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Vorsichtig drapiere ich ein weiteres Kartenspiel zwischen den anderen auf dem Boden, lege den Zettel auf den drei ausgewählten Karten ab und versuche, ohne etwas zu zerstören, wieder zur Couch zu gelangen.

Unbeholfen stolpere ich über die ausgelegte Spielfläche und bin froh, dabei nur zwei Karten am äußeren Rand berührt zu haben. Schnell richte ich auch diese und lasse mich nach hinten auf die Couch sinken, um mein Werk zu betrachten.

Den gesamten Tag habe ich nichts anderes getan, als all die Kartenspiele, die Aspen und ich über die Jahre angesammelt haben, zusammenzusuchen und sie in seinem Wohnzimmer auszulegen, nachdem Spencer ihn am Morgen dazu überredet hat, den Tag draußen zu verbringen.

Jetzt liegen sie zu meinen Füßen und ergeben das Bild eines wild gemusterten Teppichs, der unterschiedliche und fröhliche Erinnerungen birgt.

Ich puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und senke den Kopf auf die Lehne, während mein Blick zur Küche und damit zur Uhr wandert, die im Backofen integriert ist. Es ist kurz nach sieben und Spencer hat angekündigt, Aspen um diese Uhrzeit wieder nach Hause zu bringen.

Also stemme ich mich nach oben, verlasse das Wohnzimmer und gehe in Aspens Zimmer, um meine Haare zu kämmen, mein Deo aufzufrischen und mir eine andere Bluse anzuziehen.

Dann mache ich mich auf den Weg in die Küche, nehme die Weinflasche aus dem Kühlschrank und trage sie zusammen mit ein paar Snacks ins Wohnzimmer. Dort stelle ich sie neben die Kerzen auf den Wohnzimmertisch, der nicht mehr in der Mitte des Raumes auf dem braunen Teppich steht, sondern von Delilah und mir am Morgen an die Wand verschoben wurde.

Erst habe ich es nicht für nötig gehalten, Tisch und Sofa zu verschieben. Aber nachdem Delilah die Menge an Spielen gesehen hat, hat sie mich überzeugt, vorsichtshalber alles beiseitezuschaffen, was mir im Weg stehen könnte. Und ich bin froh, dass ich auf sie gehört habe.

Ich angle mir ein Kellnermesser aus einer Schublade und mache mich an der Weinflasche zu schaffen. Aspen müsste jeden Moment kommen und ich will sicher gehen, dass alles vorbereitet ist.

Dieses eine Mal muss tatsächlich alles perfekt sein.

Als die Tür aufspringt, fahre ich erschrocken zusammen. Für einen Moment verharre ich auf der Stelle, lausche Schritten und Stimmen, ehe ich die geöffnete Flasche abstelle, das Kellnermesser zurück in die Schublade räume und den Müll gleich hinterherwerfe.

Hastig fahre ich mir mit den feuchten Händen über die Hose, klemme meine Haare hinter die Ohren und verschränke dann die Finger vor dem Bauch.

Immer wieder verlagere ich das Gewicht von dem einen auf das andere Bein, lasse meinen Blick über die Spiele wandern und fange erneut an, mir Haarsträhnen über die Schultern zu streichen.

»Kommst du nicht mir rein? Ich dachte, wir kochen noch zusammen«, sagt Aspen. Ich höre das Geräusch eines sich öffnenden Reisverschlusses und kurze Zeit später, wie er Schuhe auf der wackeligen Ablage abstellt. Noch kann ich ihn nicht sehen, aber die bloße Vorstellung seiner Anwesenheit lässt mich beinahe durchdrehen.

Es ist fast einen Monat her, dass wir Zeit miteinander verbracht haben – wenn man von den kurzen Gesprächen im Flur, bei denen ich ihn abgewimmelt habe, absieht. Viel Zeit ist vergangen und auf der anderen Seite fühlt es sich so an, als wäre ich erst gestern zuletzt in seinen Armen aufgewacht.

»Nein, ich habe Lila versprochen, ihr beim Aufbau des neuen Kleiderschrankes zu helfen.« Ich hebe eine Augenbraue und spüre, wie sich meine Lippen zu einem leichten Grinsen verziehen.

»Ich wusste gar nicht, dass sie sich einen Neuen gekauft hat«, überlegt Aspen laut. Ich kann förmlich hören, wie sich seine Augenbrauen zusammenschieben und er versucht, sich daran zu erinnern, dass sie etwas Derartiges erwähnt hat.

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