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Bereits die dritte mit Futter gefüllte Hand in das Wasser haltend summte Yoongi leise vor sich hin. Er genoss die sanften Berührungen der Fische an seiner Hand, wie sie ab und zu einen seiner Finger anknabberten und versuchten ihn zu essen. Er würde alles dafür geben auch, wie sie, in Wasser leben zu können. Ihre Familienmitglieder würden sicher nicht in einem Feuer umkommen. 

Die Erinnerung daran, wie er als 6 Jähriger alleine in dem Raum voller Flammen saß, ließ es ihm eiskalt den Rücken runterkriechen. Morgen war das Unglück schon 17 Jahre her und dennoch träumte der Blauhaarige Nacht für Nacht das gleiche Szenario. Von seiner Familie alleingelassen, vergessen und doch war er der einzige, welcher lebend das Gebäude verlassen hatte. Wie, war ihm bis heute noch ein Rätsel. Immer dann, wenn es interessant wurde wachte er auf. Es war, als wenn sein Unterbewusstsein ihn vor etwas schützen würde und somit die weiterführenden Erinnerungen verbarg. Oder es war doch nur die tötlche Menge an Rauch, welche er in den endlos wirkenden Minuten eingeatmet hatte. Seine Lunge hatte jedenfalls erheblichen Schaden genommen. 

Fast schon automatisch griff der Jüngere wieder in den Behälter für das Fischfutter, während er einfach nur auf den Kalender gegenüber starrte und das Datum von morgen fixierte. Freitag der 13. war wohl doch ein Unglückstag. 

"So, jetzt reicht's aber, mein Lieber." - Hoseok, welcher immer mal wieder seinen besten Freund beobachtet hatte, nahm ihm das Futter weg. - "Die Fische sollen schwimmen und nicht wie ein Ballon durch das Wasser fahren." 

"A-aber ich habe doch gar nicht so viel gefüttert. Außerdem sind sie noch gar nicht fett. Wenn dann nur süß." - leicht schmollend hatte Yoongi die Gedanken an das Unglück wieder verdrängt. Dies war das einzig Gute daran, dass es schon so lange her war. Er erinnerte sich zwar noch daran, als wäre es gestern gewesen, doch konnte er seine Gedanken leicht davon abbringen, wenn er nicht alleine war und sich wohlfühlte. Weit entfernt von Sachen, welche brennen könnten. Nicht umsonst war auch vor dem Café stricktes Rauch und Feuer verbot. 

"Das ist mir egal. Ich bin ja nur der, welcher die Scheiße von den Tieren beseitigt." - die Dose weit nach oben stellend, sodass der Kleinere sie nicht ohne fremde Hilfe erreicht könnte, grinste der Weißhaarige zu dem immer noch am Boden sitzenden Jungen herunter. - "Luke zu, wir öffnen bald." 

"Schon?" - stutzig, da er absolut nicht bemerkt hatte, wie die Zeit davongeflogen war, kletterte Yoongi unter dem Tresen hervor, schloss das Loch im Boden und richtete in der Spiegelung der Arbeitsplatte seine Haare. 

"Ja, schon. Enja sollte auch gleich kommen. Kannst du Zucker, Kaffeebohnen und Milch auffüllen? Gleich wird es wieder den Krieg um den Kaffee geben." 

"Hmmm, klar. Wenn du mir versprichst nicht dauerhaft mit Enja zu flirten? Ich willl nicht wieder die ganze Arbeit alleine machen." - Sich zu einer der Unteren Schubladen herunterbeugend nahm der Jüngere einen Stapel an Zuckerpäckchen, Kaffeebohnen und einen Stapel an speziellen Servierten heraus. Yoongi selber ging nämlich allem aus dem Weg, welches leicht Feuer fangen könnte. Es hatte Ewigkeiten gedauert, bis er sich dazu durchringen konnte ein elektrisches Gerät oder nur Strom allgemein wieder nahe zu kommen. Kerzen gingen gar nicht. Die Kaffeemaschiene war extra mit einem feuerfesten Material umhüllt, sowie in die Servierten Fäden dieses Stoffen verarbeitet wurden, sodass diese unmöglich brennen könnten. 

Hoseok hatte daran gedacht alles, was den Blauhaarigen in Panik versetzen könnte, feuerfest zu machen. Anders, als sie damals angenommen hatten, war diese Panik vor Feuer mehr als nur eine kleine harmlose Angst. Yoongi selber benutzte bei sich zu Hause weder den Herd, noch irgendeine Lichtquelle. Heizen tat er nur, wenn es, wie im Winter, nicht anders ging. Und dann aber auch nur, wenn er nicht zuhause war. Selbst in seiner Kleidung war das feuerfeste Material verarbeitet worden. 

"Ich flirte nicht." - dem Kleineren die Milch reichend verschränkte der Ältere die Arme vor der Brust. 

"Natürlich nicht." - leicht seine Augen verdrehend füllte er die Milch in das dafür vorgesehene Fach. 

"Wirklich nicht. Außerdem wäre es eh sinnlos. Sie hat ja nichtmal Interesse an mir." - unbewusst legte sich ein trauriger Schatten auf das Gesicht des Weißhaarigen. 

"Nicht? Das sah gestern noch ganz anders aus. Sie hat dich ja fast mit ihren Blicken ausgezogen." - verwirrt zog der Blauhaarige die Stirn kraus. Die beiden waren gestern doch sogar verdächtig lange im Mitarbeiterbereich verschwunden. 

"Sie wurde gestern, als du schon weg warst, von einem Mädchen abgeholt." 

"Ja und? War vielleicht ihre beste Freundin oder Schwester? Was ziehst du so ein Gesicht?" 

"Sie haben sich geküsst. Auf den Mund." - neutral starrte der Größere auf die Arbeitsplatte und konnte nur noch ein leises 'Oh' vom Jüngeren vernehmen, bevor das kleine Glöckchen über der Tür das eintreten einer Person ankündigte. 

"Guten morgen meine super süßen Jungs!" - energiegeladen lief das Mädchen auf die beiden zu, wollte sie umarmen, doch hielt kurz davor inne. - "Wow... die Stimmung ist wohl am gefrierpunkt angekommen..." - leicht verunsichert trat die Kleinste von den sonst so gut gelaunten Freunden weg. 

"Hmm, ich bin nur etwas müde." - ein Gähnen vortäuschend streckte Hoseok sich einmal. - "Kannst du mir den gefallen tun und das Close auf Open drehen, Yoongi?"

Ohne was darauf zu antworten huschte der Blauhaarige an dem Mädchen vorbei zur Tür, um dort, wie verlangt, das Schild umzudrehen. Kaum war dies getan kamen schon die ersten Kunden. Es waren die üblichen Stammkunden, welche sich ihren morgendlichen Kaffee, auf dem Weg zum Büro, holten. Die Touristen würden erst gegen 10 eintrudeln, um zu Brunchen oder schon Kuchen zu essen. 

Viele von den in Anzug gekleideten Menschen nickten dem Kleineren kurz, flüchtig zu. Einige hatten immer noch einen mitleidigen Blick aufgesetzt, andere lächelten ihn aufmunternd an. So lief das schon seit Jahren. Durch den hohen Bekanntheitsgrad seiner Familie und dem Erfolg der Firma, welche er geerbt hatte, kannte jeder Yoongi. Zumindest sagte jedem etwas sein Name und die blauen Haare, welche er schon immer gehabt hatte. Diese Art von Blicken, welche er bekam, nahmen um Valentienstag und dem Todestag seiner Familie zu. Doch konnte er sich nicht erschließen, was die Menschen damit bezwecken wollten. 

"Yoongi!" - Von hinten legten sich Arme um ihn und er wurde an eine kalte Brust gedrückt. - "Wie geht es dir?" 

"Weeeeehh Taeeee, du bist nass und kalt." - angewidert verzog er das Gesicht.

"Oh Verzeihung, meine Prinzessin." - schelmisch grinsend ließ der etwas Ältere von Yoongi ab und drehte ihn mit Schwung um. - "Doch jetzt will ich wissen, wie es dir geht!" 

"Hmm, den Umständen entsprechend?" 

"Pffft, immer dieser Ärzte-Satz. Du studierst das nicht, du darfst das nicht benutzten." 

"Aber du?" 

"Klar, ich studiere Medizin. Und es ist verdammt anstrengend, also darf ich das benutzen." - überzeugt stemmte der ungefähr gleich große seine Hände in die Hüften. 

"Naja, ehrlich gesagt bist du selber schuld. Du hättest auch was anderes wählen können." 

"Nein, du willst mir ja kein Geld geben." 

"Ich bin nun mal kein Esel, der Gold scheißt. Aber sollte ich einen finden schenke ich ihn dir." - ernst legte Yoongi eine Hand auf die Schulter des Braunhaarigen, welcher sich das Lachen verkniff. 

"Ich nehme dich beim Wort. Doch solange muss ich mich noch anstrengen. Machst du mir einen Kaffee? Ansonsten kann ich die Uni heute nicht überleben." - theatralisch legte Taemin sich eine Hand an die Stirn und tat so als ob er jeden Moment umfallen würde. 

"Ahh mein armes Baby." - neckend kniff Yoongi dem Älteren in die Wange. - "Hoseok! Taemin ist da! Wenn du ihn noch mal sprechen willst, dann jetzt ansonsten musst du hoffen, dass er uns in der Uni nicht wegstirbt!" 

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Mein Taemin-Baby 🤧🥺❤

𝙋𝙮𝙧𝙤𝙥𝙝𝙤𝙗𝙞𝙚 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt