eingaben. Kurz darauf startete die Maschine und erhob sich langsam in die Luft.
„Timmi, ich soll dir ausrichten, dass du bitte leiser sein sollst", rief Musa.
„Wieso?", fragte er und blickte stirnrunzelnd zur Fee der Musik.
„Stella möchte schlafen."
Brandon warf einen verwunderten Blick nach hinten. Tatsächlich saß sein Sonnenschein mit verschränkten Armen, geneigtem Kopf und geschlossenen Augen da und nur ihre verärgert zusammengezogenen Augenbrauen verrieten, dass sie noch wach war.
„Das kann sie mal getrost vergessen, ich werde mich hier sicherlich nicht von Brandons Freundin rumkommandieren lassen", sagte Riven.
„Hey!"
„Sorry, Kumpel, aber das ist so."
„Also ich würde sie an eurer Stelle nicht provozieren", warnte sie Musa. „Hinterher raubt sie euch noch den letzten Nerv."
„Und wenn Stella nicht ausgeschlafen ist, passiert das mit einer Wahrscheinlichkeit von 97.58 Prozent", fügte Tecna hinzu.
„Echt? Ich dachte es wären 100 Prozent", widersprach Riven.
„Dachte ich zunächst auch", stimmte ihm Musa zu.
„Leute, wir wollen hier doch niemanden beleidigen", grinste Nabu.
Musa verschränkte die Arme. „Was ist denn daran beleidigend, wenn es doch stimmt?"
Bloom hörte, wie Flora neben ihr anfing zu kichern. Sie machte ihr da keine Vorwürfe, immerhin war sie selbst kurz davor lauthals loszulachen.
„Schläft sie jetzt?", fragte Brandon vorsichtig.
„Wenn ja, dann nicht mehr lange", meinte Riven.
Tecna seufzte. „Drei."
„Was ist denn mit dir los? Jetzt bist du auf einmal gesprächig, Riven", witzelte Sky.
Wieder seufzte Tecna. „Zwei." Die Mädchen wechselten einen bedeutsamen Blick unter sich. Sie wussten, was jetzt gleich kommen würde.
„Vielleicht liegt es daran, dass er endlich jemanden beleidigen darf ohne, dass ihn jemand davon abhält", meinte Helia.
„... sondern seine Meinung auch teilt", stimmte ihm Musa zu während sie Riven grinsend den Daumen hochzeigte, als er sich zu ihr umwandte. Seine Lippen zuckten belustigt nach oben.
„Eins", murmelte Tecna und drehte ihren Kopf langsam Stella zu.
Der unausweichliche Ausbruch ließ nicht lange auf sich warten.
„Argh! Nie bekommt man seine Ruhe! Nie!", rief die Fee der Sonne und des Mondes und schmiss ihre Hände dabei dramatisch in die Luft. „Ich versuche hier meinen Schönheitsschlaf nachzuholen, der mir auf so grausame Weise verwehrt wurde! Aber wie ich sehe, sorgt ihr euch keinen Deut um mein Wohlergehen! Ich bin enttäuscht von euch! Besonders von dir Brandon!"
„Was? Wieso ich?", fragte der Angesprochene verdattert.
„Würde ich dir was bedeuten, dann hättest du mich vor ihren fiesen Kommentaren verteidigt!"
„Ich dachte, sie wäre nur wütend, weil sie ihren Schönheitsschlaf nicht zu Ende führen konnte", flüsterte Nabu.
„Das auch", flüsterte Sky zurück.
„Ja, das auch", äffte ihn Stella nach.
Tecna seufzte. „Ich glaube ich ändere die 97.58 Prozent auf 99.9 Prozent."
„Ich bin immer noch für die 100 Prozent", zwinkerte ihr Layla zu.
„Ich wusste es", nuschelte Stella und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. „Niemand mag mich. Alle sind gegen mich."
„Das stimmt doch gar nicht, Stella. Ich bin doch bei dir!", versuchte Bloom sie zu beruhigen. Dabei fiel es ihr wirklich schwer, nicht zu lachen.
„Das ist sehr lieb von dir. Ich wusste ich kann auf dich zählen..." Mit jedem Wort wurde ihre Stimme immer leiser und schon bald lag die Blondine im tiefen Schlummer.
Eigentlich nahm es ihr Bloom nicht übel. Dafür, dass es ein Samstag war, mussten sie schon um sechs Uhr morgens los, um Miss Faragondas Bitte - und Direktor Saladins auch, wie sich herausstellte - zu erfüllen. Sowohl Spezialisten, als auch die Winx wurden am Vortag darüber informiert und so konnten sie ihre Reise dementsprechend planen. Das hieß aber auch, dass allerlei anderen Pläne für das Wochenende komplett wegfielen. Es war nämlich wichtig, dass sie dieses Buch auch wirklich fanden.
„Bloom?" Sie blickte auf und begegnete dem leicht besorgten Blick grüner Augen. „Alles in Ordnung?"
Sie lächelte. „Ja, bin nur etwas in Gedanken versunken. Ich hoffe, wir finden das Buch."
Flora nickte zustimmend. „Das hoffe ich auch."
Genau in diesem Moment beschleunigte das Schiff. Vor ihnen wurde ein Portal geöffnet und kurz darauf flogen sie hindurch. Ihre Umgebung veränderte sich im Handumdrehen. Aus blauem Himmel, Federwolken und grünen Wälder unter ihnen wurden steile verschneite Gipfel, an denen sich die schweren Wolken zu verfangen schienen und nicht mehr von dort wegkamen. Eiskristalle peitschten gegen die Fensterscheiben der Raumschiffes und machten die Sicht noch trüber, als sie schon war.
Und obwohl das Schiff beheizt war und die Passagiere dem winterlichen Winter entsprechend angezogen waren, so schien der Temperaturumschwung deutlich spürbar zu sein.
Bloom rieb sich schaudernd über ihre Arme, während sie nach draußen in den grauen Himmel starrte. Sie kniff ihre Augen zusammen. Kam es ihr nur so vor, oder hatte sie da gerade einen dünnen Blitz zwischen den Wolken aufflackern sehen?
Genau in dem Moment ging ein Ruck durch das Schiff. Nicht lange und es folgte gleich darauf noch einer.
„Was war das?", rief Sky.
Timmi starrte angestrengt auf den Bildschirm des Steuerpultes. „Oh nein."
„Was?"
„Wir fliegen direkt auf einen Schneesturm zu und wir können nicht ausweichen, sonst rammen wir einen der Gipfel."
Alle blickten sofort nach vorne. Tatsächlich war dort eine ziemlich dunkle Ansammlung von Wolken. Man sah gar nichts dahinter und je näher sie dran flogen, desto stärker peitschten die Eiskristalle gegen die Scheiben. Weitere dünne Blitze leuchteten im Inneren der Wolken auf.
„Dann macht langsamer und fliegt drüber!", blaffte ihn Riven an.
„Geht nicht!"
„Wieso nicht?!"
„Der Schalter reagiert nicht!", rief Brandon. Er legt den Schalter mehrere Male um, doch es passierte einfach gar nichts.
„Was zum-"
Mittlerweile war selbst Stella von dem ganzen Krach wach geworden. Jedes noch so kleine Anzeichen von Müdigkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden.
„Timmi, der Sturm ist ziemlich stark. Wenn wir hindurchfliegen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Unfall bauen sehr hoch!", warnte ihn Tecna.
„Wir haben keine Wahl! Die Bibliothek dürfte nicht weit sein. Notfalls können wir einen Schutzschild errichten, der uns dann abbremsen kann. Landen wir unten, warten wir ab, bis der Sturm vorbei ist. Dann können wir uns um das Schiff kümmern und ihr Mädels sucht das Gelände ab."
„Wir können sie doch nicht ganz alleine suchen lassen!", protestierte Sky.
„Dann kommen einige von uns so schnell wie möglich nach."
„Du klingst so, als wüsstest du ganz genau, dass das alles in dieser Reihenfolge passieren wird!", stellte Stella alarmiert fest.
Timmi ging nicht darauf ein. „Festhalten alle!"
Dann wurde die Welt grau. Es umgab sie nichts, außer den bedrohlich blitzenden Wolken und den umherwirbelnden Eiskristallen. Für einen Moment fühlte sich Bloom in die Welt der Alpträume zurückversetzt. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie orientierungslos durch den weißen Dunst umhergeirrt war. Entfernte Donnergrollen hatten sie auf ihrem Weg durch die verwirrenden Halluzinationen - was konnte es sonst gewesen sein? - begleitet.
Sie wurde wieder in die Gegenwart zurückgeholt, als das Schiff anfing zu ruckeln. Die Jungs riefen sich gegenseitig Befehle zu, versuchten der Lage Herr zu werden. Es war pures Chaos.
Bloom saß mit ihren Fingern in den Sitz gekrallt da und wünschte, sie könnte mithelfen. Doch alles was sie tun konnte war zu hoffen, dass nichts passierte, und ihren Freunden am Steuer zu vertrauen.
Ein Knall war zu hören. Kurz darauf prallte das Schiff gegen etwas und wurde weggeschleudert. Ein Alarmsignal plärrte durch den Raum und machte es nur noch schwieriger, sich gegenseitig über den Lärm hinweg zu verstehen.
Riven fluchte. „Verdammt, wir haben die Kontrolle über das Schiff verloren!"
„Timmi, errichte den Schutzschild!", rief Tecna.
Gesagt, getan. Kurz darauf wurde eine grünlich schimmernde Kugel um das Raumschiff herum gebildet – genau bevor sie anfingen in rapider Geschwindigkeit zu sinken.
„Wir müssen doch etwas tun! Wir stürzen ab!", schrie Stella.
Ihre Finger wanderten bereits zu ihrem Gurt, als Layla nach ihrem Handgelenk griff. „Wage es bloß nicht! Wenn du dich jetzt abschnallst, wird das keinem hier etwas bringen!"
„Aber-"
„Layla hat recht!", rief Bloom. „Ich würde auch gerne etwas unternehmen, aber sieh dir den Sturm da draußen an! Wie willst du bei so einem Wetter helfen?"
Ergeben ließ Stella ihre Hand sinken. Stattdessen krallte sie sich, so wie Bloom, an ihren Sitz fest.
„Okay, Mädels, das wird jetzt eine ziemlich unschöne Landung werden! Bleibt also bitte sitzen, verstanden?", rief Sky ihnen zu.
Die Mädchen machten sich gefasst. Es kam ihnen vor wie Ewigkeiten, in denen das Schiff sich schlenkerte und währenddessen weiterhin absank. Minuten der Anspannung verstrichen, dann landete es endlich. Dabei schüttelte es alle so richtig durch, bis es endgültig stehen blieb. Das Alarmsignal verstummte abrupt.
Helia drehte sich zu den Winx um. „Ist alles okay? Ist jemand verletzt?"
Die Mädchen verneinten.
„Und...was jetzt?", fragte Musa.
„Wir warten ab, so wie Timmi es gesagt hat." Riven verschränkte die Arme. „Wer will kann schlafen oder was auch immer. Ich jedenfalls schaue mir an, was mit dem Schiff falschgelaufen ist." Mit diesen Worten schnallte er sich ab und verließ den Steuerungsraum.
Brandon seufzte, dann schnallte er sich ebenfalls ab. „Ich gehe dem Sturkopf mal helfen." Daraufhin hatte auch er den Raum verlassen.
Erschöpft lehnte sich Timmi zurück und auch die anderen stießen einen Seufzer der Erleichterung aus. Mit einem Mal überrollte sie alle die Müdigkeit. Nach all dieser Aufregung war es schwer vorstellbar auch nur irgendwas anderes zu machen, außer zu schlafen.
