F E U E R (I)

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P E Y T O N

Verdammt nochmal, warum sieht sie mich nicht an? Tonlos stieß ich die Luft aus und schielte unauffällig zu Ms. Langley herüber, die vor dem Lehrerzimmer stand und sich mit Ms. Fields und Mrs. Fitzgerald unterhielt. Seit unserem heißen Kuss waren nunmehr zwei Tage vergangen. Zwei endlos lange Tage, in denen mich meine Lehrerin kein einziges Mal auch nur eines Blickes gewürdigt hatte. Stattdessen ignorierte sie mich vehement, vermied meine Nähe und floh regelrecht vor mir, wenn wir doch zufällig aufeinandertrafen. Sie wechselte dann schlagartig die Richtung, nach dem Unterricht verließ sie noch vor uns den Raum und in den Pausen war sie wie vom Erdboden verschluckt. Je länger dieser Zustand andauerte, desto stärker schwoll der Gedanke in mir an wie ein Tumor: Ich hatte es versaut, war zu weit gegangen. Warum sonst sollte sie mich derart offensichtlich mit Ignoranz bestrafen? Du elende Vollidiotin. Nach allem, was passiert war, und all den positiven Fortschritten, die wir in den letzten Wochen gemeinsam gemacht hatten, standen wir nun offenbar wieder am Anfang. Wie konnte ich nur so blöd sein und mich dermaßen hungrig auf sie stürzen? Sie küssen, sie ausziehen und berühren, bereit es mit ihr auf dem Lehrertisch zu treiben? Fuck! Die Erinnerungen daran befeuerten meinen Unterleib und riefen das heiße Kribbeln hervor, das ich immer verspürte, wenn ich an meine reizvolle Lehrerin dachte. Unwillkürlich leckte ich mir über die Lippen und musterte sie von Kopf bis Fuß. Denn auch an diesem frühen Freitagmorgen sah sie verboten gut aus. Sie war komplett in schwarz gekleidet – Lederleggings, Top, Blazer und die abartig hohen, spitzen Pumps – und Gott, es stand ihr hervorragend. Die langen Haare fielen ihr glatt über die Schultern, ihr Gesicht war größtenteils dezent geschminkt, einzig die vollen Lippen erstrahlten in einem matten Rotton. Sie ist so schön. Ich war vollkommen überwältigt von ihrer Erscheinung und bemerkte gar nicht, wie intensiv ich sie anstarrte. So intensiv, dass ich schließlich ihre Aufmerksamkeit erweckte und sich unsere Blicke zum ersten Mal seit Tagen wieder trafen. Mein erster Impuls war Wegschauen, doch die Sehnsucht nach ihr brachte mich dazu, den Blickkontakt nicht zu unterbrechen. Ich wollte in diese strahlenden Augen sehen und in dem hellen Grün versinken, das mir so lange verwehrt geblieben war. In diesem Moment brach es erneut wie eine gewaltige Welle über mich herein, das unstillbare Verlangen nach ihr, und ich biss mir auf die Unterlippe, als sich die Szenen von unserem letzten Kuss wie ein Film in meinem Kopf abspielten. Ich hatte noch nie etwas Heißeres erlebt und beinahe hatte sich mein ultimativer Sextraum erfüllt, wenn diese übereifrige Reinigungskraft nicht gewesen wäre. Meiner Lust tat dies jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil: Ich verzehrte mich nach Ms. Langley mehr als jemals zuvor. Scheiße, ich will sie so sehr.

„Mitkommen", hörte ich plötzlich ihre Stimme hinter mir und vernahm sogleich den Geruch ihres Parfüms als sie an mir vorbeilief.

Perplex sah ich mich um. Ich war so in meine Gedankenwelt vertieft, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie sie sich von ihren Kolleginnen entfernt und auf mich zugekommen war. Mit verschränkten Armen stand sie nun an einer offenen Klassenzimmertür und wartete darauf, dass ich ihr folgte. Die Gelegenheit, mit ihr allein zu sein, ließ ich mir natürlich nicht entgehen, wenngleich mir etwas mulmig zumute war. Ms. Langley wirkte nämlich alles andere als erfreut, ihr Miene war wie versteinert und furchteinflößend ausdruckslos. Das gibt wohl Ärger, ahnte ich bereits und betrat entsprechend nervös den Klassenraum, dessen Tür Ms. Langley in gewohnter Manier lautstark zuknallen ließ. Ich lehnte mich gegen den Lehrertisch und wagte es nicht, meine Lehrerin anzusehen, die mir den Rücken zugewandt hatte. Sekunden vergingen, in denen eine unangenehme Stille den Raum erfüllte und mich zunehmend zu erdrücken schien. Es war kaum auszuhalten. Mein Herz klopfte heftig in meiner Brust und mein Mund war wie ausgetrocknet, als hätte ich seit Tagen nichts getrunken.

„Du musst damit aufhören", ergriff sie plötzlich das Wort und ich zuckte erschrocken zusammen. Meine Aufmerksamkeit lag nun ganz auf ihr und ich traute mich, sie anzuschauen. Nun ja, besser gesagt ihre Rückansicht.

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