Kapitel 24

117 5 0
                                    

Abschied, der [Substantiv] - Trennung von jemandem oder etwas

"Auf Seattle!", kreische ich und halte meinen Tequilashot in die Luft. Logan und Elia lächeln gezwungen und und heben ihre Gläser ebenfalls, damit wir anstoßen können.

Wir kippen unsere Shots, doch dann stelle ich die Frage, die mir schon seit dem Gespräch in Millstones Büro auf der Zunge brennt. "Was habt ihr eigentlich gegen Seattle?"

"Nichts, ich finde es wunderbar", beteuert Elia und Logan stimmt ihr mit einem Nicken zu.

"Ihr seid echt schlechte Lügner!", meine ich und presse die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. "Aber Glück für euch, dass ich pinkeln muss!"

Ich stehe auf und gehe an der Bar vorbei zu den Toiletten, wo ich mich in die Schlange vor den Damenklos stelle.

Als ich zurück komme, sehe ich Elia schon von Weitem wild mit den Armen rumfuchteln.

"Hör zu, Elia. Seattle hat circa 750.000 Einwohner. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sophia ihm begegnet, ist ziemlich gering!", versucht Logan, Elia zu besänftigen.

"Dass ich wem begegne?", frage ich neugierig und blicke in Elias entgeistertes Gesicht.

"Ach, nur... dass du meinem Cousin begegnest. Der ist nämlich ziemlich doof und lebt in Seattle", behauptet Elia nervös.

"Ah, ja", meine ich misstrauisch, greife aber dennoch zu meinem Cocktail. "Lasst uns meinen Abschluss und meine Jobperspektive feiern!"

Ich exe meinen Sex on the Beach und begebe mich laut jubelnd auf die Tanzfläche. Ich spüre, wie mir der Alkohol langsam zu Kopf steigt.

~

"Und du hast wirklich alles?", fragt mich Logan skeptisch, während er in den noch viel zu leeren Laderaum des Transporters guckt, den mir Mister Millstone besorgt hat.

"Ja, ich denke schon", nicke ich lächelnd und breite die Arme aus, um mich von Elia und Logan zu verabschieden, doch Elia winkt ab.

"Nein, Schatz! Sie hat noch nicht alles. Du hast doch noch etwas für sie", meint Elia und sieht ihren Freund auffordernd an.

"Ach, stimmt", seufzt Logan und fasst sich an den Kopf. Er geht zu seinem Auto und nimmt eine Tüte aus dem Kofferraum, die er mir anschließend überreicht. "Ich hab ein bisschen Kaffee aus dem Vanilla Gorilla mitgehen lassen und dir eine Beschreibung hinzugelegt, wie du ihn zubereiten musst, damit er wie bei mir schmeckt!"

"Wow, das ist echt lieb von dir!", grinse ich und schließe Logan in die Arme.

"Wie ist denn jetzt eigentlich dein Plan für Seattle?", fragt Elia neugierig.

"Naja, ich kümmere mich erst mal um die Einrichtung der Wohnung und um den Verlag. Und dann werde ich mir wohl wieder das beste Café der Stadt suchen müssen, wenn Logans Wunderkaffee leer ist", seufze ich wehmütig.

"Das hört sich doch nach einem guten Plan an", behauptet Logan, während er einen Arm um Elia legt.

"Ja, ich glaube, ich sollte langsam losfahren, wenn ich noch im Hellen in meiner Unterkunft für die Nacht ankommen will." Bis nach Seattle sind es immerhin über 2.800 Meilen, die kann man nicht mal locker flockig an einem Tag fahren.

Ich verabschiede mich innig von meinen beiden einzigen Freunden und öffne dann die Fahrertür des Transporters.

"Ich hab euch lieb, Leute!"

Logan lächelt selig, während Elia ein paar Tränen vergießt.

"Pass auf dich auf, Sophia. Und nimm dich in Acht vor den Menschen in Seattle, versprochen?"

Auch wenn ich immer noch nicht weiß, was Elia gegen die Menschen in Seattle hat, stimme ich ihr zu. Die Geschichte mit ihrem Cousin, den sie angeblich nicht leiden kann, kaufe ich ihr nicht ab. Was weiß meine beste Freundin und verschweigt es mir?

Ich hoffe, ich werde es noch herausfinden. Ich mag keine Geheimnisse.

Ich lächele die beiden noch einmal an und steige dann in den Wagen. Noch einmal winken wir uns zu und dann starte ich den Motor, um in meinen neuen Lebensabschnitt zu fahren.

Hätte mir vor fünf Jahren jemand gesagt, dass ich als Mama eines Sternenkindes Juniorchefin einer neu eröffneten Verlagsstelle werde, hätte ich denjenigen wahrscheinlich direkt in die nächst beste Psychiatrie einweisen lassen.

Aber manchmal werden Träume eben auch wahr, wenn man noch gar nicht von ihnen geträumt hatte.

Wichtig ist, dass man diese Chancen, die das Leben einem gibt, dann auch annimmt und etwas Ordentliches damit anfängt. Und das werde ich, versprochen!

Verschütteter Kaffee macht schwanger!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt