Ich befand mich im mitten des unendlichen Nichts.
Nur schwärze und leere.
Kein Gedanke erreichte meinen Verstand.
Ich war im Nichts.
War ich tot?
Wer war ich?
Wo war ich?
Atmete ich überhaupt?
Ich fühlte nichts.
Keine Angst, keine Freude oder Traurigkeit.
Nur die unendliche Dunkelheit.
Die Stille umgarnte mich.
Mein Körper war mir fremd.
War ich ein Geist?Flackernd öffnete ich meine Augenlider und starrte in den blauen Himmel, der sich über mich ergab.
Vogel Gezwitscher aus der Ferne und Grashalme die sich zwischen meine Finger erstreckten.
War das, das Totenreich?
Mein Brustkorb hob- und senkte sich und mein Herz schlug.
Tat man das im Reich der Toten- Atmen?
Keine Erinnerungen erreichten meinen Verstand.
Meine Finger rekelten sich, als ich den Arm in den Himmel streckte und die warmen Strahlen der Sonne sich zwischen meinen Finger zerteilten.
Ich war wie eine leere Hülle ohne Gefühle oder Erinnerungen, aber es stimmte mich nicht melancholisch, stattdessen erfüllte mich eine Gleichgültigkeit.
Das einzige Gefühl, was ich verspürte.
Eine Windbrise hauchte über meinen splitternackten Körper, was eine Gänsehaut auslöste.
Mein Arm fiel wieder in das Gras, während meine Iriden starr zum Himmel gerichtet waren.
Ich spürte wie ein Insekt über mein Bein krabbelte.
Es kitzelte, doch ich reagierte nicht.
Mein Mund bewegte sich, während ich ein Lied summte.
War das, das einzige was mir übrig blieb?
Ein Lied?
„Oh sweet peace, never have you fallen."
Meine Stimme erklang zaghaft und der Wind trug das Lied in die Lüfte.
„Never have you fallen upon this town...."Oh sweet peace, never have you fallen.
Never have fallen upon this town.
The black crows are loaded with the call of things discarded.
The ribboned shard of battle and everything burned.
Have they forgotten we live here.
Do they think that we gave up, lay down and grew over.Ich verstummte.
Meine Augenlider fielen zu und der Klang der Natur verwöhnte meinen Gehörgang.
Über was dachte man nach, wenn man keine Gedanken hatte?
Ich war ein Mensch ohne Geist.
Hufschläge ertönten und wurden bei jedem Atemzug präsenter.
Doch ich öffnete nicht meine Augen.
Es waren nur Hufschläge.
Vielleicht war ich bereits verstorben und wartete auf mein Licht...?
All die Geräusche waren mir namentlich bekannt, aber ich selbst war mir Fremd.
Nicht einmal das Verlangen erfasste mich, herauszufinden wer ich war.
Nur die Gleichgültigkeit bescherte mich.
„Miss, leben sie noch?"
Eine raue Männerstimme erklang.
Schwang Besorgnis in ihr?
Ich schlug die Augenlider auf.
Ein Mann mit schwarzen Haar und zwei auffälligen Narben im Gesicht musterte mich.
Emotionslos erwiderte ich seinen Blick.
Nicht einmal der Drang zusprechen durchfuhr mich.
„Kann ich sie irgendwo hinbringen?"
Als er mich das fragte, hatte er seinen verwitterten Mantel ausgezogen und meinen Körper mit ihm bedeckt.
Apathisch stierte ich ihn an.
Ich fand keine Antwort darauf, denn ich wusste nicht wohin der Körper gehörte.
Er kniete sich neben mich und legte seine Hand in mein Nacken, als er mich behutsam aufsetzte.
Mein blondes Haar fiel mir ins Gesicht und bedeckten meine Brüste.
Er war nett.
Geistesabwesend schwirrten meine Iriden umher, dabei erhaschte ich einen Wegweiser, der die Innenschrift Valentine in sich eingeritzt hatte.
„Miss, was ist ihnen zugestoßen. Haben sie Familie, Freunde, Bekannte?"
Seine rau kratzige Stimme erweckte in mir ein vertrautes Gefühl.
Kannte ich diesen Mann?
Nein.
Sonst hätte er mich bereits erkannt.
Ich zuckte mit meinen Schultern und verzog nicht einmal die Miene.
Keine Empfindungen erreichten mich.
Er seufzte und rieb sich nachdenklich den Nasenrücken.
„Ich kann sie auch nicht hier lassen." murmelte er und warf seinen Kopf über seine Schulter, um nach seinem braun geschecktes Pferd zusehen, dass schnaubend den Kopf zurück warf.
Der Fremde Mann hatte Erinnerungen und Gefühle, während ich nur ein Stück Fleisch war.
Berge, unzählige Blumen und ein staubiger Trampelpfad, dass machte diesen Ort aus.
Mich machte nichts aus.
Keine Persönlichkeit.
Keine Identität.
Meine Iriden fielen auf meine Hände.
An meinem Ringfinger meiner linken Hand glimmerte ein Ring.
Ich zog meine Brauen zusammen.
Von wem war er?
„Ich nehme sie wohl erstmal mit, bis sie wieder zu Verstand kommen."
Allmählich hob ich meinen Kopf und sah in seinen bernsteinfarbenen Augen.
Er nahm seinen Mantel von meinem Körper und signalisierte mir, dass ich ihn anziehen sollte.
Zögerlich steckte ich den Arm durch den Ärmel, sowie meinen anderen.
Der Fremde sah währenddessen weg, als ich mich allmählich auf meine Beine rappelte und der Stoff bis zu meinen Fersen herab hing.
Ich knöpfte den Mantel zu und wandte mich daraufhin zu dem Mann, der mich wieder ansah.
Er legte behutsam seine Hand auf meinen Rücken und begleitete mich zu seinem Hengst, als er mich im Handumdrehen im Damensitz auf das Hinterteil des Pferdes bugsierte.***
Wieso half mir dieser Mann?
Die Frage hatte ich mich während des Ritts gestellt und fand darauf keine Antwort.
War es Mitleid?
Mitleid mit einem geistlosen Stück Fleisch.
Meine Hände lagen an seinem Körper, während die Kälte meine Beine hochkroch und mich erzittern ließ.
Verschreckte Hasen hüpften über den Trampelpfad und Hirschrufe erklangen aus dem anliegenden Wald.
Welches Jahr schrieben wir?
Ich wusste es nicht.
Nüchtern beobachtete ich das voran schreiten der Natur.
Das Rascheln von Laub, Krähen die sich auf Äste nieder ließen und Blumenköpfe die im Wind erzitterten.
Die wohltuende Luft, die meine Lungen erfüllte.
Es fühlte sich so an, als sei ich bereits schon einmal hier gewesen.
All die Dinge wirkten vertraut.
War das eine Erinnerung?
Ich begradigte meinen Blick und der Mann ritt vom Weg ab in eine Waldlichtung.
Wohin führte er mich?
Monoton musterte ich die hängenden Äste, die die Sonnenstrahlen zerstreuten.
„Wer ist da?" eine raue Männerstimme ertönte.
Mein Kopf schellte zur Seite, doch ich sah niemanden.
„John und eine verwirrte Lady." rief der Mann vor mir und das Pferd blieb stehen.
War ich eine verwirrte Lady?
Verwirrt... vielleicht traf das auf mich zu.
„Wieso bringst du eine Frau mit?" ein breitgebauter Mann in einem blauen Hemd stampfte aus seiner Deckung.
Seine ozeanblauen Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Sie lag splitterfasernackt am Wegrand und sie scheint niemanden zu haben."
Der Mann, der wohl den Namen John trug, schwang sich aus dem Sattel.
Der andere musterte mich argwöhnisch, als seine Gesichtszüge weicher wurden.
„Wie heißen sie, Miss?" fragte er mich in einem sanften Stimmfall, während seine Augen die Sonne reflektierten.
Wie hieß ich?
Ich klimperte mit meinen Wimpern und öffnete sachte meinen Mund.
„Ich... ich weiß nicht."
Es war fast schon ein flüstern.
Er runzelte seine Stirn und wechselte einen Blick mit diesem John, der nur mit den Schultern zuckte.
Der Blauäugige nickte, dabei wirkte er mitleidig.
War es so ungewöhnlich keinen Namen zu tragen?
„Sie sollten sich wohl ausruhen, Miss. Vielleicht stehen sie unter Schock."
Dieser fürsorgliche Tonfall ließ mein Herz um einen Takt schneller schlagen.
Er näherte sich mir und legte seine Hände in meine Taille, als er mich schonend hochhob.
Seine Haare, die ihm auf der Schulter lagen, berührten meine Nasenspitze und sein herber Geruch umgarnte mich.
Meine Härchen stellten sich auf und mein Körper kribbelte.
„Ich bin übrigens Arthur Morgan."
Wir standen uns nah gegenüber, während ich zu ihm herauf sah.
Seine Berührungen lösten in mir etwas aus und holten ein Stück meiner Gefühlswelt zurück.
War es nur ein alberner Zufall?
Er begleitete mich in das Camp, dass sich vor meinen geistigen Auge zusammensetzte, während John Wache hielt.
Wo war ich nur?
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Zwischen uns die Zeit
Fiksi PenggemarDie junge Frau, Runa, suchte in den Wüsten von Amerika den Abstand zwischen sich und ihrer Vergangenheit. Dabei fand sie Unterschlupf bei der Familie MacFarlane, die ihre Ranch seit Generationen lieblich pflegten. Tessa, eine der Töchter von dem a...