Eingeschnappt saß ich in den frühen Abendstunden an der westlichen Seite des Camps, während Arthur an der östlichen weilte und an seiner Zigarette paffte.
Die Irländerin Molly, sowie John und auch Lenny hatten unser Disput mitbekommen und beobachteten uns seither.
Doch ich ignorierte ihre verwirrten und zu gleich amüsierenden Blicke und befummelte den Stoff meiner Hose.
Arthur war für mich gestorben, zumindest für die nächsten Tage.
Von wegen ich legte ihm Wörter in den Mund.
Er war doch derjenige, der sich falsch ausdrückte!
Zumindest erfuhr ich von Abigail, die mir nach der kleinen Auseinandersetzung mehr Details erzählt hatte, was bei dem Überfall vorgefallen war.
Sie selbst und Hosea waren während des Überfalls involviert gewesen und hatten für die Ablenkung gesorgt.
Deshalb auch der laute Knall, den ich gehört hatte als ich aus dem Anwesen geflüchtet war.
Sie hatten ein Gebäude am anderen Ende der Stadt in die Luft gejagt, aber die Pinkterton's kamen ihnen dennoch auf die Schliche.
Nun glaubten einige, das ein Verräter unter ihnen weilte.
Ich hingegen war der Meinung, dass der Überfall von Anfang an zum scheitern verurteilt war.
Abigail hatte es dennoch geschafft zu fliehen, während die Pinkerton's Hosea geschnappt und hingerichtet hatten.
Es musste wohl das reinste Chaos ausgebrochen sein.
Zumindest begann nach seiner Ermordung und meinem Eintreffen die Schießerei.
Dutch, Micah und Bill waren noch immer untergetaucht.
Ich hörte, dass sie auf ein Schiff geflüchtet waren und Javier die Fährte verloren hatte.
Ich ersann mich noch, wie der Typ von mehr Patrouillen sprach, als ich von Hixon gefangen gehalten worden war.
Doch ich konnte mir darauf noch keinen Reim erschließen.
Meine Iriden huschten zu Arthur, der mich im selben Moment ansah.
Mein Herz stockte und die Röte umspielte meine Wangen.
Peinlich berührt sah ich weg und zog eine Schnute.
Was ein Mistkerl.
Allmählich gingen mir auch die neugierigen Blicke auf die Nerven, weshalb ich im Handumdrehen aufstand und mich zurückzog.
Seufzend verschränkte ich meine Arme und starrte in die öde Idylle.
Sumpf, Schlamm, Sumpf... Schlamm und die Abertausend Insekten, die einen umschwirrten.
Zusammengefasst: Ächzend!
Aus dem Augenwinkel vernahm ich aber urplötzlich etwas, was meine Aufmerksamkeit erregte.
Neugierig reckte ich meinen Hals und erkannte zwischen zwei hochgewachsenen Bäume, dessen Äste tief hingen, vereinzelt Glühwürmchen herum schwirren.
Fasziniert beobachtete ich die leuchtenden Punkte, als ein ganzer Schwarm aus dem Gras in die Lüfte wirbelten und ein Meer aus blinkenden Lichtern erstand, die taktvoll mit dem Zirpen der Grillen harmonierten
Bei diesem zauberhaften Anblick und den Klängen der Natur, huschte eine Gänsehaut über meine Haut.
Weltabgewandt genoss ich das Naturspiel und konnte mir ein wohliges Lächeln nicht unterdrücken.
Ich schloss für einen Moment meine Augenlider und eine herrliche Windbrise durchkämmte mein Haar.
Der Geruch von Petrichor verwöhnte meine Nase und das trübe Licht des Mondes lag auf mir.
Ein Äste Knacksen ertönte, wobei ich meine Lider wieder öffnete und ein Hirsch, der von den Lichtern umgarnt wurde, vor meinem geistigen Auge aufgetaucht war.
Ein Hirsch in dieser Umgebung?
Blinzelnd sah ich verwirrt drein.
Die schwarzen Kulleraugen reflektieren die blinkenden Lichter und an seinem prächtigen Geweih hatte eine Spinne ein Netz gesponnen, dass von unzähligen winzigen Wassertropfen bestückt war.
Betört trat ich ein Schritt vor und hatte das Gefühl, dass mich seine Anwesenheit anzog.
Einige Glühwürmchen setzten sich auf sein Geweih nieder, verfingen sich jedoch nicht mit dem Spinnennetz.
„Miss?"
Erschrocken fuhr ich zusammen und das Schauspiel vor meinen Augen zerplatzte.
