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Arthur und ich schüttelten zeitgleich den Kopf, als wir zufällig mitbekamen wie Dutch den jungen Indianer eine absurde Bedingung stellte.
Er sollte mit am Raubüberfall teilnehmen, zuvor aber sollte er seine Freunde ausfindig machen, damit die Bande an Größe gewann.
Man könnte jetzt meinen das Fliegender Adler seine Freunde nicht noch tiefer ins Dilemma ziehen wollte, aber falsch gedacht, er stimmte selbstsicher zu.
Dutch machte aus ihm noch eine Marionette.
Charles bekam von dem Gespräch ebenso Gehör und Schoß aufbrausend an uns vorbei.
„Ich begleite ihn!" rief er noch wutentbrannt und folgte Fliegender Adler zu den Pferden.
Wahrscheinlich wollte Charles ihn zu Vernunft bringen, indem er außer Hörweite des Anführers war, der lässig an seiner Zigarre paffte.
Was war sein Plan?
Wollte Dutch denn wirklich jeden in die Ruinen treiben?
Hosea hatte mir erzählt, dass der Dutch von damals, Menschen geholfen hatte und sogar Beute, die sie gestohlen hatten, an Minderwertige gespendet haben.
Kaum zu glauben, wenn man nur diese Seite von ihm kannte.
Sogar Pearson ließ wissen, dass er die Absichten des Anführers nicht mehr gut hieß.
Die anderen hingegen; Uncle, Karen, Miss Grimshaw, und Javier hielten sich mehr oder weniger raus.
Obwohl der Mexikaner, Javier, hin und wieder Dutch in frage stellte.
Hosea, John, Lenny, Mary und Abigail ließen die anderen eindeutig spüren, dass sie gegen das Konzept waren.
Arthur und ich wurden mehr oder weniger sowas wie eine Vertrauensperson.
Ziemlich komplex, wenn man es genauer betrachtete.
Nur der Reverend torkelte weltabwesend durch das Camp, zu gedröhnt von Morphium und Alkohol.
Molly zog sich immer weiter zurück und in der Nacht hörte man sie bitterlich weinen.
Was ein Chaos.
„Ich habe etwas über diesen Bronte herausgefunden." säuselte Micah, der vor einigen Minuten zurück ins Camp geritten kam.
Konfus runzelte ich meine Stirn.
„Wer?" flüsterte ich zu Arthur, der ebenso keinen blassen Schimmer hatte und nur mit den Schultern zuckte.
„Anscheinend schmieden die schon hinter unserem Rücken Pläne." der blauäugige warf den beiden einen bissigen Blick zu, den sie aber nicht weiter beachtet hatten.
Stattdessen verschwanden sie im Haus, um ungestört zu sein.
„Dann sollen die doch machen!" meinte ich nur Schulterzuckend und packte den abgenutzten Henkel des Wasser gefüllten Eimers, als ich ihn ächzend hoch hob.
Arthur klemmte umgehend seine Zigarette zwischen seinen Lippen und nahm mir den Eimer aus der Hand.
„Ich brauche keine Hilfe!" rief ich entnervt, doch Arthur war darin geübt mich zu ignorieren.
Augenverdrehend trottete ich hinter ihm her.
Verstand er denn nicht, dass ich die Arbeiten im Camp machte, um mich abzulenken.
Es genügte mir schon, dass mich Nachts die Bilder nicht in Ruhe ließen und wie ein altes Kaugummi an mir hafteten.
„Ah, vielen Dank." Pearson trat hervor und hielt in seiner Hand einen Zettel.
„Mister Morgan, können sie vielleicht noch ein paar Einkäufe für mich erledigen?"
Arthur sah ihn nur Stirnrunzelnd an.
„Machen sie es doch selbst, ich bin kein Laufbursche."
Noch bevor Pearson etwas erwidern konnte, meldete ich mich freiwillig.
Immerhin war es die Gelegenheit heraus zu kommen und für einen Moment mal durchzuatmen.
Beide Männer sahen mich an, der eine überaus erfreut und der andere eher mahnend.
Auf wem die Beschreibungen zu trafen, war wohl glasklar.
„Ich werde mich schon benehmen!" zischte ich an Arthur gewandt und schnappte nach dem Zettel, den Pearson mir hingehalten hatte.
Zwischen meinen Fingern entfaltete ich das Stück Papier und las flüchtig die Liste der Dinge die er benötigte.

Rindfleisch
Möhren
Kartoffeln

Und so weiter....
Das würde ich in Handumdrehen zusammen bekommen.
Vielleicht würde ich sogar meine Augen nach ein paar Gewürzen offenhalten.
Ich kehrte um und ging zu dem Wagen, wurde aber von Arthur aufgehalten.
„Ich komme mit!"
„Mister Morgan, ich brauche keinen Sitter und außerdem sollten sie lieber hier bleiben."
Meine Güte, Arthur konnte wirklich anhänglich sein.
Arme verschränkend stand ich vor ihm und zog eine Braue in die Höhe.
Seine Miene verzog sich kein Stück, er bevorzugte wohl eher das stille überreden.
„Schon gut, ich begleite sie."
Unsere Köpfe schellten hoch und John blickte uns abwechselnd an.
„Ich muss was für Abigail besorgen, da trifft es sich doch gut." fügte er noch belustigt hinzu und stieg ohne eine Erlaubnis auf den Wagen.
Dann war es nunmal entschieden, John und ich fuhren einkaufen.
Mal eine nette Abwechslung.
Wortlos stieg ich ebenso auf den Wagen, während uns Arthur verdattert nach sah.
„Hüa." rief John und schlug die Zügel auf die Rücken der Pferde, die wiehernd den Wagen aus dem Camp in Richtung Saint Denise zogen.

Zwischen uns die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt