„Miss Faragonda, wissen Sie was das für eine magische Schockwelle gewesen sein könnte?"
„Leider nein, Layla. Ich habe sie zwar gespürt, aber es ist schwer zu sagen, woher sie genau gekommen ist."
„Helia meinte, er würde mit Saladin sprechen. Haben Sie sich schon mit den anderen Direktoren in Verbindung gesetzt? Wissen sie etwas?"
„Das werde ich morgen früh herausfinden, wenn ich mit ihnen sprechen werde. Jetzt erstmal gilt es Ruhe zu bewahren. Keine Sorge, wir werden schon herausfinden, ob uns eine Gefahr droht, oder nicht."○●○
Und nun war der Morgen da.
Faragonda saß an ihrem Schreibtisch, ihr Kinn auf den Handrücken abgestützt und dachte über die Geschehnisse von gestern nach. Die starke Magiewelle hatte sie auch erreicht. Ihre eigene Magie hatte sofort darauf reagiert und selbst als dieses plötzliche Ereignis wieder vorbei gewesen war, hatte es in ihrem Inneren immer noch gesummt.
Die Winx waren bei weitem nicht die einzigen Schülerinnen gewesen, die sie deswegen aufgesucht hatten. Doch sie hatte keine Antworten parat gehabt.
Natürlich war sie sofort zu ihrem Spiegel geeilt und hatte versucht herauszufinden, wo sich die Quelle solch starker Magie befand, aber die glatte Oberfläche hatte sich nur kurz gekräuselt, ehe sie wieder nur ihr eigenes Spiegelbild gezeigt hatte.
Dafür hatte sie etwas anderes entdeckt.
Etwas an ihrem Hals. Eine dunkle Färbung. Doch je länger sie diese betrachtet hatte, desto deutlicher hatte sie schwache, dunkle Linien erkennen können, die immer wieder aufgetaucht und dann wieder verschwunden waren.
Ein Zauber. Und kein guter.
Ihr Spiegel zeigte ihr nämlich nicht nur Orte und Personen. Er konnte auch verborgene Zauber oder Flüche ans Licht bringen.
Als sie mit den Fingern über die dunkle Stelle gefahren war, hatte sie kaum etwas von der Magie dort spüren können. Hätte sie nicht in den Spiegel geschaut, hätte sie nichts bemerkt. Und auch die Färbung war anfangs nur schwer zu erkennen gewesen.
Und während sie die schwindenden Linien so betrachtet hatte, hatten sie diese an etwas erinnert...
Oder besser gesagt jemanden.
Mit einer kreisenden Bewegung ihres Zeigefingers hatte sie ihre Magie zu sich herbeigerufen und sich daran gemacht, die Wurzeln des Zaubers von sich zu lösen. Etwas, was gar nicht so leicht gewesen war, obwohl die Magiesignatur nur ganz schwach zu vernehmen war.
Letztendlich hatte sie den dunklen Zauber beseitigen können.
Und damit auch den Nebel über ihren Gedanken, den sie zuvor gar nicht wahrgenommen hatte.
Genau da hatte sie sich wieder daran erinnert wie die Winx vor ein paar Wochen voller Panik zu ihr gekommen waren. Sie waren erschüttert gewesen.
Und das alles nur, weil ihnen Valtor und die Trix gegenübergestanden hatten.
Valtor und die Trix.
Natürlich.
Wie hatte sie nur jemals an ihren Mädchen zweifeln können? Wann hatten sie sie jemals bei sowas Ernstem angelogen?
Seufzend schloss sie ihre Augen und massierte sich die Schläfen.
„Faragonda?"
Sie sah auf. Die Hologramme von Saladin, Direktor der Roten Fontäne Schule, und Miss Griffin, Direktorin des Wolkenturms, standen vor ihr.
„Du hast gerufen", sprach Saladin weiter.
Die Direktorin der Feenschule nickte ernst und setzte sich wieder aufrecht hin. Eines nach dem anderen. „Gestern habe ich eine seltsame Energiewelle gespürt, genauso wie meine Schülerinnen. Gerüchten zufolge habe sie auch Magix erreicht."
Die beiden nickten.
„Wir wissen bereits Bescheid", sagte Griffin, „meine Schülerinnen haben mir deshalb keine Ruhe gegeben."
„Genauso auch bei mir", stimmte ihr Saladin zu. Er hatte den Blick nachdenklich zum Fenster gerichtet, als könnte er es tatsächlich sehen.
Faragonda nickte. „Ich habe mir schon gedacht, dass ihr es auch spüren konntet. Das Ausmaß war wirklich enorm."
„Mächtig, ja. Aber nicht definierbar. So sehr ich mich auch angestrengt habe, die dunklen Künste konnten mir keine Auskunft über die Quelle geben", berichtete Griffin.
Saladin hatte seinen Blick immer noch dem Fenster zugewandt. „In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nie gespürt. Und noch nie hat mein Stab so stark auf Magie reagiert."
„Weißt du, was das bedeuten könnte?", fragte Faragonda.
Endlich sah er wieder zu ihr. „Nichts Genaues. Nur eine Theorie."
„Und die wäre?", interessierte sich Griffin.
„Uralte Magie. Mein Stab gehört zu den wenigen Artefakten, die noch aus den jungen Jahren der Magischen Dimensionen stammen - die letzten Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit. Diese Energiewelle hat ihn zum Leuchten gebracht und die Magie, von der er durchdrungen ist, wurde so sehr in Schwingung versetzt, dass sie einen klaren Ton erzeugte."
Das ließ Faragonda aufhorchen.
Uralte Magie?
Auch Griffin schien beunruhigt. Aber nur für einen Moment. „Es ist nicht auszuschließen. Immerhin gibt uns das schon mal einen Anhaltspunkt."
Faragonda stimmte ihr zu. Dann wandte sie sich wieder an Saladin. „Kann dein Stab auch den Ursprung dieser Magiewelle finden?"
Der alte Magier schüttelte bedauerlich den Kopf. „Er konnte nur die Präsenz spüren. Die Magie selbst war viel zu schnell wieder verschwunden, als dass ich die Spur hätte zurückverfolgen können."
„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als weiter nachzuforschen und uns bereitzuhalten, falls so etwas wieder passiert."
Griffin blickte sie scharf an. „Du glaubst, es könnte eine Wiederholung geben?"
„Möglicherweise ja", bestätigte sie. Dann atmete sie tief durch und ging zum nächsten Thema über, dem eigentliche Grund, warum sie die beiden anderen Direktoren sprechen wollte. Sie musste nämlich herausfinden, ob ihnen dasselbe widerfahren war, wie ihr. „Ich habe euch aber noch wegen etwas anderem zu diesem Treffen eingeladen. Seit neuestem geschehen seltsame Dinge auf diversen Planeten. Alarmierende Zustände von großem Ausmaße häufen sich, wie wir es selten zuvor gesehen haben. Oder besser gesagt: Wie wir es vor kurzem erst gesehen haben..."
Griffin hob die Augenbrauen. „Du denkst diese Fälle haben einen Zusammenhang?"
Faragonda nickte und faltete ihre Hände. „Zwei der betroffenen Planeten sind die Heimatplaneten von zwei der Winx. Und in fast allen Fällen waren sie dabei gewesen."
„Nun, das ist kein Wunder. Deine Lieblingsschülerinnen sind immer irgendwo in etwas verwickelt. Was macht diese Situation so anders?"
Faragonda seufzte. „Als sie es mir vor ein paar Wochen erzählt haben, konnte ich ihnen nicht so recht glauben. Jetzt aber beginnen meine Zweifel zu schwinden."
„Was haben sie dir erzählt?", fragte Saladin.
Sie hielt kurz inne, dann senkte sich ihre Stimme. „Dass Valtor und die Trix wieder zurückgekehrt sind."
Eine Zeit lang herrschte drückende Stille. Faragonda nutzte diesen Moment, um die Reaktionen der anderen Direktoren genauestens zu beobachten. Insbesondere hielt sie Ausschau nach demselben dunklen Fleck, den sie gestern auf ihrem eigenen Hals entdeckte hatte, aber die Hologramme machten es ihr schwer irgendwas zu erkennen.
Als erstes fand Griffin die Sprache wieder. „Aber... das kann doch nicht sein! Die Trix sind temporär beim Lichtfelskloster untergebracht-"
„Hast du sie dort gesehen?", unterbrach sie Faragonda. „Hast du sie besucht? Oder hast du mit irgendjemandem vom Kloster gesprochen?"
Verärgert funkelte Griffin sie an. „Ich habe einen Brief vom Ratsherren Yerka erhalten, der mich über die Lage informiert hat."
Das kam jetzt überraschend. „Ihr tauscht euch also aus? Oder war das der einzige Brief? Und wenn ja, wann hast du ihn erhalten?"
„Faragonda, worauf willst du hinaus?", mischte sich nun auch Saladin mit ein.
Sie antwortete ohne zu zögern: „Ein Brief lässt sich fälschen, selbst wenn man Maßnahmen dagegen einsetzt. Und wenn dieser Brief vor ein paar Wochen eingetroffen ist, umso besorgniserregender der Umstand. Vor allem nach dem, was mir meine Mädchen erzählt haben."
Saladin blickte sie nachdenklich an. „Du meinst, Valtor hat sie befreit? Er wurde doch von Bloom besiegt."
„Und Bloom selbst hat mir erzählt, wie er wieder aufgetaucht ist", konterte sie.
Doch selbst bei diesem Argument sahen die beiden nicht überzeugt aus. Als ob sie etwas daran hindern würde die Wahrheit zu erkennen.
Das war Hinweis genug.
Und es gab einen Weg, um ihren Verdacht zu bestätigen. „Es gibt da noch etwas, was ich euch erzählen wollte. Aber dafür müssen wir uns von Angesicht zu Angesicht treffen."
„Wieso?", fragte Griffin prompt. Sie schien immer noch etwas verärgert über ihr Stegreif-Kreuzverhör zu sein.
„Ich muss euch etwas zeigen, und die Hologramme stehen uns dabei nur im Weg", antwortete sie schlicht.
Die beiden Direktoren wechselten einen Blick, ehe sie dann zustimmten und gleich das nächste Treffen ausmachten. Kurz darauf verabschiedeten sie sich und die Hologramme verschwanden.
Faragonda stand auf und ging zum Fenster, wo sie dann mit besorgtem Blick die Schülerinnen auf dem Hof betrachtete. Was sie wohl als nächstes erwartete?━━━━━━ ◦ ❖ ◦ ━━━━━━
Hey :) Ich möchte mich entschuldigen, dass ich so lange auf mich warten lassen habe. Ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse >.<
Und das Kapitel ist auch kürzer...
Naja, wieder einmal bedanke ich mich für all eure Votes und wunderbaren Kommentaren! Echt jetzt, sowas ist für Autoren wie die Luft, die man zu Atmen braucht xD Also vielen lieben Dank! <3
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Blooms dunkles Geheimnis
Fanfiction(Diese Geschichte spielt nach der dritten Staffel und vor dem ersten Film) Bloom und ihre Freundinnen können nach ihrem Sieg endlich aufatmen und alles kehrt wieder zur Normalität ein. Jetzt da Valtor und die Trix von der Bildfläche verschwunden sin...