Kapitel 25

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Überraschung, die [Substantiv] - etwas, was man nicht erwartet hätte

"Ich hätte gerne einen Chai-Latte mit Zimt-Topping bitte“, bestelle ich bei der netten Barista, als ich an der Reihe bin.

"Klar, mache ich Ihnen", lächelt sie und macht sich direkt an die Arbeit.

In 30 Minuten hatte ich einen wichtigen Videocall mit Mister Millstone und potentiellen Investoren, deshalb wollte ich mir unbedingt noch einen richtig guten Kaffee gönnen, um völlig auf der Höhe zu sein.

In Seattle gibt es zum Glück nicht so viele Cafés wie in New York, deshalb dauerte meine Suche nach dem besten Kaffee der Stadt nicht allzu lange.

Ich krame gerade nach meinem Geld in meiner Handtasche, als mir eine Stimme einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt.

"Der beste Kaffee der Stadt verbindet Menschen, was?"

Mir stockt der Atem. Ich kenne diese Stimme, natürlich kenne ich sie.

Innerlich hoffe ich immer noch, dass mein Gehirn mir einen Streich spielen will, als ich mich zu der Person umdrehe. Ich werde enttäuscht. Es handelt sich tatsächlich um Sam, nur viel erwachsener und... bärtiger.

Bevor ich realisiere, was ich tue, holt meine rechte Hand aus und landet direkt auf der Wange des Mannes, den ich mal geliebt habe. Okay, den ich immer noch liebe.

Mit dem Schall meiner saftigen Ohrfeige stellt die nette Barista meinen Kaffee auf die Theke und ich lege ihr mit den Worten "Stimmt so!" das Geld auf die Theke und will gehen.

"Hey, warte! Bitte, Malea...", ruft Sam mir kläglich nach.

Mir gefriert das Blut in den Adern. 'Malea', so wurde ich vor fünf Jahren das letzte Mal genannt, von ihm.

Ich kann nicht anders, also drehe ich mich um und blicke sofort in diese braunen Augen, in die ich immer so gerne gesehen habe.

"Was? Willst du mir etwa wieder Kaffee über die Bluse kippen? Nein, danke, ich hab gleich einen wichtigen Call!", maule ich.

"Wenn es so endet wie beim ersten Mal, würde ich dir immer wieder Kaffee über die Bluse kippen", lächelt Sam verschmitzt. Mit diesem Lächeln hat er mich immer rumbekommen.

"Du bist echt unfassbar!", schnaube ich verbittert und verlasse augenblicklich den Laden.

Was fällt ihm eigentlich ein? Er verlässt mich vor fünf Jahren einfach ohne ein Wort und jetzt tut er so, als wäre zwischen uns alles in Ordnung? Das muss ich mir nicht geben. Vor allem muss ich vor dem Meeting jetzt wieder runterkommen.

~

Immer noch sehr aufgewühlt von dieser Begegnung betrete ich das Verlagsgebäude, wo ich direkt von meinem Assistenten Louis in Empfang genommen werde.

"Guten Morgen, Miss!", begrüßt er mich lächelnd und nimmt mir meinen Mantel ab.

"Guten Morgen, Louis. Sie wissen doch, dass sie mich Sophia nennen sollen!", lache ich. Er begrüßt mich jeden Morgen mit 'Miss', das will er sich einfach nicht nehmen lassen.

"Sicher", nickt er verschmitzt grinsend und begleitet mich zu den Aufzügen. "Ich habe den Saal schon soweit vorbereitet, also auf alle Plätze ein Glas Wasser gestellt, Broschüren hingelegt und die Videoverbindung zu Mister Millstone hergestellt."

"Vielen Dank, Louis."

"Das mache ich doch gerne!", grinst der Blonde weiterhin. Er ist einfach der perfekte Assistent, da er immer gute Laune verbreitet.

"Kümmert sich Stacy um die Geschäftspartner, wenn sie in der Lobby eintreffen?", frage ich, während wir nach oben fahren und nehme einen Schluck meines leckeren Kaffees, was mich augenblicklich wieder an Sam denken lässt. Sofort verwerfe ich diese Gedanken wieder.

"Genau. Mister Millstone hat auch jemanden von der Presse eingeladen, damit die Neuigkeiten direkt an die Öffentlichkeit gelangen. Es soll wohl jemand sein, mit dem Millstone schon öfters zusammen gearbeitet hat und von dem er sich sicher sein kann, dass er keine Firmeninterna weitergibt", erklärt mir Louis, als wir aus dem Aufzug aussteigen.

"In Ordnung, danke für die Information."

Wir erreichen den Meetingroom, wo ich mich sofort am Rednerpult einrichte und meine Notizen ordne. Dann checke ich noch einmal mein Outfit, als sich die Tür auch schon wieder öffnet und Stacy mit den Investoren hineinkommt.

"Dankeschön, Stacy", lächele ich sie an und begrüße nach und nach alle Personen mit einem Händedruck.

Danach blicke ich verwundert zu Stacy, die noch immer im Türrahmen steht und mich entschuldigend ansieht.

"Alles gut bei Ihnen?", frage ich sie deshalb.

"Der Herr von der Presse ist noch nicht eingetroffen."

Ich blicke auf meine Armbanduhr. "Naja, fünf Minuten hat er ja noch", lächele ich. "Bringen Sie ihn bitte einfach hoch, wenn er da ist."

"Natürlich!", lächelt sie und verlässt den Raum. Sofort spüre ich Louis wieder an meiner Seite.

"Läuft nicht alles nach Plan?", fragt er besorgt.

"Doch, doch. Millstones Geheimtipp von der Presse kommt bestimmt gleich."

Louis nickt mir verstehend zu. Ich gehe wieder zu meinem Pult, werfe einen Blick in die Menge und lächele selig.

Ich lächele solange, bis die Tür sich erneut öffnet und mir das Blut zum zweiten Mal an diesem Tag in den Adern schockgefriert. 'Der Herr von der Presse' und damit Millstones Geheimtipp ist Sam, der gerade mit Stacy den Raum betritt und mir wehmütig in die Augen blickt.

Verschütteter Kaffee macht schwanger!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt