„Miss Downes, ich bin sehr erfreut dass sie sich erholt haben, wir glaubten schon dass sie die erste Nacht nicht überstehen würden."
Misses LeClerk, der Kopf der Bande, lud mich für ein Gespräch in ihr Hauptsitz ein, dass ein Teil eines ehemaliges Militärfort war.
Doch nun war es wegen des damaligen Bürgerkrieg 1863 verwittert und diente als eine Unterkunft für Vertriebene.
Zumindest hatte es mir so Horley erzählt-, die rechte Hand der Anführerin.
Charlotte, die Tag und Nacht an meiner Pritsche gestanden hatte und für meine Genesung zuständig war, verlor kaum ein Wort über die Absichten ihrer Bande.
Das einzige was mir während meiner strenge Bettruhe auffiel war, dass sich hier hauptsächlich nur Frauen herumtrieben.
Meine Augen fanden in die von Misses LeClerk, die mich mit gerunzelter Stirn musterte.
Auch in diesem Moment, musste ich mir eingestehen, dass die Frau wahrlich eine Augenweide war.
Sie trug dezentes Make Up, dass ihre Monolid-Augen hervorhob.
„Ich bin ihnen sehr dankbar... ihre Güte, ich... ich hoffe, dass ich mich dafür revanchieren kann."
Nervös knetete ich meine feucht gewordenen Hände, die auf meinem Schoß ruhten.
„Schon gut, mein Kind." sie beugte sich ein wenig nach vorn, wobei ihre Brüste auf der abgenutzten Tischplatte lagen und einen intimen Blick in ihr Dekolleté gewährten.
„Doch bevor ich mehr über uns erzähle... unsere Sinnen und Trachten, möchte ich mehr über sie erfahren und nicht nur ihren Namen, sondern..."
Ihre Iriden fielen auf meinen Ehering.
„...Woher sie kommen und mit wem."
Die Blondine lehnte sich elegant zurück und überschlug ihre schlanken Beine.
Ob ich diesmal auch mit einer ausgefeilten Lüge davon kam?
Ich ersann mich an Dutch, der mir gegenüber sehr suspekt wirkte.
Auch er hatte meine Notlüge durchleuchtet, was mich letztendlich in Schwierigkeiten trieb.
Seufzend wandte ich meinen Blick von ihr und schielte links von mir zur Steinwand, an der ein Faust großes Loch klaffte.
Diesmal würde ich es mir der Wahrheit versuchen... abgesehen von der absurden Zeitreise.
Vielleicht halfen mir diese Frauen.
Allmählich begradigte ich meine Augen und sah fest in ihre, die durch die herein fallenden Sonnenstrahlen wie Juwelen funkelten.
„Ich möchte ehrlich mit ihnen sein, dass müssen sie mir glauben, aber die Situation in der ich geraten bin ist komplizierter als sie denken."
Neugierig legte sie ihren Kopf schief, wobei ihr vereinzelte Haarsträhnen ins Gesicht fielen.
„Eigentlich komme ich nicht von hier. Um genauer zu sein, bin ich schon seit langer nicht mehr sesshaft. Dennoch ist mir dieser Ort so fremd. Vor einigen Wochen, vielleicht mittlerweile sogar Monaten, nächtigte ich in einem Farmhaus einer reizenden Familie, die mir Unterschlupf gewährten."
Mein Herz klopfte und die Erinnerungen an diese furcht erregende Nacht fühlten sich so lebendig an.
„In den späten Abendstunden entschied ich einen Spaziergang zu machen, um frische Luft zuschnappen, doch da waren... Männer. Ich weiß nur, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich hier gelandet war."
Ein Tränenschleier benetze meine Augen und nahmen mir die klare Sicht.
Verbittert biss ich auf meine Unterlippe und unterdrückte ein Schluchzer, der mich beben ließ.
Ich wusste, dass meine Worte mehr kryptisch, als aufklärend waren.
Misses LeClerk atmete hörbar aus.
Glaubte sie mir?
Die Angst wieder an einem Baum gefesselt zu werden oder gar wie ein Tier in einem Käfig zu vegetieren kroch empor.
„Miss..." die Blondine streckte ihren Arm nach mir aus, als ihre Hand meinen Oberarm berührten.
„Auch ich bewahre ein grausames Schicksal, dass mir meist den Schlaf kostet."
Betrübt senkte sie ihre Augenlider.
„Das zuhören tut mir leid." wisperte ich mitleidig und schenkte ihr ein tröstendes Lächeln, dass sie kaum merklich erwiderte.
Gerade als Misses LeClerk den Mund öffnete, wurde hinter mir die knarzende Holztür aufgeschlagen, wobei ich unwillkürlich zusammenzuckte.
„Misses, entschuldigen sie die Störung, aber die Zeit drängt."
Eine schlaksige Frau in Männerrobe trat hervor, die einen besorgten Gesichtsausdruck mit sich trug.
Konfus runzelte ich meine Stirn, bevorzugte es dennoch mich aus ihren Angelegenheiten herauszuhalten.
Die Anführerin ballte ihre Hände zu Fäusten und verzog erzürnt ihr Gesicht.
„Belle, ruf die tüchtigsten Frauen zusammen, ich komme sofort nach!"
Ihre Stimme war hart und erduldete keine Widerrede.
Auch wenn sie von Schönheit und Eitel beschenkt wurde, tobte in ihr eine Fegefeuer, dass ihr dass gewisse Etwas gab.
Die angesprochene- Belle- nickte dabei fiel ihr Blick für einen Moment auf mich, den ich flüchtig erwiderte, als sie mit großen Schritten aus meinem Sichtfeld verschwand.
Es war kaum noch zu verbergen, dass die Bande auch mit Plagen zu kämpfen hatte.
Misses LeClerk rieb sich stöhnend die Schläfen, als sie sich ein gezwungenes Lächeln aufsetzte.
„Wir werden das Gespräch fortsetzen, aber nun muss ich mich wichtigeren Angelegenheiten widmen."
Verständnisvoll nickte ich mit meinen Kopf.
„Machen sie sich derweil nützlich im Camp."
fügte sie noch beiläufig hinzu, als sie auch schon aufsprang und eilig zur Tür trat.
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Zwischen uns die Zeit
FanfictionDie junge Frau, Runa, suchte in den Wüsten von Amerika den Abstand zwischen sich und ihrer Vergangenheit. Dabei fand sie Unterschlupf bei der Familie MacFarlane, die ihre Ranch seit Generationen lieblich pflegten. Tessa, eine der Töchter von dem a...