Aspen lässt mir den Vortritt, da die Wege zwischen den Tischen und Sitzgruppen verhältnismäßig eng sind. Der Innenraum des Lokals ist in dunklen Brauntönen gehalten. Auch die Wände sind dunkel, wohingegen Sitzbänke und Sessel durch beiges Leder regelrecht zu leuchten scheinen. Gedeckt sind die Tische mit allerlei Wein- und Wassergläsern, außerdem mehr Besteck, als dass ich es auf die Schnelle zählen könnte.
Kleine Glühbirnen, überzogen mit hellen Schirmen hängen gerade so hoch, dass sich Aspen nicht ducken muss, als wir unter ihnen hindurchgehen. In Verbindung mit den vereinzelten Kerzen auf den Tischen macht das Restaurant einen gemütlichen Eindruck – wären da nicht die vorwiegenden älteren Gäste in ihren Klamotten, die an elegante Abendgarderobe erinnern, die auf einer Gala angebracht wäre.
Sie unterhalten sich angetan miteinander, wobei jeder darauf zu achten scheint, möglichst leise zu sprechen, die Musik nicht zu übertönen oder andere auf die privaten Gespräche aufmerksam zu machen. Ich streiche mit der Hand über die knitterfreie Bluse und bemühe mich, zu Mr. Collins aufzuschließen.
Dieser deutet auf einen Tisch am Ende des Raumes, der sich zwischen zwei weiteren befindet, die allerdings nicht besetzt sind. Aspen schiebt sich an mir vorbei und zieht mir den Stuhl zurück, auf dem ich mich möglichst elegant niederlasse. Dass er nicht lange hinter mir verweilt und sich stattdessen eilig auf den Weg zu seinem Platz macht, hilft nicht darüber hinweg, dass mein Herz wieder zu rasen beginnt und ich mir heimlich wünsche, mit ihm allein zu sein.
Bevor diese Gedanken ausreifen und mir die Scham in die Wangen jagen können, nehme ich die Speisekarte an mich. Jahrelang habe ich es fertiggebracht, keine unanständigen Gedanken zu haben, die Aspen betreffen. Heute kommt mir das wie ein Ding der Unmöglichkeit vor.
Mr. Collins zieht sich zurück, nachdem er angekündigt hat, uns eine Flasche Wasser zu bringen.
Ich stelle meine Tasche auf dem Boden ab und lege meine Jacke über die Lehne.
»Das hier ist etwas ganz anderes als die Essen bei Donna«, hauche ich ehrfürchtig. Ich habe Angst, die Stimme zu erheben, das Missfallen der anderen auf mich zu ziehen oder anderweitig negativ aufzufallen.
Aspen lacht leise, entledigt sich seiner Jacke und fährt sich anschließend mit der Hand durch die Haare.
Ich senke den Blick auf die Speisekarte. Die vordere Seite ist in Beige gehalten, und mit einer marineblauen Schrift hat man den Namen des Restaurants, die Anschrift und die Jahreszeit vermerkt. Vorsichtig hebe ich den Finger an und streiche über die wenigen Worte. Jeden einzelnen Buchstaben kann ich spüren, als würden sie sich mir entgegenstrecken.
»Ich dachte, dass wir uns für das erste Date etwas Besonderes verdient haben.« Ich spüre seinen Blick auf mir und durch die erneute Erwähnung dieses Wortes habe ich Mühe damit, den Kopf zu heben und ihm in die Augen zu sehen.
»Ich würde mir nur wünschen, du würdest nicht jedes Mal bei der Erwähnung des D-Wortes zusammenzucken und kreidebleich werden.« Ich schiele ertappt zu ihm. Das Lächeln auf seinen Lippen hilft mir jedoch dabei, mich zu beruhigen.
»Das versuche ich, wirklich.«
Aspen nickt, scheinbar zufrieden über meine Antwort: »Ich habe, bevor ich reserviert habe, übrigens geprüft, ob sie genügend Speisen mit Käse anbieten. Du solltest fündig werden.«
Ich lache leise und schlage die Karte auf: »Dann kann nichts mehr schief gehen.«
Die nächsten Minuten verbringen wir damit, die Speisekarte zu studieren. Freudig stelle ich dabei fest, dass er nicht gelogen hat. Tatsächlich bieten sie einige der ausgefallen und sündhaft teuren Gerichte mit Käse an, die meinem Magen ein leises Grummeln entlocken.
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All this Time | ✓
RomanceZahlen bestimmen unser Leben, aber für Cassie ist nur eine wichtig. Die Eins, die sich widerspiegelt in der Person, die das Leben auf die schönste und romantischste Weise auf den Kopf stellt. Seit Jahren wartet sie darauf, dass ihre große Liebe unau...