Hochzeit, die [Substantiv] - mit der Eheschließung verbundene Feier
"Ich war kurz drüben bei Sam. Der dreht völlig am Rad!", behauptet Ethan belustigt, welcher gerade den Raum betritt, in dem ich meine Haare gemacht bekomme und geschminkt werde.
"Was? Wieso das denn?", frage ich und will mich ruckartig zu Sams kleinem Bruder drehen, werde jedoch von der Hairstylistin davon abgehalten.
"Er hat Schiss, dass du kalte Füße bekommst", lacht Ethan herzhaft. "Ich hab ihm dann gesagt, dass du ihn nie im Leben stehen lassen würdest und selbst in 100 Jahren noch bei ihm sein wirst."
"Das hast du gut gemacht, das glaube ich nämlich auch", stimmt Elia zu. "Aber warum bist du hier und nicht bei deinem Bruder und Levi?"
"Vielleicht wollte ich mich ja doch kurz vergewissern, dass hier alles gut ist", druckst Ethan. "Ich weiß ja nicht, was mein Neffe noch so vor hat. Wenn er mit seiner Geburt die Hochzeit sprengt, ist er wohl so rebellisch wie ich und ich muss sein Patenonkel werden."
"Da hast du wohl Recht, Ethan", lache ich. "Aber du kannst seinem überfürsorglichen Vater ausrichten, dass es uns beiden gut geht und ich ihn heute heiraten werde!"
"Ay ay, Kapitänin!" Ethan salutiert spaßeshalber und verlässt meinen Vorbereitungsraum wieder.
Elia kippt grinsend ein weiteres Glas Sekt weg. "Es ist wirklich schade, dass du schwanger bist und keinen Alkohol trinken darfst."
Ich lache laut auf, denn noch bin ich nicht nervös wegen der Hochzeit. "Also ich finde es jetzt nicht schade, dass ich schwanger bin, aber gut. Kannst du aber bitte schauen, dass du nachher als meine Trauzeugin noch gerade stehen kannst? Nicht, dass meine Eheschließung nicht gültig ist, weil meine beste Freundin sich vorher mit Sekt zugekippt hat, ja?"
"Keine Sorge, ab jetzt bekommt sie nur noch Wasser!", lacht auch Logan und nimmt Elia in die Arme.
"Ihr seid echt blöd!", beschwert sich Lia und verschränkt gespielt empört die Arme.
Während ich bei geschlossenen Augen Lidschatten aufgetragen bekomme, klingelt mein Handy auf einmal und ich bitte Elia, den Anruf entgegen zu nehmen.
"Es waren deine Eltern", sagt sie, als ich höre, wie sie mein Handy zurück auf die Ablage legt. "Ich gehe sie in Empfang nehmen und bringe sie zu dir. Deine Mama hat noch etwas für dich!"
Und schon höre ich, wie die Tür des Raumes geöffnet und direkt wieder geschlossen wird.
Wenig später ist der Lidschatten vollständig aufgetragen und ich kann meine Augen wieder öffnen, sodass ich genau im Spiegel beobachten kann, wie die Tür des Raumes geöffnet wird und Elia mit meinen Eltern hineinkommt.
"Hey, Schatz! Wie fühlst du dich?", begrüßt mich meine Mama und nimmt mich in den Arm, nachdem ich von meinem Stuhl aufgestanden bin.
"Mir geht's gut, danke der Nachfrage. Ich freue mich, dass ihr da seid. Wie geht es euch?", frage ich, während ich auch meinen Vater umarme.
"Uns geht es auch gut. Wir sind stolz auf dich, Soph." Mein Dad drückt mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn. "Deine Mama hat noch ein paar Sachen für dich. Ich gehe mal noch rüber zu Sam."
Und schon ist mein Dad wieder weg. Er ist kein Mann der großen Worte, wenn es um emotionale Angelegenheiten geht und auch nicht, wenn er von so vielen Frauen umgeben ist. Deshalb ist es für mich verständlich, dass er liebe zu den 'harten' und nicht emotionalen Jungs mochte.
"Ja, du weißt ja bestimmt, dass es diese Tradition gibt, dass die Braut etwas Blaues, etwas Geliehenes, etwas Geschenktes, etwas Altes und etwas Neues trägt. Ich habe mich ein bisschen mit Lia abgesprochen und weiß deshalb, dass du schon blaue Unterwäsche und einen geliehenen Schleier hast. Und von mir bekommst du jetzt noch dieses alte Strumpfband und dieses Armband. Das hab ich dir gekauft, es ist also ganz neu. Ich hoffe, es gefällt dir."
Ich muss die Tränen aufhalten, denn ich will nicht, dass mein Makeup schon vor dem Beginn der Trauung verschmiert ist. "Danke, Mama", flüstere ich gerührt und nehme die beiden Sachen entgegen. Mama legt mir das Armband an und Elia hilft mir beim Befestigen des Strumpfbandes, bevor sie meine Mutter ganz gespannt fragt, was sie mir denn schenken würde.
"Weißt du, Soph, deine Oma hat mir bei meiner Hochzeit eine Kette geschenkt und ich finde, dass du sie nun geschenkt bekommen solltest."
Okay, jetzt ist es wirklich um mich geschehen und ich muss enorm gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen. Ich habe meine Oma so sehr geliebt. Sie ist viel zu früh von uns gegangen.
"Wow, das ist... so schön", spreche ich atemlos und lege mir überwältigt die Kette um.
"Jetzt bist du bereit, mein kleiner Engel."
Ja, Mama, das bin ich. Es kann losgehen.
~
"Liebe Damen und Herren, wir haben uns heute hier versammelt, weil wir Zeugen einer Eheschließung zweier Liebender werden wollen. Malea-Sophia Garcia und Samuel Grayson Adams wollen heute den Bund der Liebe eingehen..." Der Pfarrer erzählt noch einige persönliche Sachen über uns, verliest ein Evangelium und hält seine Predigt, bevor es zur eigentlichen Trauung kommt.
"So, dann werde ich mal zum spannenden Teil der Messe kommen", witzelt der Pfarrer, bevor er weiterspricht. "Ich frage Sie, Samuel Grayson Adams, wollen Sie die hier anwesende Malea-Sophia Garcia zu ihrer Ehefrau nehmen, sie lieben, achten und ehren bis dass der Tod euch scheidet? So antworten Sie nun bitte laut und deutlich mit 'Ja, ich will'."
Ich schmelze fast dahin, als Sam mir grinsend in die Augen sieht und ich wie in Zeitlupe sehe, dass sich seine Lippen langsam öffnen. "Ja, ich will."
"Dann frage ich auch Sie, Malea-Sophia Garcia, wollen Sie den hier anwesenden Samuel Grayson Adams zu ihrem Ehemann nehmen, ihn lieben, achten und ehren bis dass der Tod euch scheidet? So antworten Sie mir bitte mit 'Ja, ich will'."
Fast hätte ich den armen Pfarrer schon gar nicht mehr aussprechen lassen, doch ich konnte mich noch gerade so zügeln. "Ja, ich will!"
"Bitte tauschen Sie die Ringe." Nichts lieber als das. "Dann erkläre ich Sie beide nun Kraft meines Amtes zu rechtmäßig verbundenen Eheleuten. Sie dürfen sich jetzt küssen."
Das lässt sich Sam nicht zweimal sagen, sondern gibt mir sofort einen der leidenschaftlichsten Küsse, welcher vom ohrenbetäubenden Applaus unserer Verwandten und Bekannten begleitet wird.
Ich würde sagen, ich habe nun den ersten Tag meiner schönsten Tage erlebt.
~
Der zweite Tag meiner schönsten Tage folgte wenig später, denn ungefähr sechs Wochen später erblickte unser Sohn Malik etwas zu früh, aber trotzdem putzmunter und kerngesund das Licht der Welt. Er ist unser größtes Glück.
~
Ich korrigiere mich. Man kann definitiv viele schönste Tage haben, denn alle Tage, die ich mit meiner Familie verbringen darf, sind meine schönsten Tage.
~
In einem anderen Punkt muss ich mich ebenfalls korrigieren. Nicht nur Malik ist unser größtes Glück, sondern auch seine kleine Schwester Catherine. Und auch Minou war unser Glück. Denn wenn man etwas verliert und einem etwas Schlimmes widerfährt, kommt das Glück später doppelt und dreifach mit seinem persönlichen Hauptgewinn zurück.
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Verschütteter Kaffee macht schwanger!
General FictionFür Sophia bedeutete es große Freiheit, dass sie nun endlich 4.000 Kilometer von ihren bestimmerischen Eltern entfernt wohnte und zusammen mit ihrer besten Freundin Elia alles tun konnte, was sie wollte. Doch diese Freiheit hielt leider nur knappe e...