Ich stoße die Wohnungstür auf und trete in den weißen Flur. Achtlos stelle ich meine hohen Schuhe ab, entledige mich meiner Weste und mache mich auf den Weg in die Küche.
Schon vom Flur aus habe ich gehört, dass jemand in dieser tätig ist und es wundert mich kaum, als ich Spencer am Herd entdecke.
Er trägt gemütliche Kleidung und eine rote Schürze, die er am Rücken locker zusammengebunden hat.
Leise Musik dringt aus dem Lautsprecher neben der Spüle und er summt die Melodien mit, während er das Essen in den Töpfen mit Gewürzen verfeinert.
Meine Schritte verlangsamen sich und ich werfe einen Blick in die Richtung, in der sich das Zimmer meines besten Freundes befindet. Ich will nicht unhöflich sein und mich an Spencer vorbeischleichen, als wäre ich eine Einbrecherin oder Fremde, aber noch weniger Lust habe ich auf ein Gespräch.
Mein Kopf fühlt sich schwer an von den Vorlesungen an diesem Tag und am liebsten wäre es mir, ich könnte mich in mein Zimmer verziehen, die Bettdecke über den Kopf ziehen und bis zum nächsten Morgen durchschlafen.
»Hey, Spencer«, sage ich dennoch. Ich hebe die Hand zum Gruß und beschäftige die Finger anschließend wieder mit dem Saum meiner Bluse.
Um nicht auf der Stelle zu verweilen, setze ich mich in Bewegung und nehme mir eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank. Spencer sieht von seinen Kopftöpfen auf und wischt sich mit dem Ärmel über die Stirn. Er erwidert meine Begrüßung mit einem verhaltenen Lächeln.
»Kommst du zum Essen oder um Aspen zu sehen?«, fragt er und wendet sich wieder den Töpfen zu. Den verschiedenen Aromen nach zu urteilen, die durch die Luft tanzen, sind die Vorbereitungen schon fortgeschritten. Gerade ist er damit beschäftigt, eine Knoblauchzehe zu schälen und anschließend zu zerkleinern.
»Beides. Ich wollte mit Aspen einen Film sehen, und vielleicht später gemeinsam mit ihm essen«, erkläre ich und trete um den Tresen herum, sodass ich ihm gegenüberstehe. Neugierig mustere ich die Soße in dem kleinsten der drei Töpfe und greife über die freie Fläche in die offene Schublade, um mir einen Löffel zu nehmen. Zwar habe ich vor einer guten Stunde erst etwas in der Cafeteria der Uni gegessen, aber wenn sich mir eine Gelegenheit bietet, kann ich nicht widerstehen. Vor allem, wenn es sich um etwas handelt, das Spencer gekocht hat.
Ein Schmunzeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, als ich mich vorlehne und den Löffel in die rötliche Soße tauche. Genüsslich verziehe ich das Gesicht, als sich der Geschmack von Tomaten und frischen Kräutern in meinem Mund ausbreitet.
»Was gibt es dazu?« Ich lege den Löffel zur Seite und spiele mit dem Verschluss meiner Flasche, ohne sie zu öffnen. Für einen Moment huscht mein Blick wieder zu Aspens geschlossener Zimmertür.
»Tortellini. Delilah hat sie sich gewünscht.« Ich nicke und bin beinahe enttäuscht darüber, dass ich später nicht das Funkeln in ihren Augen werde sehen können.
»Übrigens, was Asp angeht. Er ist noch nicht zuhause. Aber ich denke, er wird jeden Moment kommen.« Spencer gibt den Knoblauch in die Soße und rührt sie um, ehe er den Deckel auf den Topf setzt und den Herd ausschaltet. »Du kannst hier warten... oder in seinem Zimmer.«
Zögernd sieht er zu mir auf, bevor ich seinen Blick jedoch auffangen kann, hat er sich wieder seinen Aufgaben gewidmet. Ich seufze leise.
»Ich warte in seinem Zimmer. Heute darf ich einen Film aussuchen. Ich möchte mir noch ein paar Trailer ansehen«, gluckse ich. Ich trommle mit den Fingerspitzen auf dem Tresen und entferne mich dann langsam.
»Wir sehen uns... später«, verabschiede ich mich dann und hebe, überflüssigerweise, erneut die Hand, um ihm zuzuwinken. Er erwidert diese Geste gedankenverloren und ich mache auf dem Absatz kehrt, um in Aspens Zimmer zu verschwinden.
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All this Time | ✓
RomanceZahlen bestimmen unser Leben, aber für Cassie ist nur eine wichtig. Die Eins, die sich widerspiegelt in der Person, die das Leben auf die schönste und romantischste Weise auf den Kopf stellt. Seit Jahren wartet sie darauf, dass ihre große Liebe unau...