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„Abigail!" John's Gebrüll erreichte meinen Gehörgang, als meine Augen zu dem leblosen Körper rauschten.
Das durfte nicht sein.
Wimmernd schüttelte ich meinen Kopf.
Es war nicht real, dass durfte es nicht.

„Führten sie eine Beziehung?" fragte ich wissbegierig und starrte weiterhin auf das Bild.
Der Rancher schüttelte seinen Kopf: „Nein dieser Mann hatte eine Familie, nach der er suchte. Bonnie schrieb nur davon, dass sie sich in verliebt hatte, aber diese Liebe nur auf Einseitigkeit beruhte."

John war nie für Bonnie bestimmt, sondern für Abigail.
Dies wurde mir in diesem eisernen Moment bewusst.
Meine Zeitreise stand in Verbindung zu John und seiner Familie.
„Du hast sie umgebracht!" schrie John und zückte seinen Revolver.
Keuchend schellte mein Kopf zu Molly.
Eine Schusswunde klaffte in ihrer Magengrube und meine Sicht begann wieder zu verschwimmen.
Was hätte ich anders machen müssen?
Wieso stand ich in solch einer Verbindung zu ihnen?
Schwer atmend fasste ich mir an die Stirn und schloss für einen Moment meine Augen.

„John, wo warst du?" Abigail stürmte aufgebracht aus dem Haus und schlug mehrfach mit der flachen Hand auf ihren Mann ein.
„Du weiß wo ich ich war, Liebling!" beschwichtigend hob er seine Hände.

Visionen.
Schon wieder.
Es fielen urplötzlich Schüsse und die Schreie wurden lauter und ohrenbetäubender, doch ich saß noch immer dar.
Ich war nicht mehr in der Verfassung zu reagieren.
Was war meine Bestimmung?

„Und wenn schon, die Familie wird sich wohl kaum an einen John Marston erinnern." meinte Tessa auf einmal und verdrehte ihre Augen.
Beth hingegen warf ihr einen mahnenden Blick zu.
„Ich weiß, aber ich wünschte ich könnte mich bei ihm bedanken... diese ganzen Geschichten, die Bonnie schrieb." Hershel seufzte und erhob sich aus dem Holzstuhl, der laut auf knarzte.

Was hatte Bonnie über ihn geschrieben?
Mein Kopf dröhnte.
Schwermütig rappelte ich mich auf, während um mich herum Schüsse fielen.
Es musste eine Grund geben!
War ich für Bonnie verantwortlich oder für John?
Hätte ich Hershel mehr ausfragen müssen?
Der Schwindel setzte mir zu.
Schwankend trat ich einen Schritt vor.
Alles um mich herum verlangsamte sich und ein mir unbekanntes schrilles Geräusch hämmerte mir regelrecht in mein Gehörgang, als mich ein unerträglicher Schmerz zu Boden beförderte und meine Sicht in ein unendlich tiefes Schwarz getaucht wurde.

„Nennen sie mich doch Bonnie, sie Idiot."

„Ich habe einen Sohn zuhause und eine Tochter im Himmel."

„Ich habe die Bande verlassen, nachdem sie mich zurückgelassen hatte.

„Sie sind verheiratet?"

„Mein Name ist John Marston."

Das schrille piepende Geräusch zerrte mich aus meiner Bewusstlosigkeit.
Keuchend und verschwitzt riss ich meine Augen auf und saß aufrecht im Bett.
„Was ein Albtraum." ächzte ich, während all die Erinnerungen verblassten und an Bedeutung verloren hatten.
Mein Kopf schellte zu dem rot lackierten Wecker, der noch immer unaufhörlich klingelte, als ich ihn entnervt ausschaltete.
Gähnend rieb ich meine Augen, als ich mich aus dem Bett schwang und meine Füße den weichen Teppich berührten.
Noch schlaftrunken gelangte ich zu dem Kleiderschrank und warf einen Blick aus dem offenen Fenster.
Die Sonnenstrahlen erstreckten sich über die Ranch und die Windmühle rotierte knarzend.
Wohlig atmete ich die idyllische Luft ein und zückte ein blaues Sommerkleid heraus.
Für einen Moment fielen meine Iriden auf mein Verlobungsring.
Vielleicht fand ich eines Tages meinen Frieden.
Seufzend strich ich mein langes Haar zurück, als es zaghaft an der Tür klopfte.
„Ja?" rief ich und die Tür öffnete sich einen Spalt.
„Guten Morgen, ich wollte sie nicht stören, aber das Frühstück ist fertig."
Der Kopf von der jungen Beth lugte hervor, die mich schüchtern anlächelte.
„Danke, ich beeile mich." schmunzelte ich und schloss die Türen des Schrankes.

Zwischen uns die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt