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5.2

Die Fahrt zum Flohmarkt in einem kleinen Stadtteil Londons dauert nicht lange. Normalerweise.

In der momentan herrschenden Hitze und mit dem flauen Gefühl im Magen, kommt mir die Zeit, in der ich auf dem Rücksitz neben Aspen sitze, wie eine Ewigkeit vor. Da nur Delilah den genauen Weg zum Markt kennt und sie außerdem diejenige ist, die sich über die Parkmöglichkeiten informiert hat, sitzt sie auf dem Beifahrersitz neben Spencer.

Dieser hat gleich nach dem Einsteigen die Musik aufgedreht und präsentiert uns das neue Album einer seiner Lieblingsbands, die ich eigentlich nicht ausstehen kann. Jetzt bin ich froh darüber, dass Gitarrensolos den Innenraum des Autos füllen und wir uns nicht damit konfrontiert sehen, Gespräche beginnen zu müssen.

Die Unruhe im Wagen, heraufbeschworen durch die hektische Musik, findet ein jähes Ende und erlaubt meinen Gedanken, die Lautstärke aufzudrehen.

Der Parkplatz liegt in einer ruhigen Nebenstraße, von der aus es noch gut fünfhundert Meter bis zum Markt sind. Nur wenige Autos belegen die breiten Parkplätze und wir sind die einzigen, die sich gerade aus dem klimatisierten Auto wagen.

Wir beschließen, nicht mehr Zeit als nötig verstreichen zu lassen und setzen uns in Bewegung. Beinahe spielerisch, wäre der Ehrgeiz und Spaß, und nicht die beklemmende Hitze der Auslöser, huschen wir von einem schattigen Fleck zum anderen, von denen es zwischen den alten Hausfassaden gottseidank einige gibt. Bereits jetzt merke, wie sich mein Oberteil aufdringlich an meinen Rücken schmiegt.

Aspen und Spencer laufen vorne, Delilah und ich hinter ihnen. Je weiter wir uns von der gewohnten Umgebung entfernen, desto deutlicher sacken Aspens Schultern nach vorne.

Inzwischen beschäftigen sich auch seine Finger nicht mehr hektisch miteinander, sondern stecken ruhend in seiner Hosentasche. Die dunkle Sonnenbrille verdeckt seine blauen Augen, doch das Lächeln auf seinen Lippen, das Ergebnis seiner Unterhaltung mit Aspen ist, macht die fehlende Ausstrahlung seiner Augen wett.

»Weißt du schon, nach was du suchst?«, frage ich Lil nach einer Weile. Wir sind hinter den Jungs zurückgefallen, aber nur, weil meine Freundin sich Bilder auf ihrer Kamera Hedwig ansieht. Nicht nur einmal wäre sie deswegen fast gegen ein Straßenschild gelaufen.

»Genau weiß ich es nicht. Aber ich würde gerne mal etwas anderes probieren. Bis jetzt waren meine Motive sehr fröhlich. Die Farbenwaren hell und modern und ich habe ein verspielt-leichtes Gefühl mit ihnen vermitteln wollen. Ich würde gerne etwas Richtung Vintage ausprobieren, vermehrt Braun- und Beigetöne. Etwas in der Art.« Sie zuckt mit den Achseln und löst ihren Blick für einen Moment von dem Display ihrer Kamera.

»Klingt spannend.« Ich weiß, dass meine Worte nicht begeistert klingen, auch wenn es so gemeint ist. Ich kann mich nur nicht dazu bringen, mein Unbehagen vollends zur Seite zu legen und mich auf sie zu konzentrieren.

»Hm– ich hoffe, dass ich gute Motive finde. Aber ich bin zuversichtlich. Ich glaube, dass ein Flohmarkt der perfekte Ort für dieses Thema ist.«

Je näher wir dem Marktplatz kommen, an dem ein Stand an den anderen grenzt, desto mehr füllen sich die Straßen mit Menschen.

Früh fällt mir auf, dass wir den Altersdurchschnitt wohl um einige Jahre nach unten drücken. Die meisten Besucher sind Menschen in dem Alter meiner Eltern oder sogar Großeltern. Nur vereinzelt laufen Kinderauf den Kieswegen, spielen verstecken oder betrachten altes Spielzeug, das sie fragend ihren Eltern hinhalten. Die Jugend unserer Stadt ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

»Ich glaube kaum, dass ihr mir über den ganzen Markt hinterherlaufen und zusehen wollt, wie ich ein paar Bilder mache, oder?« Lil hat die Stimme erhoben, als wir einen Torbogen passieren, der uns in eine andere Welt zu entführen scheint. Von Moderne und Technik sind wir weit entfernt, aber ich gebe zu, dass es reizvoll klingt, sich durch die alten Sachen zu wühlen und neue Designs und Muster zu entdecken.