Kapitel 77

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|History - One Direction|

⊏Noah⊐

Das Gute am Schreiben war, dass sich zwischen den Zeilen Weite finden ließ. Orte, an die ich mich schreiben konnte, wenn die Welt zu laut und mein Herz zu leise wurde.

Ich saß in einem meiner neuen Lieblingscafés, eine Tasse warmen Kaffee in der einen und den Kugelschreiber in der anderen Hand.

Mein Fuß trommelte den Rhythmus des Songs Stand by Me, welcher aus meinen Kopfhörern drang, auf den Asphalt.

Die Hausaufgabe in Kreativem Schreiben lag wie eine sonderbare, halbvollendete Kreatur, von ihrem Erschaffer ignoriert vor mir auf dem Tisch.

Ich richtete den Blick darauf und hob die Tasse zum Mund, dann schüttelte ich aus einer alten Gewohnheit heraus mein Handgelenk, bevor ich es auf dem Papier ablegte und weiterschrieb.

Als ich zwei Stunden später vor Cyrils Haus stand, nahm ich mir einen Moment Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. Heute hatte Christina Geburtstag und meine Gespräche mit Cyril kreisten seit über einer Woche kaum noch um andere Themen. Er war sogar so weit gegangen, ihre Mutter anzurufen, damit diese Christina auf eine Shoppingtour zu Luis Vuitton einlud. Natürlich war sie sofort Feuer und Flamme. Ich klingelte. Ganze zwei Minuten passierte gar nichts, doch ich konnte von drinnen Stimmen und lautes Rumpeln vernehmen und dann eine nicht minder leisere Tirade an Flüchen. Ich ließ also, charmant wie ich war, den Finger so lange auf der Klingel, bis von drinnen ein genervtes Geräusch ertönte und die Tür geöffnet wurde.

Es war Cyril, der mich leicht gereizt ansah. "Ich besitze ein Handy, weißt du?"
"Wie schön für dich, ich auch", antwortete ich lediglich und schob mich mit einem Klaps auf seine Schulter an ihm vorbei.
Drinnen roch es nach Essen. Ich folgte dem Duft, Cyril hinter mir und gelangte in die große, offene Küche.

Bei dem Anblick, der sich mir dort bot, blieb ich stehen. Megan stand mit dem Rücken zu mir Mitten in der Küche, um sie herum herrschte das reinste Chaos.

Eine Mehlschicht bedeckte den Boden, Tomatensauce klebte an ihren Kleidern und ein Ei lag zerbrochen inmitten des Mehls.

"Weißt du", sagte ich und lehnte mich an den Türrahmen, "da wo ich herkomme machen wir das Essen normalerweise auf einem Tisch...oder zumindest auf einer keimfreien Oberfläche."

Megan wirbelte herum und blickte mich derart verzweifelt an, dass sich ein Grinsen auf mein Gesicht stahl.
"Noah, Hilfe!"

"Ich hab den Staubsauger gefunden!", ertönte da Jamies Stimme hinter mir. Er ging an mir vorbei und fing an, nach einer Steckdose zu suchen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen kommentierte ich das Ganze mit: "Vielleicht wäre ein Wischmop die bessere Idee."

Jamie hielt in seinem Unterfangen inne und legte den Kopf schief. "Da hast du wohl Recht."

Ich trat vor und umrundete vorsichtig die Unordnung auf dem Boden, dann öffnete ich die Tür, hinter der ich die Abstellkammer vermutete.

Als ich einen Moment später mit einem Eimer, einem Besen und dem Wischmob zurückkehrte ertönte ein kollektives Seufzen der Erleichterung. Ich drückte Jamie den Eimer in die Hand und gab Cyril den Besen. Dann richtete ich den Blick auf Megan. Sie stand immer noch in der Mitte des Zimmers. Ich trat so nahe wie möglich an sie heran ohne meine Kleidung zu beschmutzen und reichte ihr die Hand. Sie sah sie an, dann wanderte ihr Blick zu mir: "Nur fürs Protokoll, ich würde da auch alleine herauskommen."

Das wusste ich natürlich, aber aus irgendeinem Grund suchte ich nach einem dümmlichen Vorwand, ihr nahe zu sein. "Vielleicht ist es trotzdem einfacher, wenn dir jemand hilft."

Sie ergriff also meine Hand und machte einen weiten Sprung in meine Richtung, weg von dem Chaos. Natürlich war es reiner Zufall, dass ich meine Hand genau zu dem Zeitpunkt, als sie ins Straucheln geriet an ihre Hüfte legte. Mein Daumen fuhr an ihrer Seite entlang.

Ihre Augen schossen zu meinem Gesicht und unwillkürlich verstärkte ich meinen Griff um ihre Hüfte. Jemand im Raum räusperte sich und ich zog meine Hände fort.

Als ich meinen Kopf zu den anderen drehte, sah ich, dass sie uns beobachtet hatten. Cyril sah aus, als würde er gleich platzen. Zu meiner Verwunderung war es Lenora, die Cyril einen unmissverständlichen Blick zuwarf, woraufhin dieser nur abwinkte und sich daran machte das Mehl zusammenzufegen.

Megan neben mir, atmete einmal tief ein und aus, bevor sie in die Hände klatschte und die Schultern straffte.
"Na dann, an die Arbeit. Wir haben nur noch zwei Stunden, bis Christina hier auftaucht."

Die nächsten eineinhalb Stunden wuselten wir durch die vielen Zimmer, schwarze und goldene Girlanden in den Händen und schmückten das Haus. Christina Flores war schon immer ein sehr extrovertierter und stilvoller Mensch gewesen, das konnte ich guten Gewissens zugeben. Sich die Möglichkeit vorzustellen, sie bekäme eine Geburtstagsfeier, die nicht ihren Vorstellungen entsprach, war undenkbar.

Ihre Mutter hatte uns angeboten, alles von einem Partyservice inklusive einer Eventplanerin vorbereiten zu lassen. Cyril und Megan hatten abgelehnt. Also liefen wir durch das Haus, während aus dem in der Decke versteckten Musiksystem die unterschiedlichsten Disneysongs drangen, kein Scheiß.

Ich schwöre, dass ich Jamie zu I'll Make a Man Out of You aus Mulan singen gehört habe, als er an mir vorbeigerauscht ist, Sektgläser in den Händen.

Auch Megan nickte im Takt mit.

Als dann auch noch Fabulous aus High School Musical ertönte, warf ich Cyril einen gelinde gesagt genervten Blick zu. Dieser grinste nur unschuldig und machte sich wieder daran das Chili con Carne zu kochen.

"Du weißt schon, dass das eigentlich nicht mexikanisch ist, oder?", ich hob die Augenbrauen.

"Was redest du da? Chili con Carne ist so mexikanisch wie Sombreros und Tortillas", behauptete Cyril verwirrt.

"Der Ursprung dieses Chili-Gerichts ist nicht geklärt. Irrtümlicherweise wird Chili con Carne auch heute noch häufig der mexikanischen Küche zugeordnet", erklärte Jamie, der in diesem Moment in die Küche trat.

Er warf einen Blick auf den großen Topf in dem Cyril jetzt verlegen das Chili umrührte. "Es ist allerdings davon auszugehen, dass dieses Fleischgericht nicht in Mexiko, sondern im Süden der USA erfunden wurde. Die Bundesstaaten Texas, Arizona und New Mexiko erheben heute den Anspruch darauf, der Ursprung dieses Gerichts zu sein. Allerdings lässt sich heute nicht mehr genau sagen, in welchem Bundesstaat Chili con Carne erfunden wurde."

Während Jamie redete schien Cyril immer kleiner und kleiner zu werden.

Ich trat neben ihm und klopfte ihm auf die Schulter. "Halb so wild Kumpel, wir benutzen es einfach als Füllung für die Enchiladas."

Cyril nickte und fing wieder an, das Chili umzurühren, so lange, bis Lenora in die Küche kam, Cyril sah, ihm den Löffel aus der Hand nahm und ihm sagte er solle doch schon einmal die Getränke aus dem Keller holen.

An der Tür stieß er beinahe mit Megan zusammen, die gerade das gute Geschirr aus den Schränken im Wohnzimmer geholt hatte.

Ich blickte ihm nach und schlug kopfschüttelnd vor: "Womöglich sollten wir uns an die Zubereitung der Enchiladas machen, wenn wir nicht wollen, dass Cyril noch einen Herzinfarkt bekommt."

Bin voll im Lernmode
sorry guys.

Broken Souls - Gebrochene SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt