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Feierlich schließe ich das letzte Dokument und lasse mich rücklings auf mein Bett fallen.

Das letzte Essay für dieses Semester beendet zu haben, füllt mich mit Erleichterung und Hoffnung. Natürlich kann ich nicht bestimmen, wie man es bewerten wird, aber ich bin zuversichtlich, dass ich bestehen werde. Und diese Tatsache ist bis zu den Examen die einzige, die zählt.

Ich fahre mir mit der Hand über die müden Augen, die den ganzen Tag nur auf den Bildschirm meines Computers gesehen, oder die kleingedruckten Zeilen in einem meiner Bücher studiert haben, und drehe mich auf die Seite. Ein Blick nach draußen verrät mir, dass es noch hell ist. Die Sonne steht am Himmel und die Straßenlaternen sind noch aus, allerdings hat sich der Verkehr auf den Straßen beruhigt.

Ein guter Zeitpunkt für die erste richtige Pause des Tages.

Ich rappele mich auf und springe auf die Füße. Gleichzeitig greife ich nach meinem Handy, das neben meinem Laptop liegt. Ich entsperre es und überfliege die Nachrichten.

Es sind nicht viele, zwei von meiner Mutter, eine von Delilah, die sie jedoch schon vor Stunden geschrieben hat. Ich klicke sie weg, da wir kurze Zeit später über die kommenden Tage gesprochen haben, nachdem sie in mein Zimmer geplatzt war.

Am Wochenende haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Spencer musste arbeiten und sich auf die Prüfungen vorbereiten, die er im nächsten Monat zu bewältigen hat. Auch Aspen war arbeiten, und wenn nicht, dann war er mit Lauren beschäftigt.

Delilah und ich haben es geschafft, im Park nicht mehr über sie oder das, was beinahe zwischen mir und Aspen geschehen ist, zu sprechen. Aber im Auto hat sie die Stille nicht mehr ausgehalten und wir haben uns in das Thema verstrickt. Selbst, als wir wieder vor dem Haus geparkt haben, in der sich unsere Wohnung befindet, haben wir nicht aufhören können.

Spencer, der sich mit Kollegen getroffen hatte, hatte uns schließlich im Auto gefunden und gemeinsam mit ihm waren wir schließlich nach oben gegangen.

Delilah hat es mir zu meinem Erstaunen leicht gemacht, mit ihr über Aspen und meine Gefühle zu sprechen. Ich habe ihr von meinen Unsicherheiten erzählt, von meinen Ängsten und Befürchtungen.

Letztendlich hat sie mir geraten, nichts zu überstürzen. Um meinet-, seinet-, aber auch der Gruppe Willen. Ich weiß, dass es zum Problem werden kann, wenn wir etwas miteinander anfangen und es nicht funktioniert. Schlimm genug, dass unsere Freundschaft darunter leiden würde. Ich möchte dadurch nicht auch unsere Freunde in die Situation reinziehen.

Trotz der weisen Worte meiner Freundin weiß ich, dass sie mich nicht verurteilen würde, sollten wir trotz der Bedenken den Schritt wagen. Irgendwie scheint sie gemerkt zu haben, dass es mit Aspen anders ist als bei den Typen, die ich sonst für eine Tage anhimmele und anschließend schnell vergesse.

Ich soll auf mein Herz hören – hat sie gesagt. Das Gefühl meines Bauches hingegen scheint mir das objektiviere zu sein.

Gerade fällt mir eine Nachricht von Aspen ins Auge, als die Tür aufgezogen wird und er in mein Zimmer spaziert. Als wäre es seines, schließt er die Tür hinter sich und sieht sich forschend im Zimmer um.

Es mag ungewöhnlich sein, dass er ohne Klopfen eintritt. Womöglich sollte ich mich darüber beschweren, wie wenig er meine Privatsphäre zu schätzen scheint. Allerdings würde das erfordern, dass ich an seiner Stelle anders gehandelt hätte.

Ich verschränke die Arme locker vor der Brust und hebe eine Augenbraue.

»Hallo?« Ein fragender Unterton begleitet dieses simple Wort und bringt mich unweigerlich zum Lächeln.


»Hey«, grinst Aspen, zieht sich den Hocker heran, der vor meinem Kleiderschrank steht, und lässt sich entspannt auf diesem nieder.

»Lil schickt mich«, verkündet er und klingt dabei beinahe stolz. Ich runzle die Stirn.

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