P E Y T O N
Ich will hier raus. Die Langeweile hatte mich in einen Trancezustand versetzt, der mich lethargisch an die Zimmerdecke starren ließ. Es war nicht auszuhalten, die Zeit wollte partout nicht schneller vergehen. Sollte mich in den nächsten Tagen nicht der Schlag treffen, so war ich sicher an dieser Krankenhaus-Ödnis zu krepieren, denn mein Aufenthalt war ungefähr so aufregend wie Farbe beim Trocknen zu beobachten. Selbst das Surfen in den unendlichen Weiten des Internets langweilte mich irgendwann zutiefst, was meinen Frust nur noch verstärkte. Ich war einfach nicht dafür gemacht, sinnlos herumzuliegen und rein gar nichts zu tun. Zum Glück schaute das Pflegepersonal des Öfteren vorbei und leistete mir für einige Minuten Gesellschaft, ebenso Dr. Thornton. Sie war eine großartige und ausgesprochen fürsorgliche Ärztin, die ein Talent dafür besaß, hinter meine Fassade zu blicken. Wie viel Mühe ich mir auch gab den Eindruck zu erwecken, dass alles okay war: Dr. Thornton durchschaute mich jedes Mal und schaffte es letztlich, dass ich offen über meine gesundheitliche Befindlichkeiten sprach, zu meinem eigenen Wohl. Dank ihrer Behandlung fühlte ich mich in Anbetracht der Umstände schnell besser. Nur eine Sache vermochte sie nicht zu beheben: Die Sehnsucht nach Evelyn. Sie war mein Licht in dieser Dunkelheit. Ihre Nähe, ihre Zärtlichkeit und die Wärme, in die sie mich hüllte, wenn sie mich im Arm hielt, ließen die Schattenseiten meines Lebens kurzweilig in Vergessenheit geraten. In diesen Momenten genoss ich einzig das Hier und Jetzt, fühlte mich geborgen und ungewohnt schwerelos. All das brachte mich jedoch auch unbewusst dazu, mein Schutzschild herunterzufahren und ihr die Seiten an mir zu zeigen, die ich so eisern zu verbergen versuchte. Dann zeigte sich meine Schwäche in vollem Ausmaß, meine Verletzbarkeit und das Bedürfnis nach Liebe, was wiederum dazu führte, dass ich furchtbar anhänglich und sensibel wurde. Inzwischen schämte ich mich dafür und fürchtete sogar, dass sich dadurch zwischen uns etwas verändern würde. Ich wusste nur allzu gut, dass Evelyn nicht der Typ dafür war. Sie bevorzugte es, den Körperkontakt auf den sexuellen Bereich zu beschränken, das hatte sie mehr als deutlich gemacht. Zwar war ich trotzdem bereits in den Genuss ihrer zärtlichen Berührungen gekommen, doch ich glaubte sie dazu mehr oder weniger gezwungen zu haben. Denn wann immer sie mich streichelte oder mich in eine Umarmung zog, war ich ein emotionales Wrack, ein Trauerkloß in Reinkultur. Sie hatte keine andere Wahl als mich zu trösten, auch mit für sie eher untypischen Mitteln. Das darf nicht nochmal passieren, ermahnte ich mich selbst und beschloss, meine Emotionen fortan wegzuschließen. Evelyn Langley war eine erwachsene Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand - sie brauchte zweifelsohne keinen Teenager, der sich an sie klammerte und ihr unentwegt das Herz ausschüttete; der ihr ständig zur Last fiel. Nein, was sie brauchte war etwas ganz anderes, und darauf musste ich mich unbedingt fokussieren. Die Angst, sie in die Flucht zu schlagen, war mittlerweile so immens, dass es mir die Luft abschnürte. Ich durfte sie nicht verlieren und musste alles dafür geben, ihre Erwartungen an unser Verhältnis zu erfüllen. Uns würde ohnehin niemals mehr verbinden als Sex, das wusste ich von Anfang an und damit musste ich mich endlich abfinden. Egal, was ich für sie empfand.
„Warum so betrübt?"
Dr. Thorntons sanfte Stimme riss mich aus meinem Gedankenkarussell und ließ mich zusammenzucken. Mit verschränkten Armen lehnte sie am Türrahmen und betrachtete mich eindringlich. Ihr Blick durchlöcherte mich wie ein Sieb, weshalb ich mich kurz darauf von ihr abwandte und wieder an die Decke starrte.
„Ich will nach Hause", murmelte ich und seufzte tonlos, bis das Parfüm der Ärztin meine Nase durchdrang und ich ihr Körpergewicht auf der Matratze wahrnahm. Sie hatte sich auf die Bettkante neben meine Füße gesetzt.
„Das verstehe ich. Wir behalten dich nur noch eine Nacht hier, um ganz sicherzugehen, dass dir wirklich nichts fehlt. Morgen früh machen wir dann noch einige Abschlusstests und wenn diese weiterhin keine Auffälligkeiten zeigen, kannst du danach nach Hause gehen."
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Y O U !
RomanceDurch einen unfreiwilligen Schulwechsel trifft Peyton auf Ms. Langley, der ein Ruf als Eiskönigin vorauseilt. Während Peyton insgeheim ein Auge auf ihre unnahbare Lehrerin geworfen hat, kann sich Ms. Langley so gar nicht für ihre neue Schülerin erwä...