E V E L Y N
„Was ist los mit dir?"
Kelly beugte sich über mich und sah mich an. Die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Nach den Ereignissen in der Schule musste ich den Kopf frei bekommen und hatte mich mit ihr verabredet. Doch meine Rechnung ging nicht auf, ich konnte mich einfach nicht fallen lassen und den Sex genießen. Stattdessen kreisten meine Gedanken allein um Peyton. Wann immer ich die Augen schloss, erschien sie vor mir. Ihre hellblauen Augen, die von Tränen erfüllt waren. Das Lächeln, das sie mir geschenkt hatte, als ich Gnade walten ließ. Und ihr halbnackter Oberkörper, auf dem sich ihre Muskeln abzeichneten. Es war ein Wechselbad der Emotionen, mir war heiß und kalt zugleich. Ich verachtete mich selbst dafür und gab mir die größte Mühe, sie aus meinem Kopf zu verbannen, aber es brachte nichts. Peyton Levy war allgegenwärtig, was auch Kelly zu spüren bekam. Sie merkte, dass ich nicht bei der Sache war und kaum auf ihre Berührungen reagierte – weder körperlich noch verbal.
„Nichts", antwortete ich schließlich.
Regungslos lag ich unter ihr und wich ihrem fragenden Blick aus. Das war nun das zweite Mal, dass ich beim Sex mit ihr an meine Schülerin denken musste. Ich fühlte mich schuldig, und kam mir unheimlich dämlich vor. Warum ließ ich mir etwas, das mir sonst so viel Vergnügen bereitete, von Peyton vermiesen? Es war absurd, immerhin hatte sie keinerlei Bedeutung für mich. Dennoch lenkte sie mich ab, was mich einen befreienden Orgasmus kostete. Dafür hasste ich sie nur noch mehr.
Kelly schwang sich auf die andere Seite des Bettes und starrte an die Zimmerdecke. Minutenlang schwiegen wir einander an, und je länger wir in diesem Zustand verweilten, desto unangenehmer wurde es. Ich muss hier weg, dachte ich und wollte mich gerade erheben, da unterbrach sie die drückende Stille.
„Wo bist du mit deinen Gedanken, Evelyn? Etwa bei dieser Peyton?"
Ich erstarrte. Sie hatte mich ertappt und brachte meine Geistesabwesenheit direkt mit meiner Schülerin in Verbindung. Wie konnte es so weit kommen? Etwa nur, weil ich beim letzten Mal aus Versehen ihren Namen gestöhnt hatte? Scheiße, verdammt! Wenn selbst Kelly es registrierte, dass ich an Peyton dachte, musste ich schleunigst etwas unternehmen. Fürs Erste beschloss ich, wieder einmal das Weite zu suchen. Ich hatte ohnehin keine vernünftige Erklärung in petto, mir bleib also gar nichts anderes übrig als die Flucht zu ergreifen. Ohne ein Wort zu verlieren, stand ich auf und zog mich an. Indes überlegte ich mir, wie ich Kelly davon überzeugen konnte, dass sie sich irrte. Doch so weit sollte ich nicht kommen.
„Keine Antwort ist auch eine Antwort", kommentierte sie mein Schweigen und klang dabei so patzig wie ein kleines Kind.
Genervt legte ich den Kopf in den Nacken und verdrehte die Augen. Ich kam mir vor wie im Kindergarten.
„Du redest Unsinn, Kelly", gab ich zurück und hoffte, sie damit zu beschwichtigen. Aber weit gefehlt, sie fing gerade erst an.
„Ach ja?", erwiderte sie. „Warum liegst du dann so teilnahmslos da, während ich es dir besorge? Ganz ehrlich, da kann ich auch mit 'ner Gummipuppe vögeln."
Ich hob verächtlich die Augenbrauen. Allmählich ging mir ihr kindisches Verhalten auf die Nerven. Für wen hielt sie sich? Wir waren uns einig, diese Beziehung – wenn man es so überhaupt bezeichnen konnte – einzig auf das Körperliche zu beschränken. Ohne Emotionen und vor allem ohne Dramen. Es war nur Sex. Warum machte sie mir nun so eine Szene? Noch dazu mit solch dummen Kommentaren, von denen sie wohl glaubte, mich damit treffen zu können? Dass sie damit eher das Gegenteil bewirkte, schien sie gar nicht erst in Betracht zu ziehen. Das verriet mir auch der durchbohrende Blick, mit dem sie mich ins Visier nahm. Absurd.
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Y O U !
RomanceDurch einen unfreiwilligen Schulwechsel trifft Peyton auf Ms. Langley, der ein Ruf als Eiskönigin vorauseilt. Während Peyton insgeheim ein Auge auf ihre unnahbare Lehrerin geworfen hat, kann sich Ms. Langley so gar nicht für ihre neue Schülerin erwä...