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Wir treten nach draußen auf den Parkplatz des Restaurants und werden von dem Mond empfangen, der hoch am Himmel steht.

Inzwischen ist es halb neun und einige lockere Gespräche, einzelne Runden UNO und gutes Essen später.

Meine Hand ruht in Aspens, als wir auf seinen Wagen zusteuern.

»Ich bin immer noch nicht begeistert davon, dass du die Rechnung allein übernommen hast«, gebe ich ihm zum wiederholten Male zu verstehen.

Am Tisch habe ich mich zurückhalten müssen, nicht mit ihm darüber zu diskutieren. Ich glaube, dass wir auch ohne einen Streit negativ aufgefallen sind. Schließlich waren wir die einzigen, die in einem so feinen Restaurant die alten Karten ausgepackt haben, und zwischendurch die Freude nicht ganz haben verstecken können. Die ältere Dame jedenfalls, die uns schon von Anfang an ins Auge gefasst hat, hat sich zwischenzeitlich bei einem der Kellner über unser unangemessenes Verhalten beschwert.

»Dein Missfallen muss ich dann wohl auf mich ziehen. Denn ich werde im Nachhinein auch kein Geld von dir annehmen.« Er drückt meine Hand sanft und wirft mir ein liebevolles Lächeln zu, das mein Herz dazu bringt, schneller zu schlagen.

Mit einem leisen Klicken öffnet er den Wagen und hält mir die Tür auf. Nur widerwillig löse ich mich von seiner Hand und will gerade einsteigen, als sich seine Hand erneut auf meine legt. Ich halte inne und sehe zu ihm auf. Sein Gesicht ist mir ganz nah, aber die Beifahrertür zwischen uns stellt eine zu große Hürde dar.

»Möchtest du nach Hause?«, fragt er mich leise. Ein Funkeln tritt in seine Augen und ich runzle die Stirn. Ehrlich gesagt ist gerade das letzte, das ich mir vorstellen könnte, nach Hause zu fahren, allein in meine Wohnung zurückzukehren und mich den neugieren Fragen Delilahs zu stellen, die bald in unsere heimischen Wände zurückkehren sollte.

»Nein.«

»Worauf hast du Lust?« Ich ziehe nachdenklich eine Grimasse und lasse den Blick über die Umgebung schweifen.

Der Parkplatz ist nicht groß, aber gut gefüllt. Gleich an das Grundstück schließt sich ein weiteres an, das ebenfalls ein Restaurant vermuten lässt. Und gegenüber von diesem liegt ein kleines Geschäft. Laut den Schildern, die durch Neonlichter auf es aufmerksam machen, kann man dort Eis, Snacks und Benzin erwerben.

»Ich hätte Lust auf einen Nachtisch und einen kleinen Spaziergang.« Mit dem Kopf deute ich in die Richtung des Kiosks. Gut möglich, dass er bereits geschlossen hat, aber einen Versuch zu wagen wird uns nicht schaden. Außerdem würde es mir mehr Zeit mit Aspen verschaffen und die Gelegenheit, ihn besser kennenzulernen – die Seite an ihm, die mir bisher verborgen geblieben ist.

»Wie du wünschst.« Grinsend zieht er mich an seine Seite und verschließt den Wagen wieder. Dann verschränkt er seine Finger mit meinen und steuert geradewegs auf den Kiosk zu.

Jeder Schritt ruft mir die zweieinhalb Gläser Wein, die ich während dem Essen getrunken habe, in Erinnerung. Es ist nicht so, als würde ich schwanken und jeden Moment auf die Knie fallen, aber ich habe das eigenartige Gefühl, dass meine Augen hinterherhängen, wenn ich den Kopf ruckartig zur Seite drehe. Auf der anderen Seite hat der Alkohol auch seine Vorteile. Trotz dass ich nur leichte Sommerkleidung trage, ist mir nicht kalt.

»Lass dein Geld in der Tasche. Es ist das Mindeste, das ich bezahle.« Der Kiosk liegt in der unteren Etage eines kleinen, altertümlichen Hauses. Zwei Zapfsäulen befinden sich auf dem vorderen Platz, außerdem eine sporadisch betriebene Waschanlage, bei der ich bezweifle, dass sie noch ihren Zweck erfüllt.

Aspen öffnet die Glastür und ich husche hindurch, um die vereinzelten Regale und die Gefriertruhe zu inspizieren, die nahe der Kasse auf uns warten. Überall wird mit Bier oder Wein geworben, auch Chips und Gummibärchen sind vermehrt und wahllos in den Ablagen zu finden. Diesen schenken wir allerdings keine Beachtung.

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