»Die Pizza war nicht so schlecht, wie ich es erwartet habe, da hast du recht.« Aspen hebt entwaffnend die Hände und ich lache.
»Ich bin dir wirklich dankbar, dass du dieses Opfer auf dich genommen hast«, entgegne ich kichernd. Gerade tupfe ich mir mit einer Serviette den Mund ab und werfe sie schließlich mit dem Pappteller in einen der Müllsäcke.
Unser Abendessen bestand aus einer Portion Pommes und zwei Pizzabaguettes, die mich gut gesättigt haben. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, in ein paar Minuten einen der Stände mit den Süßigkeiten anzusteuern.
Ich reibe meine Hände aneinander und setze mich in Bewegung, nachdem auch er sich von dem Abfall getrennt hat.Mittlerweile ist die Sonne verschwunden, aber zwischen den Fahrgeschäften und umgeben von unzähligen Menschen in unserem Alter fühlt es sich an, als wäre es mitten am Tag.
Die Stimmung bei den Gruppen und Pärchen ist ausgelassen, was vermutlich auch auf den Alkohol zurückzuführen ist, der vermehrt über die provisorischen Theken gereicht wird. Es wird sich lautstark unterhalten, getanzt oder Fotos geschossen, um diesen spätsommerlichen Abend festzuhalten.
Aspen und ich schließen uns der Masse an und schlendern gemütlich über den Markt, um uns einen kleinen Überblick zu verschaffen.
Auch zwischen uns beiden ist die Stimmung gut. Während des Essens haben wir uns über die Leute in unserer Umgebung unterhalten, oder über unsere Freunde gesprochen. Es fühlt sich gut an, mit ihm zu scherzen, über die alten Zeiten zu sprechen und das College von mir zu schieben, als müsste ich mich nie wieder mit meinem Studium befassen. Endlich bin ich in der Lage, abzuschalten und meine Ängste zu verdrängen, um mein Leben zu genießen. In der letzten Zeit sind solche Momente leider zur Seltenheit geworden.
»Spencer hat mit mal erzählt, dass er als Kind von so einem Ding runtergefallen ist.« Aspen deutet mit dem Kopf auf eine Hüpfburg, die durch auffällige Leere glänzt. Nur zwei Paar Schuhe stehen auf dem grünen Teppich vor ihr, aber ihre Besitzer sind nicht zu erkennen.
Ich verkneife mir ein Lachen. »Wirklich?«
Aspen nickt und lässt die Hände in die Hosentaschen gleiten. »Er war zehn Jahre alt und mit seinen Eltern unterwegs. Anscheinend ist er zu weit nach vorne gesprungen und dann falsch aufgekommen, sodass er auf dem Boden gelandet ist. Seine Eltern waren unheimlich besorgt, aber er ist einfach wieder zurückgeklettert. Mit geprelltem Steißbein.«
Ich forme die Lippen zu einem stummen O, erlaube mir aber ein heiseres Lachen, als ich höre, dass er sorglos wieder zurückgegangen ist und den Schmerzen keine Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Heute kommt es mir abwegig vor, dass er sich zu kindischen Dingen wie dem Hüpfen auf Hüpfburgen hinreißen ließ. Ich habe ihn als verantwortungsbewussten jungen Mann kennengelernt, der seinen Job über alles liebt und nur wenig Zeit für sich selbst hat.
Natürlich hat er eine humorvolle Seite an sich und wie jeder von uns eine Kindheit - trotzdem ist es für mich nur schwer vorstellbar. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich bis zum heutigen Tag kein einziges Kinderfoto von ihm zu Gesicht bekommen.
»Denkst du, er hat wieder mehr Zeit, wenn er die Ausbildung abgeschlossen hat? Ich weiß, dass er das Geld dringend braucht und ihm die Arbeit gefällt, aber seine Schichten sind lang und nervenraubend. Zudem schaltet er auch zuhause kaum ab.« Ich runzle die Stirn. »Dass ich ihn das letzte Mal hab Motorrad fahren sehen, ist mindestens ein Jahr her«, überlege ich laut.
Früher ist er oft gefahren. Sein Motorrad war sein ganzer Stolz gewesen und er hat es geliebt, für einige Stunden auf den abgelegensten Straßen zu fahren, hin und wieder in Begleitung von Aspen.
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All this Time | ✓
RomanceZahlen bestimmen unser Leben, aber für Cassie ist nur eine wichtig. Die Eins, die sich widerspiegelt in der Person, die das Leben auf die schönste und romantischste Weise auf den Kopf stellt. Seit Jahren wartet sie darauf, dass ihre große Liebe unau...