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»Auf Spencer, den besten Koch der kommenden Jahre.« Wir heben die Sektgläser an und stoßen diese in der Mitte des Tisches zusammen. Leises Lachen vermischt sich mit dem Klirren und wird danach untermalt von dem leisen Klicken einer Kamera.

Während ich an dem Glas nippe, hat Delilah ihres unangerührt zur Seite gestellt, um die Kamera an sich zu nehmen und ein paar Fotos von Spencer zu machen, der sich absichtlich-unabsichtlich von ihr abwendet.

Ein Funkeln steht in seinen dunklen Augen, auch wenn er versucht, Lil den Eindruck zu vermitteln, als wäre er genervt von ihren Fotos.

»Ich kann nicht glauben, dass die drei Jahre schon vorbei sind und du mit der Ausbildung fertig bist. Die Zeit ist so schnell vergangen«, sinniere ich und lehne mich in dem bequemen Sessel zurück.

Um seinen Abschluss zu feiern, haben wir einen Tisch bei einem guten Restaurant gleich in der Nähe unserer Wohnungen reserviert. Die Küche ist gehobener als in den Restaurants, die ich normalerweise aufsuche, aber sie ist passend für unseren Anlass und den frisch gebackenen Koch, den wir gemeinsam ehren möchten.

»Geht mir genauso. Die Zeit ist einfach verflogen.« Spencer schenkt mir ein schüchternes Lächeln, das trotzdem seine Augen erreicht. Es erwärmt mir das Herz, dass ich mittlerweile nicht mehr die Abneigung und das Missfallen über meine Handlungen in ihnen lesen kann.

Spencer hat länger als Aspen gebraucht, um mir zu verzeihen. Jetzt aber habe ich das Gefühl, dass wir uns besser verstehen als vor einigen Monaten. Er ist nach wie vor nicht die Art Freund, die ich wegen eines Problems oder Sorgen aufsuchen würde, aber ich kann offen mit ihm sprechen und vor allem fällt es uns beiden nicht mehr so schwer wie zuvor, ein Gesprächsthema zu finden.

»Deswegen habe ich auch beschlossen, den Meister direkt hinten dran zu hängen. Ich habe ohnehin vorgehabt, mich weiterzubilden und diesen Weg zu gehen. Also dachte ich mir: warum nicht gleich.« Ich hebe anerkennend die Augenbrauen.

»Das ist großartig«, kommentiert Aspen und nimmt mir damit die Worte aus dem Mund.

Ich wende den Blick zur Seite. Ganz selbstverständlich hat er sich neben mir niedergelassen, während unsere Freunde uns am Tisch gegenübersitzen. Unauffällig hat er bei der Ankunft den Stuhl näher an meinen gezogen, was mir nur aufgefallen ist, weil sein Besteck nicht mehr länger mittig vor ihm liegt.

Aspen scheint meinen Blick zu bemerken, denn er dreht den Kopf in meine Richtung und schaut mich aus seinen blauen Augen an. An jedem Tag, der vergeht, erkenne ich die Liebe die er für mich empfindet deutlicher.

Die ersten Tage nach meiner Entschuldigung sind schleichend vergangen. Bis zu unserem ersten Kuss nach der Trennung sind beinahe zwei Wochen ins Land gezogen, doch in diesem Moment hätte ich nicht glücklicher sein können. Der Moment für einen Neuanfang eingeleitet durch diesen Kuss war perfekt gewesen. Gemeinsam waren wir im Park spazieren gewesen, umgeben von bunten Blättern, die beinahe ausnahmslos zu Boden gesegelt waren.

Aspen streckt die Hand aus und legt sie auf mein Bein. Ein Kribbeln erwacht in meinem Körper zum Leben und sammelt sich auch zwischen meinen Beinen. Ich unterdrücke ein kleines Grinsen und legte meine Hand auf seine, während sein Daumen die Haut streicht, die unter einer dünnen Strumpfhose verborgen ist.

»Die Bilder werden großartig, Spencer. Du kannst sie für Bewerbungen nutzen. Oder für deine Homepage«, säuselt Delilah. Sie klickt sich durch die verschiedenen und dreht diese hin und wieder zu uns um, damit wir einen Blick auf die Schnappschüsse werfen können.

Spencer lacht verlegen. »Ist es nicht noch zu früh für eine Homepage?« Er hebt die Augenbrauen, doch Delilah zuckt nur unbeeindruckt mit den Achseln.

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