Kapitel 30

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|Torn to Pieces - Pop Evil|

⊏Noah⊐

Ich parkte mein Auto direkt vor dem Ausgang des Flughafens und ignorierte die wütenden Blicke der anderen Autofahrer geflissentlich.

Mein Handy hatte ich mit dem Bluetooth des Wagens verbunden für den Fall das Jamie bereits landete bevor ich hier angekommen war. Jetzt dröhnte Torn to Pieces von Pop Evil aus der Musikanlage meines Autos. Ich hatte meiner Mutter Bescheid gegeben, hatte ihr gesagt das Jamie eine Zeit lang bei uns wohnen würde.
Sie hatte ihn immer wie einen zweiten Sohn behandelt, deshalb hatte es mich nicht überrascht, als sie im Supermarkt- in dem sie gerade stand während sie mit mir telefonierte, in Tränen ausgebrochen war und postwendend angeboten hatte, ihm eine Lasagne zu kochen sobald sie wieder zu Hause war.

Als ich einen Blick aus dem Fenster warf, sah ich gerade einen Schwall Menschen aus dem klimatisierten Flughafengebäude strömen, sie alle sahen aus, als wäre Seattle das beliebteste Reiseziel überhaupt, mit ihren großen Koffern und den erwartungsvollen Blicken.
Da entdeckte ich eine dunkelbraune, zerzauste Mähne und ich hielt die Luft an.
Jamie trug ein pastellgrünes T-Shirt und eine zerschlissene schwarze Jeans mit großen Löchern und herabhängenden Fäden.

Bei jedem anderen hätte es lächerlich gewirkt.

Sein Blick fiel erst auf mein Auto und dann auf mich. Er hob lächelnd eine Augenbraue und lehnte sich durch das offene Fenster der Fahrerseite in mein Auto hinein. "Wo ist denn dein Maserati? Ich dachte du liebst das Auto", seine Stimme war entspannt und ich schaltete die Musik aus bevor ich antwortete: "Der Maserati steht zu Hause und jetzt wirf deinen Koffer auf die Rückbank und steig ein."
Er lächelte lediglich und verschwand kurz aus meinem Sichtfeld um die Hintertür zu öffnen und seine Koffer auf der Rückbank abzulegen. Dann saß er neben mir. Ich sah ihn an und merkte wie die Wut ihre Krallen in mich schlug.

Jamies Augen waren stumpf und dunkelblaue Ringe verliefen unter ihnen. Seine karamaelfarbene Haut wirkte mit einem Mal glanzlos. Mir fiel auf das er noch dazu an Gewicht verloren hatte, sein sonst vor Kraft strotzender Körper wirkte schlaff und zerbrechlich.
Sein Kopf sank gegen die Kopfstütze und er schloss die Augen.
Wortlos startete ich den Wagen und bog auf die Straße ab. Ein Seitenblick zu Jamie zeigte mir das er immer noch seine Augen geschlossen hatte. "Danke..für..dafür das du immer da bist." Er fuchtelte wage in der Luft herum.
Ich starrte auf die Straße. "Dafür solltest du dich nicht bedanken."
"Tue ich aber Klugscheißer, du weißt ganz genau das so etwas nicht selbstverständlich ist", Jamie rieb sich die Nasenwurzel und seufzte. "Weiß er das du weg bist?", ich musste die Frage stellen und besser gleich als später. "Keine Ahnung, er wusste es noch nicht als ich losgegangen bin aber vermutlich ist es ihm inzwischen aufgefallen, dass sein Wagen nicht mehr vor der Einfahrt seines Hauses steht", er öffnete die Augen und warf mir einen Seitenblick zu.

"Ich habe ihn im Halteverbot vor dem Flughafen stehen lassen", erläuterte er und fügte dann etwas leiser hinzu: "Ich hoffe das jetzt eine saftige Geldstrafe deswegen aussteht. Hast du Helen Bescheid gegeben das ich..das ich euch eine Weile besuche?" Seine Formulierung ließ mich doch zu ihm sehen. "Das habe ich." Mein Blick lag auf ihm während ich an einer Ampel stehen blieb.
"Ich hoffe du vergötterst ihre Lasagne immer noch mit der gleichen Hingabe wie damals."

Broken Souls - Gebrochene SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt