Kapitel 21

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Trennung, die [Substantiv] - Beendigung einer Liebesbeziehung oder Partnerschaft

Seit Minous Beerdigung war nun wieder fast eine Woche vergangen und ich verbrachte meine Tage und Nächte unverändert im Kinderzimmer. Sam versorgte mich immer wieder mit Essen und Trinken, was wirklich lieb von ihm war.

Ich hörte, wie die Tür des Zimmers hinter mehr aufging und dann kniete Sam sich schon vor den Sessel.

"Ich hab dir Nudeln gemacht. Kommst du in die Küche, um mit mir zu essen?", fragt er mich liebevoll, während seine Hand mein Knie streichelt.

Ich schüttele den Kopf, woraufhin Sam tief seufzt.

"Wie lange willst du das denn noch durchziehen?"

"Macht es dir denn gar nichts aus, dass unsere Tochter tot ist?", gifte ich Sam an.

"Glaubst du das wirklich?" Sam sieht mich verletzt an. "Ihr Tod hat mich genauso gebrochen! Aber unser Leben muss doch trotzdem weitergehen!"

Sam steht vom Boden auf und verlässt den Raum mit einem lauten Türknallen.

Wow, das hab ich ja gut hinbekommen. Um mich wenigstens kurz von der Situation abzulenken, nehme ich die Flasche Wasser, die seit Tagen neben dem Sessel steht und leere sie.

Wenn ich Hunger hätte, würde ich bestimmt jetzt mit Sam essen und mich bei ihm entschuldigen. Aber ich möchte gerade absolut nichts essen, deshalb schließe ich meine Augen und schlafe kurze Zeit später im Sessel sitzend ein.

~

Als ich wieder wach werde, spüre ich sofort, dass mein Magen knurrt. Ich war also nun hungrig vom Nichtstun.

Ich rappelte mich auf und verließ leise das Kinderzimmer.

"Sam?", rief ich, um herauszufinden, wo dieser sich befand, doch ich bekam keine Antwort.

Ich klopfte zuerst an Sams Schlafzimmer, dann ging ich durchs Wohnzimmer in die Küche. Nirgends war er anzutreffen. Ich sah auf die Uhr über dem Küchentisch. Es ist viertel nach 4, an einem Samstag, soweit ich weiß. Eigentlich geht Sam samstags nicht arbeiten.

Ich sehe die Nudeln in Schinken-Sahne-Soße auf dem Herd stehen und drehe diesen deshalb an, um die Nudeln zu erwärmen. Als ich mir einen Teller aus dem Schrank nehmen will, fiel mein Blick plötzlich auf einen Zettel auf dem Küchentisch.

Interessiert ging ich hin und nahm  den Zettel in die Hand. Als ich realisierte, was darauf stand, blieb mir mein Herz stehen und mein Atem stockte.

"Das Schicksal hat uns schon einmal wiedervereint. Wenn das mit uns sein soll, wird das Schicksal es wieder tun. Fang' neu an, ohne mich. Ich liebe dich, dein Sam."

Während mir die erste Träne über die Wange rollt, ziehe ich mit zitternden Händen mein Telefon aus der Hosentasche meiner Jogginghose. Schnell wähle ich den Kontakt 'Sam <3' aus und drücke auf den grünen Hörer.

Ich muss ihn davon abhalten, mich zu verlassen. Es tutet zweimal und dann spricht die weibliche Computerstimme mit mir: "Kein Anschluss unter dieser Nummer."

Wow, dann musste er es sich ja wirklich gut überlegt haben, mich zu verlassen, wenn er sich schon eine neue Handynummer besorgt hatte. Aber ich muss ihn doch irgendwie aufhalten!

Schnell drehe ich den Herd ab und schnappe mir im Rausgehen meinen Wohnungsschlüssel. Hastig drücke ich die Taste, um den Aufzug zu rufen, doch es geht mir nicht schnell genug, sodass ich die ganzen Stockwerke hinunterrenne und das Hochhaus verlasse.

Ich schaue rechts und links, aber erkenne Sams Auto nirgendwo. Also beginne ich zu rennen - in meiner Jogginghose, meinem Morgenmantel und meinen Hausschuhen. Die Leute sehen mich an, als wäre ich gerade aus dem Irrenhaus entlaufen.

Außer Atem komme ich am Haus an, in dem Ethan noch immer wohnt. Ich klingele Sturm und bin froh, als die Tür sich öffnet.

"Was ist denn mit dir? Wo bist du denn entlaufen?", fragt mich Ethan spöttisch.

"Haha", meine ich bissig. "Ist dein Bruder da?"

"Wieso sollte er denn hier sein? Du wohnst schließlich mit ihm zusammen!" Ethan weiß nichts, da bin ich mir jetzt sicher. Sam ist also gegangen, ohne sich von seinem Bruder zu verabschieden.

"Er hat mich verlassen. Er ist abgehauen, Ethan!", weine ich nun höllisch und drücke mich an seinen Körper. Ich will in den Arm genommen werden.

"Hey, hey, hey! Wie kommst du denn darauf? Der ist bestimmt nur einkaufen oder so. Er liebt dich, der verlässt dich nicht einfach so", meint Ethan lässig, während er mir überfordert, aber sanft über den Rücken streicht.

"Er hat mir einen Zettel da gelassen. Er ist gegangen Ethan! Er hat schon eine neue Telefonnummer." Ein Schluchzen überkommt mich.

"Aber das kann doch gar nicht sein!", behauptet Ethan und zieht sein Handy aus seiner Hosentasche.

"Kein Anschluss unter dieser Nummer", äffe ich die Computerstimme weinend nach.

"Komm doch erstmal rein. Die Leute gucken schon die ganze Zeit!", meint Ethan und zieht mich ins Haus, damit er die Haustür schließen kann.

Klar, die Leute schauen schon. War ja klar, dass es Ethan mal wieder nur darum geht, was die Anderen - die Ladys - von ihm denken.

Ich schmeiße mich weinend auf die Couch, während Sams kleiner Bruder wie bestellt und nicht abgeholt im Flur steht.

"Ehm... Ich rufe Elia an, ja?", sieht er mich zögerlich an. Er weiß anscheinend nicht, was er mit mir anfangen soll.

Tja, ich bin ab jetzt ja auch nur noch die Exfreundin seines Bruders.

Verschütteter Kaffee macht schwanger!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt