Zenith Teil 3

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Als Bloom sich wieder in der undurchdringlichen Dunkelheit wiederfand, erfasste sie das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ihr Körper fühlte sich so seltsam leicht an, als könnte sie jederzeit davonschweben. Dieses Szenario kam ihr unheimlich bekannt vor. Es war genauso wie-

Sie wirbelte herum, als sie Schritte hinter sich vernahm. Sie zögerte nicht, ihre Magie zu sich zu rufen. Feuerbälle bildeten sich über ihren erhobenen Händen und spendeten genug Licht, um die Gestalt, die nicht unweit von ihr entfernt mit verschränkten Armen dastand, zu beleuchten.

Blooms Herz rutschte ihr in den Magen bei seinem Anblick.

Valtor legte seinen Kopf schief und beobachtete sie mit funkelnden Augen. „Hab ich dir doch gesagt, dass ich dich immer finden werde."

„Du!", rief sie.

Sie dachte gar nicht darüber nach. Instinktiv schoss sie einen Feuerball nach dem anderen auf ihn ab und erschuf gleich darauf wieder neue, um auch diese in schneller Abfolge loszuschicken. „Verschwinde! Das ist mein Traum! Du hast hier nichts zu suchen!"

Valtor rührte sich nicht einmal von der Stelle. Er hob nur seinen Arm und mit einer beinahe schon trägen Handbewegung blockte er ihre Attacken ab, als wären sie nichts weiteres als lästige Fliegen. „Tatsächlich? Und was willst du dagegen machen?", fragte er belustigt.

Wut über seine unbeeindruckte Haltung stieg in ihr auf und sie griff ihn als Nächstes mit einem rauchigen Flammenstrahl an, mit der Hoffnung, dass wenigstens der Rauch ihn aus der Fassung bringen würde.

Doch auch diese Attacke konterte er, indem er mit einem einzigen Wink einen bläulich flammenden Schild erschuf. Ihr Strahl wurde von seinem Feuer verschluckt und kurz darauf ließ er seine Abwehr wieder verschwinden.

Bloom ließ keine Sekunde verstreichen, denn gleich darauf stürzte sie sich schon mit den nächsten Feuerbällen auf ihn. Mitten in ihrer Bewegung verwandelte sie sich in ihre Feengestalt und mithilfe ihrer Flügel gewann sie an Geschwindigkeit. Sie wollte ihm gerade beide Feuerbälle mit voller Wucht in die Magengrube schlagen, da trat er ihr auf einmal entgegen, packte ihre Handgelenke und riss sie nach oben, sodass sich ihre Attacken ins Leere entluden.

„So amüsant das hier auch ist-"

Mit einem kräftigen Flügelschlag stieß sie sich vom Boden und zwang ihn damit, sie loszulassen. „Ich zeig dir gleich amüsant!", knurrte sie ihm entgegen. Sie hatte die Nase gestrichen voll von seinen ganzen Spielchen und wenn sie etwas verhindern würde, dann seinen Zutritt zu ihrem Unterbewusstsein! Es konnte doch nicht wahr sein, dass sie schon die Kontrolle über ihre Träume verlor!

Valtor hob nur eine Augenbraue. „Oh, du bist schon gut dabei. Aber eigentlich bin ich wegen etwas anderem hier..."

Als Antwort darauf schickte sie ihm gleich zwei Feuerstrahle entgegen.

Mit einem Augenrollen, machte er eine scharfe Armbewegung nach oben und kehrte ihre Attacke um. Bloom wich gerade noch so aus. Bevor sie ihn aber erneut angreifen konnte, wurde sie unerwartet von einem Feuerstrahl seinerseits getroffen und fiel fast zu Boden. Nur mithilfe mehrerer Flügelschläge blieb sie kurz über der harten Oberfläche schweben. Sie hatte jedoch keine Zeit zu verarbeiten, was gerade passiert war, denn er schickte ihr bereits weitere Feuerstrahle hinterher. Kaum war sie diesen ausgewichen, kamen ihr auch schon neue entgegen. Mit einem Schild ihrerseits, versuchte sie sich zu wehren, doch die Wucht seiner Attacken war so viel stärker, sie musste auf dem Boden landen, um nicht noch weiter von ihm zurückgedrängt zu werden. Der nächste Aufprall aber zerstörte ihr Schild und bevor sie wusste, wie ihr geschah, lag sie ächzend auf dem Boden.

Am Rande ihres Blickfeldes sah sie noch, wie Valtor gemächlichen Schrittes auf sie zukam.

Sie machte Anstalten sich schnell wieder aufzurappeln, doch mit einem Fingerschnippen seinerseits ketteten magische Bänder ihre Handgelenke und ihre Füße fest an den Boden. Sobald sie sich versuchte aus ihnen zu befreien, zogen sie sich noch enger zusammen. Zähneknirschend legte sie ihren Hinterkopf wieder auf den Boden und starrte nach oben.

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Valtor, der neben ihr in die Hocke ging. „So, Bloom, Spielzeit ist um. Erzähl mir lieber, was du hier auf Zenith machst."

Sie presste ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, anstatt zu antworten.

Er seufzte. „Schön. Dann eben anders."

Ohne Vorwarnung rollte er sich auf seine Knie vor und ergriff ihr Gesicht mit beiden Händen. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber beim Versuch ihre Hände zur Verteidigung zu benutzen, hielten sie die immer enger werdenden, magischen Bänder davon ab.

„Hör auf dich zu bewegen", sprach Valtor leise, während er sich über sie beugte und ihr prüfend in ihre Augen schaute. „Zenith, Bloom. Warum bist du auf Zenith?"

Unwillkürlich dachte sie an Tecna, die sich heimlich aus ihrem Zimmer rausgeschlichen hatte. An die Stromausfälle, die sie in den Nachrichten gesehen hatten.

Etwas flackerte zu ihrer Seite und sie sah mit Entsetzen, wie die Dunkelheit um sie herum auf einmal hell aufleuchtete und ihre Erinnerungen wie einen Film laufen ließ. Panisch versuchte sie an etwas anderes zu denken, doch Valtor zwang sie wieder zu ihm aufzublicken. „Seid ihr den Trix begegnet? Oder Alastair?"

Der Kontrollraum. Die Trix und dann Alastair.

„Morgen..."

„...letzter Versuch..."

„...die ganze Stadt?"

„Ja."

Und Elonda, wie sie in ihrer ganzen Pracht vor ihr erstrahlte.

„Hör auf!", schrie Bloom ihm wütend entgegen.

Daraufhin ließ er sie endlich los und richtete sich wieder auf. „Ihr wisst also Bescheid."

„Und wir werden eure Pläne verhindern! Egal was ihr macht!"

Valtor schüttelte nur seinen Kopf. „Nicht mit dieser Schlussfolgerung, nein. Wenn ihr morgen den ganzen Tag Elonda nach uns absucht, vergeudet ihr nur eure Zeit."

Sie verengte ihre Augen. „Was soll das heißen?"

„Ihr limitiert euch zu sehr in eurer Denkweise, Bloom. Warum brauchen wir nur die fünftgrößte Stadt, wenn wir doch die größte haben können? Die Hauptstadt bietet uns mehr als genug Energie, um diese in absorbierbare Magie umzuwandeln."

Bloom erstarrte. Es ergab Sinn. Das passte nur zu gut zu den Bösewichten, dass sie so viel Schaden, wie nur möglich, anrichteten um das zu bekommen, was sie wollten. Und für einen letzten Versuch schien die Hauptstadt Zeniths das ideale Hauptziel.

Aber etwas störte sie. Etwas an der Art, wie Valtor ihr das seelenruhig einfach so erzählte.

„Ich erkenne eine Falle, wenn ich sie höre, Valtor. Du versuchst mich in die Irre zu führen!", zischte sie.

Doch anstatt sie zu verhöhnen oder wütend auf sie zu werden, rollte er nur seine Augen nach oben und starrte für einen Moment in die Leere. „Oh, allmächtiger Drache, sie denkt sie durchschaut mich", murmelte er leise zu sich selbst. Kurz darauf, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. „Gut, Bloom, dann macht weiter so, wie ihr wollt. Sag aber hinterher nicht, ich habe dich nicht gewarnt."

Sie öffnete gerade ihren Mund, aber er kam ihr zuvor.

„Ich habe das vollbracht, wofür ich zu dir gekommen bin. Und jetzt...", er nahm wieder ihr Gesicht in seine Hände und lehnte sich zu ihr vor. Sein Blick bohrte sich in den ihren.

„... wach auf!"

Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt