shoppen [Verb] - einen Einkaufsbummel unternehmen
Ich habe mir jetzt seit gut drei Wochen nicht anmerken lassen, dass ich weiß, dass Sam etwas plant, auch wenn er sich immer noch ab und zu komisch verhält und ich einfach keinen blassen Schimmer hab, was er mit Elia ausheckt.
Was ich aber weiß, ist, dass Elia und Logan sich für heute angekündigt haben und angeblich in Seattle Urlaub machen wollen.
Elia hat mir vor etwa zwei Stunden geschrieben, dass sie gut gelandet und in ihrem Hotel angekommen sind. Ich hätte die beiden ja auch vom Flughafen abgeholt, aber das wollten sie partout nicht.
Sam ist noch in der Redaktion, aber ich hatte mir auf Elias Wunsch hin freigenommen, weil sie mich gleich zum Shoppen entführen möchte.
Gerade als ich mir meinen zweiten Sneaker zugebunden habe und mich aus der Hocke erhebe, klingelt es an der Tür. Schnell überwinde ich die zwei Schritte bis dorthin und öffne die Wohnungstür schwungvoll.
Sogleich umarmt mich meine beste Freundin genauso schwungvoll und quietscht mir ins Ohr.
"Ich bin echt jedes Mal über deine Hammerwohnung begeistert! Allein der Aufzug hier ist so geil!"
Ich lache, da ich diese zwei Sätze wirklich jedes Mal höre, wenn Elia mich besuchen kommt.
"Ich hab dich auch vermisst", grinse ich.
"Ja, ja. Du weißt doch, wie sehr ich dich immer vermisse, da muss ich es ja nicht jedes Mal betonen", brummt Elia. "Können wir los?"
"Von mir aus, ja. Was willst du überhaupt kaufen? Wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt eh noch Zeug in Logans Koffer gepackt, damit du das Maximalgewicht für den Flug nicht überschreitest."
Elia atmet gedehnt aus. "Jaaaaa, da hast du Recht. Aber ich hab niemals gesagt, dass ich für mich shoppen gehen will."
"Oh, na, wenn das so ist, ich brauche nichts Neues. Dann können wir uns ja in ein kleines Café setzen und quatschen."
Schon während meiner Aussage sehe ich leichte Panik in Elias Augen aufblitzen, die sie natürlich sofort vor mir verstecken will.
"Eeeh, doch. Du brauchst doch bestimmt neue hübsche Kleidchen für die Arbeit, Miss Juniorchefin. Wir gehen in deine Lieblingsboutique und keine Widerrede!"
Elia zieht mich samt meiner Handtasche, die noch auf der Kommode lag, aus der Wohnung, schließt die Tür hinter uns und schleppt mich dann wirklich in den Laden, in dem ich immer meine Kleider kaufe.
Was hat sie vor?
~
"Hier das ist doch schön, findest du nicht?", fragt Lia und hält mir ein wirklich schönes rotes Kleid vor die Nase.
"Es ist schön, aber definitiv nichts für die Arbeit, Lia."
"Es muss ja nicht immer nur für die Arbeit sein, Sophia. Bitte probiere es an!" Sie sieht mich mit ihrem typischen Kulleraugenblick an, dem ich nie widerstehen kann.
Also suche ich mir das Kleid in meiner Größe und habe es wenig später an. Als ich aus der Kabine komme, blitzen Elias Augen sofort freudig auf.
"Das nehmen wir. Lass es am besten gleich an, ja?"
"Was, wieso?", frage ich verwundert, während Elia meine eigenen Klamotten, die ich vorher anhatte, in ihre Handtasche stopft und mich dann zur Kasse schleppt.
Sie antwortet mir nicht - stattdessen zieht sie an der Kasse einen 100€-Schein aus ihrem Geldbeutel und bittet die Verkäuferin, das Preisschild vom Kleid zu entfernen.
"Lia, ich kann das Kleid selbst bezahlen", greife ich ein, da ich weiß, dass sie immer knapp bei Kasse ist.
"Ach was, das ist nicht mein Geld. Dein Freund zahlt. Der hat nämlich jetzt noch was Schönes mit dir vor. Ich war nur die Ablenkung für dich", grinst sie mir entgegen und verunsichert mich damit sogleich.
Wir verlassen die Boutique und gehen zu meinem Auto, wo sie mich anweist, sie an ihrem Hotel rauszulassen und dann zu meiner Wohnung zu fahren.
Anscheinend bekomme ich jetzt meine Überraschung, die die beiden zusammen ausgeheckt haben...
~
Als ich den Schlüssel in die Wohnungstür stecke, ist mir mulmig zumute, da ich wirklich keinen blassen Schimmer habe, was mich jetzt erwarten wird.
Aber die Neugier ist größer als die Angst, also drehe ich den Schlüssel im Schloss und betrete die Wohnung, wo mich sogleich ein Weg aus gestreuten Rosenblättern begrüßt.
Ich lasse meine Handtasche an der Garderobe stehen und folge dem Weg, welcher im Schlafzimmer endet. Ich rufe nach Sam, doch bekomme keine Antwort.
Dann fällt ein Zettel, der auf dem Bett liegt, in mein Sichtfeld und sofort blitzen Bilder von dem Tag, an dem Sam mich verlassen hat, vor meinem inneren Auge auf. Doch diese Gedanken verwerfe ich ganz schnell, denn er hätte wohl kaum so viele Rosenblätter verstreut, wenn er mich verlassen wollen würde.
Ich greife nach dem Zettel, falte ihn auf und lese ihn.
"Triff mich auf der Dachterrasse ~ Sam <3", steht auf ihm geschrieben.
Ich befolge die Anweisung meines Freundes und fahre mit dem Fahrstuhl in das oberste Stockwerk, während mir tausend Gedanken durch den Kopf kreisen. Als ich die Außentür öffne, erschlägt mich fast das Bild von brennenden Fackeln und einem roten Teppich, an deren Ende ein Tisch steht, welcher schön gedeckt ist.
Sam steht ebenfalls am Ende des roten Teppichs und knibbelt nervös an seinen Fingern, da er mich anscheinend noch nicht bemerkt hat. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
Was geht hier vor sich? Haben wir ein Date?
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Verschütteter Kaffee macht schwanger!
General FictionFür Sophia bedeutete es große Freiheit, dass sie nun endlich 4.000 Kilometer von ihren bestimmerischen Eltern entfernt wohnte und zusammen mit ihrer besten Freundin Elia alles tun konnte, was sie wollte. Doch diese Freiheit hielt leider nur knappe e...