Kapitel 11

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zusammenziehen [Verb] - gemeinsam mit jemandem eine Wohnung beziehen

Was nach meinem Wiedersehen mit Sam passiert ist? So einiges, aber vielleicht sollte ich vorne anfangen:

Sam und ich saßen an diesem Nachmittag noch lange zusammen und haben miteinander geredet. Er will für mich und unser Kind da sein. Eigentlich war er sofort Feuer und Flamme, was mich wirklich glücklich macht.

Sam hat mir von seinem Vater berichtet - oder wohl eher seinem nie vorhanden gewesenen Vater. Er hat ihn noch nie in seinem Leben gesehen, weil er abgehauen ist, als er erfuhr, dass Sams Mum schwanger war. Deswegen ist Ethan nur Sams Halbbruder, aber dessen Vater hat mittlerweile auch eine neue Familie. Die Mutter der beiden ist vor eineinhalb Jahren leider nach langer Krankheit an Lungenkrebs verstorben.

Auch wegen seines Vaters verhasst Sam Männer, welche die Frauen, die sie geschwängert haben, nicht unterstützen. Deshalb ist es für ihn umso wichtiger, dass er für mich da ist und er hat sofort begonnen, nach einer Lösung zu suchen.

So kommt es nun, dass ich am Ende meines zweiten Semesters in meinem Wohnheimzimmer stehe und meinen Kram mithilfe von Elia und Logan in Umzugskisten räume. Die beiden sind nun endlich zusammen, was mich wirklich froh macht, weil ich dann kein allzu schlechtes Gewissen Elia gegenüber haben muss, dass ich sie alleine lasse. Aber wenn ich nicht mehr studiere, habe ich schließlich auch kein Recht auf ein Zimmer im Studentenwohnheim.

Die Tür zum Zimmer öffnet sich schwungvoll und Sam kommt grinsend herein. "Der Umzugswagen ist da! Mein Zeug ist schon drinnen, Ethan und ein alter Kumpel haben mir geholfen."

"Das kann ich mir vorstellen! Ethan ist doch bestimmt froh, wenn er jetzt alleine lebt!", lacht Elia ein wenig verächtlich. Sie hat Sams Bruder jetzt ein paar Mal gesehen und kann sich einfach nicht mit ihm anfreunden. Ich komme mittlerweile besser mit ihm klar, bin aber trotzdem froh, dass er nicht bei Sam und mir leben wird, sondern in dem Haus bleibt, welches ihre Mutter den beiden vererbt hatte.

Sam nickt lachend. "Ja, da hast du vermutlich Recht. Wie sieht's aus, wie weit seid ihr?"

"Fast fertig!", meine ich, während ich noch einmal im Bad verschwinde, um zu gucken, ob ich auch wirklich alles eingepackt habe.

"Mach dich nicht verrückt, Sophia! Selbst wenn du nicht alles hast, ihr seid doch nicht aus der Welt. Ihr zieht nur nach Chelsea, das ist immer noch in Manhattan!", ruft Elia mir nach.

"Ja, da hast du vermutlich Recht", gebe ich kleinlaut zu. "Dann ist jetzt wohl der Moment gekommen!"

"Was für ein Moment?", fragen Logan und Sam gleichzeitig verwundert, als Elia und ich uns traurig ansehen.

"Ich muss mein Wohnheimzimmer und meine beste Freundin verlassen!" Elia und ich fallen uns den Tränen nah in die Arme, während die zwei Jungs sich verstört ansehen und lachen.

~

Nach einer zehnminütigen Fahrt stoppt Sam den Umzugswagen lächelnd und sieht zu dem Wohnhaus, in dem sich unsere Wohnung befindet. Wir hatten uns dazu entschlossen zusammenzuziehen, um dem ganzen Hin und Her zu entgehen, wann unser Kind bei welchem Elternteil ist. Das kann man schließlich auch erwachsener regeln und dem Kind nicht das Gefühl geben, dass es wie ein Spielball zwischen Mama und Papa herumgereicht wird.

Vor dem Hauseingang wartete Ethan schon, der stur auf seinem Handy herumtippte und unser Ankommen scheinbar gar nicht registriert hatte. Sam hat ihn gebeten, herzukommen, um beim Ausladen und Hochtragen zu helfen, da ich nicht mehr so viel oder schwer tragen durfte und Logan und Elia leider schon andere Pläne für den Nachmittag hatten.

Sam betätigt demonstrativ die Hupe unseres geliehenen Umzugswagens, sodass sein kleiner Bruder augenblicklich zusammenzuckt und sein Handy fast auf den Boden gleitet. Ethan schaut grimmig in unsere Richtung, steckt sein Handy in seine Hosentasche, kommt dann aber langsam zu uns geschlendert.

Sam und ich steigen aus, wobei ich Ethan schnell grüße und dessen Blick an meinem Bauch hängenbleibt. Er hat mich jetzt drei Wochen lang nicht mehr gesehen.

"Wie groß will dein Bauch denn noch werden, Sophia? Sicher, dass mein Bruder dir keine Zwillinge beschert hat?"

"Ziemlich sicher", lache ich und sehe Sam an, der die Türen des Umzugswagens öffnet. Wobei ich auch eigentlich nichts gegen mehrere Kinder mit so einem heißen Papa hätte. Halt! Schnell schiebe ich meine Gedanken bei Seite.

"Kannst du mir den Wohnungsschlüssel geben, Sam?", frage ich, während ich mir meine geliebte Topfpflanze Lady Pflanzelot schnappe.

"Klar", lächelt Sam und kramt in seiner Hosentasche. "Hier!"

"Danke, ich bring die Pflanze dann schon einmal hoch und sperre euch alle Türen auf, damit ihr mit den Kartons hochkommt, ja?"

Die beiden Jungs nicken und machen sich an die Arbeit. Also machen Lady Pflanzelot und ich uns auf den Weg in unsere zukünftige Wohnung. Möbiliert ist diese schon, wir müssen sie jetzt also nur noch mit unserem Kram einrichten.

Im dritten Stock angekommen - was mit meinem riesigen Bauch schon echt anstrengend ist, denn der Aufzug ist im Moment leider defekt - schließe ich die Tür auf und bringe meine hübsche Pflanze in mein Schlafzimmer. Sam und ich werden getrennte Schlafzimmer haben, damit jeder seinen Tanzbereich hat, schließlich sind wir ja kein Paar.

Ich öffne schnell noch das Fenster in meinem Zimmer und befolge dann Sams Anweisung. Ich setze mich im Wohnzimmer aufs Sofa und mache einfach nichts, während die beiden Brüder sich an den Kartons fast tot schleppen. Schwanger zu sein, hat also echte Vorteile!

Verschütteter Kaffee macht schwanger!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt