17

107 16 5
                                    

Die Wolken zogen vorbei und verdeckten die unter den Bergen untergehende Sonne.
Ihr rotes Licht tauchten die Blumenbedeckten Hänge der gewaltigen Felsmassen in ein rot oranges glühendes Meer, während eine aufkommende Brise ein wohliges prickeln auf meine Haut hinterließ.
Ich fühlte mich diesem Ort so verbunden, so als wäre ich einst mal hier gewesen.
Meine Gliedmaßen kribbelten wie Ameisen unter meiner Haut.
Allmählich bewegte ich mich fort.
Es kam mir beinah schon vor, als sei ich schwerelos und würde mit meinen Füßen über die grün- gut duftenden Wieso schweben.
Wer war ich in dieser Welt?
Ich ersann mich nicht an meinen Namen.
War ich ein Geist und irrte im Jenseits?
Vor meinen geistigen Auge ergab sich ein Wald, der von den glitzernden Sonnenstrahlen ummantelt wurde.
Die bis vor kurzem noch untergehende Sonne stand urplötzlich senkrecht im Himmel und trug einen goldenen Schimmer, der dem Ort mit einer gewisse Magie bescherte.
Staubkörner die kristallklar unter dem Schein umher schwirrten und Insekten die sich auf die Grashalme niederließen, faszinierten mich.
Tief holte ich Luft, die nach Petrichor roch.
Plötzlich vernahm ich ein Rascheln aus dem Wald.
Neugierig hob ich meinen Kopf.
Eine wunderschöne Hirschkuh trat hinter den Baumstämmen hervor.
Ich hielt inne und beobachtete wie sie bedacht einen Schritt vor den anderen trat.
Ihre Lauscher reckten sich aufmerksam in jegliche Himmelsrichtung, während ihr mächtiges Geweih die Sonnenstrahlen entzweiten.
Es repräsentierte die Unschuld der Natur, was mich melancholisch stimmte.
Verträumt und weltabgewandt betrachtete ich das Zusammenspiel.
Die schwarzen Kulleraugen, die den Glanz der Natur spiegelte, trafen in meine.
Ein warmes Gefühl ummantelte mich und gleichzeitig ein schwermütiges.
War es eine Art Aufforderung?
Doch was für eine?
Konfus runzelte ich meine Stirn.
Ich öffnete meinen Mund, um zu sprechen, doch es gelangte kein Ton über meine Lippen.
Die Hirschkuh wandte ihre Augen von mir ab und hüpfte im nächsten Atemzug über die Wieso, als sie schon hinter den dicken Baumstämmen verschwand.
Sofort läutete bei mir der Gedanke ihr zu folgen, doch gehorchten mir meine Beine nicht.
Urplötzlich wurde aus der harmonischen Atmosphäre eine beängstigende und beklemmende, aus der ich zu flüchten versuchte.
Dichte Wolken zogen auf und zischende Blitze erhellten den düsteren Himmel, als ein Blitz wenige Meter vor mir in die Erde einschlug.
Ein ohrenbetäubendes Donnern, dass durch Mark und Bein ging, ließ mich erzittern.
Innerlich schrie mich eine dumpfe Stimme an, doch ich konnte diese nicht zu ordnen.
Stattdessen versuchte ich diese zu ignorieren und stand wie die Medusa versteinert da.
Jegliche Bemühungen davon zu laufen scheiterten und ich verwachste mit der Erde.

„...Runa, Runa!"
Keuchend riss ich meine Augenlider auf, während eisige Schweißperlen meine Schläfe entlang kullerten.
In meinem Kopf herrschte ein reinstes Wirrwarr und mein Puls schlug bis zum Anschlag.
„Runa... hey, Runa."
Allmählich verschwand das Taubheit Gefühl in meinen prickelnden Gliedmaßen und eine verwitterte Decke setzte sich über mich zusammen.
Stöhnend räkelte ich meine Finger und mein Atem wurde bei jedem Wimpernschlag gleichmäßiger.
„Willkommen zurück."
Noch leicht benommen drehte ich meinen Kopf zur Seite, als ich in das besorgniserregende Gesicht von Dylan sah.
Er saß auf einem vermoderten Stuhl, neben der Pritsche auf der ich weilte.
Mir war auch nicht entgangen, dass sich an ihm etwas verändert hatte.
Statt seines beiges Hemdes, dass von Erde und Schmutz besudelt war, trug er nun ein strahlend weißes Hemd und eine saubere kakifarbene Jeans.
Konfus löste ich meine Augen von ihm und ließ sie umher schwirren.
Wir befanden uns in einem Zelt, dass groß genug war darin zu stehen.
Auch ein Beistelltisch stand neben meiner Pritsche, auf der eine Öllampe stand.
Mein Kopf lief auf Hochtouren.
Ächzend setzte ich mich auf und ein Schwindelgefühl überkam mich, während mein Kopf sich wie Blei anfühlte.
„Nicht so hastig, du hast zwei Tage geschlafen."
Erschrocken fuhr ich hoch.
„Zwei Tage?" krächzte ich, als ich stark zu Husten begann.
Meine Kehle glich der Wüste.
Sofort reichte mir Dylan ein Glaswasser, dass ich hastig-, beinah schon sehnsüchtig ihm aus der Hand riss.
Das kühle Wasser rinn meiner Kehle entlang und ein wohltuendes Gefühl ummantelte mich.
Laut stöhnend setzte ich das Glas ab und holte tief Luft.
Allmählich rückten auch die Erinnerungen zurück ins Gedächtnis.
Bevor ich mein Bewusstsein verloren hatte, kam uns ein Mann in die Quere, doch mir entfiel der Name und sein Aussehen.
Mürbe rieb ich meine brennenden Augen und ließ die Erinnerungen auf mich nieder prasseln.
Der Aufenthalt in der Dutch van der Linde Bande, der gescheiterte Fluchtversuch und das antreffen von Misses LeClerk.
Mir wurde bei dem Gedanken übel und die Bilder ließen mich erschaudern.
Es war schwierig diese grausamen Rückblicke zu verarbeiten oder mit ihnen zu leben.
Noch immer plagten mich Schuldgefühle, die mir die Luft abschnürten.
Seufzend erhob ich meinen Blick.
Ich sollte wohl vorerst die Frage klären, wo wir uns befanden.
Allmählich schwang ich meine Beine von der Pritsche, um Dylan direkt in die Augen sehen zu können.
„Wo sind wir und was ist passiert?"
Der schwarzhaarige, der sich mittlerweile das vierte mal durch die Haare strich, biss sich auf die Unterlippe und sah argwöhnisch drein.
„Also, bevor du was sagst, hör mir erstmal zu!"
Konfus runzelte ich meine Stirn und nickte nur.
„Wir sind auf unserem Weg zu dem Reservat auf einen Indianer Häuptling gestoßen, Fallender Regen."
Wissend nickte ich, auch wenn sich in mir ein unbehagliches Gefühl entfachte.
„Kurz darauf hattest du dein Bewusstsein verloren und der Häuptling schlug vor dich in seinem Reservat aufzupeppen, da du eindeutig die letzten Tage kaum verarbeitet hast und mittlerweile überstrapaziert warst."
„Du bist doch seinem Vorschlag nicht nachgegangen!" rief ich aus und fuhr ihn somit über den Mund.
Alleinig die absurde Vorstellung, bei den Indianern zu leben, die mir all dass hier eingebrockt hatten, trieb mich in den Wahnsinn.
Er stieß nur die Luft aus und rieb mit seinem Finger und Daumen über seine Nasenwurzel.
„Lass mich doch aussprechen, verdammt!"
Entnervt verdrehte er seine Augen.
„Da ich keine andere Möglichkeit sah, habe ich zugestimmt und wir haben dich hier her gebracht."
„Sag mal, hast du sie noch alle?"
Erneut funkte ich diesmal forscher dazwischen und straffte meine Körperhaltung.
Diesmal verlor Dylan seinen Geduldsfaden und holte bis zum Anschlag Luft und brüllte meinen Namen, wobei ich kräftig in mich zusammenzuckte.
„Mensch! Ich versuche dir etwas zu erklären und du kannst nicht einmal deinen Mund halten! Nein, es dreht sich nur um dein Wohlbefinden, aber wie es den anderen ergeht ist natürlich nebensächlich! Nicht nur du hast schreckliche Dinge gesehen oder erlebt!"
Er sprang überschwänglich auf und stampfte aufgewühlt im Zelt herum.
Unfähig ein Wort über meine Lippen zu stoßen, starrte ich ihn nur perplex an.
Welche Laus war ihm denn über die Leber gelaufen?
Dennoch trafen mich seine Worte.
Er kannte mich kaum und machte aus den wenigen Tagen, die wir zusammen verbrachten eine vollständige Meinung über mich.
Eine eiserne und beklemmte Stille umfing uns.
Wieso verstand er nicht, dass ich nicht von den Indianern verpflegt werden wollte?
Ich war wütend!
Wütend darüber, dass ich wegen ihnen in die Augen von sterbenden Menschen sehen musste.
Die erste tote Frau, die mir oftmals in meinen Träumen vorkam, war derjenige in Rhodes, als ein Feuergefecht zwischen Arthur und die rivalisierende Bande herrschte.
Dann als ich euphorisch und mit neu geschöpften Mut in die Zukunft visioniert hatte, wurden all meine Bemühungen zertrümmert.
Beschlagen strich ich mein Haar zurück, dass Martha nach meinem Wunsch kurz geschnitten hatte.
Es war nicht fair, mir einen Vorwurf zu machen.
Trotz alledem war ich Dylan gefolgt und hatte kläglich versucht meine Gedanken bei mir zu behalten.
Was hatte er denn erwartet?
Das ich all die Dinge vergesse?
Rasend ballte ich meine Hände zu Fäusten.
„Was ist dein Problem? Was gibt dir das-."
„Ich habe meine Frau umgebracht! Wegen meiner Naivität habe ich ihre Vorfahren entzweit! Also was willst du von mir? Wir haben alle unsere Päckchen zu tragen, nur beziehen dich deine auf die falsche Realität, während ich meine Zukunft umgeschrieben habe und meine Frau verloren habe!"
Sein Kehlkopf zuckte und seine Iriden wurden glasig.
Scharf zog ich die Luft ein und verharrte in meiner Bewegung.
Wie hätte ich denn wissen können, dass er seine Frau verloren hatte?
Wieso hatte er nicht mit mir darüber gesprochen?
Lag es wirklich daran, dass ich mich nur meine Probleme interessiert haben?
„Und jetzt hör auf mich zu unterbrechen, sonst vergesse ich mich!" brüllte er und strich mit seinen Handrücken die Tränen fort.
Schluckend nickte ich und faltete meine feucht gewordenen Hände ineinander.
Er zeigte sich von einer ganz anderen Seite, die mich einschüchterte.
„Die Indianer haben nichts mit der Zeitreise am Hut, zumindest halte ich dies für unmöglich. Die US- Armee hängt ihnen im Nacken und außerdem ist der Häuptling mit seinen Gedanken ganz woanders. Er versucht einen Weg zu finden, an wichtige Dokumente zu kommen, zumindest konnte ich dies die letzten Tage so aufschnappen."
Kurz hielt er inne und nahm erneuten Platz auf dem Stuhl.
„Außerdem gibt es da noch etwas."
kryptisch dämpfte er seinen Ton und beugte sich leicht nach vorn.
„Ich werde in den nächsten Tagen aufbrechen, um meine Fehler rückgängig zu machen."
Schweigend nickte ich und wagte es kaum einen Ton über meine Lippen zu bringen.
Dennoch brannten mir unzählige Fragen auf meinen Herzen.
Seit wann war er sich bewusst geworden, dass er seine Frau verlor?
Wieso versuchte er erst jetzt die Fehler zu begradigen?
Us- Armee?
Die Fragereien könnte ich noch stundenlang fortführen, doch wurde ich ausgebremst, als eine junge Frau im Lendenschurz schüchtern das Zelt betrat.
Mein Kopf flog zur Seite, während Dylan mit seiner Hand durch sein Gesicht fuhr.
„Entschuldigung die Störung." fing die junge Frau an und strich nervös einiger ihrer verirrten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Der Häuptling fragt nach ihnen, Miss."
Ihre Rehkitz farbenen Iriden fixierten meine, als sie rasch umkehrte und aus dem Zelt zu flüchten schien.
Nach alldem was geschehen war, hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich von Indianern versorgt- oder mich mit ihnen mehr oder weniger an einen Tisch setzen würde.
Mich überkam dennoch eine bebende Gehemmtheit, die das Blut in meinen Venen zum erfrieren brach.
Ich wusste nicht auf was ich mich da einließ.
Was war, wenn sie doch etwas mit der Zeitreise zu tun hatten?
Dylan war zwar der Überzeugung, dass dem nicht mehr so schien, doch ich zweifelte noch an seine Worte.
Immerhin war ich involviert, als ich an der besagten Nacht von ihnen in eine Art Trance gesetzt wurde.
Nichtsdestotrotz hievte ich mich auf meine zittrigen Beine und torkelte hinter Dylan aus dem Zelt.
Ich musste mir ein eigenes Bild von der Situation machen.
Die warmen Sonnenstrahlen begrüßten mich herzlich und ein kühler Windzug gleich dazu.
„Siehst du das Tipi da hinten?" mit seinem Finger zeigte er auf ein auffälliges Zelt, dass sich von den anderen fünf unterschied.
„Dort ist der Häuptling. Ich werde mich derweil noch weiter umhören."
Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und wandte sich im nächsten Augenblick von mir ab.
Schluckend straffte ich meine Körperhaltung und versuchte krampfhaft neutral zu wirken, obwohl in mir ein Sturm wütete.
Aus dem Augenwinkel heraus erkannte ich, wie mich die einheimischen neugierig musterten.
Doch ich konterte ihre Blicke nicht, stattdessen schritt ich zielstrebig zu dem besagten Tipi.
Erwartete mich dort die langersehnte Antwort auf all die Fragen, die sich seit den Geschehnissen gehäuft hatten?
Was würde dann danach folgen?
Mein Herz klopfte wild gegen meine Brust und meine Hände zitterten.
Alles um mich herum wirkte in diesem Moment so surreal.
Meine Ohren rauschten wie das unendliche Meer.
Ohne das ich es bemerkt hatte, stand ich vor dem Tipi und es fehlte nur noch ein Schritt zur Wahrheit.
Nervös atmete ich aus.
Jetzt oder nie!
Mit meinen Fingern strich ich den Vorhang zur Seite und beugte mich herunter.
„Miss Downes, treten sie doch herein."
Die tiefe Stimme des Mannes empfing mich und zugleich auch ein loderndes Feuer, dass das Tipi in eine angenehme Wärme umhüllte.
Nicht fähig ein Wort über meine trockenen Lippen zu bringen, nickte ich nur bloß und trat hinein.
Der Vorhang fiel hinter mir und ich stand im mitten des Tipis.
Nun gab es keinen Weg zurück.
Der Häuptling,- Fallender Regen,- musterte mich bedenklich.
Räuspernd strich ich mein wirres Haar zurück und setzte mich gegenüber von ihm, auf das weiche Fell, dass zur Sitzgelegenheit diente.
Ich spürte wie zittrig ich wurde.
Die komplette Situation wirkte so undenkbar und zerrte an meine Nerven.
Zögerlich hob ich meine Augenlider und sah in seine Iriden, die dass flackernde Feuer zwischen uns spiegelten.
Mittlerweile schlug mir das Herz bis zum Halse und kalte Schweißperlen bildeten sich auf meiner glühenden Stirn.
„Ich hatte bereits von ihrem Weggefährten gehört, was ihnen widerfahren war und es tut mir wirklich leid!" fing er an zu sprechen.
„Doch ich verstehe nicht wieso wir, meine Leute... meine Familie, damit zusammenhängen. Wir leben Gewaltfrei und versuchen Frieden zwischen uns und der Armee zu finden."
Seine tiefe Stimme, die zugleich so verletzt klang, ließ mein Körper beben.
Erneut räusperte ich mich und versuchte kläglich die richtigen Worte zu finden.
Vor einigen Minuten hatte mich der Zorn noch im vollen Griff, doch nun schien diese verflogen zu sein.
Nun beherrschte mich das Mitleid, verbunden mit einer quälenden Ungewissheit.
Diese Menschen lebten augenscheinlich unter den Fittiche der US- Armee.
Noch trauriger stimmte es mich, als ich über das Wissen ihrer Zukunft dachte.
Der Häuptling hoffte auf eine bessere Zukunft, doch diese wäre ihnen niemals gewährt worden.
„Ich..." gelang es über meine Lippen, suchend nach den richtigen Worten.
„Ich weiß, es muss für sie absurd klingen, aber lassen sie es mich erklären."
Der Häuptling legte seine Stirn in Falten und schenkte mir sein vollstes Gehör.
Unruhig knetete ich meine Hände auf meinem Schoß.
„Zunächst mal, es tut mir ebenso unendlich leid, was ihnen und ihr Folk zugemutet wird."
Nochmals atmete ich aus und begradigte meinen Blick.
„Aber ich führte, genauso wie sie, ein normales Leben nach meinen „Ritualen", bevor mich wildfremde in diese Lebensumstände zwangen. Hören sie, Fallender Regen, ich will ihnen nichts unterstellen, aber ich muss feststellen, dass eindeutig ihr Folk daran beteiligt war. In dieser Nacht sprachen sie immer und immer wieder die gleichen Worte, als ich bewusstlos wurde und im mitten einer Wiese, weit entfernt von meinem Land, aufwachte."
Ein Tränenschleier benetzte meine Augen.
Das reinste Chaos in meinem Kopf war ausgebrochen und schien sich kaum zu bändigen.
All die Geschehnisse, all dass Blut an meinen Händen war seinem Folk zu verdanken.
Die brutalen Bilder schossen vermehrt zurück in den Vordergrund und die Schuld umklammerte mich wie eine eiserne Hand.
Der Häuptling schüttelte wortlos seinen Kopf, während ihm vereinzelte pechschwarze Haarsträhnen ins Gesicht fielen.
Was ihm wohl durch den Kopf ging?
Hastig strich ich die aufkommenden Tränen davon, als er dass Wort ergriff.
„Niemals trägt mein Folk eine solch irrationale Brutalität in sich, um unbeteiligte oder gar hilflose Menschen zu quälen!"
Er wirkte gekränkt.
„Miss Downes, können sie sich daran erinnern was ihnen diese Menschen sagten, bevor sie dass Bewusstsein verloren hatten?"
Stirnrunzelnd sah ich zur Seite und versuchte mich an die kryptischen Worte zu erinnern.
Leise begann ich den Verlauf der Nacht zu murmeln.
„Ich ging aus dem Haus, weil ein Lagerfeuer brannte und mich aus einem unerklärlichen Grund anzog... ich sah eine Art Brosche auf dem Boden liegen-."
„Was für eine Brosche?"
unterbrach er mein Gedankenlauf.
Verwirrt sah ich wieder in sein Gesicht.
„Sie war mit Edelsteine bestückt, die ein Auge formten und dann überkam mich eine Art Schwindel und als ich diese fallen ließ zwang mich ein dumper Knall auf die Knie."
Mir schien es so, als könnte der Häuptling sich darauf keinen Reim bilden, genauso wenig wie ich es selbst nicht konnte.
„Und dann kamen diese Männer aus dem Nichts. Sie wirkten bedrohlich und sie sagten etwas mit... u geskenk nakom"
„u geskenk nakom?"
wiederholte er und schien diese Worte kaum richtig aussprechen zu können.
Anscheinend waren sie ihm auch befremdlich.
„Miss Downes, dass ist nicht unsere Muttersprache."
Konfus und zugleich erschüttert erschlaffte meine Körperhaltung.
„Aber, es waren Männer von ihrer Abstammung." flüsterte ich fast schon und starrte ihn unglaubwürdig an.
Er schüttelte seinen Kopf und in seinen Augen blitzte die pure Enttäuschung auf.
„Die Armee versucht uns Dinge anzuhängen."
Er erhob sich aus seinem Schneidersitz und stand kerzengerade da.
Sofort kam mir ein unbehaglicher Gedanke in den Sinn, der mich aufspringen ließ.
„Bitte, Fallender Regen, kommen sie nicht auf dumme Gedanken! Vielleicht... es..."
Ich hatte ihn unbedacht Flausen in den Kopf gesetzt.
Nun dachte er, dass die US- Armee darin verwickelt war, obwohl es unmöglich war!
Immerhin fand das Ereignis vor rund 200 Jahren statt, da weht der Wind ganz woanders.
Aber wie absurd soll die Geschichte noch klingen, wenn ich ihm dass auch noch zu verklickern müsste?
Er war schon aufgebracht und dies wollte ich nicht noch Anstichen.
„Ich bitte um Entschuldigung, aber ich muss über einiges nachdenken." mit einer Handbewegung machte er mir deutlich, dass ich gehen sollte.
Vielleicht kam er wieder zur Besinnung.
Zumindest hoffte ich dies.
Kleinlaut senkte ich meinen Kopf und trat im nächsten Wimpernschlag aus dem Tipi, als ich Dylan erhaschte, wie er mit einer Indianerfrau in einem Gespräch verwickelt war.
Sie wirkte aufgelöst, während Dylan ihr Trost spendete.
Er hatte sich in den letzten Tagen hier integrieren können und baute ein vertrautes Verhältnis zu ihnen auf.
Anscheinend hatte Dylan recht und wir liefen nur im Kreis.
Dank mir hatte ich sie in ihr verderben gesandt.
Jetzt war die Fehde zwischen ihnen und der Armee am glühen und das Vertrauen nun endgültig gebrochen.
Seufzend legte ich meine Hand ins Gesicht.
Hoffentlich konnte ich dies noch gerade biegen und mich mit Dylan weiter auf die Suche nach Antworten begeben.

Zwischen uns die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt