Misslungener Plan

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Nemesis. Ein Planet so wie jeder andere in diesem großen, komplexen System, das sich die Magische Dimension nannte. Und genauso wie jeder Planet, hatte er seinen Namen nicht durch Zufall erlangt. Während einige Planeten nach ihren besonderen äußerlichen Merkmalen benannt wurden, charakterisierte der Name »Nemesis« nicht etwa die Oberflächenstruktur oder ähnliches, sondern eher die Bewohner und somit auch ein wenig das System, das hier herrschte. Denn Nemesis hatte ein unglaublich ausgeprägtes Rechtssystem, so wie es nirgendwo sonst anzutreffen war.

Zurückzuführen war das Ganze auf den stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn der Leute. Vor Gericht wurde Gleiches mit Gleichem beglichen. Nur selten wurde ein Auge zugedrückt. Die Regelung erschien auf den ersten Blick ziemlich hart, aber sie zeigte ihre Wirkung und hielt die Bevölkerung unter Kontrolle.

Abgesehen von den strengen Vorsätzen unterschied sich der Planet noch dadurch von den anderen Planeten, dass hier keine Monarchie herrschte.

Einen Palast gab es jedoch trotzdem.

„Ich verstehe echt nicht, wieso die überhaupt einen Palast erbaut haben, wenn es hier doch sowieso keine Königsfamilie gibt", kommentierte Stormy.

„Vielleicht gab es hier ja einmal eine", warf Darcy ein.

„Na und? Jetzt gibt es ja keine, also könnten die theoretisch gesehen das Ganze hier wegsprengen. Die Einrichtung ist mir eh zu kitschig."

Alastair warf Valtor einen unauffälligen Blick zu, um dessen Reaktion auf das Gespräch der Hexen zu beobachten. Der aber blickte stur geradeaus und ließ sich nichts anmerken. Als würde er überhaupt nicht zuhören.

„Nicht wahr? Oder sie könnten wenigstens das Ganze renovieren lassen", beteiligte sich nun auch Icy am Gespräch mit.

Alastairs Augenbraue zuckte nach unten. Dass die Nachfahrinnen seiner ehrenvollen Gebieterinnen mächtige Hexen waren, konnte er nicht bestreiten. Ihr Können hatten sie bereits mehrmals bewiesen.

Doch die Art wie sie miteinander sprachen war manchmal so... erschreckend kindisch.

Vor allem wenn sie sich auf einer wichtigen Mission befanden.

Und diesmal war es eine, die ihm besonders wichtig war. Nach Jahrzehnten hatte das ewige Suchen endlich eine Ende! Valtor würde staunen! Von den jungen Hexen gar nicht erst zu sprechen, sobald sie erfuhren, wohin er sie führte!

Oder zumindest versuchte, wenn Valtor endlich aufhören würde, ihm vorauszueilen. Er wusste doch nicht einmal, wohin sie lang müssen!

Alastair beschleunigte seine Schritte, um ihn einzuholen. „Du bist ja heute in besonderer Eile, Bruderherz. Musst du etwa noch woanders hin?"

„Nicht, dass ich wüsste", antwortete Valtor ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Nicht einmal langsamer wurde er.

Alastair versuchte wirklich krampfhaft sein mildes Lächeln intakt zu halten. „Und wohin gehst du dann so schnell?"

„Dort, wohin du uns gebracht hast. Oder siehst zu hier neben dem Palast noch irgendein anderes Gebäude?"

Und er hatte recht. Außer dem dicht bewachsenen Wald und dem großen See gab es hier sonst nichts weiteres.

Doch so leicht gab Alastair nicht auf. „Warum glaubst du, es ist im Palast? Ich habe euch nicht erzählt, wo die Überraschung liegt."

Endlich hatte er seine Aufmerksamkeit. Aber anstatt seinen Fehler einzugestehen, blickte Valtor ihn nur belustigt von der Seite an. „Glaubst du wirklich, ich wüsste nicht, was du mit diesem Schlüssel machen willst? Du hast nie deine Suche aufgegeben, das war mir schon von Anfang an klar."

Alastair ballte seine Hände zu Fäusten. „Ach, tatsächlich? Muss ich dich auch daran erinnern, dass du ja nicht versuchen solltest-"

„Was gibt es da zu besprechen?", fragte Icy mit verschränkten Armen. Die drei Hexen hatten ihr Gespräch mittlerweile beendet und beäugten die zwei Schwarzmagier aufmerksam.

„Alastair hier, möchte das alleinige Kommando übernehmen. Leistet ihm dabei bitte Gesellschaft, er tendiert dazu, sich ziemlich einsam zu fühlen", erwiderte Valtor ohne sie dabei anzusehen. „Ich werde auf euch am Rande des Waldes warten, dort wo wir ursprünglich angekommen sind." Und mit einem Fingerschnippen war er fort.

„Wow, der hat aber miese Laune", kommentierte Darcy. „Worüber habt ihr denn gesprochen?"

Alastair atmete tief ein und aus, ehe er sich dann wieder mit einem Lächeln den jungen Hexen zuwandte. „Ich fürchte, ich weiß nicht, was genau ihn so reagieren lassen hat. Mein Bruderherz ist heute tatsächlich etwas... empfindlich."

Und obwohl es ihn wirklich ärgerte, wie sich Valtor verhielt, so war es vielleicht nur zum Besten, wenn er nicht mitkam. Vorausgesetzt er plante nicht Alastairs Errungenschaft als seine eigene auszugeben, oder ihm gar die Schätze wegzustehlen. Das sollte er nur versuchen!

All die Jahre hatte er sich nicht um diesen Auftrag ihrer Herrinnen gekümmert. Nur Alastair hatte treu weitergesucht.

Er würde sich diesen Triumph unter keinen Umständen wegnehmen lassen!

Blooms dunkles GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt