A B F U H R

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P E Y T O N

Alles wird gut. Du wirst schon sehen. Noch nie war ich so angespannt gewesen wie an diesem Montagmorgen. Ich atmete mehrmals ein und aus, in der Hoffnung, mein Herz würde dadurch weniger heftig gegen meinen Brustkorb schlagen. Doch es half nichts. Je näher ich der Schule kam, desto nervöser wurde ich. Vor dem Unterricht mit Ms. Langley fürchtete ich mich ein wenig. Kein Wunder, immerhin hatte ich am Wochenende alles auf eine Karte gesetzt und sie ohne Vorwarnung geküsst. Einfach so, aus heiterem Himmel. Ich, die Schülerin, die sie wohl am meisten hasste, ging ohne Weiteres auf sie zu, legte meine Hand in ihren Nacken und zog sie an mich, um sie zu küssen; nannte sie „meine Schöne" und versank so sehr in meiner Rolle, dass ich selbst beinahe glaubte, mit meiner festen Freundin zu flirten anstatt mit meiner Lehrerin. Die Erinnerungen daran geisterten noch immer durch meinen Kopf, schlichen sich in meine Träume und ließen mich schier wahnsinnig werden, so sehr genoss ich jede einzelne Sekunde dieses Schauspiels. Ihre Lippen waren samtig weich und schmeckten nach einer Mischung aus Rum, den sie zuvor wohl getrunken hatte, und nach süßen Zitronen, was es mir noch schwerer machte, meine Zunge zurückzuhalten. Zudem sah sie in ihrem schwarzen, engen Jumpsuit unglaublich heiß aus. Übel nehmen konnte sie mir das Ganze eigentlich nicht, ich handelte schließlich aus guten Absichten heraus - ich wollte ihr helfen. Ihre Mimik und auch ihre Körpersprache signalisierten nur allzu deutlich, dass ihr das aufdringliche Verhalten dieses schmierigen Proleten mehr als unangenehm war. Trotz unseres angespannten Verhältnisses konnte ich es irgendwann nicht länger mit ansehen, wie er sich an sie heran schmiss, und beschloss einzugreifen. Da sie Erbarmen gezeigt hatte, als ich mich fahrlässig verhalten und das Schweinebild verbrannt hatte, verdiente sie meine Rettung. Sie behandelte mich zwar weiterhin wie einen unerwünschten Gast, den sie auf den Tod nicht ausstehen konnte, aber das spielte an diesem Abend keine Rolle. Dass dieser primitive Lackaffe seine Finger von ihr nahm und sie nicht weiter belästigte, war alles, was ich in diesem Augenblick wollte. Ich wusste, dass ich dabei mit dem Feuer spielte. Ich wusste, dass ich vermutlich zu weit gegangen war. Aber ich wusste auch, dass mich meine Lehrerin nicht so einfach zurückweisen konnte, ohne sich dabei selbst zu blamieren. Zu meinem Glück ging die Rechnung auf und Ms. Langley spielte wie geplant mit, und das mehr als überzeugend. Ich war überrascht, wie authentisch sie schauspielern konnte. Mein Bauchgefühl sagte mir jedoch, dass ihre Reaktion nicht gespielt war. Sondern dass ich es tatsächlich geschaffte hatte, sie zu reizen. Das Zittern ihres Körpers, wenn ich sie berührte, der inbrünstige Ausdruck in ihren Augen sowie der lüsterne Ton in ihrer Stimme bestärkten diese Annahme. Doch ich tat es als Wunschdenken ab und so vertraute ich zum ersten Mal seit langem nicht auf mein Bauchgefühl. Sie war so verdammt sexy, geisterte es durch meinen Kopf und ich presste die Lippen aufeinander. Ms. Langley hatte keine Ahnung, wie sehr sie mir damit einheizte, ich wäre tatsächlich am liebsten über sie hergefallen.

„Yo, Levy!"

Lexis Begrüßung ließ mich zusammenzucken, so vertieft war ich in meine Gedanken. Glücklicherweise hatte sie, als meine Begleitung, von dem Spektakel mit Ms. Langley nichts mitbekommen. Sie war zu beschäftigt, die Tanzfläche unsicher zu machen und sich von den Herren der Gesellschaft einen Drink nach dem anderen spendieren zu lassen. Entsprechend angetrunken verließ sie später auch den Nachtclub und lief nur in leichten Schlangenlinien neben mir her.

„Na, bist du wieder nüchtern?", begrüßte ich sie grinsend und öffnete die schwere Eingangstür des Schulgebäudes.

„Klar, alles bestens. Trinke ja nicht zum ersten Mal."

„Okay, gut zu wissen. Du hast es ja schon ordentlich krachen lassen", merkte ich an und verzog beeindruckt das Gesicht.

„Tja, ich investiere eben gern in Alkohol. Wo kriegt man sonst so viele Prozente? Beim Shoppen sicher nicht."

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