S C H L U S S S T R I C H

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P E Y T O N

Scheiße, ich will hier weg. Die Stirn an meine Spinttür gelehnt, seufzte ich tief auf und schloss für einen Augenblick die Augen, um in mich zu gehen. Der Montag war schneller gekommen als mir lieb war, ich fühlte mich noch nicht bereit dafür. Eigentlich brauchte ich noch etwas mehr Zeit, um meine Gefühle zu ordnen. Zeit, um die Ereignisse des Wochenendes zu verarbeiten, die mich so sehr belasteten. Ich ließ sie Revue passieren, immer und immer wieder; rief mir Kellys eindringliche Warnung ins Gedächtnis zurück, aber auch Evelyns aufrichtige Worte, die in jenem Moment mein Herz erwärmt, mich gleichzeitig jedoch auch in ein extremes Gefühlschaos gestürzt hatten. Ich verstand die Welt nicht mehr, diese Frau war ein einziger Widerspruch. An einem Tag stieß sie mich von sich und reduzierte unser Verhältnis einzig auf „ein bisschen Sex", und an einem anderen offenbarte sie mir, dass es für sie mehr als das war. Das konnte doch nicht wahr sein, verdammte Axt! Wenn es so weiterging, würde ich von diesem Hin und Her früher oder später ein Schleudertrauma erleiden – die Kopfschmerzen hatte ich an diesem Montag bereits.

„So früh schon am Stöhnen, schöne Frau? Dabei bist du doch gar nicht in meinem Bett."

Fuck, nein. Bitte nicht Jason Mendoza, nicht jetzt! Dieser Dummschwätzer hatte mir gerade noch gefehlt. Er und seine schmierigen Flirtversuche, die in mir nichts als Übelkeit und Abscheu hervorriefen, insbesondere an diesem Montagmorgen. Entsprechend überspannt war mein Geduldsfaden, ich hatte nicht einmal die Kraft, freundlich zu bleiben, sondern schmetterte ihm direkt einen fiesen Spruch entgegen.

„Jason?", wandte ich mich ihm missmutig zu. „Tu mir einen Gefallen: Mach's wie Evian und sei einfach still, in Ordnung?"

Verdattert sah er mich an wie eine Kuh, wenn es donnerte. Meine unverblümte Bitte hatte ihn überrascht, sowas kannte er von mir nicht. Eigentlich war ich ein freundlicher Mensch, nun ja, bis man mich so sehr nervte, dass die Bitch in mir das Ruder übernahm. Indes hörte ich Lexis lautes Lachen aus meiner unmittelbaren Umgebung, kurz darauf legte sie auch schon einen Arm um mich.

„Der war gut, Levy", lobte sie mich grinsend, ehe sie sich Jason widmete. „Worauf wartest du, Schmalzlocke? Verzieh dich endlich! Peyton ist sauber, sie braucht keinen Waschlappen."

Boom goes the dynamite! Während ich amüsiert in mich hinein grinste, schnappte Jason nach Luft als wollte er etwas erwidern, blieb aber letztlich stumm und bedachte uns nur mit einem abfälligen Grunzen, bevor er das Weite suchte.

Das war wirklich grandios, Lex. Ich liebe diese gemeine Seite an dir", kicherte ich und öffnete meinen Spint, um mein Mathebuch herauszuholen.

Lexi verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor sich.

„Ugh, dieser Typ! Ich bemühe mich ja wirklich sehr, zu allen nett zu sein, aber dieser Nasenbär findet echt immer den Verpiss-dich-Knopf an mir."

Ich lachte auf, dann ob ich den Finger und schnalzte mit der Zunge.

„Wortwahl, junge Dame", äffte ich Ms. Fields nach, womit ich meiner Freundin ein Grinsen entlockte.

„Verzeihung, Teuerste", entschuldigte sie sich übertrieben höflich und verbeugte sich sogar vor mir. „Spaß beiseite. Ich weiß, dass ich impulsiv bin. Ganz ehrlich, ich hätte echt gerne die innere Ruhe eines Stuhls. Der muss mit jedem Arsch klarkommen."

Oh Mann, diese Lexi! Ich brach in schallendes Gelächter aus, in das sie schließlich einstimmte. So standen wir einige Minuten vor meinem Schließfach und gackerten vor uns hin bis uns die Tränen kamen. Schwer atmend lehnte ich mich gegen die Spintreihe und hielt mir den Bauch, der vom Lachen schmerzte. Es dauerte eine Weile bis wir uns wieder eingekriegt hatten.

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