Kapitel 50

583 33 2
                                    

|Souvenir - Selena Gomez|

⊏Megan⊐

Als ich den Laden verließ, regnete es immer noch. Ich hatte mich aus meiner zu engen Arbeitskleidung gezwängt und in den Tiefen meines Schranks ein- zugegeben ein wenig zerknittertes, aber dennoch schönes weißes Hemd entdeckt. Ich hatte es einfach über mein schlichtes schwarzes Top angezogen.

Als ich jetzt zögerlich die Hand auf den Türgriff des schwarzen Autos legte, hörte ich von drinnen leise Musik und als ich die Tür öffnete, drang das Lied an meine Ohren. Ohne Frage Rockmusik... und- Italienisch?

Noah bemerkte mich und seine Hand griff nach dem Rädchen und drehte die Musik leiser.

Ich ließ mich auf den Ledersitz fallen und warf einen Blick auf das Display.

"Måneskin", murmelte ich und legte den Kopf schief.

"Jamie wollte mir unbedingt ein paar neue Songs zeigen, er ist gerade dabei Italienisch zu lernen und ich muss mir die ganze Zeit sein Geschwafel über Sachen wie den Konjunktiv oder das Imperfekt anhören", sinnierte Noah gedankenverloren und schnaubte scheinbar genervt und ich fragte wie beiläufig: "Er ist dir sehr wichtig oder?"

Eine kurze Stille entstand, nur gefüllt mit der immer noch leise vor sich her dudelnden Musik und ich dachte schon, ich hätte einen Fehler gemacht, wäre zu schnell zu persönlich geworden, doch Noah warf mir nur einen kurzen Blick zu bevor er sagte: "Das ist er. Ich bin die einzige Familie, die er noch hat."

"Was ist denn mit seinen Eltern passiert", dieses Mal merkte ich deutlich, wie er sich verspannte und ich ruderte schnell zurück. "Entschuldige, es ist unangebracht, dich diese Sachen zu fragen. Ich sollte ihn es selbst fragen...er wirkt nur so..." Verloren? Gehetzt? Nein.
Ich lies den Satz unvollendet.

"Das solltest du wohl."
Das war alles, was er dazu sagte, während er aus der Parklücke fuhr.

Wir fuhren, während der Regen auf die Scheiben prasselte und Noah reichte mir sein Handy, die geöffnete Musikapp auf dem Bildschirm und machte eine auffordernde Geste in meine Richtung.

Ich tippte und wählte Still Wild von La Mar aus.

Schwiegen legte sich über uns, wie eine undurchdringliche Grenze, doch Noah tippte leicht im Takt mit den Fingern auf das Lenkrad.

Das Lied endete und ein Nächstes begann.

Es war ein ruheloses, sehnsuchtsvolles Lied. Es war wie ein Sog, der mich in seinen Bann zog und in dem ich verschwand. Die Landschaft zog an mir vorbei doch ich hatte die Augen geschlossen, lauschte den betörenden Klängen und mein Herz schlug wie wild.

You're giving me chills at a hundred degrees. It's better than pills how you put me to sleep. Calling your name, the only language I can speak. Taking my breath, a souvenir that you can keep.

Ich wandte den Kopf und betrachtete den rätselhaften Jungen am Steuer. Er war still geworden, starrte auf die Straße vor uns, doch seine Augen waren wild und dunkel.

Ich dachte an schwere Kristallüster, deren Diamanten das letzte Sonnenlicht einfingen, an laue Sommernächte, über einem von Sternen gesprenkelten Himmel in einem fremden Land und an einen stillen Jungen. Ein Junge, der gerne las und der für seine Freunde bereitwillig seine Seele verkaufen würde. Ein Diamant, so schön, dass es schmerzte, nicht rein und glänzend, sondern dunkel und gefährlich aber dennoch einzigartig- betörend.

Das Lied endete und der Nebel, der sich über meine Gedanken gelegt hatte, verflüchtigte sich und mir fiel auf, dass ich  Noah das ganze Lied über angestarrt hatte. Peinlich berührt riss ich den Kopf herum und ich sah noch, wie seine Augen zu mir zuckten.

Um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen, holte ich mein Handy hervor und schrieb Christina eine kurze Nachricht.

Ich: Ich hätte es auch alleine geschafft, pünktlich zu kommen.

Nachdem sie eine halbe Ewigkeit damit verbracht hatte, mich zu überreden, heute mit ihr, Cyril, Lenora, Noah und Jamie essen zu gehen, hatte ich nachgegeben.

Ich hätte mir denken sollen, dass Christina etwas derartiges in Gang setzen würde.

Bereits kurz nach dem Absenden der Nachricht, erschienen die drei Punkte, die mir anzeigten, dass Christina gerade dabei war, eine Nachricht zu tippen.

Christina: Das weiß ich, ich dachte bloß, dann wäre es einfacher.

Doch ich wollte jetzt nicht darüber nachdenken, also steckte ich das Handy ein und fragte Noah: "Wenn du nur noch ein einziges Lied in deinem Leben hören könntest, welches wäre das?"

Noah schwieg eine Weile, doch als wir an einer roten Ampel stehenblieben, nahm er das Handy und tippte darauf herum.

Kurz darauf ertönte Rocket Man von Elton John.

Ein breites Lächeln erschien auf meinem Gesicht.

Als das Lied geendet hatte, gab ich zu: "Das kam irgendwie unerwartet."
Er drehte den Kopf, ein verwegenes Lächeln auf den Lippen, seine Haare waren ein einziges Durcheinander.

Sein Blick schien zu sagen: du hast ja keine Ahnung.

"Und welches Lied würdest du bis zum Ende der Welt hören wollen, Megan Jefferson?" Sein Blick war so intensiv, dass ich kurz dachte, er könnte bis in meine Seele blicken.

Ich zuckte mit den Schultern.
"Wieso denkst du, dass ich mich entscheiden könnte?"
Sein Lachen war rau und ehrlich.

Dann kam der Wagen zum Stehen und ich warf verwundert einen Blick aus den Fenster. Der Platzregen hatte nachgelassen und sich in einen nebligen Sprühregen verwandelt. Durch die verregnete Fensterscheibe, erblickte ich das Restaurant und ich sank ein wenig tiefer in den Sitz.

Hello!! Kapitel 50!! Aaah!!

Broken Souls - Gebrochene SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt