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Exakt eine halbe Stunde brauchen wir von dem einen zum anderen Parkplatz. Während der gesamten Fahrt über habe ich versucht ihn dazu zu bringen, mir zu verraten, wohin wir fahren werden – und was es dort zu essen gibt.

Aspen schaltet den Motor ab und drückt die Tür auf. Mit einer simplen Handbewegung deutet er mir an, keine Zeit zu verlieren und es ihm gleichzutun.

Wir befinden uns schon eine Weile außerhalb Londons und sind in einem kleinen Ort, in dem ich zuvor noch nie gewesen bin, zum Stehen gekommen. Aufmerksam habe ich immer wieder aus dem Fenster gesehen und nach Hinweisen gesucht, die mir verraten könnten, worauf ich mich eingelassen habe. Aber ich bin nicht fündig geworden, oder habe auf falsche Dinge geachtet. Wie dem auch sei – ich habe nach wie vor keine Ahnung.

Seufzend steige ich aus und schlage die Tür zu.

Bei dem Knall, der dadurch erzeugt wird, wirft Asp mir einen warnenden Blick zu und ich entschuldige mich mit einem halbherzigen Lächeln. Wortlos schüttelt er den Kopf und winkt mich dann zu sich rüber.

Die Sonne droht mittlerweile schon, hinter den Hügeln zu verschwinden und dem Mond Platz zu machen. Dennoch wird es noch dauern, bis es dunkel ist und damit auch kühler wird. Deswegen binde ich mir meine Jacke locker um die Hüfte, hänge mir die Tasche über die Schulter und schließe zu meinem besten Freund auf.

»Wie war dein Arbeitstag?«, frage ich, nachdem ich eine Weile schweigend neben ihm hergelaufen bin. Meine Finger beschäftigen sich unnachgiebig mit einem Haargummi, den ich mir beim Verlassen der Wohnung schnell über das Handgelenk gezogen habe. Meine Augen inspiziere die Umgebung und lenken mich davon ab, dass der Bürgersteig schmal, und Aspens Arm nicht weit von meinem entfernt ist.

»Anstrengend. Wir haben in den letzten Tagen gleich drei neue Mandate bekommen und ich finde es großartig, dass ich bei einem von ihnen als Ansprechpartner mitarbeiten darf, aber es bedeutet auch mehr Verantwortung und Arbeit. Die Arbeit macht Spaß, doch ich glaube, dass ich schlichtweg noch eine Weile brauche, bis ich mich vollkommen einfinden kann.« Er zuckt mit den Achseln und führt mich in eine weitere Seitengasse. Langsam bezweifle ich, dass den Weg kennt. Aber ich zeige mich geduldig und beiße die Zähne zusammen.

»Ich bin mir sicher, dass du deine Sache gut machen wirst, Asp. Ich habe keine Zweifel, und die solltest du auch nicht haben.« Oh, welch Ironie in meinen Worten mitschwingt. Ich predige ihm, dass er an sich und seine Fähigkeiten glauben soll, und bin selbst das beste Beispiel für das Gegenteil.

»Irgendwie werde ich es sicherlich schaffen. Ich bin jedenfalls froh, ein paar helfende Hände zu haben, die mich nicht strafend meinem Schicksal überlassen. Der Austausch mit erfahrenen Kollegen hilft ungemein.« Ich nicke, auch wenn ich ehrlich gesagt keinen Vergleich habe, der der Situation angemessen ist.

»Hat Delilah dir erzählt, wie das Treffen mit Lauren verlaufen ist? Ich habe gestern Abend kurz mit ihr darüber gesprochen. Sie war neugierig. Sogar neugieriger als sonst – wenn das möglich ist.« Er schmunzelt und wirft mir einen kurzen Blick zu. Sein Gesicht ist mir näher, als es mir nach dem letzten Wochenende lieb ist.

Ein einzelner Stich macht sich in meinem Herzen bemerkbar, der dafür sorgt, dass es unkontrolliert zu rasen beginnt. Ich lasse die Hände möglichst unauffällig sinken und balle sie zu Fäusten. Meine Augen suchen nach etwas Unverfänglichem, wie den beiden Kindern, die in einiger Entfernung fangen spielen und von ihrer Mutter ermahnt werden, mögliche Autos nicht außer Acht zu lassen.

Es ist eine ruhige Gegend, in der wir uns befinden. Außerdem sind die Häuser geziert mit kleinen Gärten, in denen Trampolins, Pools oder Spielzeuge zu finden sind. Hier und da hört man Stimmen, die durch offene Fenster zu uns auf die Straße dringen und zu einer Art Hintergrundmusik werden.

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