Bloom wandte ihren Kopf dem Fenster zu, wo sie immer noch den grünlichen Schimmer des Schutzschildes betrachten konnte. Ansonsten war nichts zu erkennen. Ihre Augen brannten und sie spürte die Erschöpfung nur allzu deutlich.
Doch aus irgendeinem Grund ließ der Schlaf auf sich warten.
Sie drehte ihren Kopf so, dass sie einen Blick auf ihre Freundinnen werfen konnte. Stella erlag bereits ihrem tiefen Schlummer, eine pinke Augenmaske stellte sicher, dass kein Licht sie weckte. Auch die anderen schienen bereits tief und fest zu schlafen.
Tecna hatte sich nach vorne zu Timmi gesellt und beide studierten ein Gerät, das sie an das Steuerpult angeschlossen hatten. Wahrscheinlich führten sie gerade Fehleranalysen durch.
Bloom betrachtete die Fee der Technik. So wie sie hochkonzentriert bei der Sache war, merkte man ihr die Sorge über ihren Heimatplaneten überhaupt nicht an. Generell sagte sie auch nichts dazu. Dabei war die Situation auf Zenith noch bei weitem nicht geklärt. Die Nachrichten berichteten mittlerweile kaum darüber und so war nicht klar, ob es dort irgendeinen Fortschritt gegeben hatte bezüglich der Wiederherstellung von den Energievorräten.
Ihr Blick wanderte automatisch zu Flora. Selbst im Schlaf blieb die Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen. Das, was sie Bloom erzählt hatte, bevor sie zu Miss Faragonda gerufen wurden, hatte die rothaarige Fee wirklich erschüttert. Sie hätte nicht gedacht, dass es so schlimm um den Planeten ihrer Freundin stehen würde! Und dass die Lage auf Lynphea auch noch andere Planeten betreffen würde, hatte sie überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt!
Und was der Diebstahl auf Musas Heimatplaneten bewirken würde, war auch noch unklar. Weder Musa noch Harper hatten sonst noch irgendwas erzählt und in den Nachrichten kam darüber überhaupt nichts. Zumindest nicht in den interdimensionalen.
Und Valtor ließ das alles einfach geschehen. Nun hatten sie diesen Pakt schon... wie lange? Zwei Wochen? Zwei Wochen schon und während sie ihm bereits zweimal geholfen hatte, machte er nichts, um seinen Teil der Abmachung einzuhalten!
Wie blöd, dass sie ihn am Montag nicht darauf ansprechen konnte! Da war sie zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich nichts anmerken zu lassen, während sie von zwei Seiten gleichzeitig angesprochen wurde.
Und seitdem hatte sich der Schwarzmagier auch kein einziges Mal mehr bei ihr gemeldet.
Seufzend schloss sie die Augen und ließ sich noch tiefer ihren Sitz sinken. Seit sie so dumm gewesen war, Valtors magischem Pakt auch noch zuzustimmen, zog es nichts, als Probleme mit sich. Wenn das wirklich die Entscheidung war, die ihr prophezeit wurde, hatte sie falsch gewählt? Würde sie nun den Untergang der Magischen Dimension herbeiführen?
Während sie so überlegte spürte sie, wie der Fluss ihrer Gedanken immer träger wurde. Sie hatte Schwierigkeiten, ihre Konzentration zu halten und schon bald ließ sie sich von ihren Sorgen und ihrer Müdigkeit davontragen.
Das Letzte, was sie noch dachte, bevor sie endgültig einschlief, war dass sie Daphne beim nächsten Mal über die Richtigkeit ihrer Entscheidung fragen würde.
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Blooms dunkles Geheimnis
Fanfiction(Diese Geschichte spielt nach der dritten Staffel und vor dem ersten Film) Bloom und ihre Freundinnen können nach ihrem Sieg endlich aufatmen und alles kehrt wieder zur Normalität ein. Jetzt da Valtor und die Trix von der Bildfläche verschwunden sin...