B E G E G N U N G E N

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P E Y T O N

Was für eine Frau. Der Gedanke schwirrte mir noch lange nach dem Unterricht mit Ms. Langley im Kopf herum und löste ein heftiges Kribbeln in meinem Bauch aus, wie ich es noch nie zuvor verspürt hatte. Ihre gefühlskalte, abweisende Haltung und der harte, unbarmherzige Ausdruck auf ihrem Gesicht faszinierten mich auf eine seltsame Art und Weise, anstatt mich einzuschüchtern. Zudem war sie mit Intelligenz und überragender Schönheit gesegnet, was ihr Attraktivitätslevel um ein Vielfaches erhöhte. Das helle Grün ihrer Augen und die vollen, sinnlich geschwungenen Lippen hatten sich nachhaltig in meinem Gedächtnis festgesetzt; ebenso der unverwechselbar feminine Geruch, der sie umgab und mir beinahe den Verstand raubte als ich neben ihr stand. So sehr ich mich auch bemühte, sie mit meinem Verhalten und den zweideutigen Äußerungen aus der Reserve zu locken, so wenig gelang es mir. Sie erschien mir wie ein schwer zu knackendes Rätsel; ein Buch mit sieben Siegeln, das ich unbedingt lesen wollte. Von all den unerreichbar wirkenden Frauen, auf die ich bisher mein Auge gelegte hatte, war Evelyn Langley mit Abstand die Anziehendste. Kaum hatten sich unsere Blicke das erste Mal getroffen, wurde ich von einem Gefühl gepackt, das mich vollends überwältigte und zugleich eine so erstaunliche Wirkung auf mich hatte, dass ich dachte, mein Herz würde stehen bleiben. Selbst Stunden nach dem Unterricht schoss bei dem Gedanken an meine reizvolle Lehrerin das Adrenalin durch meinen Körper. Sofort schaltete sich mein Kopfkino ein und ich begann mir auszumalen, was ich mit ihr anstellen wollte, doch bevor ich meine Fantasien vertiefen konnte, stieß mir Lexi sanft den Ellenbogen in die Seite.

„Hör auf zu träumen, Levy, sonst verpasst du noch den besten Unterricht des Tages", riet sie mir zwinkernd und deutete auf Ms. Fields, die inzwischen den Klassenraum betreten hatte und sich zu sortieren schien.

Aus ihrem Zopf hatten sich einige Strähnen gelöst, die sie angestrengt aus ihrem Gesicht zu streichen versuchte. Amüsiert beobachtete ich das Geschehen und betrachtete sie währenddessen etwas genauer. Die hellblauen Augen, ihre Nase, die Lippen – wirklich alles an ihr erinnerte mich an Jennifer Aniston. Ihre Ähnlichkeit war kaum zu übersehen, was sie neben ihrer schusseligen, zerstreuten Art, mit der sie sich auf den Unterricht vorbereitete, noch sympathischer machte. Mein Starren musste ihr aufgefallen sein, denn plötzlich traf mich ihr Blick, flüchtig und doch eindringlich, worauf ich ertappt die Lippen aufeinander presste und schnell die Blickrichtung änderte. Auffälliger geht's ja wohl nicht, Peyton. Nervös trommelte ich mit den Fingerkuppen auf dem Tisch und sah angespannt überall hin, nur nicht zu meiner Lehrerin, die mich meinem Gefühl nach zu urteilen nun ebenfalls in Augenschein nahm. Als es schließlich zum Unterricht klingelte, wanderten meine Augen automatisch zum Lehrertisch und trafen auf eine schmunzelnde Ms. Fields, die sich lässig dagegen lehnte.

„So, meine Lieben, wie ihr seht haben wir auch in diesem Jahr wieder das Vergnügen miteinander. Bevor ich auf die Themen des neuen Schuljahrs eingehe, möchte ich unseren Neuankömmling herzlich willkommen heißen."

Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sie sich in Bewegung und steuerte direkt auf mich zu. Binnen Sekunden breitete sich dieselbe angenehme Wärme in mir aus, die ich bereits am Morgen bei ihrem Anblick verspürt hatte. Anders als Ms. Langley wirkte Ms. Fields kein bisschen gefühlskalt, im Gegenteil: Sie begegnete mir mit einer unglaublich aufrichtigen Freundlichkeit, strahlte von innen heraus. Und genau das machte sie so unerträglich attraktiv. Als sie an unserem Tisch ankam und sich vor mich stellte, streckte sie mir ihre Hand entgegen, die ich ohne zu zögern ergriff.

„Hallo Peyton, ich bin Ms. Fields, ich werde dich in Musik und Literatur unterrichten. Schön, dass du bei uns bist."

„Freut mich Sie kennenzulernen, Ms. Fields", stammelte ich verlegen vor mich hin. So lieb es auch gemeint war, die Situation war mir überaus unangenehm. Ich fühlte mich wie ein neues Tier im Zoo.

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