Baby, das [Substantiv] - Säugling, Kleinkind im ersten Lebensjahr
Ich erlebe es nur wie betäubt, dass die beiden Schwestern Selly und Betty mich sanft in einen Rollstuhl setzen und ein Arzt auf mich zukommt.
"Was haben wir?", fragt er die Schwestern. Dann sieht er auf meinen Bauch und die Unmengen an Blut und beantwortet sich die Frage anscheinend selbst.
"Schockraum 1!", ruft eine Dame dem Arzt aus der Notaufnahme zu und der Rollstuhl wird langsam angeschoben. Zumindest fühlt es sich für mich wie in Zeitlupe an.
Sam geht panisch neben dem Rollstuhl her und rauft sich immer wieder die Haare.
"Sind Sie der Vater des Kindes?", fragt der Arzt ihn. Sam nickt als Antwort lediglich.
"Okay, ich muss Sie bitten, während der Untersuchung draußen zu warten. Da vorne ist der Wartebereich."
Sam nickt nur perplex und will wie in Trance in die Richtung der Stühle gehen und sich setzen. Ich nehme schnell seine Hand. "Ich hab Angst, Sam."
"Ich weiß, Baby", meint er und streicht mir kurz über die Wange.
"Kannst du versuchen, Elia wachzumachen?", frage ich, doch da biegt der Rollstuhl schon in den Schockraum ein und Betty schließt die Tür.
"Bitte legen Sie sich auf die Liege."
"Was ist mit meinem Baby?" Die Panik steht mir ins Gesicht geschrieben.
"Das werden wir jetzt rausfinden, Miss. Wie ist denn ihr Name?", fragt mich Schwester Selly, während sie ein Klemmbrett in der Hand hält.
"Malea-Sophia Garcia", antworte ich leise, während Dr. Cornwall einen Ultraschall auf meinem schmerzenden Bauch durchführt. Erst jetzt spüre ich, wie nassgeschwitzt ich eigentlich bin.
Nach dem Ultraschall reibt sich der Arzt seine Hände und führt eine Tastuntersuchung an meinem Bauch durch.
"Miss Garcia, ich erkläre Ihnen die Situation. Ihre Plazenta löst sich ab, das ist lebensgefährlich für Sie und Ihr Baby. Deshalb müssen wir jetzt sofort eine Not-OP durchführen", erklärt er mir sachlich und sieht dann zu den Schwestern. "Blocken Sie mir bitte einen OP!"
Dann geht alles sehr schnell. Ich werde auf der Liege aus dem Raum gefahren, an Sam und Elia vorbei und dann in einen Aufzug. Ich bekomme gerade so noch mit, dass Schwester Selly sich zu den beiden setzt und ihnen anscheinend die Situation erklärt.
Als wir im OP-Bereich ankommen, ist ein komplettes Team schon vor Ort und die OP-Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
"Guten Abend, ich bin die Anästhesistin Dr. Lee. Ich werde Ihnen gleich eine spezielle Narkose geben, die für Schwangere absolut unbedenklich ist. Haben Sie keine Angst!"
Ich nicke nur wie gelähmt.
"Ich lege Ihnen schnell einen Zugang, dann spritze ich Ihnen das Mittel und dann zählen Sie bitte von 10 runter, während ich Ihnen eine Sauerstoffmaske halte, ja?"
Wieder nicke ich nur und warte darauf, einzuschlafen.
~
Mein Kopf dröhnt höllisch, als ich wieder zu Bewusstsein komme. Ich öffne benommen die Augen, doch muss sie direkt wieder schließen, da ich so sehr geblendet werde. Ich stöhne schmerzerfüllt auf.
"Hey, Sam! Wach auf, Sophia kommt wieder zu sich", höre ich Elias sanfte Stimme und wie sich jemand von einem Stuhl erhebt. Im nächsten Moment nimmt dieser Jemand meine rechte Hand in seine. Erneut schlage ich die Augen auf und sehe direkt in Sams trauriges Gesicht. Als er meine offenen Augen sieht, bemüht er sich, zu lächeln.
"Wie geht's dir?", fragt er mich sanft und streicht über meinen Kopf.
"Kopfschmerzen", krächze ich. Und dann erst merke ich, dass etwas fehlt. Ich zucke erschrocken zusammen. Mein Schwangerschaftsbauch ist größtenteils verschwunden. "Sam, wo ist Minou?!", frage ich mit Nachdruck.
Sam sieht mich sofort nicht mehr an - er will, dass ich seine aufkommenden Tränen nicht sehe, doch dafür ist es schon zu spät.
Elia kommt zu mir ans Bett. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht, mein Schatz!" Sie will mich in den Arm nehmen, doch ich drücke sie sanft weg und wiederhole meine Frage. "Wo ist Minou? Wo ist mein Baby?!"
Elia schluckt sichtlich. "Ich... Ehm- ich gehe einen Arzt holen, damit sie wissen, dass du wach bist."
Elia verschwindet schnurstracks aus dem Raum und lässt mich mit Sam alleine.
"Sam, was ist mit unserem Baby?" Jetzt lässt er seinen Tränen freien Lauf. Es ist, wie als würde ein Damm bei ihm brechen.
Keiner spricht es aus, aber für mich sind diese zahlreichen Nicht-Reaktionen auf meine Frage auch eine eindeutige Antwort.
Die Tür zum Zimmer öffnet sich erneut und Dr. Cornwall kommt mit Elia hinein. "Wie geht es Ihnen?"
"GUT, wenn ich wüsste, wo meine Tochter ist!", antworte ich mit Nachdruck. "Hier will mir ja niemand etwas sagen."
Dr. Cornwall betrachtet Sam, der weinend neben mir sitzt.
"Miss Garcia, in der Medizin ist einem das Leben von Mutter und Kind sehr wichtig. Doch wenn es zu einer Notsituation wie in Ihrem Fall kommt, geht es uns in erster Linie darum, das Leben der Mutter zu gewährleisten. Als wir im OP gesehen haben, wie weit die Plazentaablösung bereits fortgeschritten ist, haben wir ihre Tochter geholt, da wir ihr natürlich auch das Leben schenken wollten. Ihre Tochter hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch leider schon keinen Herzschlag mehr und wir konnten sie nach 24 Minuten immer noch nicht wiederbeleben. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass wir alles versucht haben, um Sie und Ihr Baby zu retten, doch es war schlichtweg schon zu spät. Mein herzliches Beileid!"
Sam schluchzt neben mir auf, während mir lediglich mulmig zumute ist. Bisher habe ich noch keine einzige Träne vergossen.
"Kann ich sie sehen?", frage ich und sehe meinen Arzt starr an. Elia und Sam keuchen schwer auf, während Sam daraufhin erneut schluchzt.
"Sicher, ich werde der Schwester sagen, dass sie sie vorbeibringen soll. Verabschieden Sie sich in Ruhe, das macht die Trauer erträglicher." Dr. Cornwall verlässt den Raum wieder.
Ich will Minou sehen. Ich will mich vergewissern, dass sie wirklich keinen Herzschlag hat und nicht atmet. Und ich will wissen, wie wunderschön meine Tochter ist.
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Verschütteter Kaffee macht schwanger!
Ficción GeneralFür Sophia bedeutete es große Freiheit, dass sie nun endlich 4.000 Kilometer von ihren bestimmerischen Eltern entfernt wohnte und zusammen mit ihrer besten Freundin Elia alles tun konnte, was sie wollte. Doch diese Freiheit hielt leider nur knappe e...