Der Hirsch war verschwunden, genauso wie die funkelnden Glühwürmchen.
Hatte ich mir das nur eingebildet?
War es wieder eine Halluzination?
Keuchend fasste ich mir an die Brust und wandte meinen Blick nicht von der Stelle, die in Dunkelheit getaucht war.
„Was ist denn?"
Erklang nochmals die rau- sanfte Stimme, als mich jemand am Arm berührte.
Doch ich schenkte ihr keine Beachtung und war gewillt zur Stelle zu laufen, um mich zu vergewissern dass es sich wirklich um eine Einbildung gehandelt hatte.
Aber der Griff hatte sich verstärkt und ich wurde zurückgezogen, wobei ich stolpernd mit meinem Rücken gegen ein Baumstamm stieß.
Ächzend kniff ich meine Augen zusammen, als ich sie flackernd öffnete und Arthur mich streng musterte.
„Sie laufen mir nicht davon, Missy!"
„Ich wollte nicht weglaufen! Nur... da war was." den letzten Satz flüsterte ich und schielte nochmals zur besagten Stelle.
Er folgte meinen Blick, wobei ich ihn wieder ansah und bemerkt hatte, dass er sehr nah vor mir stand und sein herber Geruch meine Sinne benebelte.
„Was denn?" murmelte er und zog forschend die Augenbrauen zusammen.
Doch mir gelang kein Wort über meine Lippen.
Die Wut verflog und mein Körper prickelte brünstig.
Erhitzt biss ich auf meine Unterlippe, während meine Iridem zu seine wohlgeformten Lippen schweiften.
„Komisch." wisperte er mehr zu sich selbst, als er meinen Blick auffing.
Wie versteinert starrte ich ihn an und meine Wangen glühten.
Räuspernd richtete er seinen Hut.
„Eigentlich wollte ich mich bei ihnen entschuldigen, Miss. Ich wollte sie nicht so..."
Seine Worte verklangen, ich vernahm nur, wie seine Lippen sich bewegten und er mich mit seinem unverkennbaren Iriden aufrichtig musterte.
Sein Kehlkopf zuckte, während er sprach und sein Hemd war bis zur seiner Brustmitte aufgeknöpft.
Mein Mund öffnete sich ein wenig und mein Atem wurde bei jedem Wimpernschlag flacher.
Das unersättliche Verlangen meine Fingerspitzen über seine nackte Haut zu führen zerriss mich.
Diese Situation schlug wie ein Déjà vu auf mich ein.
War es ein Zeichen?
Ich konnte es nicht mehr leugnen... ich empfand eine sexuelle Anziehung ihm gegenüber, nur wusste ich nicht, was diese ausgelöst hatte.
War es sein kokettes Verhalten?
Seine pure Attraktivität, die meine Sinne betäubte?
Dieser Mistkerl hatte mich unbemerkt um sein Finger gewickelt.
„Hören sie mir eigentlich zu?" seine raue Stimme drang in mein Verstand und zerschnitt den Nebel in meinen Kopf.
„Mhm?" gab ich nur von mir und blinzelte ihn unschuldsvoll an.
Arthur stöhnte kopfschüttelnd.
„Ich habe mich bei ihnen entschuldigt und ihnen versucht zu erklären was vorgefallen war, während des Überfalls!"
„Ich weiß." hauchte ich und sah ihn berückend durch meine Wimpern an.
„Sie benehmen sich wirklich merkwürdig, Missy."
Ich reagierte auf seine Bemerkung nicht, stattdessen verlor ich mich in seinen herausstechenden Iriden.
Mein Herz schlug in doppelter Geschwindigkeit und ein gewisser Glanz benetzte meine Augen.
Die Erinnerung an unserem Kuss in Rhodes drangen wieder in den Vordergrund und ich sehnte mich nach dieser Art von Anerkennung.
Meine Hand fuhr allmählich über den Stoff seines Hemdes, so als würde ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper haben.
Als meine Finger seine nackte Haut berührten, verlor ich nicht unseren Augenkontakt.
In mir entsprang ein Feuerwerk der Gefühle, die mich überrollten.
Alles in mir kribbelte, so als würden Abertausende Ameisen auf mir herum laufen.
Aufmerksam musterte ich Arthur's Regungen im Gesicht.
Er wirkte hin und her gerissen, als er seine Hand auf meine legte und von sich wegdrückte.
Sofort zersprangen meine absurden Fantasien und eine jämmerliche Enttäuschung und ein Schamgefühl zerfraß mich.
Er hatte mich abgewiesen.
Natürlich!
Ich war nur die verrückte Zeitreisende und schöpfte für ihn aus dem nichts unsagbare Gefühle.
Wie konnte ich auch glauben, dass er meine Empfindungen erwiderte?
Immerhin wuchsen wir in zwei verschiedene Welten auf.
Aber er war der erste Mann, der mich in Geborgenheit gewogen hatte.
„Verzeihen sie, ich bin durch den Wind!" rief ich hastig und wollte zurück ins Camp, doch er hielt noch immer meine Hand in seiner.
Meine Atmung beschleunigte sich.
Wollte er mich verhöhnen?
Seine Iriden lagen fest in meinen, als er leicht zu Schmunzeln begann.
„Jetzt versteh ich, wieso sie sich mir gegenüber so argwöhnisch verhalten."
Wie vom Donner gerührt stierte ich ihn an und eine Hitze durchfuhr meinen zitternden Körper.
„N...nein... echt nicht... sie... oh mein Gott!" stammelte ich und lachte spitz auf.
Arthur beugte sich leicht nach vorn, wobei er seine Finger unter mein Kinn legte und mich regelrecht zwang ihn anzusehen.
Mittlerweile hatte mein Herz einen Aussetzer, der mich leise auf keuchen ließ.
Sein heißer Atem streifte sanft meine Haut und meine Gliedmaßen versteiften sich.
„Sie lügen, Missy." raunte er verheißungsvoll.
Ich wusste nicht mehr wo Hintern oder vorne war, in meinem Kopf herrschte dass reinste Chaos und zugleich die pure Leere.
Bevor ich überhaupt etwas erwidern konnte drückte er mich gegen den Baumstamm und seine weichen Lippen berührten zaghaft meine.
Mein Herz zersprang und ein Feuerwerk an Gefühlen explodierten.
War das wieder eine Halluzination?
Nein... das war echt!
Zögerlich ergriff ich mit meinen Fingern den Zaum seines Hemdes und zog ihn näher zu mir.
Gefühlvoll strich er mir mit seinen Daumen über meine glühende Wange, während seine Lippen sich synchron zu meinen bewegten.
In diesem Moment blendete ich alles um mich herum aus und genoss seine zarten Berührungen und die Intimität zwischen uns.
Das Blut rauschte nur so durch meine pulsierenden Venen und lösten einen Schwindel aus.
Behutsam löste er sich von unseren Kuss, der ein atemberaubendes prickeln hinterließ und musterte mich hingebungsvoll.
Verlegen und zugleich von Lust und Begierde getrieben erwiderte ich seinen Blick.
„Sie faszinieren mich immer wieder, Miss." hauchte er amüsierend, als seine Hände in meiner Halsbeuge lagen.
Kichernd errötete ich und stellte mich auf Zehenspitzen.
„Arthur, sie Mistkerl." witzelte ich und legte meine Lippen auf seine.
Ich spürte wie er in den Kuss hinein lächelte, was mich ebenso schmunzeln ließ.
Seine linke Hand wanderte unterhalb meines Rückens, während die andere noch immer in der selben Position verharrte.
Wir vertieften uns in den Kuss und der Rausch wuchs in uns.
Doch der lange ersehnte Moment wurde durch einen hallenden Schuss unterbrochen.
Schweratmend entrissen wir uns und weitere Schüsse erklangen.
„Bleiben sie hier!" befahl er, doch ich packte ihm am Handgelenk.
„Auf keinen Fall, ich komme mit!" rief ich aufgebracht und eine gewisse Furcht überkam mich.
Dabei dachte ich an die schrecklichen Ereignisse, die mir widerfahren waren.
Arthur bemerkte meine Angst und legte beschwichtigend seine Hände auf meine Schultern.
„Es wird alles gut, ja? Nur versprechen sie mir, hier zubleiben!" lächelte er sanftmütig.
Zögerlich fast schon widerwillig nickte ich hart schluckend, als er mit gezückter Waffe zurück ins Camp eilte.
Nervös und ängstlich knetete ich meine Hände und vernahm lautes Gebrüll und unzählige Schüsse.

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Zwischen uns die Zeit
FanfictionDie junge Frau, Runa, suchte in den Wüsten von Amerika den Abstand zwischen sich und ihrer Vergangenheit. Dabei fand sie Unterschlupf bei der Familie MacFarlane, die ihre Ranch seit Generationen lieblich pflegten. Tessa, eine der Töchter von dem a...