Kapitel 51

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|t r a n s p a r e n t s o u l - WILLOW|

love this chapter hehe
⊏Noah⊐

Der Wind zerrte an mir und trieb mir den Sprühregen direkt ins Gesicht, ich hob die Hand und hielt sie über die Augen.

Neben mir machte Megan ein leises genervtes Geräusch und ich blickte kurz zu ihr. Ihr weißes Hemd flatterte im Wind und sie strich sich immer wieder die Haare aus dem Gesicht.

Dann standen wir unter der kurzen Markise des Restaurants, welches Christina ausgesucht hatte. Durch die Fenster sah ich in das schwach beleuchtete, gemütlich wirkende Innere.
Menschen saßen auf eleganten, schwarzglänzenden Stühlen oder auf bequemen braunen Ledersofas. Schlanke, hohe Vasen mit naturfarbenen Pampasgras standen vereinzelt in den Ecken. An den Wänden hingen farblich passende Gemälde und Fotografien. Die Tische bestanden aus einem dunklen, gräulichen Stein.

Ich legte die Finger auf den breiten, langen, silbernen Türgriff und warf einen Blick über die Schulter zu Megan.

Ihre Augen glitten durch das Lokal, vermutlich auf der Suche nach unseren Freunden.

Den Blick nach wie vor auf sie gerichtet, drückte ich die Klinke herunter und sofort strömten uns die Gerüche des Restaurants entgegen. Es roch nach gebratenem Fleisch und gehobener Preisklasse.

Ich ließ sie vor mir eintreten.
Megan's Schultern spannten sich an als sie das Lokal betrat und sich gleich darauf verstohlen über das nasse, beinahe durchsichtige Hemd strich, glücklicherweise trug sie darunter ein schwarzes- wenn auch kurzes Top.

Nur mit Mühe, gelang es mir, die Augen von ihr loszureißen und in dem Lokal nach Cyril oder Jamie Ausschau zu halten.

Es platzte beinahe aus allen Nähten und schaffte es trotzdem, sorgfältig erlesen zu wirken. Wie eine verdammte Diva.

Ich entdeckte Cyril, der sich gerade zu Cristina beugte um ihr eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht zu streichen.
Schnell wandte ich den Blick ab- schließlich wollte ich keinen Augenkrebs von der schnulzigen Liebesromanze zwischen den beiden bekommen- und entdeckte Jamie, er saß, das Gesicht nur halb beleuchtet und halb im Dunklen, neben Lenora.

Beide wirkten, als hätten sie einen sinnbildlichen Stock im Arsch. Sie saßen einfach schweigend, aber einander zugewandt da und schienen sich gegenseitig mit Blicken niederzumachen.
Damit stellten sie einen krassen Gegensatz zu Christina und Cyril da.

Megan, die davon nichts mitzubekommen schien, umarmte Christina und gleich darauf auch Cyril. Als sie zu Lenora sah, schenkte diese ihr bloß ein kleines Lächeln, bevor sie sich entschuldigte und eilig vom Tisch aufstand um auf die Toilette zu gehen.

Ich sah, wie Jamie ihr nachblickte und sich dann im nächsten Moment mit einem unbekümmerten Grinsen mir zuwandte und eine Spur zu fröhlich flötete: "Noah, Megan, wir dachten schon, ihr läget in irgendeinem Straßengraben!"

Megan lachte kurz und setzte sich auf einen der zwei leeren Stühle. Als ich mich neben ihr niederließ, spürte ich ihren Blick auf mir, also wandte ich den Kopf und sah sie an.

Sie drehte sich jedoch gleich wieder weg und studierte eingehend die Speisekarte.

Cyril, der die Situation mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht beobachtet hatte, öffnete den Mund, vermutlich, um etwas ganz und gar Unangebrachtes the sagen.

Doch dann begegnete er meinem Blick, der ungefähr soviel bedeutete wie: halt lieber deine Klappe, Kumpel.

Sein Grinsen wurde größer und als er gerade trotz meiner eindeutigen Warnung, dennoch sagen wollte, was auch immer ihm gerade im Kopf herumgeisterte, trat die Bedienung an unseren Tisch und verwehrte mir die Chance, ihm sein Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, indem sie sich lautstark und mit schwerem australischen Akzent, nach den Essenswünschen unserer kleinen Gruppe erkundigte.

Ich bestellte ein Steak mit ausgewähltem Gemüse und Cyril, trotz des Protests von Megan, zwei Flaschen ihres edelsten Weins.
Christina bestellte für Lenora mit, denn das blonde Mädchen, war noch immer verschwunden.

Als alle ihre Bestellungen aufgegeben hatten, warf ich einen Blick in Jamies Richtung. Ich fragte mich, ob er sich unwohl dabei fühlte, der einzige zu sein, der nichts trank.

Doch Jamie achtete gar nicht auf meinen Blick, seine Augen waren auf einen Punkt hinter mir gerichtet und als ich einen unauffälligen Blick über die Schulter warf, erkannte ich, das er die schwarzlackierte Tür der Damentoilette anstarrte.

Noch während ich das dachte, fiel mir auf, dass ich eigentlich mit dem Auto nach Hause fahren wollte. Doch bevor ich mich dazu entscheiden konnte, doch keinen Wein zu trinken, meinte Jamie mit einem kurzen Blick auf mich: "Ich fahre, trink ruhig den Wein."

Ich konnte seine in den alten Converse steckenden Füße unruhig auf- und ab wippen sehen.

Aber ich sah keinen Grund dafür, mit ihm darüber zu diskutieren, also nickte ich und fragte: "Und? Hat Christina schon versucht, dich mit irgendjemandem zu verkuppeln?" Die Frage hatte ein Witz sein sollen, eine einfache Stichelei, doch Jamies Gesicht verfinsterte sich schlagartig.

Ich schürzte die Lippen, Jamie zuckte nur leicht mit den Schultern, damit war das Thema für ihn offenbar beendet. Ich war gerade dabei, den Mund ein weiteres Mal zu öffnen und einen erneuten Versuch zu starten, als die Kellnerin mit unseren Getränken an dem Tisch trat.

Hinter ihr tauchte Lenora auf und ließ sich auf ihren Stuhl am Tischende schräg neben Jamie fallen, sie wirkte angepisst, als sie sich eine Strähne ihres dichten, blonden Haares aus dem Gesicht pustete.

Die Kellereien stellte die Gläser vor uns und schenkte uns einen hellen Weißwein ein, dieses Mal vermied ich es, Jamie anzusehen und richtete meine Augen stattdessen auf Megan. Sie war in ein Gespräch mit Christina und Cyril vertieft.
"Aber das ist doch schließlich der Sinn des Ganzen, die Anonymität meine ich. Wenn man von vornherein wüsste, wessen Brief man erhielte, würde das gewisse Vorurteile mit sich bringen. Jeder hört schließlich irgendwann mal irgendetwas über jeden und das würde seine Einstellung gegenüber seines Briefpartners beeinflussen."

Ich merkte erst, dass ich nickte, als Christina an mich gewandt fragte: "Du siehst das also wie Megan?"

"Ich denke, dass Megan nicht Unrecht hat. Schließlich ist genau diese Ansicht der Grundgedanke", meine ausweichende Antwort, schien Christina nicht weiter zu stören, Megan hingegen, wandte Ihre Aufmerksamkeit jetzt mir zu.

"Denkst du, es ist ein gutes Projekt?"

Ich zuckte wage mit den Schultern bevor ich einen Blick auf die Uhr an meinem Handy warf und sagte: "Gut für wen? Für die Schüler?", ich blickte von meinem Handy auf, "ja, vermutlich ist es das."

Gefallen euch eigentlich die Kapitel
aus Megan's oder Noah's Sicht besser?

Broken Souls - Gebrochene SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt