Kugeln hämmerten ins Holz und ein unerträglicher Lärm nahm mir die Übersicht.
Die Panik überrollte mich regelrecht, während Arthur zielsicher einen Mann nach dem anderen ins Jenseits schickte.
Rhodes wurde ein rotes Pflaster und selbst unschuldige Passanten wurden von Kugeln durchlöchert oder gar von diesen O'Discrolls als Deckung benutzt.
Die Gesetzeshüter trillerten mit ihren Pfeifen und mischten mit, was das schreckliche Szenario unübersichtlicher machte.
Blut floss, Schweiß tropfte und die Feindseligkeit lag in der Luft.
Die Wolken am Himmeln zogen sich bedrohlich zusammen und ein Grollen ertönte aus der Ferne.
Während ich zitternd in der Postmeisterei saß und meine Arme schützend über meinen Kopf schlug, schoss Arthur ohne Hemmungen aus dem zerschlagenen Fenster.
Mein Herz schlug bis zum Anschlag.
Eine unschuldige junge Frau lag mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden, während eine Blutlache sie umzingelte.
Es war grausam und mir wurde spaltübel.
Wie konnte ein solcher Tag so einen Verlauf nehmen?
Arthur schien zornig auf mich zu sein, er würdigte mir nur hasserfüllte Blicke und mir graute es davor, dem Grund auf dem Zahn zu fühlen.
Dachte er, dass ich darin involviert war?
„Argh!" Arthur stöhnte schmerzlich auf und fiel rücklings zu Boden.
Erschrocken riss ich meine Augen auf und erkannte, dass ihn eine Kugel am Schlüsselbein getroffen hatte.
Er konnte diese Horde an Männer nicht aufhalten!
Sein blaues Hemd färbte sich allmählich in eine tief dunkles Rot.
Sofort blühte in mir mein Helferinstinkt auf.
Ich robbte mich unter den Kugelhagel in seine Nähe, aber wurde im nächsten Augenblick von einem vernichtenden Blick gedemütigt.
„Lass mich in Ruhe, Miss!" knurrte er und stieß mich unsanft zurück.
Keuchend starrte ich ihn fassungslos an.
Was sollte das?
Stattdessen rappelte er sich auf und drückte sich an die Holzwand, neben dass Fenster.
„Rückzug, Rückzug!" ein Mann trommelte seine Männer zusammen und schien wohl in Bedrängnis von den Gesetzeshütern gekommen zu sein.
Vielleicht könnten wir ihnen erzählen, dass wir beschossen wurden und um Hilfe bitten.
Vorsichtig wagte ich ein Blick aus dem Fenster und tatsächlich, die Männer rannten davon und einige Gesetzeshüter folgten ihnen.
Das war doch die Gelegenheit!
Ich sprang auf und spürte erst jetzt, wie wackelig ich auf meinen Beinen war.
„Wollen sie etwa zurück zu ihrer Bande?" Arthur's erboste Stimme ließ mich erschaudern.
Zurück zur meiner Bande?
Also dachte er wirklich, dass ich darin verwickelt war.
Unglaubwürdig fielen meine Iriden in seine, die kein Funken von Nettigkeit in sich trugen.
„Wie bitte? Ich gehöre nicht zu den!" keifte ich genauso wütend und deutete dann auf die Gesetzeshüter, die ihre Gewehre auf die Postmeisterei anschlugen.
„Ich wollte nach Hilfe fragen, ich meine wir sind doch unschuldig!" fuhr ich ihn an, wobei er nur in ein hämisches Gelächter fiel.
Mir tat es im Herzen weh, dass er gegen mir über so gehässig wirkte.
„Natürlich und die Menschen fliegen zum Mond!" erwiderte er nur kopfschüttelnd und packte mich im nächsten Moment am Arm.
„Wir müssen hinten rum raus, aber glauben sie nicht, dass ich ihnen vertraue, denn dass ist vorbei!" zischte er und riss mich hinter sich her, wobei ich ihn nur stolpernd folgen konnte.
Unwillkürlich benetzte ein Tränenschleier meine Augen.
Ich hatte sein Vertrauen gebrochen und dies vom ganzen Camp.
Leise schluchzte ich auf und biss mir verbittert auf meine Unterlippe.
Ich war ja so ein Idiot.***
Wir gelangten tatsächlich zurück ins Camp und Arthur schaffte es, die Gesetzeshüter abzuschütteln.
Doch der Ritt war unerträglich.
Diese Anspannung die zwischen uns herrschte, bedrückte mich regelrecht.
Vor allem ließ Arthur es nicht zu, dass ich mich um seine Wunde kümmern konnte.
Er wirkte sogar genervt von meinen Berührungen, als ich hinter ihm saß.
Es war offensichtlich; Er hasste mich und in kürze auch das gesamte Camp.
Mein Ziel, zurück in meine Epoche zu gelangen, rückte immer weiter in den Hintergrund und die Probleme, die mich nichts angingen, wurden plötzlich zu meinen.
Diesmal half mir Arthur nicht von Pferd, nicht dass ich es nicht allein konnte, aber es brach seinen Zorn zur Geltung.
Beschämt, ängstlich, traurig und verletzt über diese kalte Art, stand ich dort im mitten des Camps, während die Augen auf mich gerichtet waren.
Arthur stampfte in Richtung Haus, um wahrscheinlich mit Dutch zu reden.
Schluchzend legte ich meine Hände ins Gesicht und mein Körper begann unaufhörlich zu beben.
Die ersten eiskalten Regentropfen zerplatzten auf meiner Haut und zischende Blitze zeichneten sich am Himmel.
Ich wusste gar nicht mehr, weshalb ich weinte.
Weinte ich wegen Arthur?
Oder weil ich das erste mal in zwischen einer Schießerei stand?
Mein Schluchzen wurde bei jedem Atemzug schmerzlicher.
Alles in mir verkrampfte sich und mein Herz drohte in zwei Teile zu brechen.
„Miss Downes?" ich spürte wie jemand eine Hand auf meine Schulter legte und mir tröstend über meinen Rücken strich.
„Was ist passiert?" es war Charles, der sich zu mir gestellt hatte.
Noch klang er um mich besorgt, doch wusste ich dass sich dieser Schalter schnell umlegen würde, sobald er die Neuigkeiten zuhören bekam.
Schniefend sah ich auf und erkannte schon Dutch, der zornig aus dem Haus stürmte, gefolgt von Arthur.
„Sean, hol ein Seil! Micah und Bill, bindet die liebe Miss Downes am nächst besten Baum fest, wir haben vieles zu bereden!" der Anführer richtete seine gefühllosen Iriden meiner Wenigkeit, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Ich war jetzt eine Gefangene?
Entgeistert stierte ich Arthur an, der seinen Zeigefinger und Daumen an seinem Nasenrücken deponiert hatte.
War das seine Idee oder eine Überreaktion von Dutch?
„Was ist denn passiert?" Hosea mischte mit und auch John gelangte dazu, der ebenso verdutzt drein sah.
Die Frauen beobachteten das Schauspiel von ihren Zelten aus und schienen genauso konfus.
„Wir fesseln doch keine Frauen!" rief Charles verständnislos und sah zwischen mir und Dutch hin und her.
Hinter mir vernahm ich schwere Schritte, als mich schwitzige Hände meine Arme packten.
„Sie ist anscheinend doch eine Hinterwäldlerin, so wie unser Boss es vermutet hatte." säuselte Micah hinter mir, was mir eine ungute Gänsehaut bescherte.
Arthur schüttelte nur seinen Kopf und wurde schon im nächsten Moment von Miss Grimshaw angefallen, die sich ohne eine Erlaubnis seine Wunde untersuchte.
Das ganze Camp war in Aufruhr.
Charles warf Micah, der mich unsanft nach vorn schubste, einen erbosten Blick zu, aber hielt sich vorerst zurück.
Welche Ausrede könnte ich nun auftischen?
Ich konnte doch schlecht sagen, dass ich aus der Zukunft kam.
„Die liebe Miss Downes, scheint wohl ein Mitglied der O'Discrolls zu sein! Sie lockte Arthur nach Rhodes und schon tauchen diese Mistkerle auf!" erklärte Dutch grob seiner Bande, die sich verwirrende Blicke zu warfen.
Mir fehlten die Worte.
Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und die Ungewissheit bereitete mir Bauchschmerzen.
„Das klingt doch absurd!" Hosea versuchte kläglich Dutch zur Vernunft zu bringen.
Mittlerweile tauchte auch dieser Widerling Bill auf, der schadenfreudig grinste.
Mir wurde die Situation eindeutig zu viel.
Wimmernd ließ ich mich zu einem Baumstamm schubsen, der sich für meine Fesslung eignete.
Auch das Gewitter wurde präsenter und ein Regenschauer ergoss sich über uns.
Micah stieß mich unsanft gegen den kratzigen Baumstamm, während Bill das Seil um meinen Körper band und mich am Stamm fixierte.
Ich stand nun am Pranger und es gab keinen Weg zurück.
Dutch und Arthur gerieten in ein erregtes Disput, doch verstand ich unter dem lauten Donner und den rauschenden Regentropfen kein Wort.
Unzählige Tränen, gemischt mit den Perlen des Regens, rannen über mein Gesicht.
Kraftlos ließ ich meinen Kopf hängen, während verwirrte Haarsträhnen meine Augen verbargen.
Diese tote Frau, die in der Postmeisterei lag, schwirrte mir durch den Kopf.
Es war ein verstörender Anblick, der durch Mark und Knochen ging.
„Lassen wir sie erstmal dort stehen?" rief Bill und lockte Dutch's Aufmerksamkeit, der sich von Arthur abwandte.
Hosea hingegen schüttelte nur seinen Kopf und schien kein Verständnis für die Entscheidung seines langjähriges Freunds zu haben.
„Vorerst! Ich muss noch über einiges gründlich nachdenken." erwiderte Dutch abwinkend und gelangte zurück ins Haus, gefolgt von Hosea, John und Arthur.
Bill und Micah hingegen warfen mir noch einen gehässigen Blick zu, bevor sie ihren Anführer ebenfalls ins Haus folgten.
Auf einmal war ich ein Dorn im Auge.
Oder war ich es schon die ganze Zeit?
Mein Körper sackte sich in zusammen und hing im Seil, dass mich auf meinen Beinen hielt.
DU LIEST GERADE
Zwischen uns die Zeit
FanfictionDie junge Frau, Runa, suchte in den Wüsten von Amerika den Abstand zwischen sich und ihrer Vergangenheit. Dabei fand sie Unterschlupf bei der Familie MacFarlane, die ihre Ranch seit Generationen lieblich pflegten. Tessa, eine der Töchter von dem a...